Schätzung genetisch-statistischer Parameter bei Fleischrindern der Rassen Deutsche Angus und Deutsches Fleckvieh sowie deren Einfachkreuzungen

Datum

2008

Betreuer/Gutachter

Weitere Beteiligte

Herausgeber

Zeitschriftentitel

ISSN der Zeitschrift

Bandtitel

Verlag

Zusammenfassung

Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung wurden an einer aus zwei Fleischrinderrassen bestehenden Mutterkuhherde mit jeweils ca. 150 weiblichen Tieren der Rassen Dt. Angus und Dt. Fleckvieh über einen Zeitraum von sieben Zuchtjahren (1997/98 bis einschl. 2003/04) Leistungsdaten hinsichtlich Reproduktions- und Produktionsmerkmalen erhoben und ausgewertet. Ziel der Arbeit war es an den Reinzuchtdaten der ersten fünf Zuchtjahre für die beiden Rassen Dt. Angus und Dt. Fleckvieh genetisch-statistische Parameter zur Zuchtwertschätzung zu berechnen. Ein weiteres Ziel war die Beurteilung der Kreuzungseignung der beiden Ausgangsrassen Dt. Angus und Dt. Fleckvieh, da derartige Beurteilungen bisher nur für einen Teil der Fleischrinderrassen vorliegen. Die 1.537 Reinzuchtkälber (797 Dt. Angus, 737 Dt. Fleckvieh) und die beiden reziproken Kreuzungen (137 Kälber von Dt. Angusbullen mit Dt. Fleckviehkühen sowie 204 Kälber von Dt. Fleckviehbullen mit Dt. Anguskühen) stammten von jeweils 10 Dt. Angus- bzw. Dt. Fleckviehbullen ab. Im Rassevergleich ergab sich unter der Maßgabe des durchgeführten Natursprungs innerhalb der Zuchtjahre 1997/98 bis 2001/02 ein hoch signifikanter Unterschied (p < 0,01; Chi2-Test) zugunsten der Rasse Dt. Angus mit einer Abkalberate von 97,7 % vs. 94,9 % bei der Rasse Dt. Fleckvieh. Der Chi2-Test zwischen den in Reinzucht angepaarten Kühen gegenüber den in Kreuzung angepaarten Kühen der Zuchtjahre 2002/03 und 2003/04 erwies sich als nicht signifikant. Im Chi2-Test auf signifikante Rasseunterschiede hinsichtlich des Kalbeverlaufs über alle sieben Zuchtjahre hinweg betrachtet, und in Abhängigkeit von der Art der Anpaarung, ergab sich ein höchst signifikanter Unterschied (p < 0,001) zugunsten der Kreuzungsanpaarung von Dt. Fleckviehbullen mit Dt. Anguskühen, die zu 98,0 % ohne Hilfe abkalbten. Einige Verluste, sowohl im Rahmen von Totgeburten als auch in den ersten Tagen post partum, blieben ungeklärt. Im Vergleich der Reinzuchten ergaben sich hinsichtlich der drei Produktionsmerkmale höchst signifikante Unterschiede zugunsten der Rasse Dt. Fleckvieh (p < 0,001). Prozentual waren die Tiere der Rasse Dt. Fleckvieh denen der Rasse Dt. Angus um 15,3 % im Geburts-, um 15,1 % im Absetzgewicht und um 16,6 % in den Tageszunahmen bis zum Absetzen überlegen. Die im Rahmen der Varianzkomponentenschätzung für beide Rassen gemeinsam geschätzten Heritabilitäten für die ausgesuchten Produktionsmerkmale Geburtsgewicht, Absetzgewicht und Tageszunahmen von der Geburt bis zum Absetzen fielen niedrig aus (h2GebGew = 0,22, h2AbsGew = 0,08, h2ZunGebAbs = 0,11), was auf die geringe und für die gesamte Population nicht repräsentative Anzahl eingesetzter Väter zurückgeführt wurde. Die Schätzwerte für den maternalen Effekt in Höhe von 0,19 für das Geburtsgewicht, 0,21 für das Absetzgewicht und 0,18 für die Tageszunahmen lagen eng beieinander. Die geschätzten Korrelationen zwischen additiv genetischem und maternalem Effekt