Nowack, Thilo: Rhein, Romantik, Reisen. : Der Ausflugs- und Erholungsreiseverkehr im Mittelrheintal im Kontext gesellschaftlichen Wandels (1890 bis 1970). - Bonn, 2006. - Dissertation, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Online-Ausgabe in bonndoc: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-08825
@phdthesis{handle:20.500.11811/2472,
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title = {Rhein, Romantik, Reisen. : Der Ausflugs- und Erholungsreiseverkehr im Mittelrheintal im Kontext gesellschaftlichen Wandels (1890 bis 1970)},
school = {Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn},
year = 2006,
note = {Das Mittelrheintal zwischen Bonn und Rüdesheim gehört zu den ältesten Rei-segebieten Deutschlands. Schon im 19. Jahrhundert strömten Besucher auf der Suche nach Erholung und Vergnügen so zahlreich in die Kleinstädte entlang des Flusses, dass Hotels und Restaurants häufig ebenso überfüllt waren wie die Rheindampfer. Bis vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs etablierte sich ne-ben dem Übernachtungsreiseverkehr ein schichtübergreifender Tagesausflugs-verkehr, wodurch erstmals „moderne“ Strukturen im rheinischen Fremdenver-kehr sichtbar wurden. Seitdem war der Ausflugs- und Erholungsreiseverkehr im Mittelrheintal Wandlungsprozessen unterworfen, die in starker Abhängigkeit zu politischen Entwicklungen, verkehrstechnischen Fortschritten und individuellen und allgemeinen Konsummöglichkeiten und -gewohnheiten der Reisenden standen. Dabei lassen sich sowohl durchgängig den Rheintourismus prägende Besonderheiten feststellen wie auch einschneidende Zäsuren und Brüche. Nach dem Einschnitt des Ersten Weltkriegs blieb das touristische Geschehen am Mittelrhein durch die politischen Rahmenbedingungen, die Rheinlandbeset-zung und die wirtschaftliche und soziale Not bis Anfang der Zwanziger Jahre erheblich eingeschränkt. Seit den sogenannten „Goldenen Zwanzigern“ gehör-ten allerdings Tagesausflüge und Kurzurlaube in gesteigertem Maße zum Be-standteil eines modernen Lebensstils, der sich auch auf die weniger begüterten Gesellschaftsschichten ausweitete. Insbesondere die Ausflugsgäste wurden am Mittelrhein zahlreicher, zugleich aber auch wesentlich sparsamer. Während der Weltwirtschaftskrise zeigte sich in den nur gering zurückgehenden Besucher-zahlen, wie sehr sich das Reisen inzwischen in den verbreiteten Lebensge-wohnheiten verankert hatte. Seit 1933 griff der Nationalsozialismus – wie in die meisten Lebensbereiche – auch in die Belange des Fremdenverkehrs ein. In gesellschafts- wie auch in außenpolitischer Hinsicht wurde der Fremdenverkehr in seinem propagandistischen Wert erkannt. Subventionierte „Kraft-durch-Freude“-Reisen traten neben den herkömmlichen Tourismus, während die Fremdenverkehrsgemeinden dazu angehalten wurden, gegenüber ausländi-schen Gästen als Aushängeschild für deutsche Tugenden zu wirken. Hierbei rückten die regionalen Verkehrsverbände in eine schwierige Mittlerfunktion zwi-schen nationalsozialistischer Politik und Fremdenverkehrsbranche. Nach dem erneuten Zusammenbruch während des Zweiten Weltkriegs kam es in den Jah-ren des sogenannten „Wirtschaftswunders“ auf Grundlage der allgemeinen Verbesserungen der wirtschaftlichen und sozialen Lage auch im mittelrheini-schen Fremdenverkehr zu einem enormen Aufschwung. In dieser Glanzzeit des Ausflugs- und Erholungsreiseverkehrs am Mittelrhein ging der quantitative Auf-schwung mit qualitativen Veränderungen des Reiseverhaltens einher: einer wachsenden Bedeutung des Autoreiseverkehrs, einer deutlichen Verkürzung der Aufenthaltsdauer, einer Zunahme des Tagesausflugsverkehrs und dem auf-kommenden Campingtourismus. Seit den ausgehenden 50er Jahren stagnier-ten die Besucherzahlen. Ganz entgegen dem Trend des allgemeinen Reise-booms blieben am Rhein in den 60er Jahren die zahlreichen Bemühungen um Verbesserungen oder Differenzierungen des touristischen Angebots überwie-gend wirkungslos. Auf Grundlage der Auswertung umfangreichen Archivmaterials umreißt die Ar-beit die Entwicklung des Fremdenverkehrs im Mittelrheintal vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis in die 1960er Jahre hinein und erarbeitet dabei einige präg-nante Besonderheiten des Rheintourismus: die herausragende Bedeutung des Ausländerreiseverkehrs, der seit Beginn, insbesondere aber in den 1950er Jah-ren zur tragenden Säule der Entwicklung wurde; die nachhaltige Bedeutung der verkehrstechnischen Entwicklung bei der Rheinschifffahrt und dem Automobil; spürbare Kontinuitäten über die politischen Zäsuren hinweg, vor allem im Hin-blick auf die typischen Werbeklischees für den Rheintourismus; die andauern-den Versuche der Verkehrsverbände und -vereine, auf den Charakter des Fremdenverkehrs und das Verhalten der Touristen Einfluss zu nehmen; und schließlich die generelle Charakterisierung des Mittelrheintales als typisches Durchreiseland mit einer wachsenden Dominanz des Tagesausflugsverkehrs und einer mangelnden Etablierung pauschaltouristischer Angebotsstrukturen.},
url = {https://hdl.handle.net/20.500.11811/2472}
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