Infektionen des Menschen mit enterohämorrhagischen E. coli Bakterien (EHEC) : eine Untersuchung zur Korrelation klinischer Symptomatik und Erregerspektren

Aus dem Einzugsbereich eines niedergelassenen Labors (Sentinel-Labor) wurden von 1997 – 2002 alle sporadisch aufgetretenen EHEC-Fälle erfasst. Insgesamt wurden 190 Einzelfälle betrachtet, nach mikrobiologischen und epidemiologischen Gesichtspunkten aus der Datenbank des NRZ sortiert und davon 130 Patienten für diese Arbeit ausgewählt. Diese Patienten stammen aus 50 verschiedenen Arztpraxen, die vorwiegend mit Kinderärzten und Allgemeinmedizinern besetzt waren. Für alle 130 Patienten wurden Fragebögen an die betreffenden Arztpraxen verschickt, um in größerem Umfang detailliert klinische Parameter zu erhalten, die nachfolgend mit dem ätiologischen Erregerspektrum enterohämorrhagischer E. coli korreliert werden konnten. Insgesamt kamen in 81 Fällen ausgefüllte Fragebogen zurück, von denen 59 auswertbare und mit den ätiologischen Agenzien korrelierbare Daten enthielten. Es wurden die Parameter: geographische Verteilung des Patientengutes, Alter, Geschlecht, behandelnde Ärzte, Krankheitsdauer, Krankenhausaufenthalt, Fieber, Durchfall mit oder ohne Blut (breiig oder wässrig), Erbrechen, Beeinträchtigung des Allgemeinzustandes, Flüssigkeitsverlust, Bauchschmerzen, Auftreten lebensbedrohlicher postinfektiöser Syndrome und die Anwendung von Antibiotika erfasst und in Korrelation zu den Serovaren und deren Pathogenitätseigenschaften ausgewertet. Aus diesen Daten ließ sich zeigen, dass ein breites Spektrum von Erregertypen ein breites Spektrum von Krankheitssymptomen erzeugt und dass eine eindeutige Korrelation von Erregerspektren und Krankheitssymptomen nicht gegeben ist. So beinhaltet das Patientengut z. B. 6 lebensbedrohliche postinfektiöse Syndrome (HUS bzw. inkomplettes HUS), die durch die EHEC-Serovare O157:H7, O55:H7, O103:H2, O26:H11, Ont:H- bedingt waren. Außerdem wird unterstrichen, dass der weltweit dominante EHEC-Serovar O157:H7 im untersuchten Patientengut nicht wesentlich im Vordergrund steht. Von besonderer Bedeutung war die Feststellung, dass auch Erreger mit einem „schmalen“ Virulenzmuster schwerwiegende Infektionen auslösen können und zu einem erheblich beeinträchtigten Allgemeinzustand, wässrigen Durchfällen mit oder ohne Blut, zu Erbrechen, Fieber, Bauchschmerzen etc. führen können. Man kann vermuten, dass weitere Pathogenitätsfaktoren bei diesen Erregern vorliegen müssen oder das stx allein ausreicht, um eine schwere Erkrankung auszulösen. Daraus kann geschlussfolgert werden, dass gegenwärtig jeder Stx-positive Untersuchungsbefund klinisch ernst zu nehmen und zu beachten ist. Das trifft nicht nur auf Patienten im Kindesalter, sondern auch auf Erwachsene zu. Deshalb muss für den klinischen Alltag eine etablierte EHEC-Nachweis-Methode zur Verfügung stehen, um möglicherweise durch frühe Kenntnis stx-positiver Stuhlbefunde die Anwendung notwendiger Antibiotika zu überdenken und damit möglicherweise das Auftreten postinfektiöser lebensbedrohlicher Syndrome abwenden oder minimieren zu können.

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