Dear users, we have given JLUpub a major update, unfortunately there are currently still some minor problems. If you encounter any errors, we ask for your understanding and are grateful for any hints at https://jlupub.ub.uni-giessen.de/info/feedback.
 

Prognostische Aussagekraft arterieller gegenüber venöser Blutgasparameter im wiederholten Messrhythmus hinsichtlich des Schweregrades des neonatalen Atemnotsyndroms beim Kalb

Datum

2005

Betreuer/Gutachter

Weitere Beteiligte

Herausgeber

Zeitschriftentitel

ISSN der Zeitschrift

Bandtitel

Verlag

Zusammenfassung

Das neonatale Atemnotsyndrom stellt auch heute noch ein zentrales Problem im Zusammenhang mit Störungen in der ersten Adaptationsperiode beim bovinen Neonaten dar. Neben der rein klinischen Beurteilung der Vitalität unmittelbar post natum mittels APGAR-Benotung, ist durch die Bewertung des aktuellen, nach der Geburt gegebenen Blutgas- und Säure-Basen-Status eine differenziertere Einschätzung des status praesens bei Neonaten gegeben. Zu bedenken dabei ist jedoch, dass der Grossteil der wissenschaftlichen Arbeiten bezüglich der Blutparameter post natum beim Kalb auf der Basis von venösen Blutproben entstanden ist, eine exakte Beurteilung auf der Grundlage arteriell gewonnener Proben aber bislang fehlt. Ziel dieser Studie war es daher, ein Verfahren zu entwickeln, welches über einen längeren Zeitraum die kontinuierliche Entnahme arterieller Blutproben zulässt, um darauf aufbauend einen Vergleich zwischen den arteriellen und venösen Blutgas- und Säure-Basen-Verhältnissen beim bovinen Neonaten ziehen zu können. In einem dieser Studie voran gestellten Versuch wurde als beste Möglichkeit, arterielles Blut dauerhaft zu gewinnen, heraus gearbeitet, dass dies nur über die Punktion des Ramus auricularis intermedius medialis der Arteria auricularis caudalis geschehen kann. Für den zweiten Hauptteil dieser Arbeit standen insgesamt 55 Kälber aus dem Patientengut der Klinik zur Verfügung, wobei bei 54 innerhalb der ersten zwei Lebensstunden jeweils vier arterielle Blutproben entnommen wurden und in der Folge am ersten und zweiten Lebenstag je eine Blutprobe gewonnen werden konnte. Parallel zu diesen Entnahmen erfolgte jeweils die Punktion der Vena jugularis zum Erhalt venöser Vergleichsproben. Von einem Neonaten konnten nur die ersten drei Blutproben gezogen werden. Darüber hinaus wurde bei 41 Kälbern zusätzlich zu diesen Proben noch am dritten Lebenstag je eine arterielle und venöse Probe entnommen. Daraus ergibt sich ein Gesamtprobenkollektiv von 368 arteriellen und 368 venösen Blutproben, die hinsichtlich des pH-Wertes, des pO2, des pCO2, der Sauerstoffsättigung, des Base Excess und des Standardbikarbonates verglichen werden konnten. Zusätzlich wurden alle Kälber unmittelbar post natum mit Hilfe des APGAR-Scores hinsichtlich ihrer Vitalität bewertet, um überprüfen zu können, in wie weit die klinische Beurteilung auf der Grundlage arterieller Blutparameter Bestand hat. Zur Überprüfung einer effektiven medikamentellen Reanimation bekamen 25 Kälbern unmittelbar post natum einmalig 40 mg Doxapramhydrochlorid und 60,0 ml Natrium-Bikarbonatlösung 8,4% appliziert. Weitere fünf Tiere erhielten nach der Geburt für fünf Minuten medizinischen Sauerstoff mittels Atemmaske insuffliert. Aufgrund des direkten Vergleichs der Blutgaswerte und des Säure-Basen-Status aus arteriellen und venösen Blutproben konnte festgestellt werden, dass für eine Vitalitätsbeurteilung post natum mittels venöser Blutparameter der pH-Wert, der Base Excess und auch das Standardbikarbonat zu Verfügung stehen, da hier zwischen den beiden Blutqualitäten statistisch zu sichernde Abhängigkeit bestehen. Die eigentlichen Blutgaswerte (pO2, pCO2, sO2) hingegen können nur dann in eine Bewertung der neonatalen Vitalität mit einfließen, wenn sie in arteriellen Blutproben bestimmt worden sind. Durch eine detaillierte Darstellung der arteriellen Werte einzelner Probanden konnte in dieser Arbeit eine gewisse Diskrepanz der Korrelation zwischen pH-Ausgangslage und klinischer Beurteilung festgestellt werden. Diese Darstellung anhand des genau kontrollierten Probandenkollektives hinsichtlich der unterschiedlichen pH-Ausgangslage stellt vom Grundsatz her nicht die allgemeinen Erkenntnisse in Frage, dass ein boviner Neonat in einer gemischt respiratorisch-azidotischen Gesamtsituation zur Welt kommt. Es ist aber nicht zu bestreiten, dass die individuelle Versorgungslage hinsichtlich der Sauerstoff- und Kohlendioxidspannung sowie der Pufferkapazität im peripartalen Zeitraum entscheidend dazu beiträgt, wie schnell die kritische erste Adaptationsperiode überwunden wird und in eine stabilisierte Lage mündet. Diese Detailauswertung gibt auch einen Hinweis darauf, dass selbst unter physiologischen Geburtsbedingungen mit leicht atemdepressiven Neonaten zu rechnen ist und dieser Zustand nicht allein in Beziehung zur Geburtslänge und Komplikationsrate steht. Hiermit wird auch eine allgemeine klinisch-empirische Erfahrung einer Klärung zugeführt, dass es immer wieder Kälber aus eutokischen Bedingungen gibt, die eine erhebliche Absenkung des initialen pH-Wertes (venös) aufweisen und in diesem Zusammenhang erhebliche Schwierigkeiten in der Regulation des kardio-respiratorischen Systems erkennen lassen. Bei den beiden überprüften Behandlungsregimen konnte jeweils für die Blutgaswerte (pO2, pCO2, sO2) eine Verbesserung festgestellt werden. Eine positive Beeinflussung des Säure-Basen-Status ließ sich dagegen in dieser Studie weder mit einer einmalige Gabe von Doxapramhydrochlorid in Kombination mit Natrium-Bikarbonat noch durch eine Sauerstoffinsufflation sicher belegen.


