Veränderungen des zahnmedizinischen Behandlungsspektrums von 1990 bis 2000 : eine retrospektive Abrechnungsdatenanalyse von 1363 Krankenblättern einer Thüringer Zahnarztpraxis unter dem Einfluss der Sozialgesetzgebung

Mundgesundheitszustand sowie Gesundheitsverhalten einer definierten Patientengruppe wurden unter dem Einfluss der Sozialgesetzgebung mittels retrospektiver Krankenblattanalyse (1991-2000) und Erhebung des DMF/S-Indexes im Jahr 2001 analysiert. Anhand der von 1363 Patienten entnommenen und statistisch ausgewerteten Daten zu Abrechnungspositionen wurden Aussagen zum Wandel konservierender, chirurgischer und prothetischer Therapiemaßnahmen getroffen sowie das Verhalten im "Bonusverfahren" untersucht. Das Bonussystem als Anreiz zur Erhaltung einer guten Mundgesundheit greift offenbar noch nicht ausreichend, denn eine regelmäßige jährliche Vorsorgeuntersuchung über zehn Jahre nahm nur rund ein Drittel (35,88 %) aller Patienten in Anspruch, dabei gab es zwischen gesetzlich Versicherten (36,09 %) und Privatversicherten (29,78 %) keine gravierenden Unterschiede, Frauen (39,28 %) wiesen ein signifikant höheres Vorsorgebewusstsein als Männer (31,26 %) auf. Positiv ist in der Gruppe der 12jährigen der DMF/T- Index von 1,3 zu werten, während in der Erwachsenengruppe (Anteil der Zahnlosen von 35 % bei den 66-75jährigen) das WHO- Ziel für das Jahr 2000 nicht erreicht wurde. Im Untersuchungs-zeitraum 1991-2000 waren konservierende und chirurgische Therapie-maßnahmen pro Fall rückläufig, dreiflächige Füllungen stiegen anteilig an der Gesamtfüllungszahl, Wurzelkanalbehandlungen im Seitenzahngebiet standen im Vordergrund der endodontischen Maßnahmen. Beitragsentlastung-sgesetz und 2. GKV- Neuordnungsgesetz führten zu vorübergehendem signifikanten Ansteigen zahnerhaltender Therapiemaßnahmen 1997 und 1998. Die Durchführung prothetischer Therapiemaßnahmen wurde durch die Sozialgesetzgebung im Untersuchungszeitraum besonders stark beeinflusst, eine signifikante Zunahme der Anfertigung von Zahnersatz pro Fall als Ankündigungseffekt des Gesundheitsstrukturgesetzes und des 2. GKV- Neuordnungsgesetzes war zu verzeichnen, der mit Inkrafttreten der Gesetze ein signifikanter Rückgang folgte. Die Ergebnisse weisen eindeutig den Einfluss gesetzlicher Regelungen im Krankenversicherungssystem auf Behandlungs-wünsche der Patienten und Leistungserbringung durch die Zahnärzte nach.

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