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Studien zu den Typen der Tarentiner Symposiasten

Zusammenfassung

Tarentiner Symposiasten unterscheiden sich von den Darstellungen gelagerter Männer in anderen Landschaften durch einen besonders aufwendigen Kopfschmuck. In der Antikensammlung der Universität Gießen befinden sich drei Köpfe unbekannter Provenienz, die sich durch ihren Schmuck als Fragmente von Tarentiner Symposiastenfiguren zu erkennen geben. Einer davon trägt ein Diadem aus kugeligen Elementen, zwei andere sind mit Binden und Kranz geschmückt. Nach diesen beiden häufigsten Formen des Kopfschmucks werden im Rahmen dieser ikonographisch - typologischen Arbeit die Hauptgruppen Gelagerter benannt. Der in der Terrakottaforschung sonst übliche technische Typenbegriff ist auf das zugrundeliegende ubiquitäre Material in Museen, Magazinen und Katalogen nicht anwendbar, da die angegebenen Messdaten, die nur zu einem geringen Teil überprüft werden konnten, sich meist nicht auf vergleichbare Abschnitte sondern auf den Erhaltungszustand der Figuren beziehen. Als 'Typen' gelten daher Köpfe mit gleichartigem Kopfschmuck, gleichsinnigem Haarduktus und vergleichbaren Kopfkonturen, denen die Manteldrapierung und das Haltungsmotiv, die Form der Kline und die übrigen Attribute zugeordnet werden. Dabei ist die in der Koroplastik geläufige Möglichkeit der Verbindung von Teilen verschiedener Prototypen, die Kontamination, zu berücksichtigen. Zusätzliche Schmuckelemente, Abweichungen in der Feinstruktur der Haartracht und unterschiedliche physiognomische Merkmale führen zu 'Varianten'. Bestehen Anhaltspunkte für die Abstammung verschiedener Exemplare von derselben Matrize, so wird im Katalog auf diesen Umstand hingewiesen. Statuetten mit nachträglich angesetzten Schmuckelementen werden als 'Klasse A', die mit allen Details zusammen aus einer Matrize gewonnenen dagegen als 'Klasse B' bezeichnet.

Eine relativ - chronologische Reihe kann nicht auf der Basis des charakteristischen Kopfschmucks erstellt werden, da dieser tarentspezifisch und somit unvergleichlich ist. Vielmehr sind überregionale Zeitkriterien, wie Haartrachten und die Form der Gesichter, heran zu ziehen, bevor Bekrönung und Attribute zugeordnet werden können. In der entstandenen Reihe finden die drei Symposiastenköpfe der Gießener Universitätssammlung im ikonographischen und chronologischen Sinne ihren Platz.Mit der zwar problematischen, aber unvermeidlichen Gegenüberstellung von Terrakottastatuetten und besser datierbaren, größer formatigen Kunstwerken wird die Annäherung an eine `absolute´ Chronologie versucht. Dabei stehen, wenn möglich, Werke aus Tarent sowie aus Großgriechenland und Sizilien im Vordergrund. Nur wenige Stücke lassen sich durch vergleichbare Objekte aus Fundzusammenhängen datieren. Von einer großen Zahl mangelhaft erhaltener Exemplare aus verbrauchten Matrizen sind kaum Anhaltspunkte für den stilistischen Vergleich zu gewinnen. Die Zeit des Strengen Stils und die Mitte des 4. Jh. v. Chr. zeichnen sich als besonders produktiv im Hinblick auf die Tarentiner Symposiasten ab, ohne dass sich bislang hierfür eine einleuchtende Erklärung hätte finden lassen, weder auf dem Hintergrund der politischen Verhältnisse noch auf dem Sektor des Kultes.Symposiastenfiguren sind in Tarent und Umgebung noch nie in Gräbern, sondern vor allem in Votivdepots aufgetaucht. So spricht alles dafür, dass es sich um Weihgaben handelt. Im Gelagerten selbst ist m. E. am ehesten die Selbstdarstellung eines Mitglieds der adeligen Speisegemeinschaft zu sehen, der sich mit Attributen und Personen, die seinen Rang hervorheben, umgibt. Das häufigste Attribut, die Schale, kann als Trink - und als Spendegefäß dienen. Die Art der Darstellung lässt dies zunächst offen, bis der Gelagerte etwa um die Mitte des 4. Jh. v. Chr. eindeutig während oder nach der Libatio gezeigt wird.

Die in dieser Studie vorgeschlagene ikonographische Typisierung Tarentiner Symposiasten ist als ein Beitrag zum Handwerkszeug des Spezialisten gedacht.

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