Untersuchungen zur Gruppierung von Sauen unter Berücksichtigung von Haltungs- und Verhaltensfaktoren

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2012

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Ab dem 1.1.2013 ist die Gruppenhaltung für Sauen vom 29. Trächtigkeitstag bis eine Woche vor dem voraussichtlichen Abferkeltermin verpflichtend (EU-Richtlinie 120/2008/EG). Die mit der Gruppenhaltung einhergehenden Probleme erfordern ein gezieltes Management. Rangordnungskämpfe sind bei der notwendigen Gruppenneubildung nicht gänzlich zu vermeiden, da die Ausbildung einer Rangordnung biologisch sinnvoll ist. Der damit einhergehende physische und psychische Stress, der die Umrauscherquote erhöhen und die Wurfgröße verringern kann, lässt sich durch verschiedene Faktoren vermindern. Dazu gibt es eine Vielzahl von Studien, die sich mit Managementmaßnahmen, wie Gruppierungszeitpunkt, -ort, Gruppengröße, Platzangebot, chemischen Substanzen etc., befasst haben. Der soziale Status (ranghoch, rangniedrig) wurde dabei nur wenig berücksichtigt. Da aber insbesondere rangniedere Sauen unter den Attacken von älteren und körperlich überlegenen Tieren zu leiden haben, war es Ziel dieser Arbeit, die mögliche Wirkung von Sichtschutzblenden, das Ruheverhalten und die Gruppierungssituation in Abhängigkeit vom individuellen sozialen Rang zu analysieren, um Schlussfolgerungen für die Praxis der Sauengruppierung abzuleiten.Die Arbeit setzt sich somit aus vier Untersuchungsschwerpunkten zusammen: Gruppierungen mit Sichtblenden, Liegeverhalten in An- oder Abwesenheit eines Ebers, Dynamik des sozialen Status und Auswirkungen der Rangposition auf die Fruchtbarkeitsleistung.Die Untersuchungen fanden in der videoüberwachten Stimu-Bucht (27,3 m2) der Lehr- und Forschungsstation Oberer Hardthof der Justus-Liebig-Universität Gießen statt. Das Gruppieren von acht Sauen nach dem Absetzen für zwei Tage und die Auswertung der agonistischen Interaktionen findet dort seit einigen Jahren routinemäßig statt, so dass neben den eigenen Untersuchungen auch eine retrospektive Auswertung von Daten aus früheren Gruppierungen stattfinden konnte.15 Gruppen zu je 8 Tieren wurden in eine Stimu-Bucht mit Sichtblenden eingestallt undhinsichtlich agonistischer Interaktionen (AI) mit vorausgegangenen Untersuchungen ohneRaumstruktur verglichen. Als AI wurden Angriffe und Kämpfe der Sauen untereinanderdefiniert. Es wurden drei Sichtblenden mit einem Meter Abstand von den Seitenwändenangeordnet. In den Gruppierungen ohne Sichtblenden traten im Durchschnitt 214,5 AI jeGruppe auf, in den Gruppierungen mit 3 Sichtblenden 168,3 AI. Unter Berücksichtigung derEnthalpie, der Parität und der Anzahl bekannter Dyaden mittels univariater Varianzanalysekonnte jedoch kein signifikanter Einfluss der Sichtblenden auf das agonistische Verhalten derTiere festgestellt werden. Es zeichnete sich jedoch ab, dass die Reduzierung der Anzahlagonistischer Interaktionen in der Hauptsache auf einer Verringerung der Angriffe beruhte,während die Kampfanzahl relativ konstant blieb. Auch wenn die Verringerung der Angriffe inden eigenen Untersuchungen nicht signifikant war, so zielt die Wirkung der Sichtblenden indie gewünschte Richtung. Es sollten nämlich nicht die für die Ausbildung einer sozialenHierarchie notwendigen agonistischen Interaktionen gänzlich vermieden werden, sondern essollte eine Reduzierung der Zahl einseitiger Attacken insbesondere auf rangniedere Tiereerreicht werden. Auch auf die soziometrischen Parameter (insbesondere die Linearitätsindices)hatte das Gruppieren mit drei Sichtblenden keinen signifikanten Einfluss, was ebenfalls fürdas Ausbilden einer stabilen sozialen Hierarchie spricht. In der Anzahl der AI unterschiedensich die sehr dominanten Tiere (Rangplätze 1 und 2) mit durchschnittlich 55,2 AI je Sau vonden sehr subdominanten Sauen (Rangplätze 7 und 8) mit einer mittleren Anzahl von 31,3 AIje Sau hochsignifikant. Auch in der Anzahl der Angriffe zeigten sich mit 48,8 Angriffen jeSau bei Rangplatz 1 und 2 gegenüber 26,8 Angriffen je Sau bei Rangplatz 7 und 8 signifikante Unterschiede. Dies spricht für das Gruppieren mit Sichtblenden, da in Gruppierungen ohne Raumstruktur die Anzahl der AI je Einzeltier bei den rangniederen Tieren höher war und sich nicht deutlich von den dominanten Sauen unterschied. Der Gruppenbildungsprozess verläuft mit Sichtblenden langsamer, ist aber nach 48 Stunden ebenfalls weitestgehend