für die drei Produktionsmerkmale waren allesamt im deutlich positiven Bereich (0,29; 0,44; 0,41). Die Ergebnisse der Varianzkomponentenschätzung und die Verwendung von Rassemitteln im Gegensatz zur Verwendung individueller Geburtsgewichte brachten Hinweise auf Verbesserungsmöglichkeiten der Zuchtwertschätzung unter Abwägung aller arbeitswirtschaft-lichen Erschwernisse und vor dem Hintergrund der teilweise sehr geringen Herbuchzahlen einiger leistungsgeprüfter Rassen. Ein Vergleich zwischen der Verwendung individueller Geburtsgewichte und Rassemittel hat gezeigt, dass mit dem herkömmlichen Zuchtwertschätzverfahren die Bullen des Lehr- und Versuchsbetriebes Rudlos im Durchschnitt um ca. -21,5 g/d im Merkmal Tageszunahmen von der Geburt bis zum Absetzen unterschätzt wurden. Auf lange Sicht wird der Merkmalskomplex Fleisch nicht mehr mit nur den bisherigen drei Teilzuchtwerten beschrieben werden können. Benötigt werden vielmehr zusätzlich Zuchtwerte für Absetz- und Jahresgewicht, Geburtsgewicht, Bemuskelungsnoten, aber auch für tägliche Zunahmen, Ausschlachtung und Handelsklasse für Schlachttiere, die im Rahmen der Baby Beef Produktion, also mit deutlich niedrigeren Schlachtgewichten auf den Markt kommen. Des weiteren sind aufgrund der zunehmenden Anteile des Einsatzes von Einfachkreuzungen auf der Mutterseite und des Einsatzes von Kreuzungskühen zur Ausnutzung maternaler Heterosis die Zuchtwerte für die Gebrauchskreuzung zu berücksichtigen. Dabei stellen die vielen verschiedenen Produktionsverfahren in der Fleischrinderzucht bzw. Mutterkuhhaltung ein nicht zu unterschätzendes Problem dar. Der herdenübergreifende Bulleneinsatz und somit die Verknüpfung zwischen Vätern und Herden wird als ein weiterer Beitrag zur Verbesserung der Genauigkeit des Schätzverfahrens vorgeschlagen, was aber zunächst eine einheitliche Vorgehensweise in der Praxis sowie eine Optimierung der Infrastruktur im Sinne einer flächendeckenden Datenerfassung und-weiterleitung voraussetzt. Trotz unbedeutender Praxisrelevanz der erstellten Einfachkreuzungen gaben die eingesetzten Rassen einige Hinweise zum Ausmaß individueller Heterosis und zur Auswirkung von Stellungseffekten. Die Schätzwerte für individuelle Heterosis fielen für Absetzgewicht und Tageszunahmen sehr niedrig aus und waren nicht signifikant (p größer gleich 0,05). Der eigene Schätzwert im Geburtsgewicht erwies sich mit 3,7 % als hoch signifikant (p < 0,01).Die Rasse Dt. Fleckvieh auf der Mutterseite zeigte im Geburtsgewicht eine 4,5 %ige Über-legenheit gegenüber der reziproken Kreuzung, die aber nicht signifikant war (p größer gleich 0,05). Die für Absetzgewicht und Tageszunahmen geschätzten Stellungseffekte bestätigen ebenfalls mit höchst signifikanten Unterschieden (p < 0,001) von 8,4 % im Absetzgewicht bzw. von8,6 % in der Tageszunahmen die Überlegenheit der Rasse Dt. Fleckvieh auf der Mutterseite. Ob mit dem Einsatz spezieller Fleischrinderbullen wie Limousin oder Charolais in Verbindung mit der Einfachkreuzung aus Dt. Angusbullen mit Dt. Fleckviehkühen auf der Mutterseite, die mit kleinem bis mittlerem Rahmen und ausreichender Milchleistung den Anforderungen nach GOLZE (1997) entspricht, das Produktionsniveau der Herde weiter erhöht werden könnte, bliebe zu überprüfen.


