Funktionell isolierbare kognitive Subprozesse und schizophrene Störungen

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2000

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1896 definierten E. Kraepelin und 1997 N. Andreasen das Projekt einer naturwissenschaftlichen Psychopathologie, das die Ebene derBeschreibung gestörten Verhaltens durch die Erfassung fundamentaler kausaler Mechanismen ergänzt. Auf der Annahme, daßschizophrene Störungen vor allem als Störungen kognitiver Prozesse zu begreifen sind und auf der Basis von Marr's (1982) Formulierungder drei Ebenen in der Analyse informationsverarbeitender Systeme - Problemanalyse, Algorithmisierung und Implementierung inHardware - wird die Isolierung von gestörten Subprozessen in Modellen kognitiver Verarbeitung als ein möglicher Betrag zu diesem Projektverstanden. Ausgangspunkt ist der Versuch der Definition von Kognition als wissensbasierte Informationsverarbeitung, die auf den Operationen vonfunktionell isolierbaren und - im Prinzip - anatomisch lokalisierbaren Subprozessen beruht. Schemata (Arbib 1989) als ordnendes undstrukturierendes Konzept werden eingeführt. Es wird gezeigt, wie Konflikte zwischen gleichzeitig aktiven und miteinander um nichtredundant ausgelegte Funktionen konkurrierenden Schemata Kontrollprozesse notwendig machen. Die in der Psychologie populäreDichotomie automatischer und kontrollierter Prozesse wird im Hinblick auf die entwickelten Überlegungen dargestellt. Diese Überlegungen werden als Basis für eine Darstellung elektrophysiologischer Denkansätze und für eine Diskussion der Frage nachSelektivität und Spezifität von Untersuchungsergebnissen in der Schizophrenieforschung verwandt. Schließlich werden eigene Experimente vorgestellt, die aus jeweils mehreren unabhängigen Untersuchungen von Patientenstichproben undparallelisierten gesunden Personen bestehen. Dabei stehen Neuroleptika-naive, ersterkrankte paranoid schizophrene Patienten imVordergrund. Eine erste Untersuchungsreihe, die auf den Annahmen der Methodik des klassischen Informationsverarbeitungsansatzes (Donders 1868)beruht, soll die Nützlichkeit dieses Ansatzes bei der Isolierung von kognitiven Problemen schizophrener Patienten demonstrieren.Probleme von schizophrenen Patienten bei der Übersetzung korrekter Perzepte in Handlungen werden als selektiv betroffen identifiziert. In einer zweiten Untersuchungsreihe wird, um eine weitere Annäherung an die hier vorgeschlagene Definition von Kognition zu erreichen,das serielle Konzept der Informationsverarbeitung um die Existenz von schleifenförmigen Wiederholungen derInformationsverarbeitungssequenz erweitert. Dies impliziert die Annahme eines Handlungsplans und die Definition von angestrebtenEndzuständen. Es wird vermutet, daß beide mentalen Repräsentationen im Arbeitsgedächtnis zwischengespeichert sind und sich durchaufmerksamkeitsfordernde Manipulationen der Bewegungsschwierigkeit stören lassen. Als Versuchsanordnung werden Labyrinthaufgabeneingeführt. Deren methodische Probleme werden dargestellt und Möglichkeiten von deren Handhabung entwickelt. Entgegen derErwartung zeigte sich, daß sich die Störung der Responseselektion bei schizophrenen Patienten verbessert, wenn die Aufmerksamkeit vonder Durchführung der geforderten Bewegung absorbiert wird. In einer dritten Untersuchungsreihe wird die Notwendigkeit von - die Stimulusanalyse organisierenden - Schleifen einzelner Subprozesseeingeführt. In Reaktionszeitmessungen bei der Bearbeitung von Identifikations- und Klassifikationsaufgaben zeigte sich, daß dieResponseselektionsstörung schizophrener Patienten nicht durch die zeitaufwendige Wahrnehmung irrelevanter Reaktionsalternativenerklärt werden kann. Zusätzlich zu Verhaltensdaten werden auch bioelektrische Hirnsignale erfaßt. Ein neuer Ansatz der Handhabungbiologischer Artefakte mittels nonparametrischer Regression wird dabei vorgestellt. Die beobachteten topographischen Biosignalmusterbei den schizophrenen Patienten deuten bereits unmittelbar nach Stimulusonset auf eine von der gesunder Personen abweichendeOrganisation kognitiver Prozesse hin.

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