The neonatal Respiratory Distress Syndrome still represents one of the major problems in the first adaptation period of newborn calves. Though clinical evaluation of neonates vitality can be performed by using a modified APGAR-score, more differentiated informations about the actual status praesens can be obtained by bloodgas-analysis and determination of the acid-base-status. The majority of scientific research on blood parameters of neonatal calves is based upon venous blood samples. So far an exact and thorough evaluation of arterial samples is lacking. Development of a diagnostic routine, which allows continuous blood sampling over a prolonged period of time as a prerequisite for comparison of arterial and venous bloodgas and acid-base-status data was aim of the study presented. In a preliminary field trial the Ramus auricularis intermedius medialis (Arteria auricularis caudalis) proved to be the best puncturing site for this purpose. 55 calves being patients of the clinic served as probands. Within the first two hours of life four arterial bloodsamples, two more at the first and second day of life, were obtained from 54 calves. Parallel the vena jugularis was punctured for venous bloodsamples. From 41 calves additional arterial and venous samples were gained on the third day of life. One calf was punctured only three times. The 368 arterial and venous samples were compared concerning pH, pO2, pCO2, oxygen saturation (sO2), base excess and actual bicarbonate. Additionally all probands were evaluated with the modified APGAR-score immediately post natum concerning their vitality. Medicamentous reanimation in 25 calves included the intravenous application of 40 mg Doxapramhydrochloride and 60.0 ml Natrium-Bicarbonate-solution (8.4 %). Another five calves received an insufflation of oxygen via mask for five minutes post natum. As a result, concluding from data obtained by comparison of arterial and venous bloodgas-analysis and acid-base-status, it can be stated that pH, values of base excess and actual bicarbonate generally are relevant for evaluation of postnatal vitality, because a statistically significant relation between arterial and venous data could be proved. The actual parameters of bloodgas-analysis (pO2, pCO2, sO2) are to be considered helpful for evaluation only when derived from arterial blood samples. By detailed analysis of arterial values of single probands a certain discrepancy in the correlation between initial pH-values and clinical evaluation of vitality became obvious. Though the common knowledge about the initial postnatal combined respiratoric-acidotical situation in bovine neonates is not compromised by these results it can be concluded that the individual supply concerning oxygen and the capacity of buffer-systems in the peripartal period contributes essentially to the postnatal development of a stabile situation within the first period of neonatal adaptation. Even under physiological parturitional conditions and independent from the period of time of delivery and complication ratio, neonates present mild symptoms of neonatal Respiratory Distress Syndrome. This contributes to the clinical-empirical experience that calves out of normal deliveries can show severe decreases of initial venous pH-values and major regulatory problems in the cardio-respiratory-system.
Both methods of reanimation led to significant improvement of bloodgas-values (pO2, pCO2, sO2). Positive effects on acid-base-status after singular administration of Doxapramhydrochloride and Natrium-Bicarbonate-solution or insufflation of oxygen were not detected.

Beschreibung

Inhaltsverzeichnis

Anmerkungen

Erstpublikation in

Sammelband

URI der Erstpublikation

Forschungsdaten

Schriftenreihe

Erstpublikation in

Wettenberg : VVB Laufersweiler 2005

Zitierform