Die klinische Bedeutung der hepatischen Indocyaningrün-Exkretion zur Beurteilung der hepatozellulären Dysfunktion bei Patienten nach Lebertransplantation : eine prospektive observative Studie

Die Lebertransplantation (LTX) ist für einige Lebererkrankungen die einzige kurative Behandlungsmöglichkeit und eine optimale postoperative Behandlung ist essentiell. Hierfür braucht es auch gute und schnelle Diagnostika. Die Bestimmung der Plasmaverschwinderate von Indocyaningrün (PDRICG) wird dafür genutzt. Trotz vielfach positiver Evaluierung gibt es Hinweise auf Limitationen der PDRICG. Es wurden 46 Patienten untersucht. Ihnen wurde 12 Stunden nach LTX die PDRICG bestimmt und über die platzierte T-Drainage fraktioniert Galleflüssigkeit aufgefangen und später auf die ICG-Konzentration untersucht. Des Weiteren wurden verschiedene Labor- und Vitalparameter sowie intensivmedizinische Scores ausgewertet. Im 90-Tage-Nachbeobachtungszeitraum verstarben 5 Patienten, bei 8 kam es zu einem Transplantatverlust bzw. Patientenversterben. Die PDRICG unterschied sich nicht in den Gruppen. Dagegen hatten Patienten mit schlechtem Outcome signifikant niedrigere biliäre ICG-Spitzenkonzentrationen (90-Tage-Überleben vs. Versterben: 268,1 ± 212,17 ng/μl vs. 55,2 ± 72,82 ng/μl; p=0,038) und der Quotient von biliärem Bilirubin zu Serumbilirubin war signifikant niedriger, die intensivmedizinische Scores (APACHE II-Score, SOFA-Score, SAPS II) waren erhöht. Die ROC-Analyse zeigte für die ICG-Spitzenkonzentration (AUC 0,785), der Quotient von biliärem Bilirubin/Serumbilirubin (AUC 0,836) und die intensivmedizinischen Scores gute Werte hinsichtlich Prognoseeinschätzung, die PDRICG erwies sich als nicht geeignet (AUC 0,580). Es zeigte sich also eine gestörte Exkretion von ICG in die Galle bei teilweise ungestörter Extraktion aus dem Plasma. Die im Rahmen eines Ischämie-Reperfusionsschadens auftretenden Zytokin-getriggerten pathophysiologischen Veränderungen könnten einerseits durch die Störung des zellulären Energiestoffwechsels isoliert den ATP-verbrauchenden Prozess der ICG-Sekretion in die Galle beeinträchtigen, andererseits könnten die laborexperimentell gezeigten differenzierten Expressionsveränderungen der Lebertransportproteine sowie strukturelle Veränderungen der kanalikulären Membran diese Ergebnisse erklären. Den Ergebnissen dieser Arbeit zufolge sollten also auch normale oder gering reduzierte PDRICG-Werte kritisch im klinischen Kontext betrachtet werden, um eine eventuell bereits bestehende Leberfunktionsstörung nicht zu unterschätzen.

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