Der Einfluß des Geburtsmodus auf die Plasmakonzentration von Neuropeptid Y und Katecholaminen bei Neugeborenen und deren Müttern

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2000

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Einleitung: Neuropeptid Y (NPY) ist ein Peptidhormon bestehend aus 36 Aminosäuren. Im menschlichen Organismus findet man NPY in besonders hohenKonzentrationen im zentralen Nervensystem, im Nebennierenmark, in sympathischen Ganglien und in nicht-adrenergen Neuronen des Gastrointestinaltraktes.NPY besitzt vasokonstriktorische Aktivität und wird zusammen mit Noradrenalin (NOR), welches als etabliertes Leithormon der fetalen Stressreaktion gilt,gespeichert und freigesetzt. Die Untersuchungen hatten zum Ziel, den Einfluss des Geburtsmodus auf die Plasmakonzentrationen bei Mutter und Neugeborenem darzustellen und versuchtdie Wertigkeit und klinische Relevanz des NPY als Neurotransmitter unter der Geburt zu beurteilen.

Material und Methoden: Bei 72 Reifgeborenen (vollendete 37. SSW), davon 30 Spontanentbindungen, 24 primäre Sectiones und 18 sekundäre Sectiones, wurde unmittelbarpostpartum venöses und arterielles Nabelschnurblut und venöses maternales Blut untersucht. Bei 13 Blutspendern unter Ruhebedingungen wurde venöses Blutuntersucht. Mittels Radioimmunassay erfolgte die Bestimmung von NPY, Atrionatriuretisches Peptid, Antidiuretisches Hormon, Plasmarenin Aktivität, sowie mittelsHPLC-Methode die Bestimmung der Katecholamine Noradrenalin und Adrenalin. Aus maternalem und fetalem Blut wurden Blutgasanalysen durchgeführt.

Zusammenfassung der Ergebnisse: Unsere Ergebnisse unterstützen das Konzept komplexer Interaktionen zwischen dem sympathoadrenalen System und NPY unter der Geburt. Dassympathoadrenale System beeinflusst die periphere Zirkulation unter der Geburt und ist wichtig bei der zirkulatorischen Adaptation des Neugeborenen. DerFetus und das Neugeborene scheinen durch ein modulatorisches Schutzsystem ausgestattet zu sein, welches eine Katecholamin- und NPY-Freisetzung beidrohender Asphyxie auszulösen vermag. Wehen führen zur Reduktion des uterinen Blutflusses und gegebenenfalls zu fetaler Hypoxie und Azidose. Da Neugeborene bei primärer Sectio keinen Wehenausgesetzt waren, zeigt sich hier ein geringeres Ausmaß der fetalen Azidose. Dieser Zusammenhang spiegelt sich in unseren Untersuchungen vor allem in Bezug auf das NPY wider, wo wir besonders niedrige NPY-Werte nach primärerSectio beschreiben konnten. Die gemessenen Werte nach sekundärer Sectio lagen über den Spiegeln bei primärer Sectio, aber immer noch deutlich unter den Werten bei vaginalerEntbindung. Demzufolge hat hier vermutlich die Austreibungsphase bedeutenden Einfluss auf die NPY-Ausschüttung. Während der Geburt führen hohe Konzentrationen für NPY und Noradrenalin zu einer maximalen Stimulation des fetalen und neonatalen Metabolismus, einerStimulation des Respirations- und kardiovaskulären Systems und optimieren die unmittelbare Adapdation an das extrauterine Leben. Die Unterschiede im zeitlichen Zusammenhang der NPY- und Katecholaminwirkung bezüglich der Freisetzung, Halbwertszeit und dem Verschwinden aus demPlasma illustrieren die Wichtigkeit des Abnahmezeitpunktes vor, während oder nach einem Stressereignis für den Organismus. Da NPY nach Belastung längererhöhte Werte im Plasma aufweist als Noradrenalin, könnte die Analyse von Plasma-NPY-Konzentrationen eine gute Alternative zuKatecholaminbestimmungen für die Charakterisierung von Stressphasen bieten. Zwischen venösem Nabelschnurblut und venösem maternalen Blut zeigt sich kein Zusammenhang bezüglich der NPY-Konzentrationen. Die hohenNPY-Spiegel, die im Plasma des Neugeborenen gemessen wurden, entstehen im kindlichen Kreislauf. Man kann davon ausgehen, dass der intrauterineAustausch zwischen fetalem und maternalem NPY keine wesentliche Bedeutung hat. Adrenalin ist an der unter der Geburt herrschenden Stressreaktion beim Neugeborenen sowie bei den Müttern nur in geringerem Maße beteiligt. Zusammenfassend fördert Stress unter der Geburt über 'Noradrenalin-' und 'NPY-Peaks' die Umstellung auf das extrauterine Leben. Wir konntennachweisen, dass die Hormonspiegel von NPY und NOR mit niedrigen pH-Werten korrelieren. Noradrenalin führt ohne wesentliche Steigerung des kardialenO2-Bedarfes zu Bradykardie mit Blutdruckanstieg, woraus letztlich eine Förderung der zerebralen Durchblutung resultiert. Weitere wichtige Funktionen sindder Einfluß auf die Surfactantbildung und die Erweiterung des Bronchialsystems. Postpartale Adapdationsstörungen und Atemprobleme werden häufiger beiNeugeborenen nach Kaiserschnittgeburt mit niedrigen Katecholaminspiegeln und höherem bzw. besserem pH-Wert beobachtet. Sicher scheint zu sein, dasskurzfristige niedrige fetale pH-Werte durch hiermit verbundene vermehrte Sekretion von Stresshormonen wie dies NOR und NPY sind, denAdapdationsprozess positiv beeinflussen.

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