Die Konstruktion von Zweigeschlechtlichkeit bei ausgewählten haushaltswissenschaftlichen FachvertreterInnen

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2000

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Die Arbeit zielt ausgehend von kritischer Skepsis gegenüber zweigeschlechtlichen Konstruktionen darauf, den haushaltswissenschaftlichenDenkstil in einer feministisch-konstruktivistischen Reflexion nachzuzeichnen, um anschließend Umrisse feministischerHaushaltswissenschaft zu skizzieren. Mittels qualitativer Inhaltsanalyse werden geschlechtsspezifische und vermeintlich -neutrale Texte von16 FachvertreterInnen der Wirtschaftslehre des Privathaushalts auf ihre Konstruktionen von "Geschlecht" hin untersucht. Dabei zeigt sich,daß die Kategorie "Geschlecht" in "ganzheitlich"-interdisziplinären Ansätzen eher thematisiert, in ökonomisch-multidisziplinären Ansätzeeher neutralisiert wird. Letzteres findet nicht nur durch Nicht-Benennen von Personen, sondern auch vermittelt über Verwissenschaftlichung,Entsubjektivierung, Abstrahierung und Ökonomisierung statt. In den untersuchten Texten wird primär idealtypische "Hausfraulichkeit" und"Mütterlichkeit" affirmiert, teilweise naturalisierend. Bestehende Geschlechterverhältnisse werden von etablierten FachvertreterInnen eherfestgeschrieben, während Frauenforschung innerhalb der Fachdisziplin diese in Frage stellen. Insgesamt zeigen sich in weiten Teilen derWirtschaftslehre des Privathaushalts dichotome Konstruktionen: "Frau"/"Weiblichkeit" und "Mann"/"Männlichkeit" gelten als gegensätzlich,wobei ersteres positiv, letzteres negativ konnotiert ist. Neben dichotomen Geschlechterkonstruktionen finden sich weitere Polarisierungen wie Natur versus Kultur, Privatheit versus Öffentlichkeitsowie die fachdisziplinäre Dichotomie Haushalten versus Erwerben. Diese Konstruktionen tragen wesentlich dazu bei, dichotomehaushaltswissenschaftliche Denkstrukturen, das Bild einer zweigeteilten Welt, zu reproduzieren. Ferner konzipiert die Fachdisziplin ihrenGegenstand, den "Haushalt", als universelle, natürliche, "heile", familiale und humane Einheit. Hausarbeit und Zeit im Haushalt werden alsanders, besonders und qualitativ affirmiert, ein fachspezifischer Mythos vom "Ganz(heitlich)en" wird installiert. Insgesamt kontrastiert das"Denkkollektiv" Haushaltswissenschaft Heile-Welt-Bilder vom "Haushalt" mit Horror-Szenarien von Industrialisierung und "Männlichkeitswahn".Ausgehend von dieser Kritik wird für feministische Haushaltswissenschaft der Bruch mit überkommenen fachdisziplinärenSelbstverständlichkeiten sowie kontinuierliche Selbstreflexion, u. a. in Bezug auf Kategorien, Modellen und Sprache, gefordert. Neben demEinbezug von "Geschlecht" als sozialer Analysekategorie sollten Ansprüche wie Interdisziplinarität und Praxisbezug konsequent umgesetztsowie ein wissenschaftskritischer Diskurs und gesellschaftspolitische Diskussionen vorangetrieben werden.

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