abgeschlossen. Die ersten 1 bis 3 Stunden unterscheiden sich nicht deutlich, aber die Auswertung der ersten 10 bzw. 24 Stunden demonstrierte signifikant den verzögerten Ablauf bei der Klärung der individuellen Dominanzbeziehungen. Für den Vergleich des Ruheverhaltens unter Berücksichtigung der Anwesenheit des Ebers wurden neun Gruppen mit Eber und fünf Gruppen ohne Eber hinsichtlich ihres Liegeverhaltens ausgewertet. Es kamen drei verschiedene Eber zum Einsatz. Analysiert wurden Sauen mit Rangplatz 1 und 2 sowie Sauen der Rangplätze 7 und 8. Es wurde über die 48stündige Beobachtungszeit kontinuierlich die Liegeposition erfasst, unterschieden in Liegen in Seitenlage und Liegen in Bauchlage. Des Weiteren wurde der Ort, an dem die Verhaltensweise ausgeübt wurde, bestimmt. Dazu wurde für die Auswertung die Stimu-Bucht in vier Bereiche eingeteilt.Die Gesamtliegedauer der Sauen war nicht durch den Eber beeinflusst. Sie lag bei knapp 70 % in 24 Stunden. Unterschiede gab es in der Liegeposition. In Gruppierungen mit Eber lagen die Sauen signifikant mehr in Bauchlage und dementsprechend signifikant weniger in Seitenlage. Bei Anwesenheit eines Ebers ruhten die Sauen zu 39 % in Seitenlage und zu 29 % in Bauchlage, während sie ohne Eber zu 47 % in Seitenlage und zu 22 % in Bauchlage lagen. Unterschiede in Abhängigkeit vom Rang der Sauen bezüglich der Liegeposition konnten nicht festgestellt werden. Es gab aber deutliche Differenzen bei der Wahl des Liegeplatzes zwischen ranghohen und rangniederen Sauen. Die rangniederen Tiere lagen signifikant häufiger im Dungareal.Die Temperatur wirkte sich ebenfalls auf das Liegeverhalten aus. Bei höheren Temperaturen lagen die Sauen vermehrt in Seitenlage und häufiger in den Arealen, wo die Tränkevorrichtung war, und im Dungareal.Um die Dynamik des sozialen Ranges zu untersuchen, wurden auf der Grundlage derroutinemäßig durchgeführten Gruppierungen von jeweils 8 abgesetzten Sauen in der StimuZusammenfassungBucht die Daten von insgesamt 330 Sauen ausgewertet. Es wurden 932 Rangindexwerteberechnet und in den Zusammenhang mit Parität und Lebendmasse gebracht. Daraus ergabsich, dass im Mittel der Rangindex pro Parität um 0,12 stieg und der Rangplatz im selbenZeitraum um 0,43. Primipare Sauen hatten nach dem Absetzen einen mittleren Rangindex von-0,55, eine Lebendmasse von 184,0 kg und eine Rangzahl von 6,4. Bei Sauen nach demAbsetzen des 10. Wurfes lag der mittlere Rangindex bei 0,66, die Körpermasse bei 313,6 kg und die Rangzahl bei 2,1. Diese Tendenz zeigte sich auch bei den Sauen, die über 3 bis 4 aufeinander folgende Paritäten analysiert werden konnten. Die altersmäßige Zusammensetzung der Gruppe hatte Einfluss auf den sozialen Status des Einzeltiers. Wurden primipare Sauen mit jungen Sauen (mittlere Parität der Gruppe zwischen 1 und 3) gruppiert, hatten sie einen signifikant höheren Rangindex (-0,37; mittlere Rangzahl 5,7) als Erstlingssauen, die mit älteren Tieren (mittlere Parität der Gruppe > 3) zusammengestallt wurden (Rangindex -0,71, Rangplatz 7,0). Dieser Effekt bestand aber nach dem 4. Wurf nicht mehr.Die Auswirkung der Rangposition auf die Fruchtbarkeitsleistung wurde anhand von 806 Besamungen und 676 Würfen von 407 ranghohen und 399 rangniederen Sauen untersucht. Dabei wurden einige Sauen mehrmals innerhalb des Untersuchungszeitraums berücksichtigt. Ranghohe Tiere hatten mit 88,8 % eine signifikant (p = 0,051) höhere Abferkelrate gegenüber den rangniederen Sauen, die eine durchschnittliche Abferkelrate von 82,8 % aufwiesen. Sauen mit hohem sozialen Status erbrachten eine höhere Wurfgröße insgesamt geborener Ferkel (IGF = 12,66) als die submissiven Sauen (IGF = 12,13). Auch die Anzahl der lebend geborenen Ferkel pro Wurf war bei Tieren mit höherem Rangstatus besser (ranghoch: 11,65 LGF, rangnieder: 11,16 LGF). Somit erbrachten die ranghohen Tiere im Durchschnitt 0,53 gesamt und 0,49 lebend geborene Ferkel pro Wurf mehr als die rangniederen Tiere.Über alle vier Untersuchungsschwerpunkte lässt sich abschließend zusammenfassen: Sichtblenden bewirken keine signifikante Reduzierung der agonistischen Interaktionen, aber einen Schutz vor einseitigen Attacken für rangniedere Tiere. Ein Eber beim Gruppieren von Sauen wirkt als zusätzlicher Stressor, so dass die Sauen weniger entspannt liegen können. Rangniedere Tiere müssen häufiger im Dungareal liegen und haben nur begrenzt Zugang zu den bevorzugten Liegeplätzen. Mit höherer Parität und Lebendmasse steigt der soziale Status. Die altersmäßige Zusammensetzung der Gruppe hat Einfluss auf den sozialen Status von primiparen Sauen. So erreichen primipare Sauen einen vergleichsweise besseren Status in jungen Sauengruppen als in Gruppen mit deutlich älteren Tieren. Ranghohe Sauen haben eine bessere Fruchtbarkeitsleistung sowohl bezüglich der Abferkelrate als auch der Anzahl der insgesamt und lebend geborenen Ferkel.


