Produktives Sprechen im Englischunterricht der Grundschule - Eine empirische Studie zur Bedeutung formelhafter Sequenzen

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2020

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Produktives Sprechen ist im Grundschulenglischunterricht eher selten zu beobachten (vgl. Roos 2007: 169, Engel 2009: 200). Infolge der überwiegend imitativ-reproduktiv angelegten Sprechphasen und des häufig vorzufindenden formelhaften Sprachgebrauchs bleibt für die Förderung des produktiven Sprechens zu wenig Zeit im Unterricht (vgl. Engel 2009: 198/200, Roos 2007: 183/187). Gleichzeitig wird aber in den amtlichen Verlautbarungen der Länder u. a. produktives Sprechen (vgl. z.B. HKM 2010: 15) als Ziel des Grundschulenglischunterrichts ausgegeben. Auch wird der Einsatz formelhafter Sequenzen ausdrücklich befürwortet (vgl. z.B. HKM 2010: 20). Hiervon ausgehend befasst sich die Untersuchung mit der zentralen Frage, welche Bedeutung dem formelhaften Sprachgebrauch für das produktive Sprechen (hier eingegrenzt auf das dialogische Sprechen) im Grundschulenglischunterricht (3. Klasse/erstes Lernjahr) zukommt. Ziel der Untersuchung ist es, eine vorläufige, modellartige Vorstellung hinsichtlich der Entwicklung des produktiven Sprechens im Grundschulenglischunterricht zu erarbeiten.Um der oben genannten Frage nachzugehen, wurde im Rahmen eines partizipativen Aktionsforschungs-projektes ein Unterrichtsmodell zur Förderung des produktiven Sprechens entwickelt und in Kooperation mit drei Englischlehrkräften in der 3. Klasse (erstes Lernjahr) erprobt.Spontansprachliche Schülerdialoge wurden sowohl im natürlichen Unterrichtsgeschehen videografisch/ auditiv erfasst, als auch in einer speziell hierfür geschaffenen Erhebungssituation am Ende des Schuljahres erhoben. Darüber hinaus wurden leitfadengestützte Lehrerinterviews durchgeführt, um eine weitere Perspektive auf die Schülersprechergebnisse, den gestalteten Unterricht und die als begünstigend eingeschätzten Faktoren für das produktive Sprechen im Grundschulenglischunterricht zu gewinnen. Die mündlichen Schülersprachdaten wurden zuerst quantitativ-korpuslinguistisch (hier gemäß einer linguistischen Frequenzanalyse), dann qualitativ-fallorientiert (gemäß einer kommunikativ-funktionalen Sprechdatenanalyse) analysiert. Die Lehrerinterviews wurden inhaltsanalytisch ausgewertet. Die Ergebnisse der verschiedenen Untersuchungsperspektiven wurden schließlich miteinander trianguliert. Auf dieser Grundlage wurden fallübergreifende Tendenzen sowohl hinsichtlich der Ausprägung des produktiv-dialogischen Sprechens in der 3. Klasse (erstes Lernjahr) als auch hinsichtlich tendenziell begünstigender Faktoren für die produktive Sprechentwicklung der Lernenden herausgearbeitet.Eines der zentralen Ergebnisse der Schülersprechdatenanalyse ist, dass die Drittklässler/-innen die erlernten formelhaften Sequenzen (hier vor allem die variabel einsetzbaren patterns) im Laufe des ersten Lernjahres zunehmend produktiver anwenden, obwohl der Gebrauch formelhafter Sequenzen in den Schülerkorpora aller Leistungsniveaus im Laufe des Schuljahres tendenziell abnimmt. Zudem bringen die Schüler/-innen mittels des variierten/segmentierten Gebrauchs formelhafter Sequenzen leistungsniveau-unabhängig persönliche Kommunikationsbedürfnisse zum Ausdruck. Die Ergebnisse der Untersuchung deuten u.a. darauf hin, dass der systematische Einsatz inhaltlich flexibel variierbarer patterns einen wichtigen Einfluss auf die produktive Sprechentwicklung der Kinder hat. Außerdem lassen die Ergebnisse erkennen, dass die kommunikativ-motivierte Segmentierung der erlernten formelhaften Sequenzen im Unterricht gezielt beeinflusst werden. LiteraturEngel, Gaby (2009). EVENING Konsequenzen für die Weiterentwicklung des Englischunterrichts in der Grundschule. In Gaby Engel, Bernd Groot-Wilken & Eike Thürmann (Hrsg.) Englisch in der Primarstufe Chancen und Herausforderungen. Evaluation und Erfahrungen aus der Praxis (S. 197-215). Berlin: Cornelsen.(HKM) Hessisches Kultusministerium (2010). Bildungsstandards und Inhaltsfelder. Das neue Kerncurriculum für Hessen. Primarstufe. Entwurf. Moderne Fremdsprachen. Online verfügbar unter https://kultusministerium.hessen.de/sites/default/files/media/kc_mfs_prst_201103_21.pdf, (26.09.2018).Roos, Jana (2007). Spracherwerb und Sprachproduktion. Lernziele und Lernergebnisse im Englischunterricht der Grundschule. Tübingen: Narr.


