Vergleichende Untersuchung von Schafen in ganzjähriger Freiland- und Winterstallhaltung unter besonderer Berücksichtigung der Mütterlichkeit, Vitalität und Parasiteneiausscheidung

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2005

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Auf dem Versuchsbetrieb Relliehausen der Georg-August-Universität Göttingen wurde in den Jahren 2000 bis 2002 eine vergleichende Untersuchung von Schafen in zwei unterschiedlichen Haltungssystemen durchgeführt. Dazu wurden insgesamt 110 Mutterschafe und 323 Lämmer der Rassen Schwarzköpfiges Fleischschaf und Rhönschaf sowie deren reziproke Kreuzungen verwendet. Die eine Gruppe wurde ganzjährig im Freien auf einer Standweide gehalten, die andere Gruppe in Winterstallhaltung mit Umtriebsweidesystem während der Weidesaison. Ziel der Untersuchung war es, die Tiere der beiden Haltungssysteme in den Merkmalen Mütterlichkeit, Vitalität und Parasiteneiausscheidung zu vergleichen sowie mögliche Auswirkungen einer erhöhten Parasitenausscheidung auf das Verhalten, die Muttereigenschaften und die Vitalität der Lämmer darzustellen. Als Muttereigenschaften wurde das Verhalten der Mutterschafe bis 30 Min. p.p. beurteilt, außerdem wurde eine Mütterlichkeits- und eine Duldungsnote vergeben. Zwischen den beiden Haltungssystemen wurden keine signifikanten Unterschiede in den Merkmalen der Mütterlichkeit ermittelt, während die Rasse der Mutter signifikanten Einfluss hatte. Kreuzungsschafe leckten ihre Lämmer früher nach der Geburt ab als die reinrassigen Tiere. Bei Annäherung eines Menschen verließen sie allerdings ihr Lamm und kehrten nach kurzer Zeit wieder zurück. Signifikanten Einfluss auf die Muttereigenschaften hatte ebenfalls der Geburtsverlauf und der Geburtstyp. Nach spontanen Geburten waren die Schafe mütterlicher als nach Geburten, bei denen Geburtshilfe notwendig war. Die Muttereigenschaften gegenüber dem einzelnen Lamm waren bei Mehrlingen schlechter als bei Einlingen. Als Merkmale der Vitalität wurden die Zeiten bis zum ersten Stehen und zum ersten Steh- und Saugversuch nach der Geburt gemessen sowie die Rektaltemperatur, das Geburtsgewicht und die Gewichtsentwicklung bis zum 42. Lebenstag. Es wurde eine Vitalitätsbenotung in Form des APGAR-Schemas vergeben. Zwischen den beiden Haltungssystemen bestanden keine signifikanten Unterschiede in diesen Merkmalen. Signifikant unterschiedlich waren die Geburtsgewichte und die täglichen Zunahmen zwischen den beiden Haltungssystemen. Die Lämmer der Freilandhaltung hatten höhere Geburtsgewichte, jedoch die niedrigeren Gewichtszunahmen im Vergleich zu den Lämmern der Winterstallhaltung. Dies könnte durch einen höheren Energieverlust wegen niedrigerer Außentemperaturen bedingt sein, da die Lämmer ihren Müttern folgten, wenn diese den Weidegang auch bei Kälte und Wind nutzten. Die Vitalitätsmerkmale wurden noch von zahlreichen anderen Faktoren wie Rasse und Geschlecht des Lammes, Rasse und Kondition der Mutter sowie Geburtstyp beeinflusst. Lämmer der Rasse Schwarzköpfiges Fleischschaf und Kreuzungslämmer hatten signifikant höhere Geburtsgewichte als die Rhönlämmer. Männliche Lämmer waren signifikant schwerer und standen nach der Geburt später auf als weibliche Lämmer. Die Lämmer von Kreuzungsmuttern und Rhönschafen waren vitaler. Lämmer von Muttern mit schlechter Konditionsbeurteilung hatten signifikant niedrigere Geburtsgewichte und schlechtere Gewichtszunahmen. Signifikanten Einfluss auf die Vitalität der Lämmer hatte auch das mütterliche Verhalten der Schafe. Lämmer, die wenig intensiv nach der Geburt abgeleckt wurden, standen später auf. Zur Messung der Parasiteneiausscheidung wurden individuelle Kotproben der Tiere mikroskopisch untersucht und die Eier pro Gramm Kot (EpG) ermittelt. Als Indikatormerkmale des Parasitenbefalls bzw. einer resistenz wurde das Verhalten der Tiere in einem Arena-Test beobachtet, außerdem die Blutparameter eosinophile Granulocyten und Hämatokrit bestimmt. Zwischen den Haltungssystemen bestanden lediglich bei den eosinophilen Granulocyten der Mutterschafe signifikante Unterschiede mit höheren Werten der Tiere in Freilandhaltung. Die EpG-Werte der Mutterschafe und Lämmer hatten keinen direkten Einfluss auf das Verhalten der Mutterschafe im Arena-Test und die Vitalität der Lämmer. Signifikant war der Einfluss auf das Mütterlichkeitsmerkmal Leckintensität. Muttern mit höherer Parasiteneiausscheidung leckten ihre Lämmer weniger intensiv ab als die Muttern mit niedrigerer Eiausscheidung. Somit kann die Vitalität über die Muttereigenschaften durch hohe EpG-Werte beeinflusst werden. Hohe EpG-Werte der Mutterschafe können eine verminderte Leckaktivität nach der Geburt zur Folge haben und somit die Vitalität der Lämmer verschlechtern, da frühe Vitalitätsmerkmale wie erstes Stehen und erster Saugversuch von der Leckintensität beeinflusst werden.


