Die Bedeutung von Frühgeburt und Neuropathologie für demografische, behaviorale und kognitive Parameter am Beispiel einer norddeutschen Kohorte sehr früh geborener Grundschulkinder

Somatische und allgemeine kognitive Folgen von Frühgeburtlichkeit sind gut dokumentiert, spezifische neuropsychologische Defizite als Ursache für allgemeine Leistungseinschränkungen und das häufige Scheitern an Regelschulstandards von sehr früh geborenen Kindern jedoch kaum geklärt, das gilt besonders für Frühgeborene im mittleren Kindesalter, die in den 90er Jahren geboren wurden. Für diese Studie wurden 133 Frühgeborene mit einem GGW< 1501g der Geburtsjahrgänge 1993-1998 und damit 66,5% der überlebenden sehr früh geborenen Kinder ohne syndromale Erkrankung, die in einer der beiden Kinderkliniken der Stadt Kiel nach ihrer Geburt intensivmedizinisch versorgt wurden und sich zum Untersuchungszeitpunkt im Grundschulalter befanden, nachuntersucht. Spezielle Funktionsbereiche wie Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Lateralität wurden ebenso erhoben wie der IQ, die Visuomotorik und die Visuokonstruktion sowie ein Verhaltensmaß und eine Reihe von deskriptiven Daten, u.a. der sozioökonomische Status, die Förderung der Kinder und ihre Beschulung. Durch die Einteilung der Frühgeborenengruppe in Kinder mit und ohne neurologische Schädigung und die Erhebung einer gematchten Kontrollgruppe sollte der Einfluss der Faktoren Reife und Neuropathologie auf die Studienergebnisse geklärt werden. Es zeigte sich, dass die Frühgeborenengruppen in ihren soziodemografischen Merkmalen der Reifgeborenengruppe entsprachen und ihre Ausgangsbedingungen und ihre somatische Entwicklung bis auf die motorischen Probleme der Frühgeborenen mit neurologischer Schädigung als positiv gewertet werden konnten. Nur die Schulsituation beider Frühgeborenengruppen präsentierte sich als sehr problematisch. Der Faktor Neuropathologie spielte nur eine bedeutsame Rolle für soziale Probleme, Aufmerksamkeitsprobleme und ängstlich/depressives Verhalten in der Beurteilung durch die Mütter, was im Sinne einer familiären Dynamik bei chronischer Erkrankung interpretiert wurde. Die Geburtsreife hingegen war assoziiert mit einem generellen kognitiven Defizit und einer zusätzlichen Einschränkung in visuomotorisch-planerischen und komplexeren Anforderungen, so dass von einem globalen Defizit für alle sehr frühgeborenen Kinder ausgegangen werden muss. Es zeigten sich keine Häufung von ADS/ADHS und keine spezifischen Aufmerksamkeitsprobleme. Die Auswirkungen des Sozioökonomischen Status zeigten sich geringer als die der Reife, Schulprobleme ließen sich am deutlichsten auf Visuomotorikprobleme und Verhaltensauffälligkeiten zurückführen.

In this study 133 preterms (66,5% of survivors) with a birthweight < 1501g born from 1993-1998 in a regionally- defined area were examined regarding memory function, attention, laterality, IQ, visuomotor and visuoconstructional skills as well as behaviour and descriptive data, e.g. SES, support and schooling. The group was further divided by neuropathological status and compared with 68 matched controls to evaluate the effect of maturity and neuropathology on the outcome. We were able to show that the preterms equalled the controls in the sociodemographic variables, and that apart from the motor problems of those preterms with neuropathology, the conditions in the home and the physical development of the preterms was positive. The opposite has to be said of the preterms’ school situation. At the same time neuropathology only played a role for social problems, attentional problems and anxious/depressive behaviour as rated by the mothers. Prematurity was associated with both a general cognitive deficit and a deficit in visuomotor-planning and more complex tasks. We therefore concluded that there is a global cognitive deficit concerning very preterm children. There was no increase in the occurrence of ADD/ADHD and no specific attentional problems in this group. The SES had less effect on the outcome than the factor maturity. School problems were mostly associated with visuomotor problems and behaviour problems.

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