Within the framework of this study the reproduction and meat production data of pure-bred and cross-bred animals in a suckler cow herd consisting of two beef cattle breeds (150 German Angus cows and 150 German Simmental cows) were gathered and evaluated over a period of seven breeding years (1997/98 up to and including 2003/04). The aim of this study was to use the pure breed data over the first five breeding years for the two breeds German Angus and German Simmental as a basis for calculating genetic-statistical parameters for the breeding value assessment. A further aim was to assess the suitability of the breeds German Angus and German Simmental for cross breeding, as such assessments are not so far available for all beef cattle breeds. The 1.537 pure-bred calves (797 German Angus, 737 German Simmental) and both reciprocal crossing (137 calves from German Angus bulls with German Simmental cows and 204 calves from German Simmental bulls with German Angus cows) derivated from 10 German Angus bulls and 10 German Simmental bulls. Under conditions of natural semination for the breeding years 1997/98 up to 2001/02, a comparison of the breeds resulted in a highly significant difference (p < 0.01; Chi2-test) in favour of the breed German Angus, with a calfing rate of 97.7 % compared to 94.9 % in the case of German Simmental. The Chi2-test between the cows paired in a pure breeding regime compared to those paired in a cross breeding regime for the breeding years 2002/03 and 2003/04 proved to be non-significant. The Chi2-test for significant differences in breed with regard to the calfing process, considering all seven breeding years and depending on the type of breeding (pure breeding or cross breeding), resulted in a highly significant difference (p < 0.001) in favour of cross breeding German Simmental bulls with German Angus cows, of which 98.0 % calfed without requiring assistance. Several losses, due both to stillbirths and to deaths within the first few days post partum, remain unexplained. The comparison of pure-bred animals with regard to the three production characteristics produced highly significant differences in favour of the breed German Simmental (p < 0.001). Calculated in percent, animals of the breed German Simmental were superior to the breed German Angus by 15.3 % in weight at birth, by 15.1 % in weight at weaning and by 16.6 % in daily weight increase until weaning. The heritabilities, assessed jointly within the framework of the variance component estimation for both breeds regarding the selected production characteristics of weight at birth, weight at weaning and daily weight increase until weaning, proved to be low (h2birthwght = 0.22, h2weaningwght = 0.08, h2incr.birth-weaning = 0.11), which was considered to be a reflection of the small number of used bulls, which is not representative of the entire population. The estimated values for the maternal effect, which were 0.19 for the weight at birth, 0.21 for the weight at weaning and 0.18 for the daily weight increase until weaning, were close together. The estimated correlations between additive genetic and maternal effects for the three production characteristics were all within a distinctly positive range (0.29, 0.44, 0.41). A comparison between the application of individual birth weights and mean values for each breed revealed that by applying the conventional breeding value estimation method the bulls of the experimental farm Rudlos were underestimated by an average of approx. -21.5 g/d in the characteristic of daily weight increase from birth until weaning. In the long term it will not be feasible to describe the complex of meat characteristics with only the three hitherto applied breeding value factors. Instead, additional breeding values will be needed, i.e. weight at weaning, weight at one year, weight at birth, muscle scores, as well as daily weight increase, meat yield and meat grade for slaughter cattle marketed within the framework of Baby Beef Production and thus with substantially lower slaughtering weights. Furthermore, because of the increasing use of two-breed crossing on the mother's side and the use of crossbred cows in order to exploit maternal heterosis, the breeding values for selective crossbreeding have to be taken into consideration. Against this background, the large number of different production processes in beef cattle breeding and suckler cow rearing are a problem that should not be underestimated. Making bull performance data available independently of specific herds, so that the linkage between father and herd is provided via the artificial insemination data, is proposed as a further contribution to improving the accuracy of the estimation process. This demands an optimisation of the infrastructure and the universal usage of data acquisition and forwarding, as well as good communication. In spite of the insignificant relevancy to practice of the undertaken two-breed crossing, the breeds used did provide some information on the extent of individual heterosis and the consequences of position effects. The estimated values for individual heterosis were very low with regard to weight at weaning and daily weight increases, and proved non-significant (p >= 0.05). The own estimated value of 3.7 % for the weight at birth proved to be highly significant (p < 0.01). The breed German Simmental on the mother's side showed a 4.5 % superiority in weight at birth compared to the reciprocal crossing, but this proved non-significant (p >= 0.05). The estimated position effects for weight at weaning and daily weight increases also confirm the superiority of German Simmental on the mother's side with highly significant differences (p < 0.001) of 8.4 % in weight at weaning and 8.6 % in daily weight increases. It still remains to be tested whether herd production levels can be increased by the use of specifically beef-oriented bulls, such as Limousine or Charolais, in combination with the two-breed crossing of German Angus bulls with German Simmental cows on the mother's side, which fulfils the requirements posed by GOLZE (1997) with small to medium-sized frame and adequate milk production.

Beschreibung

Inhaltsverzeichnis

Anmerkungen

Erstpublikation in

Sammelband

URI der Erstpublikation

Forschungsdaten

Schriftenreihe

Erstpublikation in

Giessen : VVB Laufersweiler 2008

Zitierform