Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei akutgeriatrischen Patienten

Der mit dem Alter deutlich zunehmende Medikamentenverbrauch und das damit verbundene Risiko für unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW), steht im Kontrast zu einem nach wie vor bestehenden Informationsdefizit bezüglich der Arzneimitteltherapiesicherheit bei hochaltrigen, multimorbiden Patienten. Mithilfe einer retrospektiven Analyse der Krankenakten aller Patienten der Klinik für Geriatrie am UKJ aus dem Zeitraum 1/2008 bis 3/2009, erfolgte eine systematische Aufarbeitung der dort dokumentierten UAW. Insgesamt konnte in 124 der 725 Fälle das Auftreten mindestens einer UAW ermittelt werden. Über 70 % der UAW-Patienten erhielten eine Dauermedikation von mehr als fünf Medikamenten. Insbesondere durch die Reduktion von Antihypertensiva und Diuretika war die Anzahl der Medikamentenanwendungen pro Patient zum Entlassungszeitpunkt leicht rückläufig. Protonenpumpenhemmer bildeten die am häufigsten verordnete Wirkstoffgruppe (n = 78). Iatrogene Hypotonien (n = 27) und CDAD (Clostridium difficile assoziierte Diarrhoen) (n = 26) – in Verbindung mit Exsikkose, Elektrolyt- und Nierenfunktionsstörungen - waren die häufigsten UAW. Für Diarrhoen wurde eine deutliche Verlängerung der Krankenhausverweildauer nachgewiesen (32 vs. 22 Tage). Allen Infektionen mit Clostridium difficile ging eine Breitspektrum-Antibiose voraus, mit einem tendenziell erhöhten Risiko bei Fluorchinolonen. Blutungen unter Vitamin-K-Antagonisten waren die häufigste Ursache (n = 9) für eine UAW-bedingte Hospitalisierung (n= 18). Mit einer Inzidenz von 17 % war die hier untersuchte Patientenpopulation häufig von UAW betroffen, wobei in der Regel ein Spektrum von gut untersuchten Arzneimitteln verantwortlich gemacht werden musste. Die hier dargestellten Ergebnisse sowie der hohe Anteil von Stürzen in der UAW-Population (43 %) geben Anlass zur kritischeren Überprüfung der antihypertensiven Therapie bei geriatrischen Patienten.

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