Entwicklung und Erprobung eines volitionalen Designmodells

Bedingt durch die stetig wachsende Komplexität in unserer heutigen post-industriellen Gesellschaft steigen auch die Anforderungen an Lerner (Schüler, Auszubildende, Studierende etc.). Umschrieben werden diese Anforderungen mit Schlagworten wie „lebenslanges Lernen“ oder „selbstgesteuertes Lernen“. Gefordert wird somit, sich rasch und möglichst selbstständig neues Wissen anzueignen. Instructional Design (ID), eine technologische Teildisziplin der Erziehungswissenschaft, nimmt sich seit den 1950er Jahren intensiv solcher Fragestellungen an. ID entwickelt Verfahren und Modelle, die effiziente und effektive Lehr-Lernprozesse ermöglichen. Allerdings offenbart eine kritische Durchsicht von ID-Modellen, dass eine zentrale psychologische Variable bei der Gestaltung von Lernumgebungen unberücksichtigt bleibt. Dabei handelt es sich um den Willen, oder Volition, der es dem Menschen ermöglicht, entgegen seiner aktuellen Wünsche und Bedürfnisse zu handeln. Volition spielt daher gerade bei Formen selbstgesteuerten Lernens eine entscheidende Rolle, da hier der Lerner selbst bestimmen kann und muss, wann, wo und wie viel er lernen will. Es liegen mittlerweile eine Reihe volitionaler Theorien und Modelle vor, die Anleitungen geben, wie Prozesse der Selbststeuerung zu fördern sind. Jedoch sind diese bislang nicht systematisch (d.h. entsprechend den Prinzipien von ID) aufbereitet und in ein kohärentes Modell integriert worden. Die Entwicklung und Erprobung eines volitionalen Designmodells ist somit die Zielsetzung meiner Dissertation. Für die Entwicklung habe ich auf ein gut erprobtes ID-Modell zurückgegriffen, das ARCS-Modell von John Keller. Dieses beinhaltet vier motivationale Komponenten: Aufmerksamkeit, Relevanz, Zuversicht und Zufriedenheit, die für einen zielgerichteten Lernprozess eine wichtige Rolle spielen. Allerdings können sich selbst bei einer solch motivierenden Lernumgebung Schwierigkeiten im Lernverlauf einstellen. So z.B. dann, wenn Ziele nicht angemessen formuliert wurden oder unerwartet Schwierigkeiten auftreten. Mit Hilfe volitionaler Strategien kann Lernenden geholfen werden, Schwierigkeiten und Hindernisse zu bewältigen. Zur Identifikation relevanter volitionaler Strategien wurde die einschlägige Literatur und die folgenden Ansätze herangezogen: Handlungskontrolltheorie (Kuhl), Rubikonmodell der Handlungsphasen (Heckhausen, Gollwitzer), Implementation Intentions (Gollwitzer) und absichtsvolles Üben (Ericsson, Krampe, & Tesch-Roemer). Diese werden in ein prozessorientiertes Modell integriert, das zentrale motivationale und volitionale Wirkmechanismen formuliert. Darüber hinaus wird in einem designorientierten Modell beschrieben, welche Schritte bei der Entwicklung und Gestaltung einer motivational/volitional anregenden Lernumgebung zu befolgen sind. Dieser Entwicklungsprozess wurde in einer Studie an der Florida State University empirisch erprobt. Es zeigte sich, dass volitionale Strategien einen großen Einfluss hinsichtlich eines erfolgreichen Lernprozesses haben. So verbesserten sich Versuchspersonen, die Email Botschaften mit motivationalen und volitionalen Strategien erhielten, signifikant in ihren Leistungen im Unterschied zu Probanden, die keine Strategien bekamen. Auch lernten Studierende aufgrund der Strategien signifikant mehr. Weitere Forschung zur Validierung und Optimierung des volitionalen Designmodells ist in Planung. Neben Einsatzfeldern wie in der erwähnten Studie sollen dabei auch Bereiche der Aus- und Weiterbildung berücksichtigt werden.

Due to a continuing decrease of complexity within our post-industrial society the de-mands with which learning process are confronted are rising, too. Theses demands are being summarised as “life-long learning” or “self-regulated learning”. Basically they are targeted on the ability to quickly and constantly updated one’ own knowledge base. Instructional Design (ID), a technologically-oriented sub discipline of educational sci-ence, is ¬ beginning in the 1950ies – has intensively been working on such issues. ID has developed procedures and models in order to foster efficient and effective teaching and learning processes. However, a critical review of those models reveals that one of the central psychological variables is missing: Volition or action control, respectively. Volition empowers the person to act against his/her current intentions or needs and is thus playing a crucial role in forms of self-regulated learning. Since the learner is his/her own teacher, he/her has to decide when, what, where to learn. Therefore, moti-vation oftentimes fluctuates with possible downside risks for the learning process. In this regard, a powerful support of major psychological states (emotion, motivation, cognition) is given within volitional theories. There are numerous volitional ap-proaches which, however, have not yet been integrated into a comprehensive frame-work of reference. Therefore, my dissertation is aimed at developing and empirically examining a volitional design model. In order to do so, I have reverted to a theoretically and empirically validated ID-model, the ARCS model by John Keller. It contains four motivational components (at-tention, relevance, confidence, and satisfaction) which are important for successful and goal-oriented learning. However, even such as motivationally-enhanced learning environment does not prevent potential risks for learners’ motivation such as deflec-tions or obstacles. Moreover, if learning objects are not clearly stated learners can get confused and demotivated. By means of volitional strategies learners are equipped to overcome obstacles and difficulties and are thus able to sustain their motivation. With regard to identify relevant volitional models I have undertaken a comprehensive litera-ture review which led to the following approaches: Rubicon model (Heckhausen, Gollwitzer), action control theory (Kuhl), implementation intentions (Gollwitzer), and deliberate practice/studying (Ericcson et al.). They are being integrated into a compre-hensive framework which postulates major functions of motivation and volition. Moreover, a volitional design approach has been developed for giving guidelines to instructional designers and educators. In a first exploratory study conducted at Florida State University positive trends of a volitional-enhanced learning environment could be revealed. Subjects who were ad-ministered volitional strategies via email showed significant improvements in terms of knowledge acquisition, amount of learning time, and motivation.

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