Persönlichkeit and Therapieerfolg : Persönlichkeitsmerkmale und der Erfolg stationärer Verhaltenstherapie bei Agoraphobie und Panikstörung

Hintergrund: Angststörungen nehmen trotz moderner Psychotherapie in vielen Fällen einen chronischen Verlauf. Bisher ist unklar, welche Rolle dabei angstassoziierte Persönlichkeitsmerkmale wie Neurotizismus oder Schadensvermeidung spielen. Fragestellung: Besitzen Persönlichkeitsmerkmale einen Vorhersagewert für das kurz- und langfristige Behandlungsergebnis? Methoden: In zwei klinischen Verlaufsstudien wurden insgesamt 264 Patienten mit Panikstörung und/oder Agoraphobie vor und nach einer stationären Behandlung untersucht. Das Therapieprogramm umfaßte intensive kognitive Verhaltenstherapie und teilweise auch Pharmakotherapie. Die Symptomatik wurde mittels klinischer Selbst- und Fremdbeurteilungsverfahren erfaßt, Persönlichkeitsmerkmale mit dem NEO-Fünf-Faktoren-Inventar (NEO-FFI) und dem Temperament- und Charakter-Inventar (TCI). In einer Katamnese-Studie konnten 93 Patienten 1 - 5 Jahre nach Therapie untersucht werden. Ergebnisse: Das stationäre Behandlungsprogramm erwies sich kurz- und langfristig als hoch effektiv. Nach der Therapie hatten ca. 75% der Patienten keine oder nur leichte Angstsymptome, bei der Nachuntersuchung ca. 68%. Persönlichkeitsmerkmale der Patienten unterschieden sich signifikant vom Bevölkerungsdurchschnitt. Sie besaßen aber nur einen sehr geringen Vorhersagewert für Behandlungserfolg und langfristigen Verlauf. Schlußfolgerung: Angstassoziierte Persönlichkeitsmerkmale wie Neurotizismus und Schadensvermeidung prädizieren den Verlauf bei Agoraphobie und Panikstörung nicht. Eher scheinen protektive Persönlichkeitseigenschaften wie Selbstlenkungsfähigkeit eine Rolle zu spielen.

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