Die Genauigkeit der objektiven Hörschwellenbestimmung im Tieftonbereich : Vergleich verschiedener Methoden

Verschiedene Methoden der elektrischen Hirnstamm-Reaktionsaudiometrie (BERA) haben sich in den letzten Jahren in unterschiedlichem Umfang in der klinischen Routine etabliert. Während die Click-BERA, die eine objektive Aussage über das Hörvermögen im Hauptsprachbereich erlaubt, nach wie vor als Goldstandard gilt, existiert für den Tieftonbereich ein solcher Standard jedoch nicht. Um die Reliabilität der BERA-Messergebnisse, welche in unterschiedlicher Weise in diesem Frequenzbereich gewonnen werden, unabhängig von audiometrischen Maßen überprüfen zu können, ist es von großer Bedeutung, auch für den Tieftonbereich einen universellen Vergleichsmaßstab zu definieren. Unter Zuhilfenahme eines Vergleichsmaßstabs kann die Methodengenauigkeit der unterschiedlichen Verfahren beurteilt werden. Hoth schlug hierfür die Steigung der Diskriminationsfunktion der jeweiligen BERA Methode im Wendepunkt vor (Hoth 2013). Dies wurde in der vorliegenden Arbeit untersucht. Das Probandenkollektiv setzte sich aus 25 normakusen Erwachsenen zusammen. Bei allen Probanden erfolgte das Aufsuchen der Reizantwortschwelle bei 500 Hz mit fünf, im tieffrequenten Bereich anwendbaren ERA-Methoden (Notched-Noise BERA (NNBERA), Narrow band CE-Chirp BERA (NBCBERA), Low-Chirp BERA (LCBERA), Auditory steady state response (ASSR 40 und 90 Hz)). Die Messungen begannen mit einem Schalldruckpegel von 40 dB HL und fanden, wenn möglich, für einen Messbereich von 20 dB HL ober- und unterhalb der Reizantwortschwelle statt. Der Pegel variierte während der Messungen in 5 dB-Schritten, bis eine pegelbezogene Zahlenfolge (0 = keine Antwort; 1 = Antwort) gewonnen wurde. Anhand der gewonnenen Daten wurde für jede der fünf Methoden eine Diskriminationsfunktion modelliert, deren Steigung im Wendepunkt und somit das Genauigkeitsmaß berechnet wurde. Des Weiteren wurden die objektiv ermittelten Hörschwellen mit der Reintonhörschwelle bei 500 Hz verglichen. Zudem wurden noch mittels Odds Ratio (OR) die methodenabhängigen Chancenverhältnisse eine Reizantwort zu erhalten, berechnet. Sowohl durch die Steigung der Diskriminationsfunktion, als auch den Schwellenwertvergleich und die OR wurde für LCBERA die höchste Genauigkeit nachgewiesen. Die genauste Bestimmung der Reizantwortschwelle gelang im Tieftonbereich durch die LCBERA, jedoch mit dem Nachteil der nicht vollständig objektiven Auswertung im Vergleich zur ASSR. Die ASSR hat den Vorteil der automatischen Antwortdetektion. Die ermittelten Schwellendifferenzen zwischen den objektiven und subjektiven Messmethoden stimmten mit den in der Literatur angeführten Differenzen überein. Die Verwendung der Steigung der Diskriminationsfunktion als universeller Maßstab zur Bewertung der Genauigkeit der verschiedenen Methoden erscheint zulässig. Aus der Studie geht hervor, dass die LCBERA die höchste Genauigkeit aufweist und somit in der klinischen Praxis verwendet werden sollte.

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