Untersuchungen zur Häufigkeit, zum Verlauf und zu Therapieverfahren bei der Hernia spatii lienorenalis des Pferdes als Kolikursache

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2009

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Die Verlagerung des Colon ascendens in den Milz-Nieren-Raum zählt zu den häufigsten Kolonverlagerungen beim Pferd. Im Rahmen der vorliegenden Studie wurden in der Tierklinik Starnberg und der Pferdeklinik Kirchheim die Daten von 4852 Kolikfällen im Zeitraum vom 01.01.1998 bis 18.07.2003 gesichtet. In 302 dieser Fälle (6,2%) war eine Darmverlagerung über das Milznierenband Ursache der Koliksymptomatik, wobei in 99,3% (300 Fälle) das Colon ascendens und in 0,7% (zwei Fälle) der Dünndarm im Milz-Nieren-Raum zu liegen kam. Repräsentiert wurden diese 302 Fälle einer MNB-Aufhängung durch 242 Pferde. Wie in der Literatur beschrieben (Huskamp und Kopf 1980 a; Boening und von Saldern 1985; Bonfig und Huskamp 1986; Kalsbeek 1989; Knottenbelt und Hill 1989; Leendertse 1994), waren auch in dieser Arbeit vor allem großrahmige Wallache (148 Wallache, 61,2%; 242 Warmblüter, 75,2%) von der MNB-Aufhängung betroffen. Die Tiere waren zum Zeitpunkt der Erkrankung zwischen sechs Monate und 30 Jahren alt. In 98% (296 Fälle) wurde die Diagnose Hernia spatii lienorenalis durch die rektale Untersuchung gestellt. In 287 Fällen (95%) handelte es sich um eine vollständige, in 15 Fällen (5%) um eine unvollständige Darmverlagerung in den Milz-Nieren-Raum. Bei den übrigen Fällen erfolgte die Diagnosestellung intra operationem (1,7%) bzw. laparoskopisch (0,3%). Obwohl in der Literatur die konservative Therapie ohne Wälzversuch kaum beschrieben wird, konnte bei 258 der 302 Fälle (85,4%) die konservative Therapie erfolgreich durchgeführt werden. Lediglich in 38 Fällen (12,6%) wurde die Verlagerung durch einen chirurgischen Eingriff korrigiert und sechs Tiere (2%) mussten aufgrund fehlender Operationserlaubnis bzw. schwerwiegender weiterer Befunde euthanasiert werden. Insgesamt konnte eine erfolgreiche Reposition in 98% (296 von 302 Fällen) erreicht werden. Im untersuchten Zeitraum wurde bei 50 der 242 untersuchten Pferde wiederholt eine Darmverlagerung in den Milz-Nieren-Raum diagnostiziert. Die sich daraus errechnete Rezidivrate von 20,7% lag weit über den bisher in der Literatur beschrieben Werten von 3,2% - 8,1% (Huskamp und Kopf 1980 a; Baird et al. 1991; Hardy et al. 2000; Mezerová et al. 2003). In dieser Arbeit wurden außerdem Indikationen, die chirurgische Technik sowie die klinischen Erfahrungen mit dem laparoskopischen Verschluss des Milz-Nieren-Raumes hinsichtlich Vermeidung rezidivierender MNB-Aufhängungen untersucht. Im Zeitraum von Januar 2002 bis Februar 2004 wurde insgesamt bei 20 Pferden dieser minimalinvasive Eingriff durchgeführt. Die Tiere wurden in einem kolikfreien Intervall diesem operativen Eingriff unterzogen. Die von Mariën et al. (2001) an fünf Versuchspferden beschriebene chirurgische Technik, bei der der MNR laparoskopisch von kranial nach kaudal fortlaufend vernäht wird, erfolgte bei fünf Pferden. Bei den restlichen 15 Tieren wurde diese Operationsdurchführung dahingehend modifiziert, dass eine intraoperative Injektion von Etilefrin erfolgte und ein monomerer Glykomer-Faden der Dicke 2 USP verwendet wurde. Durch die Verabreichung von Etilefrin konnte eine Milzkontraktion und somit eine Verringerung des Abstandes zwischen Milz und Niere erreicht werden, und die bessere Gleitfähigkeit des monomeren Glykomer-Fadens ermöglichte ein gewebeschonenderes Arbeiten. Durch diese Modifikation gelang es, den operativen Eingriff technisch zu vereinfachen und zeitlich zu verkürzen. Bei 19 der Tiere stellte sich der Milz-Nieren-Raum als tiefer V-förmiger Spalt dar, der weitaus deutlicher ausgeprägt war als bei Pferden, die aufgrund anderer Indikationen einer Laparoskopie unterzogen wurden. Dieser Befund konnte die bereits in der Literatur beschriebene Theorie zur anatomischen Prädisposition für die MNB-Aufhängung bekräftigen. Bei allen 20 Patienten konnte dieser operative Eingriff erfolgreich durchgeführt werden und es traten keine intraoperativen bzw. schwerwiegenden postoperativen Komplikationen auf.Die telefonische Besitzerbefragung und Recherche in den Klinikaufzeichnungen ergaben, dass die Tiere seit dem Eingriff zur vorherigen Leistung zurückgekehrt sind bzw. eine Leistungssteigerung und verbesserte Rittigkeit zeigen. Bei keinem der Tiere ist bisher (Zeitraum ein bis drei Jahre) eine erneute Verlagerung des Colon ascendens in den Milz-Nieren-Raum diagnostiziert worden.


