Einflussfaktoren auf das Sehvermögen von Kindern im Einschulalter: Eine Querschnittsstudie zur Prävalenz und zu Ursachen von im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung festgestellten Auffälligkeiten des Sehens bei 4 - 7 Jahre alten Vorschul-Kindern

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2020

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Da bei der Schuleingangsuntersuchung im Gesundheitsamt Frankfurt/Main von 2002 bis 2016 eine starke Zunahme von auffälligen Sehscreening-Befunden dokumentiert worden war, wurde zusammen mit dem Gesundheitsamt Darmstadt-Dieburg von Mai bis Dezember 2017 eine Studie zu möglichen Ursachen durchgeführt: Alle Eltern wurden in diesem Zeitraum bei der SEU gebeten, einen ausführlichen Fragebogen zu Sehstörungen in ihrer Familie sowie zu Spielen im Freien und Nutzungszeiten von elektronischen Geräten mit Bildschirm ihres Vorschulkindes auszufüllen; außerdem wurden alle Kinder mit auffälligen Befunden des hierbei durchgeführten Sehscreenings zur Kontrolle in Arztpraxen geschickt.Wesentlichen Fragestellungen der Studie waren, ob der in Frankfurt/Main festgestellte Trend im Rahmen einer retrospektiven Sekundärdatenanalyse auch in einem anderen Gesundheitsamts-Bezirk festgestellt werden kann und ob sich im Rahmen einer Querschnittsstudie im Jahr 2017 ein Zusammenhang zwischen (geringen) Spielzeiten im Freien und intensiver Nutzung von augennahen, elektronischen Geräten bei Vorschulkindern zu dem frühen Entstehen einer Myopie nachweisen lassen kann. An dieser Querschnittsstudie nahmen während der 8 Monate der Durchführung im Jahr 2017 insgesamt 3.539 Kinder teil, hiervon konnten für 3.409 auswertbare, anonymisierte Datensätze erstellt werden und somit in die Studie einfließen. Bei in dieser Zeit insgesamt vorgestellten 5.960 Kindern entspricht dies einer Teilnahmequote von 57,2 %. Aus der retrospektiven Sekundärdatenanalyse ergab sich, dass die beobachtete Zunahme der Seh-Auffälligkeiten bei der Schuleingangsuntersuchung in Frankfurt/Main zum überwiegenden Anteil aus den neu im Rahmen der SEU ermittelten Sehauffälligkeiten bestand und insbesondere Kinder mit Migrationshintergrund betraf. In Darmstadt-Dieburg hingegen war nur ein geringer Anstieg von im Rahmen der Einschulungsunter-suchung festgestellten neuen Befunden nachweisbar; möglicherweise, weil der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund in Darmstadt/Dieburg mit 28,3% nur fast halb groß ist wie in Frankfurt/Main (55,3%). Als weiteres Ergebnis konnte im Rahmen der Querschnittserhebung 2017 in Bezug auf das Entstehen einer Myopie im Vorschulalter zwar der bereits bekannte signifikante Zusammenhang zu bestehender Myopie in der Familie (Eltern und Geschwister) und Myopie resp. Sehstörungen bei Kindern im Einschulungsalter bestätigt werden; für den vermuteten Zusammenhang zwischen einer bereits im frühen Kindesalter auftretenden Myopie und verminderten Spielzeiten im Freien oder hohen Nutzungszeiten von augennahen, elektronischen Geräten konnten allerdings keine signifikanten Ergebnisse gefunden werden. Die Ergebnisse der Zusammenhangsanalyse bestätigt Publikationen aus anderen Ländern, in denen Auswirkungen zwischen (geringem) Aufenthalt im Freien auf dem Auftreten einer Myopie erst im Schulkind- und Jugendlichenalter nachweisbar waren, jedoch noch nicht bei Kindern im Vorschulalter. Deshalb sollte hier eine Follow-up-Studie bei 10-12 jährigen Jugendlichen erwogen werden, die zeigen könnte, ob sich die Spiel-Zeiten im Kleinkindesalter auf das Entstehen einer Myopie im späteren Jugendlichen-Alter auswirken könnte. Für die Praxis der Kinder-/Jugendärztlichen Dienste der Gesundheitsämter ergeben sich Konsequenzen für Beratung von Eltern von Vorschulkindern, da diese nachweislich oft schon vor dem 3. Lebensjahr regelmäßig täglich Smartphones und kleine Tablets benutzen und häufig nur geringe Zeit im Freien bei Tageslicht verbringen.

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