Abhängigkeit der optischen Aberrationen höherer Ordnung von Augenerkrankungen und vom besten korrigierten Visus anhand der Wellenfrontanalyse des menschlichen Auges

Wir haben in unserer Screening-Studie an Patienten der ambulanten Abteilung der Klinik für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Jena zeigen können, dass die Messungder Wellenfrontaberrationen mit dem Wavefront Analyzer einfach, schnell undreproduzierbar durchzuführen ist. Es istmöglich, unter mesopischen Bedingungen und beiunbeeinflusster Pupille die meisten Augen innerhalbweniger Sekunden zu vermessen. Ausnahmen sind Augen, deren Refraktion wie beispielsweise beieiner Aphakie außerhalb des Messbereiches des Gerätes liegt, oder Augen, deren lichtbrechende Medien wie z. B. beifortgeschrittener Katarakteine starkerhöhte Opazität aufweisen. Schwierigkeiten treten bei Patienten auf, die ihre Augen z. B. aufgrundeines Nystagmus nicht ruhighalten können;Probleme bereitetauchdie Messungjunger Probanden (hauptsächlich hyperope Menschen), die dazu neigen, während der Messung zu akkommodieren. Eine weitere Limitation stellt die unzureichende Pupillenweitung vor allem älterer Patienten dar. Jedoch konnten wir bei fastallen Patienten und Probanden eine Pupillengröße von mindestens 3mm erreichen. In weiterführenden Untersuchungen sollten die Genauigkeitund Reproduzierbarkeit der Messungen nocheinmalexplizit überprüftwerden. Die Genauigkeit der Messung von Sphäre, Zylinder undAchse mit dem Wavefront Analyzer undderen Vergleichmit anderen Formen der objektiven bzw. mit der subjektiven Refraktion ist in der Promotionsarbeitvon Sandra Müller aus unserer Arbeitsgruppe bereits näher betrachtetworden. Ebenso wird die Veränderlichkeit der Aberrationen bei Messungen, die zeitlich um Stunden bis Wochen versetztsind, untersucht, sowie die Frage geklärt, inwieweit verschiedene Mydriatika die Messergebnisse beeinflussen. Eine weitere interessante Fragestellung wäre der Vergleich der Messwerte mittels WASCAmit Geräten, die beispielsweise aufdem Prinzipdes Tscherning-Aberrometers basieren. An 253 Augen von insgesamt 128 Studienteilnehmern konnten einige Ergebnisse aus der Literatur bestätigtwerden, so zum Beispiel die breite interindividuelle Streuung der Werte der einzelnen Zernike-Koeffizienten. Auchunsere RMS-Werte entsprachen im Wesentlichen denen in verschiedenen Studien. Beim Vergleich der Aberrationen zwischen linkem und rechtem Auge von gesunden Probanden zeigten auch wir die hohe Korrelation einiger Zernike-Koeffizienten miteinander. Die Analyse der Wellenfrontaberrationen für Augen mitverschiedenen Erkrankungen ist bisher in der Literatur auf wenige Betrachtungen beschränkt geblieben. Hier bestätigtunsere Arbeitwiederum etliche Ergebnisse. So fanden wir, dass sich die RMS-Werte bei Augen mit Kataraktsignifikantvon denen gesunder Augen unterscheiden und dass der Astigmatismus bei0Æ bzw. 90Æ beiAugen mit IOLsignifikant höher ist als bei gesunden Augen. Auch die sphärische Aberration Z40ist bei Augen nach Katarakt-Operation höher als bei gesunden Kontrollen. Bei den übrigen von uns ausgewerteten Krankheitsgruppen gibtunsere Studie Anstöße zu weiteren Untersuchungen. So wäre es beispielsweise interessant, die Unterschiede der Wellenfronten zwischen Augen mit Multifokallinsen bzw. anderen Intraokularlinsen zu analysieren. Einflüsse der Aberrationen höherer Ordnungaufden besten korrigierten Visus sindallein schon aufgrund der direkten Beziehungzur Anwendbarkeit der Wellenfrontanalyse für die wellenfrontgesteuerte refraktive Chirurgie bereits von mehreren Autoren betrachtet worden. Hier bestehen sicherlichdie meisten Ansatzpunkte, um die von uns durchgeführte Screening-Studie auszubauen. Ein erster Schritt in diese Richtungwäre, von augengesunden Probanden den mesopischen Visus zu bestimmen und diesen mit den Aberrationen beieiner entsprechend hohen Pupillengröße zu korrelieren.

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