Ehrenberg, Katja Alexandra: Effekte sozialer Erwartungen auf Personengedächtnis und Eindrucksbildung. - Bonn, 2002. - Dissertation, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Online-Ausgabe in bonndoc: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-00711
@phdthesis{handle:20.500.11811/1853,
urn: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-00711,
author = {{Katja Alexandra Ehrenberg}},
title = {Effekte sozialer Erwartungen auf Personengedächtnis und Eindrucksbildung},
school = {Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn},
year = 2002,
note = {Der Inkonsistenzeffekt in der Personenwahrnehmung bezeichnet das Phänomen, dass erwartungskonträre Informationen über Personen besser erinnert werden als erwartungskonforme Informationen. Es liegen unterschiedliche Erklärungen zu diesem und verwandten Effekten wie dem Atypikalitätseffekt vor: Schema-Filter-Theorien gehen davon aus, dass erwartungsinkonsistente Information bei der Enkodierung ausgefiltert wird und können den Inkonsistenzeffekt nicht erklären. Schema-Plus-Tag-Modelle sagen vorher, dass inkonsistente Information in kognitiv unaufwendiger Weise gesondert markiert und separat gespeichert wird. Die Attention-Elaboration-Hypothese besagt, dass inkonsistente Informationen Aufmerksamkeit auf sich ziehen und tiefer verarbeitet werden. Assoziative Netzwerkmodelle des Personengedächtnisses postulieren hierauf aufbauend, dass inkonsistente Information stärker mit anderen Informationen verknüpft wird als konsistente Information. Beide nehmen an, dass diese Elaboration kognitiv aufwendig ist und daher nur unter hinreichenden kognitiven Ressourcen stattfinden kann. Die im Rahmen eines Reallokationsansatzes formulierte Hypothese der Enkodierflexibilität schließlich besagt, dass inkonsistente Information nur unter eingeschränkter kognitiver Kapazität mehr Aufmerksamkeit auf sich zieht als konsistente und perzeptuell besser verarbeitet wird als diese. Es ergeben sich widersprüchliche Vorhersagen zur Auswirkung von kognitiver Belastung auf den Effekt. Ebenso widersprüchliche Vorhersagen und Befunde liegen zum Einfluss der Zeitspanne zwischen Enkodierung und Abruf auf den Inkonsistenzeffekt vor.
Zur Prüfung dieser Ansätze sowie zum Nachweis der Bedeutung von Quellengedächtnis im Kontext der Eindrucksbildung wurden vier Experimente im Paradigma der seriellen Informationsdarbietung durchgeführt, wobei die kognitive Belastung bei der Enkodierung und die Dauer des Retentionsintervalls variiert wurden. Es wurden positive, negative und neutrale Verhaltensbeschreibungen über zwei Personen dargeboten. Anschließend sollten diese nunmehr mit Distraktoren gemischten Aussagen wiedererkannt und der richtigen Person zugeordnet werden. Die Verwendung dieser Source-Monitoring-Prozedur erlaubt eine Datenanalyse auf Basis eines multinomialen Modells, so dass die beteiligten kognitiven Prozesse Rekognition, rekognitionsbezogenes Raten, Quellendiskrimination und quellenbezogenes Raten getrennt erfasst werden können. Zusätzlich wurden Eigenschafts- und Sympathieurteile sowie Häufigkeitsschätzungen als klassische Maße des globalen Eindrucks erhoben.
In den ersten drei Experimenten wurde die Erwartung stereotypbasiert über die Kennzeichnung der Zielpersonen als Mitglieder zweier komplementär bewerteter sozialer Kategorien (Skinhead und Sozialpädagoge) implementiert. Über beide Personen wurde zu gleichen Teilen positive und negative Information dargeboten. Es zeigte sich ein Inkonsistenzeffekt in der Rekognitionsleistung, der jedoch nur in der Bedingung ohne kognitive Belastung und bei zeitlich relativ direktem Abruf stabil auftrat. In der Quellendiskriminationsleistung beschränkt sich der Inkonsistenzeffekt hingegen auf die Bedingung mit Belastung und langem Retentionsintervall. Unter Belastung zeigen sich starke Erwartungseffekte im quellenbezogenen Raten, die hoch mit den Maßen des globalen Eindrucks korrelieren.
Im vierten Experiment wurde die Erwartung kontingenzbasiert implementiert. Die Zielpersonen wurden keinen sozialen Kategorien zugeordnet, es wurden jedoch jeweils im Verhältnis 3:1 positive beziehungsweise negative Aussagen über sie dargeboten. Erwartungsgemäß fallen die Effekte sehr ähnlich aus wie in den Experimenten zu stereotypbasierten Erwartungen, und die Kontingenz spiegelte sich im sozialen Eindruck.
Besonders die in allen vier Experimenten nachgewiesene große Bedeutung von Quellengedächtnis im Sinne der Assoziation zwischen Information und Person ist in den bisherigen Theorien zum Personengedächtnis nicht hinreichend berücksichtigt. Gleiches gilt für Erwartungseffekte im rekonstruktiven Raten der Quelle unter Unsicherheit. Weiterhin machen die dissoziierenden Effekte von kognitiver Belastung und Retentionsintervall auf Rekognition einerseits und Quellengedächtnis andererseits die Notwendigkeit deutlich, diese beiden Facetten von Gedächtnis getrennt voneinander zu untersuchen. Die Befunde bestätigen keines der gängigen Modelle zum Personengedächtnis, lassen sich jedoch gut mit einem hier vorgeschlagenen modifizierten Ansatz funktionaler Ressourcenreallokation vereinbaren. Abschließend werden Implikationen für die Veränderung von Stereotypen diskutiert.},

url = {https://hdl.handle.net/20.500.11811/1853}
}

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