Von „Psychonauten“ und „Vielgiftlern“ : aktuelle Lebenswelten von Drogennutzenden und ihre Bedeutung für das medizinische Behandlungsverhältnis ; eine qualitative Studie aus dem Raum Halle‐Leipzig

Abstract

Die zunehmende Bedeutung des Konsums pychoaktiver Substanzen für die Entstehung von Krankheiten macht eine Anpassung der Präventions- und Hilfsangebote notwendig. Für die Erarbeitung neuer Ansatzpunkte in diesem Bereich wurden Konsum und Kognitionen von Nutzer:innen illegaler Drogen ohne laufende Therapie erforscht. Nach den Grundsätzen der Grounded Theory Methodologie wurden hierfür 13 leitfadengestützte Interviews im Raum Halle-Leipzig durchgeführt und ausgewertet. Als Leitmotive des Konsums konnten Flucht, Selbsterkenntnis und Hedonismus identifiziert werden. Für die Entstehung dieser Motive waren wiederum verschiedene Lebensumstände und -perspektiven bedeutsam. Zentrale Erwartungen der Interviewten gegenüber Ärzt:innen waren ein respektvoller Umgang und fundiertere fachliche Informationen. Durch eine Berücksichtigung der Konsummotive, sowie der Lebensumstände und eine angemessene Beratung kann die Begegnung mit Drogennutzer:innen verbessert und Schaden reduziert werden.

The increasing importance of the use of pychoactive substances for the pathogenesis of diseases makes it necessary to adapt prevention and support programs. In order to find new starting points for improved approaches, we investigated the consumption and cognitions of drug users who did not undergo therapeutical treatment at the time of research. Following grounded theory methodology, 13 guided interviews with users of illegal drugs were conducted and analyzed in the Halle-Leipzig area. Escapism, self-discovery and hedonism were identified as central motives for consumption, with different causes and backgrounds. Central expectations towards physicians were a respectful interaction and more well-founded professional information. Taking into account the motives for consumption, respectful professional counselling and an improvement of living circumstances can support the reduction of harm caused by substance use.