Positivité dêtre et négativité de non-être dans loeuvre de Paul Tillich

Durch eine eigene Lektüre von Tillichs Werk will die vorliegende Arbeit zeigen, inwiefern Tillich zufolge das Sein jenes Prinzip der Positivität ist, das das Sein affirmiert, und inwiefern das Nicht-Sein jenes Prinzip der Negativität ist, das das Sein negiert, mithin auf Grundlage der Selbstaffirmation des Seins. Wir werden zeigen, dass die Positivität (Sein) und die Negativität (Nicht-Sein) das Gerüst ausmachen, auf dem das gesamte System von Tillichs Denken begründet ist, weil sie dessen idealistische Voraussetzungen bilden. Obwohl diese nicht en détail den Schwerpunkt der Arbeiten Tillichs ausmachen, sind sie hierin indirekt immer präsent. Das Hauptziel dieser Arbeit ist also, zu zeigen, dass die Dialektik der Positivität des Seins und der Negativität des Nicht-Seins implizit beinahe überall in Tillichs Werk figuriert und unsere Aufgabe liegt darin, diese zu erläutern, wann immer es angebracht erscheint. Unsere Arbeit wird mittels unserer Lektüre und Analyse zeigen, wo Positivität und Negativität im Gesamtwerk Tillichs verwurzelt sind, auch, wo sie nicht ausschließlich mit den Konzepten von Sein und Nicht-Sein verbunden sind, sondern auch mit sämtlichen anderen Themen, die in Tillichs Denken systematisch entwickelt werden. Die Wahl dieses Forschungsgegenstandes rechtfertigt sich dadurch, dass Positivität und Negativität in ihrer Dialektik eines der großen und vieldiskutierten Themen des deutschen Idealismus widerspiegeln, zu dessen treusten und ergebensten Erben Tillich zählt. Die Grenzesstellung, die Tillich dabei einnimmt, favorisiert eine solche dialektische Lektüre zwischen der Positivität des Seins und der Negativität des Nicht-Seins, welche sich im Gesamtwerk Tillichs verstreut finden lassen, und die einen der wesentlichen Grundsteine bilden, auf denen sein Denken fußt. All dies soll im Zuge der Arbeit gezeigt werden und die Vorgehensweise sowie das Fortschreiten der Arbeit bestimmen. Ich werde ebenfalls versuchen zu zeigen, dass ich der von Werner Schüssler begründeten Rezeptionslinie folge, für den Tillichs Theologie wie Philosophie eine deutliche Orientierung in Richtung der Ontologie aufweisen, im Unterschied zu den Interpretationen von Ulrich Barth, Christian Danz und Class Cordemann, die hingegen eine der Sinntheorie zuzuordnenden Lesart bevorzugen. Ich werde daher versuchen, aus dieser Perspektive zu zeigen, dass – obwohl der amerikanische Tillich ontologischer ist als der deutsche – er dennoch ein stetig wachsendes Interesse für die Ontologie behielt, ein Interesse, das sich mit der Frage des Seins und des Nicht-Seins und ihrem dialektischen Verhältnis von Positivität und Negativität befasst. Eines der wichtigsten Ziele der Arbeit ist es, zu zeigen, dass das Denken Tillichs – trotz der Unterscheidung in zwei zeitliche Phasen, die deutsche und die amerikanische – weiterhin dem deutschen Idealismus verpflichtet bleibt, dass es sich ebenso mit der Religionsphilosophie und mit der Kulturtheologie (deutsche Phase) wie mit der Ontologie (amerikanische Phase) befasst. Die deutsche Phase ist nicht weniger ontologisch als die amerikanische, ebenso wie die letztere nicht weniger idealistisch ist als die erstere. Das Sein und das Nicht-Sein sind zwangsläufig zwei ontologische Konzepte, aber sie sind zugleich in vielerlei Hinsicht dialektische idealistische Konzepte. Sicherlich gilt es, den Unterschied zwischen der deutschen und der amerikanischen Phase deutlich zu machen, doch sollte unseres Erachtens dieser Unterschied eher als Distinktion denn als Bruch verstanden werden. Wir haben uns in der vorliegenden Arbeit auf diese Distinktion gestützt, um die Beziehung und die Kontinuität der beiden Phasen untereinander nachzuzeichnen. Es wäre daher nicht vollkommen richtig anzunehmen, Tillich sei von einer deutschen, idealistischen Phase in eine amerikanische, ontologische Phase übergegangen. Die Grenzen einer solchen Annahme erklären sich, je näher wir dem Ende unserer Analyse nahe rücken und zeigen, dass das ontologische Konzept des Seins einer Art Essenzialismus (negative Philosophie) ähnelt, während das ontologische Konzept des Nicht-Seins einem Existenzialismus (positive Philosophie) ähnelt, beide Schelling’schen Ursprungs. Was es außerdem Interessantes über meine Forschung festzuhalten gilt, ist, dass sie von einem arabischen, katholischen Libanesen angefertigt wurde, der aus einem frankophonen kulturellen Umfeld stammt und einer Ostkirche, der maronitischen, angehört, während sie sich mit einem protestantischen Autor aus deutsch- und englischsprachiger kultureller Prägung, befasst, der der lutherischen Kirche angehörte und seit 1933 in den Vereinigten Staaten von Amerika gelebt hat. Die Forschungsleistung an sich schreibt sich in den heutigen sogenannten interkonfessionellen und interkulturellen Dialog ein, durch den die Barrieren zwischen den Sprachen, Ländern und Kulturen verschwimmen und in dem alle verschiedenen Kulturen sich „auf der Grenze“ zum jeweils anderen ansiedeln. Meine Beobachtungen ausgehend vom libanesischen Kontext, sei es in der Philosophie oder in der Theologie, haben mir gezeigt, dass Tillich weitestgehend unbekannt ist oder schlecht gekannt wird; und, dass es noch keine seriöse philosophische oder theologische Studie gibt über die eine oder die andere Dimension seines Denkens gibt. Es steht außer Frage, dass das protestantische Denken im Libanon nicht denselben Einfluss oder denselben Stellenwert hat, über den es im Westen verfügt. Dies ist der Grund, aus dem ich es für wichtig befunden habe, mit Tillich zu einem seiner Vertreter zu forschen, und so in der Folge zur Verbreitung seines Denkens in einem Kontext beizutragen, der vor allem vom Gedankengut der katholischen Theologie durchzogen ist. Ich möchte zeigen, dass Tillich, wie letztlich die Mehrheit der protestantischen Denker, als ein „Korrektiv“ für die Missbräuche des Katholizismus fungiert und innerhalb der dogmatischen Indoktrinierung und Verblendung, die dem Katholizismus drohen, einige besonders kritische Reflexionselemente hinzufügt. Kurz gesagt erscheint es äußerst notwendig, dass der Geist und das Denken Tillichs den vorherrschenden Katholizismus der maronitischen Kirche im Libanon von Grund auf durchdringt, und dass man sich dort, wie Tillich, „auf der Grenze“, zwischen der unerschütterlichen „Substanz“ des Katholizismus und dem wankenden „Prinzip“ des Protestantismus situiert.

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