Zerstörende Bildnisse, verstörte Identität? : Eine Untersuchung fragiler Identitätsentwürfe und deren Entwicklung in Gerhart Hauptmanns Michael Kramer, Max Frischs Andorra und Matthias Polityckis Jenseitsnovelle

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2015

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In meiner Dissertation Zerstörende Bildnisse, verstörte Identität? Eine Untersuchung fragiler Identitätsentwürfe und deren Entwicklung in Gerhart Hauptmanns ´Michael Kramer´, Max Frischs ´Andorra´ und Matthias Polityckis ´Jenseitsnovelle´ widme ich mich der recht umfassenden Frage nach Identitäts- und Bildkonzepten sowie deren Reflexion in der Literatur. Inhaltlich vereint die drei Werke das Aufzeigen der Mechanismen von zerstörenden (inneren) Bildern, welche zu einer brüchigen Identität der analysierten Hauptfiguren führen. Somit gelten starre bzw. verfestigte Bilder in der vorgelegten Studie als Identitätsbedrohung. Es wurden also besonders solche Beispiele gewählt, in denen die persönliche Identitätskonstitution der handelnden Figuren kompliziert und heikel geworden ist. Vor dem Hintergrund dreier diametraler Ausgangssituationen den sozialen Status betreffend, zeigten sich hier Entwicklungen innerhalb verschieden gelagerter Ebenen. So standen familiäre Geflechte innerhalb der Untersuchung von Michael Kramer im Fokus, bei Andorra waren die gesellschaftlichen Gefüge von Interesse und bei Jenseitsnovelle die Positionierung des Einzelnen in einer Partnerschaft. Um einen breiten Horizont der Identitätsarbeit und der Bildtheorien aufzubauen, wurden bewusst Werke gewählt, die eine umfassende Untersuchung, die vom Ende des 20. Jahrhunderts mit Hauptmann zu aktuellen Identitätswegen mit Politycki führt, zulassen. Die Werke sind zwar aus unterschiedlichen Epochen, aber nicht von unterschiedlicher Thematik, weswegen alle, basierend auf dem vorgestellten Theorieteil meiner Arbeit, auf einer interpretatorischen Ebene stehen können.Identität ist ein vielschichtiges und individuell geprägtes Gebilde, welches über das Wechselverhältnis von Selbst- und Fremdbild entscheidend konstituiert wird. Dementsprechend hat die Studie die unterschiedlichen Mittel hervorgebracht, mit denen der Verflechtung von personeller und sozialer Identität literarisch Ausdruck verliehen werden kann. Das Sujet der Identität ist zwar vorwiegend im gesellschaftlichen Diskurs zu verorten, dennoch lässt sich in der Literatur hinsichtlich der Identitätskonstruktionen und der aktuellen Thematik um Selbst- und Fremdbild nachvollziehen, wie komplex die Versuche sein können, nach außen hin innere Kontinuität und Stabilität aufzuzeigen, um den äußeren (hier zumeist negativen) Einflüssen standzuhalten. Die Identitätsthematik zeichnet sich dadurch aus, dass sie sich im direkten Geflecht zwischenmenschlicher Beziehungen gestaltet und sie eben nicht an eine bestimmte Epoche gebunden ist, wenngleich sich in der Postmoderne ein gesteigertes Identitätsinteresse abzeichnet.Resultierend aus den Werkanalysen ist hervorgegangen, dass sich die einzelnen Begriffe des theoretischen Korpus nicht in gleicher Weise auf alle drei Werke anwenden lassen. Dies ist zum einen auf die potenzierte Bedeutung des Identitätsbegriffs und einem gesteigerten Interesse an diesem Thema zurückzuführen, zum anderen der Individualität und Komplexität von Identität geschuldet, was in den Werkanalysen über die unterschiedlichen Ausgangssituationen der einzelnen Figuren ersichtlich wurde. Es konnte gezeigt werden, dass bei Hauptmann die Frage nach Kontinuität und Selbstverantwortung im Fokus steht, bei Frisch die Frage nach der Wechselbeziehung von personeller und sozialer Identität sowie nach dem Vorurteil dominiert, bei Politycki schließlich die Frage nach Rollenmustern, zugleich die nach narrativer Identität, hauptsächlich in den Blick zu nehmen ist. Auch wenn die in dieser Arbeit eingesetzten theoretischen Ansätze fester Bestandteil des Identitätsdiskurses sind, so wurden sie bisher noch nicht in diesem Umfang auf genau diese Werke angewendet. Besonders im Falle von Hauptmanns Michael Kramer wurde einem bislang vernachlässigten Werk Aufmerksamkeit geschenkt, mit Jenseitsnovelle sogar einem naturgemäß noch gar nicht erforschtem. Somit habe ich das Ziel verfolgt, Impulse in der Forschungsarbeit zu allen einzelnen Werken zu liefern. Demzufolge gilt es als Fazit festzuhalten: Identität ist ein individuell-gestaltetes Gebilde und so unterschiedlich die Diskurse über diese sind, genauso vielfältig wurde Identität in dem ausgewählten Korpus gezeigt. So kann Literatur dem Leser Modelle vorführen, die das Wechselverhältnis von Selbst- und Fremdbild aufgreifen.

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