Heser, Kathrin: Zum Einfluss sozialer Ressourcen und depressiver Symptome auf das spätere Demenzrisiko. - Bonn, 2015. - Dissertation, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Online-Ausgabe in bonndoc: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5-40887
@phdthesis{handle:20.500.11811/6357,
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author = {{Kathrin Heser}},
title = {Zum Einfluss sozialer Ressourcen und depressiver Symptome auf das spätere Demenzrisiko},
school = {Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn},
year = 2015,
month = aug,

note = {Bedingt durch den demografischen Wandel und eine alternde Gesellschaft nimmt die Bedeutung von Demenzen weiterhin zu. In der Gruppe der über 80 Jährigen wurden Prävalenzraten von rund 10-15% berichtet. Eine Heilung von Demenzerkrankungen wie der Alzheimer-Demenz (AD) ist bisher nicht möglich. Epidemiologische Studien suchen daher nach potentiell veränderbaren Risikofaktoren, deren Modifikation sich günstig auf die Inzidenz von Demenzen auswirken könnte. Neben medizinischen Risikofaktoren werden zunehmend auch psychosoziale Einflussfaktoren untersucht. Depression und depressive Symptome sind inzwischen gut gesicherte Risikofaktoren für eine spätere Demenz. Variablen des sozialen Umfelds wie etwa Aktivitäten (sozialer, kognitiver und physischer Art) und das soziale Netzwerk wurden ebenfalls in einigen Studien mit kognitiven Defiziten und inzidenten Demenzerkrankungen in Verbindung gebracht. Soziale Unterstützung wurde zwar als Prädiktor der kognitiven Performanz untersucht, allerdings wurde sie bislang kaum mit einer späteren Demenzerkrankung in Verbindung gebracht. Weil man von einer wechselseitigen Beeinflussung depressiver Symptome und den genannten sozialen Ressourcen ausgehen kann, bedarf es jedoch auch einer gemeinsamen Betrachtung im Kontext einer späteren Demenzentstehung, um die aussichtsreichsten Ansatzpunkte für Prävention und Intervention identifizieren zu können. Derartige Studien liegen bisher kaum vor. Der Zusammenhang zwischen depressiven Symptomen, sozialen Ressourcen und dem späteren Demenzrisiko wurde daher in der vorliegenden Arbeit durch Cox-Regressionsanalysen in einer längsschnittlichen Kohortenstudie bei Hochaltrigen untersucht, die über Hausärzte gewonnen wurden. Depressive Symptome waren mit einem erhöhten Demenzrisiko assoziiert. Dieser Zusammenhang schien vor allem auf aktivitätsbezogene Varianzanteile der depressiven Symptome zurückzugehen. Ein vermindertes allgemeines Aktivitätsniveau im Kontext depressiver Symptome könnte das erhöhte Demenzrisiko vermittelt haben. Unabhängig von den depressiven Symptomen waren mehr Aktivitäten mit einem reduzierten Demenzrisiko verbunden. Allgemeine Aktivitäten waren abgesehen von wenigen Ausnahmen mit einem teilweise deutlich geringeren Demenzrisiko assoziiert.
Genauere Analysen getrennt nach Aktivitätsdomänen ergaben, dass diese Zusammenhänge vor allem auf kognitive und physische Aktivitäten, aber nicht auf soziale Aktivitäten zurückgingen. Der fehlende Zusammenhang zwischen sozialen Aktivitäten und dem Demenzrisiko in der vorliegenden Arbeit muss jedoch mit Vorsicht interpretiert werden, weil die Operationalisierung der sozialen Aktivität durch eine geringe Anzahl von Items problematisch war. Der Zusammenhang zwischen sozialer Integration als einem Faktor der sozialen Unterstützung mit einem geringeren Demenzrisiko verschwand nach der statistischen Kontrolle der Kovariaten Alter, Geschlecht, Bildung, Apolipoprotein-E4 (ApoE4) Allel Status sowie kognitivem und funktionalem Status. Während sich die bisher berichteten Zusammenhänge gleichermaßen für das Demenz- und AD-Risiko zeigten, ergaben sich auch wenige Assoziationen nur bei einer späteren AD. Der spezifische Zusammenhang zwischen praktischer Unterstützung und einem erhöhten AD-Risiko ergab sich nach statistischer Kontrolle der genannten Kovariaten unerwartet und könnte anstatt eines Risikofaktors eher einen frühen Hilfsbedarf zu Beginn des langsam fortschreitenden Krankheitsverlaufs repräsentieren. Für ein größeres soziales Netzwerk ergaben sich Hinweise auf ein reduziertes AD-Risiko. Dieser Zusammenhang könnte auf Prozesse der kognitiven Stimulation durch mehr soziale Interaktion zurückgehen. Aufgrund des nur relativ kurzen Beobachtungsintervalls von rund anderthalb Jahren zwischen der Erhebung des sozialen Netzwerks und einer inzidenten Demenzdiagnose sollte versucht werden, die Ergebnisse zum sozialen Netzwerk in derselben Kohorte unter Berücksichtigung eines längeren Beobachtungszeitraums zu replizieren.
Die Ergebnisse zum Zusammenhang zwischen sozialer Unterstützung und dem Demenzrisiko waren insgesamt uneindeutig, so dass basierend auf den Ergebnissen der vorliegenden Arbeit keine Empfehlung bezüglich Maßnahmen zur demenziellen Prävention und Intervention ausgesprochen werden kann. Allerdings zeigte sich erwartungskonform und unabhängig vom Demenzrisiko quer- und längsschnittlich eine negative Assoziation zwischen sozialer Unterstützung und Depressivität. Im Einklang mit anderen Studien waren das allgemeine Aktivitätsniveau und insbesondere kognitive und physische Aktivitäten mit einem reduzierten Demenzrisiko assoziiert. Depressive Symptome erhöhten das Demenzrisiko, wobei der Einschluss von Aktivitäten den Zusammenhang zwischen depressiven Symptomen und Demenz reduzierte. Die Förderung von Aktivitäten und die Reduktion depressiver Symptome erscheinen basierend auf den Ergebnissen der vorliegenden Arbeit trotz der berichteten Einschränkungen als präventive Maßnahmen zur Verringerung des Demenzrisikos empfehlenswert.},

url = {https://hdl.handle.net/20.500.11811/6357}
}

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