Measurement in Research on Perceptions of Probability and Risk

Die Dissertation umfasst vier unabhängige, jedoch thematisch verwandte Artikel. Der Schwerpunkt liegt auf Fragen der Messung in der Erforschung von Wahrscheinlichkeits- und Risikourteilen. Ausgangspunkt waren Studien zum sogenannten Einzelfalleffekt—einer systematischen Verzerrung von Urteilen über statistisch vermittelte Risiken durch persönliche Erfahrungsberichte. Der erste Artikel ist ein Beispiel hierfür. Er zeigt, dass der Effekt nicht von der Glaubwürdigkeit der Informationsquellen moderiert wird. Ferner fand sich, dass die beiden Risikokomponenten, Wahrscheinlichkeit und Schweregrad, nicht unabhängig voneinander wahrgenommen werden. In dieser und vergleichbaren Studien sind die subjektive Wahrscheinlichkeit und das wahrgenommene Risiko zentrale abhängige Variablen. In der Forschung herrscht jedoch wenig Einigkeit darüber, wie beide Konstrukte am besten zu messen sind. Daher beschäftigt sich der zweite Artikel unter anderem mit der Frage, ob der Einzelfalleffekt vom verwendeten Messinstrument abhängig ist. In zwei Experimenten wurde gezeigt, dass der Einfluss von Narrativen auf einem nichtnumerischen Risikomaß am stärksten ist, während zwei Skalen für subjektive Wahrscheinlichkeit hauptsächlich Manipulationen der statistischen Information abbildeten. Besonders bemerkenswert ist daher der zweite wichtige Befund in Artikel 2: Der Einzelfalleffekt beruht auf einer Repräsentation von relativer Häufigkeit, d.h. Wahrscheinlichkeit. Artikel 3 und 4 sind methodisch ausgerichtet. In insgesamt vier Experimenten wurden verschiedene Messformate zur Erfassung subjektiver Wahrscheinlichkeitsurteile unter streng kontrollierten Bedingungen hinsichtlich der psychometrischen Eigenschaften Sensitivität und Kontextabhängigkeit evaluiert. In Experiment 1 erwiesen sich numerische Maße verschiedenen Ratingskalen in allen Kriterien als grundsätzlich überlegen. Jedoch zeigten die Befunde auch, dass Unterschiede der Skalenleistung nicht nur von inhärenten Eigenschaften der Instrumente abhängen, sondern auch von der Genauigkeit der den Urteilen zugrundeliegenden Repräsentationen. In Experimenten 2 bis 4 konnte gezeigt werden, dass ein großer Fehler in den Repräsentationen sogar in einem within-subjects Design zu vermeintlichen Kontexteffekten auf niedrig aufgelösten Ratingskalen führen kann. Solche Messinstrumente erlauben weder eine sinnvolle Quantifizierung noch einen sinnvollen Vergleich von Wahrscheinlichkeitsurteilen und sollten für diesen Zweck nicht verwendet werden. Numerische Maße lassen sich hingegen eindeutig interpretieren, sie erfassen jedoch auch die Ungenauigkeiten in den zugrundeliegenden Repräsentationen und können daher zu klassischen Regressionsfehlschlüssen führen.

The dissertation comprises four independent though thematically related research articles. The principal focus is on questions of measurement in research of probability and risk perception. These questions were inspired by studies of the biasing effect of single-case narratives on perceptions of statistically conveyed risks. Article 1 serves as an example and shows that the bias is not affected by cues regarding the credibility of either information source. Additional analyses revealed that the two assumed constituents of risk, that is, probability and severity, were not perceived independently. In this and comparable studies subjective probability and perceived risk are central dependent variables. However, there is no agreement on how to assess either one. Therefore, the experiments in Article 2 investigated, among other things, whether the bias is task-dependent, that is, whether it changes as a function of the instrument that is used to measure it. Narratives had the strongest effect on a non-numerical risk measure, whereas two scales for subjective probability reflected primarily statistical variations. In light of this, the second major finding in these studies was especially remarkable: The narrative bias is driven by a representation of relative frequency, that is, probability. Articles 3 and 4 are yet more methodological. Across altogether four experiments, various self-report formats for judgments of subjective probability were evaluated under highly controlled conditions in terms of the psychometric properties sensitivity and context dependency. However, differences in performance between scales were caused only in part by characteristics of the scales themselves—they also depended on the error in the underlying representations. Experiments 2–4 showed that highly imprecise representation can lead to apparent context effects on low-resolution rating scales. Such instruments do not allow for a meaningful quantification or meaningful comparisons between experimental conditions and should not be used in research on subjective probability. Numeric formats, on the other hand, are unambiguously interpretable but also very sensitive to noise and can lead to classic regression fallacies.

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