Productive speaking is rare to observe in primary EFL classrooms in Germany (cf. Roos 2007: 169, Engel 2009: 200). It is generally assumed that due to the predominance of imitative-reproductive speaking phases and the widespread use of formulaic language there is too little time to encourage productive speaking skills (cf. Engel 2009: 198/200, Roos 2007: 183/187). Nonetheless, according to the official curricula of the German federal states, productive speaking is an important goal in primary EFL education (e.g. HKM 2010: 15). Moreover, in order to promote productive speaking in class, the use of formulaic sequences is explicitly recommended and approved (e.g. HKM 2010: 20).Based on this, the study investigates young learners´ formulaic language use in the primary EFL classroom, in relation to the development of their productive speaking skills (focusing on dialogical speaking between learners primarily; in the third grade, their first year of learning English). Ultimately, the study aims at developing a preliminary, model-like methodological concept for developing productive speaking skills in the primary EFL classroom.As part of the research project, a teaching model to enhance productive speaking skills was developed and implemented in cooperation with three third grade-primary school teachers (in the context of a participatory action research project). Spontaneously spoken learner dialogues were recorded in vivo (audio-visual and auditive) during the ´natural´ classroom setting as well as in vitro in an especially created communicative situation at the end of the first year of learning English. Furthermore, semi-structured interviews were conducted with the cooperating teachers to enrich the data with another perspective on the students´ language production, the lesson planning and the contributing factors for productive speaking.As a first step, the learner speech results were analysed quantitatively/corpus-based (according to a linguistic frequency analysis); next, they were examined qualitatively/case-oriented (according to a communicative-functional speech analysis). All teacher interviews were analysed using content analysis. In a final step, the results of the different research perspectives were triangulated. On this basis cross-case tendencies were worked out not only according to the extent of the productive-dialogic speaking in the third grade (the first year of English) but also according to the factors that potentially contribute the learners´ productive speech development.One important finding is that third graders use the learned/acquired formulaic sequences (mainly the variable patterns) productively in the course of their first year of English. A second key finding is that primary EFL learners use formulaic sequences in a varied/segmented way to express their personal communicative needs. However, as expected, the use of formulaic sequences decreases over time. In sum, the study indicates that the systematic use of content-flexible and variable patterns in class can have a substantial impact on the children´s development of productive speaking skills.LiteratureEngel, Gaby (2009). EVENING Konsequenzen für die Weiterentwicklung des Englischunterrichts in der Grundschule. In Gaby Engel, Bernd Groot-Wilken & Eike Thürmann (Hrsg.) Englisch in der Primarstufe Chancen und Herausforderungen. Evaluation und Erfahrungen aus der Praxis (S. 197-215). Berlin: Cornelsen.(HKM) Hessisches Kultusministerium (2010). Bildungsstandards und Inhaltsfelder. Das neue Kerncurriculum für Hessen. Primarstufe. Entwurf. Moderne Fremdsprachen. Online verfügbar unter https://kultusministerium.hessen.de/sites/default/files/media/kc_mfs_prst_201103_21.pdf, (26.09.2018).Roos, Jana (2007). Spracherwerb und Sprachproduktion. Lernziele und Lernergebnisse im Englischunterricht der Grundschule. Tübingen: Narr.

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GiF:on - Giessener Fremdsprachendidaktik:online; 15

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