As from 2013 on, all sows and gilts are required to be kept in groups during a period starting 4 weeks after service until one week before the expected date of farrowing, referring to European guideline 2008/120/EG. The problems that come with keeping sows in groups necessitate a special management. Agonistic interactions (AI) during grouping of sows cannot be completely prevented because they are biologically efficient in establishing a relatively solid social hierarchy which makes further fighting unnecessary. The physical and social stress that comes with AI can increase the percentage of sows returning to heat and also reduce litter size but might be alleviated by management factors. Several studies deal with special grouping conditions such as time and place of grouping, group size, available space and chemical substances.The individual position of sows in social hierarchy (high or low ranked) was rarely investigated. Since especially low ranking sows are negatively affected by the attacks of the high ranking and bigger sows the aim of this study was to determine the effects of barriers and to analyse the lying behaviour as well as the grouping situation in dependence on the individual social rank in order to provide recommendations for the grouping of sows.This study consists of four investigation focuses: grouping with barriers, lying behaviour in presence or absence of a boar, dynamics of the social status and effects of rank position on fertility performance.Video-based observations took place at a pen (27.3 m², stimu-pen ) located at the research station Oberer Hardthof of the Justus Liebig University in Gießen. Grouping of eight sows after weaning for two days and the evaluation of AI were performed routinely during recent years enabling, additionally to own investigations, retrospective analysis of data from earlier groupings of sows.A total of 15 groups with eight sows each were kept in a stimu-pen with barriers and werecompared to earlier investigations without those structural elements regarding the frequencyof agonistic behaviour whereby AI were defined as attacks and fights between sows. Threebarriers were fixed at 1 m distance from the sidewalls. In groupings without barriers anaverage of 214.5 AI in each group occurred whereas in groupings with 3 barriers an averageof 168.3 AI was observed. Accounting for enthalpy, parity as well as the number of dyadswith sows knowing each other, by the use of univariate analysis of variance no significantinfluence of the barriers on the agonistic behaviour was found. A tendency was shown, that areduction in the frequency of AI was caused by a decrease of attacks while the number offights remained constant. Although the decrease of attacks in those investigations was notsignificant, the barriers were leading to the desired effect. Not the complete prevention of AI (which are necessary to build a social hierarchy) was intended but a reduction of one-way attacks especially against low ranking sows. There was also no significant influence on linearity indices when grouping with three barriers, which indicates the establishment of a solid social hierarchy. The most dominant animals (rank 1 and 2) with an average of 55.2 AI per sow differed highly significant from rather submissive sows (rank 7 and 8) with an average of 31.3 AI per sow. Also the number of attacks differed significantly as very dominant animals had an average of 48.8 attacks per sow whereas submissive group-members showed 26.8 attacks per sow. This can be considered as an advantage for grouping with barriers, because the number of AI per sow in low ranking animals was higher when grouping with barriers and couldn t be distinguished clearly from the number of AI per sow in dominant group-members. Although the process of grouping develops slower with those structural elements, it is also finished after 48 hours. The first three hours didn t differ clearly between the groupings, but the analysis of the first 