Exposition von Säuglingen gegenüber estergebundenem 2- und 3-Monochlorprpandiol und Glycidol : Analysenmethoden und aktuelle Gehalte in Humanmilch und Säuglingsmilchnahrung

Fettsäureester von 3-Monolchlorpropandiol (3-MCPD), 2-MCPD und Glycidol entstehen während der Fettraffination und zählen zu den Prozesskontaminanten. Nicht-gestillte Säuglinge sind besonders hoch exponiert, da raffinierte Speisefette in industriell hergestellter Säuglingsmilchnahrung (SMN) enthalten sind. Die abgeschätzte Exposition lag initial deutlich höher als die Menge, die toxikologisch als unbedenklich anzusehen ist. Ausgehend von den hohen Anforderungen an analytische Methoden für gebundenes 3-MCPD, 2-MCPD und Glycidol war es Ziel dieser Arbeit, die aktuelle Belastung von industriell hergestellter SMN zu untersuchen. Hierfür wurden verschiedene Analysenverfahren getestet. Zudem wurde eine sensitive Analysenmethode für den Nachweis von gebundenem MCPD in Milch entwickelt, da 2008 von einer tschechischen Forschergruppe überraschenderweise in 12 von 14 Humanmilchproben gebundenes 3-MCPD nachgewiesen wurde. In allen 70 untersuchten SMN konnte gebundenes MCPD und Glycidol nachgewiesen werden. Für die mittlere Belastung mit gebundenem 3-MCPD errechnet sich in den ersten Lebensmonaten eine mittlere tägliche Aufnahme von 2,5 µg/kg KG, die nur noch gering über der tolerablen täglichen Aufnahmemenge von 2 µg/kg KG liegt. Für gebundenes Glycidol errechnet sich eine durchschnittliche Belastung von 2,1 µg/kg KG; der entsprechende Margin of Exposure für dieses gentoxische Kanzerogen liegt damit deutlich unterhalb des mindestens anzustrebenden Wertes. In Humanmilchproben von 24 Frauen konnte kein gebundenes MCPD nachgewiesen werden. Die Ursache dieser Diskrepanz zu den Ergebnissen aus Tschechien ist unbekannt, verschiedene Möglichkeiten werden diskutiert. Hiermit ist es erstmals gelungen, die aktuelle Exposition von Säuglingen in Deutschland gegenüber den drei Kontaminanten aussagekräftig zu beschreiben. Insbesondere bei gebundenem Glycidol sind weitere Austreibungen der Industrie erforderlich, die Gehalte deutlich abzusenken.

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