A comparative study of sheep in two different husbandry systems during the years 2000-2002 was conducted at the experimental farm of the University of Göttingen in Relliehausen. For the investigation a total of 110 sheep and 323 lambs of the breeds German Blackface and Rhön sheep as well as reciprocal crosses of both breeds were used. While one group was kept outside on pasture all year round, the other group was housed in an uninsulated sheep barn in winter with a rotational pasture system in summer. The aim of the study was to compare the traits mothering ability, vigour and excretion of parasite eggs for the two different husbandry systems as well as to examine potential consequences of increased excretion of parasite eggs on behaviour, mothering ability and vigour of the lambs. The evaluation of mothering ability was based on the behaviour of ewe until 30 min. p.p. and in addition scores of mother behaviour and sufferance were given. Whereas no significant differences between the two husbandry systems could be observed, there was however a significant influence of the breed. The start of the licking activity after birth was significant earlier with mothers of reciprocal crosses than in purebred animals. Although approaching humans caused the mother to leave their kids, they returned after a short while. The parturition and type of birth had also a significant influence on the mothering ability. After a spontaneous birth mothers showed greater affection to their kids than after a birth where artificial help was needed. The mothering behaviour towards the single lamb was less in multiples than in twins or singles. The characteristic trait vigour was evaluated by recording the time of first suckle bout and first standing after birth as well as measuring rectal temperature, birth weight and daily gain up to 42 days p.p. Additionally marks were given for the trait vigour following the APGAR procedure. There were no significant differences between the two husbandry systems except for birth weight and daily gain. Lambs who wintered outside had significant higher birth weights but lower daily gains than lambs who wintered inside. The reason for that difference could be explained by the fact of the lower outside temperatures lambs were exposed to, when following their mothers to the pasture, and hence had a higher energy requirement in winter and windy weather. Traits of vigour were also influenced by breed and sex of lambs, breed and body condition score of ewes and type of birth. The birth weight was significant higher in German Blackface lambs and reciprocal crosses than in Rhön sheep. Male lambs had significant higher birth weights and the time until first standing after birth was later than in female lambs. The vigour of lambs from Rhön sheep and crossbred mothers was higher than the vigour of lambs from German blackface mothers. Lambs of mothers with poor body condition had significant lower birth weights and daily gains. There was also a significant influence of maternal behaviour on vigour of the lambs. Lambs that were less intensively licked after birth by their mothers took longer to stand steadily for the first time. For measurement of parasite excretion, individual samples of feaces were taken and microscopically analysed to determine eggs per gram feaces (EpG). As an indicator of parasite infestation resistance, respectively, the behaviour of the animals was analysed in a so called Arena-test. Additionally the blood parameters eosinophile granulocytes and hematocrit were determined. Except for the eosinophile granulocytes with higher levels in the outdoor wintering animals - there were no significant differences between the two different housing systems. No significant influence of the EpG-level on the behaviour of sheep in the arena test and the vigour of lambs could be observed. There was however a significant influence of the EpG-levels on maternal behaviour. Mothers with high EpG-levels licked their lambs less intensively than sheep with low EpG-levels. Therefore the vigour of lambs can be influenced by the EpG-level of the mothers. The consequence of a high EpG-level in ewes can be a lower licking activity after birth resulting in an inferior vigour for lambs, since vigour traits like first standing and first suckle bout are influenced by the licking intensity.

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