10 to 24 hours demonstrated a significantly slower process in establishing individual dominance relationships. A total of 9 groups with a boar and five groups without a boar were analysed to compare lying behaviour with or without a boar. Three different boars were used during the observation period. Sows with rank 1 and 2 as well as sows with rank 7 and 8 were analysed. The lying position was continuously recorded over 48 hours, distinguishing between ventral or lateral lying position. Additionally the place in the pen where the lying behaviour was shown had been noted. To perform this, the stimu-pen was divided into four sections. The total duration of lying behaviour of sows was 70 % per day and was not influenced by the presence of a boar, but there were differences shown in lying positions. In groups with a boar, the sows were lying significantly more often in ventral (39 %) than in lateral position (29 %). In groups without boar the percentage was 47 % in lateral position and 22 % in ventral position. The lying position was not affected by the social rank of sows, but there were clear differences noted in the choice of the lying place between high ranking and low ranking animals. Low ranking sows were lying more often in the dunging area. The lying behaviour was also influenced by temperature. With higher temperatures sows were lying more often in lateral position and as well in proximity to the nipple drinkers as in the dunging area.To investigate the dynamics of the social rank, data of 330 sows were analysed, based onroutinely groupings of 8 sows in the stimu-pen . 932 rank indices were calculated andcorrelated with parity and live weight. The analysis showed an increase in RI of 0.12 perparity and at the same time an increase of rank place of 0.43. Primiparous sows showed anaverage RI of -0.55, a live weight of 184 kg and a rank number of 6.4 after weaning. Sowsafter the 10th litter had on average a RI of 0.66, a live weight of 313.6 kg and a rank numberof 2.1 after weaning. This tendency was also observed in sows that could be analysed over 3to 4 successive parities. The composition of the groups concerning age or parity of the sowshad an influence on the individual social status of the animals. When primiparous sows weregrouped together with young sows (average parity of group between 1 and 3), they showed a significantly higher RI (-0.37, average rank number 5.7) than in groupings together with older sows (average parity of group > 3 ) (RI -0.71, rank number 7). This effect couldn t be proved anymore after the fourth litter.To investigate the effects of rank position on fertility performance 806 inseminations and 676 litters of 407 high ranked and 399 low ranked sows had been included in the study whereby some of the sows were repeatedly analysed during the investigation period. Highly ranked animals showed with 88.8 % a significantly higher farrowing rate (p = 0.051) compared with low ranking group-members with a farrowing rate of 82.8 %. Sows with a high social status showed a higher litter size of total born piglets (TBP = 12.66) compared with submissive sows (TBP = 12.13). Also the number of alive born piglets per litter was higher in animals with a better position in social hierarchy (11.65 ABP versus 11.16 ABP). As a result high ranking animals showed an average of 0.53 total and 0.49 alive born piglets per litter more than lower ranking animals.Summarizing the four subjects of investigation it can be concluded: Barriers do not cause a significant decrease of AI, but a protection for low ranked sows against the attacks from high ranked group-members. Grouping together with a boar means additional stress for the sows leading to a reduced frequency of lying in relaxed lateral position. Low ranked animals are more frequently forced to lie in dunging areas and only have restricted access to comfortable lying places. With higher parity and live weight the social status of sows rises. The composition of the groups concerning age or parity is influencing the social status of primiparous sows. Primiparous sows reach a comparable better status in groups of younger sows than in groups with clearly older animals. High ranking sows show a better fertility performance, which is not only demonstrated in higher farrowing rates but also in the higher number of total and alive born piglets per litter.

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