Potenziell inadäquate Medikamente für ältere Patienten in der stationären Versorgung

Erfahrungsgemäß erhöht sich mit steigendem Alter auch die Anzahl der eingenommenen Medikamente und das damit verbundene Risiko unerwünschter Arzneimittelereignisse (UAE). Wegen ihrer pharmakologischen Effekte gelten viele Medikamente für Ältere als "potentiell inadäquat", was für die behandelnden Ärzte hinsichtlich der Arzneimitteltherapiesicherheit eine Herausforderung darstellt. Mit dem ZIEL der künftigen medikamentösen Therapieoptimierung geriatrischer Patienten, sind - auf Grundlage der Erkenntnisse der 2010 im Dt. Ärzteblatt von Holt et al. veröffentlichten PRISCUS-Liste - die Medikation und die damit in Zusammenhang stehenden Parameter zwischen 08/12 und 01/13 vollstationär in der Klinik für Geriatrie des Universitätsklinikums Jena behandelter Patienten analysiert worden. Hierbei wurde zusätzlich zu den 83 PRISCUS-Medikamenten (PM) auch den 46 im PRISCUS-Delphi-Verfahren kontrovers diskutierten Wirkstoffen Beachtung geschenkt, wodurch sich ein breiterer Betrachtungsradius der Gesamtproblematik erschloss. In unserer Studie wurden diese Arzneimittel als Fast-PRISCUS-Medikamente (FPM) bezeichnet ("fast" im Sinne von "beinahe"). Die untersuchten Patienten waren multimorbide und wiesen eine Multimedikation auf, wobei ATC-C-Medikamente den Hauptanteil stellten. Bei Aufnahme nahmen 21% der Patienten mindestens ein PM und 32% mindestens ein FPM ein. Vor allem Frauen, Hochaltrige und Patienten mit ausgeprägter Polymedikation erhalten PIM. Je über die Hälfte der PM und FPM wurden aufgrund fehlender Indikation oder wegen eines UAE abgesetzt. Bei der Entlassung zeigte sich - trotz Neuverordnungen - eine signifikante Reduktion sowohl der Gesamtmedikation als auch der PIM. UAE sind häufig und vor allem im Zusammenhang mit ATC-C-Medikamenten aufgetreten. PM und FPM spielten eine Rolle bei den UAE, aber insgesamt waren mehr Nicht-PIM für UAE verantwortlich. Eine Kritische Nutzen-Risiko-Abwägung kann Polymedikation und PIM eindämmen. Die PRISCUS-Liste ist grundsätzlich ein gut anwendbares Instrument, bedarf aber angesichts der FPM-Verordnungszahlen ohne Indikation und einer scheinbar wichtigen Rolle der FPM bei UAE einer Überarbeitung. Eine erneute Auseinandersetzung mit diesen Wirkstoffen ist sicher lohnenswert. Abschließend bleibt festzuhalten, dass PIM nicht immer vermeidbar sind.

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