Zur Bedeutung Albert Camus' bezüglich postmoderner Pädagogik : Sinn und Wahrheit im pädagogischen Kontext

Im Fokus der vorliegenden Dissertation steht die Problematisierung des Wesens, des Kerns der pädagogischen Disziplin, also ihres Selbstverständnisses, ihrer Überzeugungen, ihrer Legitimation und ihres Wissens. Im Besonderen geht es dabei um die Ermittlung des Gegenstandes der Pädagogik: dem Menschen, um ein verbindliches, pädagogisches Menschenbild, das als wissenschaftlich bezeichnet werden kann. Dazu wurde die Geschichte der Pädagogik nach Kontinuität befragt. Die Recherche verdeutlicht jedoch das kontinuierliche verändernde Verständnis des Menschen. Pädagogische Menschenbilder zeigen sich nicht als universell gültig, objektiv und unanfechtbar, sondern als zutiefst uneinheitlich, subjektiv und revidierbar. Daraus wird geschlussfolgert, dass das Wesen der pädagogischen Disziplin durch eine spannungsvolle Triade charakterisiert sein muss, wenn sie sich auf ihr Wissen und nicht auf bloßes Meinen beziehen will. Zu dem klassischen Verhältnis von „Was“ und „Wie“, also Menschenbild und davon ableitbarer Methodik, reiht sich in der vorliegenden Arbeit die Erkenntnis um das Nichtwissen der menschlichen Conditio ein. Für die Pädagogik als Wissenschaft bedeutet dies, ihr Gegenstand ist nicht sachlich und neutral bestimmbar. Die Wissenschaft Pädagogik basiert somit auf einer Paradoxie, einem unauflösbaren Widerspruch, welcher hier zur Grundlage weiterer Überlegungen wird. Dazu bedarf es einer Betrachtungsweise, die zur Überdenkung traditioneller Vorstellungen von Menschen und Wahrheit im Stande ist – einer postmodernen Betrachtungsweise, also der Verabschiedung von Universalprinzipien, absoluter Erklärungen von Welt und Menschheit und deren legitimierender Instanzen. Die Möglichkeit des Überdenkens wird allerdings nicht in einem klassisch postmodernen Ansatz gefunden, sondern in den Gedanken und der Philosophie Albert Camus‘. Der Mittelpunkt seines Denkens liegt einerseits auf der Frage: Was ist, wenn keine übergeordnete Bestimmung voraussetzt werden kann? Und andererseits auf den, aus dieser Seinsvorstellung resultierenden Auswirkungen für den Menschen. Camus‘ Beschreibungen des unbestimmbaren Seins und dem damit korrelierenden menschlichen Verlangen nach Wahrheit stellen eine Analogie des in der Arbeit angenommenen pädagogischen Dilemmas dar. Die camussche Philosophie wird als Ausgangspunkt für eine pädagogische Grundlagenerörterung angesehen, die sich im Sinne der Pädagogik als Wissenschaft nur auf Wissen bezieht, dass nicht widerlegbar ist und somit im Widerspruch gedacht werden muss. Aus diesem Grund wird der Versuch unternommen auf der camusschen Unbestimmbarkeit des Menschen eine allgemeine pädagogische Basis zu erschaffen, deren Ausgangspunkt die nicht auflösbare camussche Spannungseinheit aus Mensch, Verlangen nach Wahrheit und schweigender Welt darstellt.

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