Propheten der Expansion : ideologische Grundlagen des amerikanischen Imperialismus zwischen Bürgerkrieg und Erstem Weltkrieg

Vorliegende Dissertation untersucht verschiedene Ideologien und gesellschaftliche Paradigmen, die den raschen Veränderungen des amerikanischen Selbstverständnisses hinsichtlich ihrer Rolle in der Welt an der Schwelle zum 20. Jahrhundert zugrundeliegen. Sie versteht sich damit als Beitrag zur Frage über Ursachen und Bedeutung des Phänomens, das als „amerikanischer Imperialismus“ nach Beendigung des Bürgerkrieges den historiographischen Diskurs seit Jahrzehnten prägt. Die Arbeit vertritt die These, dass eine so weitreichende Neudefinition der Außen-, Sicherheits- und Kolonialpolitik nicht allein das Ergebnis kurzfristiger wirtschaftlicher oder strategischer Interessen-politik sein kann, sondern gerade in politischen Kulturen mit demokratischer Willensbildung und ausgeprägter partizipatorischer Tradition eines gesamtgesellschaftlichen Konsensus bedarf, der sich nur vor dem Hintergrund tief verankerter weltanschaulicher Denkmuster und Paradigmen verstehen lässt. Dies gilt für die Amerikaner in besonderem Maße, bestimmt sich doch ihre nationale Identität zu einem großen Teil aus ihrem Verständnis über ihre Rolle in der Welt. Am Beispiel einflussreicher Philosophen, Wissenschaftler und Publizisten wie Frederick J. Turner, Josiah Strong, William Burgess, John Fiske und anderen werden die verschiedenen ideologischen Versatzstücke analysiert, in ihren historischen Wurzeln erfasst, und auf ihre Wirksamkeit hinsicht¬lich eines expansionistischen und imperialistischen Konsens untersucht. Breiten Raum nimmt schließlich der Nachweis ein, auf welchen Kanälen die gebündelte imperialistische Ideologie in die Gesellschaft transportiert worden ist, wie sie den politischen Diskurs dominiert hat und schließlich in konkretes politisches Entscheidungshandeln eingemündet ist. Diese Dissertation bezieht damit Stellung zugunsten eines in der historischen Forschung oft als unmodern verworfenen Ansatzes der „Ideengeschichte“; eines Ansatzes, der in der Untersuchung der amerikanischen Außenpolitik zwischen Bürgerkrieg und Erstem Weltkrieg bislang nur eine untergeordnete Rolle gespielt hat, jedoch gerade hier besondere Erkenntnisse ans Tageslicht zu fördern vermag.

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