Gestaltpsychologie in der Nervenheilkunde : eine ideengeschichtliche Untersuchung anhand der Schriften Klaus Conrads

Die vorliegende Arbeit thematisiert exemplarisch die Einflüsse verschiedener unter dem Begriff Gestaltpsychologie zusammengefasster Strömungen auf die Neuropsychologie und Psychopathologie. Sie geht dabei aus von den Schriften des Psychiaters und Neurologen Klaus Conrad (1905--1961) zu Aphasie und Psychosen. Conrad rezipierte hierfür die Denkweise und die Ergebnisse der damals an den Universitäten gerade noch aktuellen Gestaltpsychologie. Dabei berief er sich nicht nur auf die berühmte Berliner Schule der Gestaltpsychologie, sondern auch auf die sogenannte Leipziger Ganzheitspsychologie und die neurologisch fundierte Gestaltkreistheorie Viktor von Weizsäckers. Es ließ sich somit aus dem Studium der Schriften Conrads ein Zugang zu weiterreichenden ideengeschichtlichen Entwicklungen gewinnen, welche nun rückblickend anhand der Problemstellungen Conrads nachvollzogen werden. Die Kritik an den Lokalisationslehren der klassischen Hirnpathologie wird hier durch Vergleich der Lokalisationskritiker Sigmund Freud, Kurt Goldstein und Klaus Conrad mit den Vertretern der lokalisatorischen Richtung Carl Wernicke, Ludwig Lichtheim und Kurt Kleist erarbeitet. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Frage, wie die einzelnen pathologischen Phänomene durch gestaltpsychologische Begrifflichkeiten näher charakterisiert wurden. Dabei werden diese Begrifflichkeiten bis auf ihre Ursprünge zurückverfolgt und es werden Möglichkeiten und Grenzen aufgezeigt, welche bereits in dem aus der philosophischen Phänomenologie entlehnten Grundansatz begründet liegen: der Fragestellung nach der subjektiven Gegebenheitsweise eines Phänomens.

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