Vergleichende Fourier-Analyse von Bildkategorien mit hohem und niedrigem künstlerischen Anspruch

Das Forschungsgebiet der Neuroästhetik untersucht jene zerebralen Prozesse, die der ästhetischen Erfahrung zugrunde liegen, sowie jene Sinnesreize, durch welche diese evoziert wird. In der vorliegenden Arbeit wurde der Versuch unternommen, mittels Fourier-Analyse die strukturalen Eigenschaften von Schriftsystemen zu identifizieren, die für das menschliche Gehirn ‚interessant‘ bzw. im ästhetischen Sinne ‚fremd‘ erscheinen. Frühere Studien (Redies et al, 2007a,b) haben gezeigt, dass sich das Fourier-Spektrum von Kunstbildern und anderen Bildkategorien mit ästhetischem Anspruch unabhängig von ihrem kulturellen oder zeitlichen Kontext durch Fraktalität und Isotropie auszeichnet. Dieses Ergebnis gab den Anstoß, Schriftkategorien mit unterschiedlichen ästhetischen Ansprüchen derselben Analyse zu unterziehen und zu erforschen, ob auch Schrift unabhängig von kulturellen und zeitlichen Einflüssen eine skalierungsinvariante Komposition und eine isotrope Signalverteilung im Fourier-Raum aufweist. Die Ergebnisse der Experimente ergeben, dass die Parameter der Isotropie und die Steigungsdifferenz des Signals im Fourier-Raum mit dem künstlerischen Anspruch der jeweiligen Bildkategorie korrelieren. Der kulturelle und zeitliche Kontext der Schrift- und Kunstbilder zeigte keinen Einfluss auf das Ergebnis. Für alltägliche Druckschrift ohne künstlerischen Anspruch konnten keine skalierungs-invarianten Strukturen nachgewiesen werden. Somit leistet die vorliegende Arbeit einen Beitrag zur Erforschung jener visuellen Stimuli, die im Betrachter eine ästhetische Erfahrung auslösen können. Die Erlangung tieferer Einblicke in die neuropsychologischen Prozesse der ästhetischen Erfahrung bleibt zukünftigen Studien vorbehalten.

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