Hamburg schaut nach Tel Aviv : News Bias und Israelkritik in der Nahost-Berichterstattung der Tagesschau : eine Inhaltsanalyse aus kommunikationswissenschaftlicher und linguistischer Perspektive

Die Studie ermittelt, inwiefern Antisemitismus und Antiisraelismus in einem deutschen Meinungsführermedium Platz finden, und wie über eine einseitige Israelkritik das öffentliche Antisemitismusverbot (Kommunikationslatenz) umgangen wird. In dieser empirischen Fragestellung verbinden sich Annahmen der News Bias Theory mit Ansätzen zu sprachlicher Diskriminierung sowie Verbalem Antisemitismus, die zugleich für die Antisemitismusforschung und die breite Debatte um eine legitime Israelkritik relevant sind. Auf Textebene wird die Berichterstattung der Tagesschau zu Israel und dem israelisch-palästinensischen Konflikt von August 2005 bis April 2006 umfassend abgebildet und auf explizite und implizite sprachliche Diskriminierungen sowie Einseitigkeiten untersucht. Die in bisherigen Studien nicht berücksichtigten impliziten Stereotype und antiisraelischen Tendenzen (wie z.B. die Konzeptualisierung Israels als alleiniger Aggressor) werden in einer empirischen Inhaltsanalyse entsprechend operationalisiert und quantitativ erhoben. Die Untersuchung schlägt damit eine Brücke zwischen qualitativen Beschreibungsmethoden der Linguistik und quantitativen, kategoriengeleiteten Methoden der Kommunikationswissenschaft. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass die Berichterstattung der Tagesschau (in Relation zu offen antisemitischen Medien) erwartungsgemäß vorbildlich und keinesfalls antisemitisch ist, aber vereinzelt einen antiisraelischen Negativtrend in der Zuschauermeinung und damit im Alltagsdiskurs fördert.

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