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Literarische Versionen des Gettos Litzmannstadt : Holocaustliteratur als Spiegel von Erinnerungskultur dargelegt an Texten von Opfern, Tätern, Zuschauern und Nachgeborenen

Datum

2008

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Zusammenfassung

Der Fokus der Arbeit ist auf Texte gerichtet, die im und zum Getto Litzmannstadt geschrieben wurden. Untersucht wird die multiperspektivischen Wahrnehmung eines Ortes des Holocaust, bzw. dessen unterschiedliche Darstellung in den Texten von Opfern, Tätern und Zuschauern während seines Bestehens wie auch im Rückblick und um den Eingang dieser Texte in die Werke von nachgeborenen Autoren. Zwar setzen sich alle für die Arbeit herangezogenen Texte mit dem Getto Litzmannstadt auseinander, doch stellt sich die Frage, ob sämtliche Texte, die in irgendeiner Form den Holocaust thematisieren, als "Holocaustliteratur" bezeichnet werden können. Da Holocaustliteratur gemäß dem Untertitel der Arbeit als Spiegel von Erinnerungskultur verstanden wird, ergibt sich hieraus die nächste das Erkenntnisinteresse leitende Frage: Wie konnten die Erinnerungen einer gesellschaftlichen Minderheit, nämlich die der Opfer des Holocaust, im "Land der Täter und Mitläufer" zu einem zentralen Bestandteil der heutigen Erinnerungskultur werden?Der Holocaust wird als "negatives Geschichtszeichen" verstanden. Aus dem unterschiedlichen Umgang mit der Vergangenheit in der Nachkriegszeit lässt sich eine generationelle Dialektik ableiten: Auf die Distanzierung der Ersten Generation und die Identifikation mit den Opfern der Zweiten Generation folgt bei der Dritten Generation eine Synthetisierung der Opfer-, Täter- und Zuschauer-Perspektiven auf Nationalsozialismus und Holocaust.Die Konventionen der heutigen Erinnerungskultur bedurften erst ihrer Etablierung. Denn zum einen musste sich die Erinnerung der Opfer des Holocaust gegenüber der Mehrheitserinnerung in Deutschland Gehör verschaffen. Zum anderen stand diese Erinnerung der "Unfähigkeit der Sprache, gewissen Ereignissen gerecht zu werden" (Saul Friedlander) gegenüber. Die Ereignisse des Holocaust sprengten in ihrer Unerträglichkeit den erfahrungsbedingten individuellen wie aber auch den historischen und somit überindividuellen kulturellen Rahmen des bis dato Erwartbaren und Erfassbaren. Der von Dan Diner so bezeichnete Zivilisationsbruch traumatisierte, doch die Verarbeitung des Traumas ging mit den Ereignissen einher. Denn bereits in den Gettos und Lagern fanden die ersten Schritte einer kulturellen Assimilation und Akkomodation des Holocaust statt, was sich in den im Getto Litzmannstadt entstandenen Texten widerspiegelt. Der zweite Abschnitt des theoretischen Teils der Arbeit dient der terminologischen Differenzierung. Erzählungen werden als Modi der Erfahrungsermittlung und -vermittlung verstanden. Die Argumentationen von Adorno, Wiesel, Lyotard, Klüger u. a. zur gestalteten Auseinandersetzung mit dem Holocaust positionieren sich zwischen Darstellungsverbot und Authentizitätsgebot. Hierauf folgen Darlegungen zur Literarität der Texte über den Holocaust und zum Verständnis von Holocaustliteratur als Gattung. Jeder Text der Holocaustliteratur ist Bestandteil der Wirkungsgeschichte des Holocaust. Aufgrund der zeitgeschichtlichen Entwicklung sieht ein jeder Autor die Ereignisse aus einer anderen Perspektive, woraus verschiedenartige Verständnisse und dementsprechende literarische Darstellungen resultieren. Diese schließen sich vorhergehenden an und reflektieren und "transformieren" sie zugleich. Die transtextuellen Verweise in den späten Texten können als Mittel eines authentischen Umgangs gesehen werden, da sie mit den lebensweltlichen Bedingungen der Möglichkeit einer Erfahrbarkeit des Holocaust für die jeweiligen Autoren konvergieren. Somit kommt ein hermeneutisches Verständnis von Authentizität für die Texte der Holocaustliteratur zum Tragen, das bei den Erkenntnismöglichkeiten des jeweiligen Autors und deren Implikationen für die Darstellung der Ereignisse ansetzt. Die thematischen und formalen Analysen der Texte sind chronologisch und nach den Autorengruppen "Opfer", "Täter", "Zuschauer" und "Nachgeborene" angeordnet, wobei die Ergebnisse zunächst synchron und abschließend diachron ausgewertet und in einer Definition von Holocaustliteratur zusammengefasst werden. Der Ausblick sucht das der Arbeit zugrunde liegende multiperspektivische Konzept für eine Didaktik der Holocaustliteratur anwendbar zu machen.

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