Ein Prozessmodell des Studieneinstiegs: Differentielle Aspekte studiumsbezogener Kognitionen und deren Effekte auf Studienerfolg und Studienabbruch

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2019

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Bildung prägt den Lebensweg. Insbesondere die Entscheidung, ein Hochschulstudium zu absolvieren, hat einen großen Einfluss auf den anschließenden beruflichen Werdegang inklusive des damit assoziierten sozioökonomischen Status. Insbesondere vor diesem Hintergrund erscheint der erfolgreiche Abschluss eines Studiums wünschenswert, ein Studienabbruch hingegen als ungünstig. Aktuelle Untersuchungen zeigen jedoch auf, dass der Anteil an Studienabbrecherinnen unter den Studierenden in den letzten Jahren innerhalb der OECD-Länder (Organisation for Economic Cooperation and Development) relativ konstant bei circa 30% liegt (OECD, 2016, 2018). Diese Quote gilt auch für Deutschland im Speziellen, gemittelt über alle Studienfächer und Hochschularten hinweg (Heublein et al., 2017; OECD, 2014). Dass somit durchschnittlich fast jeder dritte Studierende sein Hochschulstudium abbricht, wird unter anderem von der deutschen Bildungspolitik als inakzeptabel hoch bewertet (Heublein et al., 2017; Bloom, Hartley &

Rosovsky, 2006). Obwohl es bereits eine Vielzahl an institutionellen Angeboten (auch) zur Abbruchprävention gibt, basieren diese in der Regel aber nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Studienabbruch. Dies mag auch daran liegen, dass etablierte Modelle zur Erklärung von Studienabbruch entweder einen sehr engen theoretischen Fokus haben und oder noch nicht empirisch validiert sind; insbesondere noch nicht für die Population der Studierenden in Deutschland (Klein &

Stocké, 2016). Vor dem Hintergrund, dass eine Reduktion der Abbruchquote angestrebt wird, besteht Handlungsbedarf, um die Diskrepanz zwischen wissenschaftlichen Untersuchungen im Bereich Studienabbruch und deren Erkenntnissen einerseits und den in der institutionellen Beratungspraxis vorzufindenden Angeboten andererseits zu minimieren. Im Rahmen meines Promotionsprojektes habe ich daher zunächst ausgewählte bestehende Modelle des Studienabbruchs theoretisch und empirisch verglichen und anschließend auf Basis der so gewonnenen Erkenntnisse ein neues, integratives Modell des Studienabbruchs entwickelt (das EOS-Modell), welches ich umfangreich validiert habe. Es kann zukünftig als Grundlage für institutionelles Handeln im Bereich Studienabbruchprophylaxe dienen. Im Folgenden möchte ich einen kurzen Überblick über das mehrschrittige Vorgehen geben: Zunächst habe ich vier Modelle (Spady, 1971; Tinto, 1975; Neuville et al., 2007; Lent &

Brown, 2013) als besonders relevant für das Verständnis von Studienabbruch identifiziert und auf theoretischer Ebene verglichen (Kapitel 2). Anschließend habe ich sie empirisch hinsichtlich ihrer Nützlichkeit zur Beschreibung und Erklärung von Studienabbruch(-sintentionen) unter Studierenden in Deutschland verglichen. Hierfür habe ich drei unabhängige längsschnittliche Untersuchungen an Studienanfänger*innen durchgeführt. Anhand der Daten der ersten Kohorte habe ich die vier etablierten Modelle hinsichtlich ihrer Modellfits verglichen (Kapitel 5). Darauf folgte anhand dieser empirischen Erkenntnisse über die Stärken und Schwächen der vier Modelle und unter Berücksichtigung neuer metaanalytischer Erkenntnisse hinsichtlich einzelner valider Prädiktoren von Studienabbruch und Studienerfolg die Entwicklung eines neuen, integrativen Modell (EOS-Modell, Kapitel 6). Die Daten der zweiten und dritten Kohorte dienten zur Replikation des Modellvergleichs, den ich anhand der Daten der ersten Kohorte durchgeführt habe sowie zur Validierung des EOS-Modells (Kapitel 7 und 8). Eine zusätzliche (partielle) Validierung (Kapitel 10) erfolgte anhand des Datensatzes aus der 21. Sozialerhebung (Middendorff et al., 2017). Das EOS-Modell erwies sich mit einem guten Modellfit nicht nur als valide, sondern auch als überlegen gegenüber den getesteten etablierten Modellen. Zudem konnte ich die Messinvarianz des EOS-Modells über die drei Kohorten hinweg nachweisen. Dies erlaubt es, das EOS-Modell als zukünftiges Rahmenmodell für weitere Forschung zum Studienabbruch zu empfehlen. Weiter kann es auch die Beratungspraxis unterstützen: Die zumeist limitierten Ressourcen für Beratungsangebote sollten auf die zentralen Aspekte des EOS-Modells konzentriert werden, um die Wirksamkeit der Interventionen zu erhöhen. Als Beispiel für die Verwendung des EOS-Modells als Rahmenmodell für die Evaluation von Interventionen, führte ich eine erste Pilotstudie in Kooperation mit dem Studiencoaching der Justus-Liebig- Universität Gießen durch (Kapitel 11). Neben der Modellentwicklung habe ich mich auch mit der Frage nach der Operationalisierung der im Fokus stehenden Konstrukte beschäftigt. Ganz konkret habe ich eine neue Skala entwickelt, die zur Erfassung der Selbstwirksamkeit im Studieneinstieg dient (Kapitel 3).

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