Gespräche über Fernsehen : die Bedeutung der nachrezeptiven Phase zur Konstitution von Geschlechtsidentität im Jugendalter

Kaiser S (2007)
Bielefeld (Germany): Bielefeld University.

Bielefelder E-Dissertation | Deutsch
 
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Gutachter*in / Betreuer*in
Sander, Uwe
Abstract / Bemerkung
Fernsehen schauen ist in unseren Alltag integriert. Der nachrezeptiven Phase wird hierbei eine zentrale Rolle zugewiesen. Charakteristisch für den Moment nach der Rezeption ist die Genese kollektiver Orientierungen der Zuschauer und Zuschauerinnen. Über die Abbildung der Gesprächsrahmen ermöglicht die Anschlusskommunikation, Formen der Vergemeinschaftung zu veranschaulichen. Jugendliche tragen die subjektiv angeeigneten Inhalte in die Kommunikation mit Gleichaltrigen, so dass gemeinsame Gesprächsrahmungen gebildet werden. Insbesondere für Jugendliche wird dieses Moment als bedeutungsvoll erachtet. Gespräche als kollektives Element im Aneignungsprozess verdichten das Medienhandeln zu einer gemeinsamen Praxis. Eine Praxis, die aufgrund einer zunehmenden Pluralisierung der Lebensphase und der daraus resultierenden steigenden Individualisierung für Jugendliche an Bedeutung gewinnt. Zur Erforschung dieser Prozesse wurden Gruppendiskussion mit 14- bis 16-jährigen Jugendlichen durchgeführt und mit der Dokumentarischen Methode ausgewertet. Als zentrale Ergebnisse können benannt werden: Die Gesprächsrahmungen in den nachrezeptiven Diskursen korrespondieren mit den Anforderungen des Jugendalters. Sie sind nicht determiniert vom jeweiligen Gesprächsthema, sondern werden durch dieses lediglich entfaltet. So wird ersichtlich, wie sich die Mädchen und Jungen mit Werten und Normen auseinandersetzen oder über das Medium Beziehungen zu Gleichaltrigen gestalten. Die Konstitution von Geschlechtsidentität kann als zentrales Anliegen in den geschlechtshomogenen Gruppen herausgearbeitet werden. Sie tritt im nachrezeptiven Diskurs zutage, als eine kollektive Verortung über Präferenzen und Aneignungsmodi im System der Zweigeschlechtlichkeit sowie als eine Ausgestaltung von Männlichkeit oder Weiblichkeit in einem Spektrum von Entwürfen, welche sich in kollektiven Medienpraktiken niederschlagen. Zentrales Element ist dabei die Generierung einer kohärenten Geschlechtsidentität über die Verortung in der heterosexuellen Matrix. Aufgrund der existenziellen Bedeutsamkeit des Prozesses konzentriert sich die vorliegende Studie auf die Konstitution von Geschlechtsidentität in der nachrezeptiven Phase. Fernsehaneignung wird als doing Gender-Prozess ausgewiesen, welcher in diesem Kontext einen spielerischen Charakter besitzt, da eine geschlechtstypische Abgrenzung im Sinne einer Vergemeinschaftung entsteht und der nachrezeptive Diskurs ein Experimentierfeld für Verortungsprozesse ermöglicht. Zur Annäherung an den Terminus Geschlecht werden die Ansätze in sozialkonstruktivistischer Perspektive und die Theorien Butlers diskutiert. Dennoch kann anknüpfend an ethnomethodologische Studien davon ausgegangen werden, dass entgegen der beschriebenen (de)konstruktivistischen Geschlechterforschung ein stabiles System der Zweigeschlechtlichkeit von Jugendlichen als soziale Wirklichkeit erlebt wird. Im Sinne der Cultural studies können nicht nur Medieninhalte als Träger von Machtstrukturen bezeichnet werden. Auch das Gespräch über Fernsehinhalte erweist sich im Sinne Foucaults als Vermittler hegemonialer Strukturen. Sie werden dabei nicht als statische Konstrukte den Mädchen und Jungen aufgezwungen, sondern in sozialen Praktiken von den Jugendlichen reproduziert. Die nachrezeptiven Gespräche geben Aufschluss darüber, wie in der Gleichaltrigengruppe die Fernsehaneignung zum vergeschlechtlichenden Akt wird. Die Konstitution von Geschlechtsidentität kann durch Inkorporierung weiblich und männlich konnotierten Verhaltens erklärt werden. Sie vollzieht sich in diskursiven Praktiken und performativen Akten. Kommunikation über Fernsehen kann demnach als eine solche diskursive Praxis bezeichnet werden. Als performativer Akt lässt sich das Präsentieren der Vergeschlechtlichung bezeichnen, der seinen Niederschlag besonders deutlich in kreativen Aneignungsformen findet. Letztlich ist diese Form des doing Gender nicht vom Medium Fernsehen bestimmt, sondern vielmehr von den Wirklichkeitskonstrukten der Zuschauerinnen und Zuschauer.
Jahr
2007
Page URI
https://pub.uni-bielefeld.de/record/2301566

Zitieren

Kaiser S. Gespräche über Fernsehen : die Bedeutung der nachrezeptiven Phase zur Konstitution von Geschlechtsidentität im Jugendalter. Bielefeld (Germany): Bielefeld University; 2007.
Kaiser, S. (2007). Gespräche über Fernsehen : die Bedeutung der nachrezeptiven Phase zur Konstitution von Geschlechtsidentität im Jugendalter. Bielefeld (Germany): Bielefeld University.
Kaiser, Sabine. 2007. Gespräche über Fernsehen : die Bedeutung der nachrezeptiven Phase zur Konstitution von Geschlechtsidentität im Jugendalter. Bielefeld (Germany): Bielefeld University.
Kaiser, S. (2007). Gespräche über Fernsehen : die Bedeutung der nachrezeptiven Phase zur Konstitution von Geschlechtsidentität im Jugendalter. Bielefeld (Germany): Bielefeld University.
Kaiser, S., 2007. Gespräche über Fernsehen : die Bedeutung der nachrezeptiven Phase zur Konstitution von Geschlechtsidentität im Jugendalter, Bielefeld (Germany): Bielefeld University.
S. Kaiser, Gespräche über Fernsehen : die Bedeutung der nachrezeptiven Phase zur Konstitution von Geschlechtsidentität im Jugendalter, Bielefeld (Germany): Bielefeld University, 2007.
Kaiser, S.: Gespräche über Fernsehen : die Bedeutung der nachrezeptiven Phase zur Konstitution von Geschlechtsidentität im Jugendalter. Bielefeld University, Bielefeld (Germany) (2007).
Kaiser, Sabine. Gespräche über Fernsehen : die Bedeutung der nachrezeptiven Phase zur Konstitution von Geschlechtsidentität im Jugendalter. Bielefeld (Germany): Bielefeld University, 2007.
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