Left dorsal displacement of the large colon (LDDLC) is one of the most common colon displacements in the horse. In this retrospective study in the Tierklinik Starnberg and Pferdeklinik Kirchheim the medical records of 4852 colic cases, from 01.01.1998 to 18.07.2003, were reviewed. In 302 cases (6,2%) a nephrosplenic entrapment was responsible for the colic symptoms, whereas in 99,3% (300 cases) the colon ascendens and in 0,7% (2 cases) the small colon was displaced into the nephrosplenic space. These 302 cases were represented by 242 horses. As described in the literature (Huskamp und Kopf 1980 a; Boening und von Saldern 1985; Bonfig und Huskamp 1986; Kalsbeek 1989; Knottenbelt und Hill 1989; Leendertse 1994) especially large framed geldings seemed to be predisposed (148 geldings, 61,2%; 242 warmbloods,75,2%). The horses were aged between 6 months and 30 year. In 98% (296 of 302 cases) the diagnosis Hernia spatii lienorenalis could be made by rectal exmination. There was a complete displacement in 287 cases (95%) and an incomplete displacement in 15 cases (5%). In the other cases a left dorsal displacement could be diagnosed during surgery (1,7%) or rather laparoscopically (0,3%). Although the successful conservative treatment without rolling the horse under general anaesthesia is only sporadically described in the literature, 258 of these 302 cases (85,4%) could be treated conservatively. Only in 38 cases (12,6%) a surgical intervention was necessary and six horses (2%) had to be euthanised, because of the owners´request or rather serious side-effects. Altogether the reposition of the displaced gut was succesful in 98% (296 of 302 cases).During the examination period 50 of the 242 examined horses showed a recurrent left dorsal displacement. The calculated recurrence rate of 20,7% is much higher than it has been described in the literature so far ( 3,2%-8,1%: Huskamp und Kopf 1980 a; Baird et al. 1991; Hardy et al. 2000; Mezerová et al. 2003). An additional aspect of this study was to describe indications, surgical technique and long-term experience with the laparoscopic closure of the nephrosplenic space. During the period January 2002 until February 2004 this minimal invasive surgery technique was performed in 20 horses. The procedure was performed in an interval where no colic signs were observed (in five cases the surgery was performed although a left dorsal displacement was diagnosed again by rectal examination). The technique described by Mariën et al. (2001), suturing the nephrosplenic space laparoscopically in a cranial to caudal direction, was performed in five horses. This technique was modified in 15 horses. Additionally the horses were injected Etilefrin intraoperatively which led to a immediate and complete spleen contraction. An ablation with less tension was now possible because of a decrease of the space between spleen and left kidney. The use of a monofile glycomer suture material is advantageous because it slides better through the tissue rather than cutting. Because of this modification a facilitation of the surgical procedure and therefore, a decrease in operation time could be achieved. 19 horses had a deep, V-shaped nephrosplenic space. The laparoscopic representation of the nephrosplenic space in horses in which the ablation was performed in comparison to horses which underwent a laparoscopy because of other reasons showed that the depth of the nephrosplenic space can vary significantly. This could confirm a predisposition for LDDLCs, as described in the literature. In all 20 patients the surgery could be performed successfully without any intra- or serious postoperative complications. The horses could be send home after 4 to 10 days. The long term evaluation took place by talking to the owners and reviewing the horses medical records. The horses have returned to their original performance. Two of them showed, as a positive side effect, an increase in their performance and one is even better to ride. None of the horses has shown a recurrent left dorsal displacement so far (period between one and three years).

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