Stimmen aus dem Äther : Zur Metaphysik und Autorität von Radiostimmen in der Medientheorie und in Ingeborg Bachmanns Hörspiel 'Die Zikaden'

Ingeborg Bachmanns Hörspiel »Die Zikaden« (1955) setzt sich mit der Macht und Metaphysik von Stimmen auseinander und greift damit ein Thema auf, das Hörspiel und Radiotheorie durchgängig beschäftigte. Die körperlose und unsichtbare Stimme verstehen nicht wenige Hörspielautorinnen und -autoren der 19...

Verfasser: Sieg, Christian
Dokumenttypen:Teil eines Buches
Medientypen:Text
Erscheinungsdatum:2017
Publikation in MIAMI:22.09.2017
Datum der letzten Änderung:17.03.2023
Angaben zur Ausgabe:[Electronic ed.]
Quelle:Wagner-Egelhaaf, Martina (Hrsg.): Stimmen aus dem Jenseits / Voices from Beyond : Ein interdisziplinäres Projekt / An interdisciplinary Project. Würzburg : Ergon Verlag, 2017, S. 161-173
Schlagwörter:Medientheorie; Radio; Hörspiel; deutsche Literatur; Platon; Exzellenzcluster Religion und Politik Cluster of Excellence Religion and Politics
Fachgebiet (DDC):800: Literatur, Rhetorik, Literaturwissenschaft
830: Deutsche und verwandte Literaturen
Rechtlicher Vermerk:Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Ergon Verlags. Aus urheberrechtlichen Gründen wurde die Abbildung geschwärzt.
Lizenz:InC 1.0
Sprache:Deutsch
Format:PDF-Dokument
ISBN:978-3-95650-262-0
URN:urn:nbn:de:hbz:6-11209558642
Permalink:https://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:6-11209558642
Onlinezugriff:sieg_2017_stimmen_aus_dem_aether.pdf

Ingeborg Bachmanns Hörspiel »Die Zikaden« (1955) setzt sich mit der Macht und Metaphysik von Stimmen auseinander und greift damit ein Thema auf, das Hörspiel und Radiotheorie durchgängig beschäftigte. Die körperlose und unsichtbare Stimme verstehen nicht wenige Hörspielautorinnen und -autoren der 1950er-Jahre als Charakteristikum des Mediums Radio, dem es künstlerisch zu entsprechen gelte. Das Radio, so das vielfach wiederholte Argument, eigne sich im besonderen Maße für die Verarbeitung metaphysischer Stoffe, da es eine Kommunikationssituation technisch realisiere, die in der religiösen Tradition in Form der Anrufung durch das Numinose bekannt sei. Dieser Mediendeterminismus sakralisiert das Radio, wie vor dem Hintergrund aktueller medientheoretischer Positionen (Birgit Meyer) dargestellt wird. Analysiert werden nicht nur radiotheoretische Positionen von Rudolf Arnheim, Richard Kolb und Marshall McLuhan, sondern auch der Einfluss solcher Diskurse auf das Hörspiel am Beispiel von »Die Zikaden«. Bachmann entspricht in ihrem Hörspiel dem radiotheoretischen Diskurs, indem sie visuelle und auditive Wahrnehmung gegeneinander ausspielt. Ihr Bezug auf den Zikaden-Mythos aus Platons Dialog »Phaidros« evoziert zudem eine sakrale Aura, durch die dem Medium Stimme Autorität verliehen wird.