Zeitformate des Unterrichts im Vergleich am Beispiel einer moralerzieherischen Intervention - Eine empirische Studie zu den temporären Rahmenbedingungen des Moralerziehungsunterrichts im Fach Ethik

Moralische Erziehung im Sinne der Förderung der moralischen Urteilskompetenz unterscheidet sich von anderen curricularen Lernzielen immens. Während beispielsweise mathematisches Wissen auf Regeln und Gesetzmäßigkeiten basiert, wird moralisch praktisches Wissen auf Erfahrungen und Anschauungen aufbauend gewonnen. Den Lernenden muss gewissermaßen die Möglichkeit geboten werden, sich selbstständig mit bestimmten ethischen bzw. moralischen Problemen intensiv auseinanderzusetzen, Fragen zu formulieren und darüber zu diskutieren. Die von Blatt und Kohlberg (1975) entwickelte Dilemma-Diskussion erweist sich innerhalb dieses Kontexts als nachweislich wirkungsvolle Methode zur Förderung der moralischen Urteilsfähigkeit. Mit Blick auf die damit einhergehenden pädagogisch-didaktischen Voraussetzungen, insbesondere die Empfehlungen bezüglich der zeitlichen Rahmenbedingungen, erscheint eine adäquate Umsetzung innerhalb eines tradierten Unterrichtstakts in 45-Minuten-Einheiten als äußerst fragwürdig. In der vorliegenden empirischen Studie werden die Auswirkungen der Unterrichtstaktung auf die Förderung der moralischen Urteilskompetenz untersucht. Zwar bestätigten sich mit der Datenanalyse nicht alle Erwartungen, jedoch erscheinen gerade die nicht erwarteten signifikanten Befunde außerordentlich interessant im Hinblick auf die Ausführungen dieser Arbeit. Die Ergebnisse verweisen auf die Bedeutsamkeit der zeitlichen Taktung des Unterrichts für moralerzieherische Interventionen, welche auf die Förderung der Urteils- und Diskursfähigkeit abzielen.

Moral education aimed at fostering moral judgment differs greatly from other subjects in the curriculum. While mathematics, for example, is based on rules and principles, moral practical knowledge is developed based on experiences and awareness. In order to accuire moral competencies learners must, to some extent, be given the opportunity to independently deal with certain ethical or moral problems, ask questions and discuss relevant dilemmas. Within this context, Blatt's and Kohlberg's (1975) version of dilemma discussion is an effective method for fostering moral judgment. With regard to the educational guidelines in this area, in particular the recommendations for the length of the class period, the prospect of providing a satisfactory lesson within the standard 45-minute class period seems highly questionable. This study examines the effects of the time allocated for class periods on the fostering of moral judgment.

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