Wandel der Migrationsstrukturen bei den Thakali (Nepal) : Das Beispiel des Ortes Marpha

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2002

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Im Laufe des 20. Jahrhunderts vollzog sich in dem im Annapurna-Gebiet Nepals gelegenen Dorf Marpha ein Wandel der Migrationsmuster. Während der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts wanderten die dort seßhaften Thakali lediglich saisonal ab mit dem Ziel, ihren Lebensstandard zu erhöhen. In den späteren Jahrzehnten wurden temporäre Migrationen zunehmend abgelöst durch ständige Abwanderungen, eine Tendenz, die sich bis heute fortsetzt. Besonders fielen die Wanderungsverluste der 1960er Jahre ins Gewicht, welche ausgelöst wurden durch die veränderte politische Lage im benachbarten Tibet nach 1959, in deren Konsequenz sich die wirtschaftlichen Bedingungen im gesamten Gebiet des Thak Khola, der Heimat der Thakali, verschlechterten. Die Bevölkerung der betroffenen Dörfer entschloß sich dazu, in die wachsende Stadt Pokhara anzuwandern und in die im Terai nahe der indischen Grenze neu entstandenen Handelsstädte. Seit den 1970er Jahren ist das Ausmaß der Migrationsverluste wieder zurückgegangen; neue positive wirtschaftliche Entwicklungen im Thak Khola haben dazu beigetragen, die Abwanderungswelle der vorherigen Jahre zu stoppen und sogar einige ehemalige Abwanderer wieder in die Heimat zurückzulocken.Marpha ist heutzutage einer der reichsten Orte im Thak Khola-Gebiet: Dies verdankt es vor allem seinem Ruf als "Apfel-Hauptstadt" und seiner Lage auf dem Annapurna-Rundwanderweg, der unzählige Touristen anzieht. Trotz des allgemeinen Wohlstands ihres Heimatortes suchen insbesondere die jüngeren Marphali ihr Glück in einer globalisierten Welt außerhalb, in der Distanzen dank moderner Transport- und Kommunikationssysteme kaum noch eine Rolle spielen. Bedingt durch frühere und aktuelle Abwanderungen aus dem Gebiet ist ein räumliches Netzwerk von Thakali-Familien entstanden, das sich über ganz Nepal und mittlerweile auch bis ins Ausland erstreckt und ein zusätzliches Volumen von Wanderbewegungen kreiert. Marpha, das nach wie vor der Geburtsort vieler Mawatan Thakali ist, läuft Gefahr, seinen Status als das Zentrum einer Gruppe geschäftstüchtiger Händler verlieren, welche sich nicht nur räumlich immer weiter von ihren Ursprüngen entfernen.Mit Blick auf künftige ökonomische und demographische Entwicklungen wurden folgende Probleme bezüglich der Migrationsströme, ihrer Ursachen und Auswirkungen in und auf Marpha identifiziert:1. In den letzten Dekaden hat sich ein Wandel der Bevölkerungsstruktur vollzogen. Die ethnische Zusammensetzung der ortsansässigen Bevölkerung zeigt einen abnehmenden Anteil von Mawatan Thakali. Nicht nur ist dadurch der Erhalt von Kultur und Traditionen der Thakali gefährdet, ebenso entstehen hieraus soziale und sozio-ökonomische Ungleichgewichte. Insbesondere die Gruppe junger Männer und Frauen mit einem höheren Bildungsniveau zeichnet sich durch eine hohe Mobilität und damit einhergehend ein hohes Abwanderungspotential aus, wodurch eine Verlangsamung künftiger wirtschatflicher Entwicklungen und Innovationen zu erwarten ist. Verstärkt werden diese Trends durch einen möglichen Rückgang der Bevölkerung bei anhaltenden Nettomigrationsverlusten und niedrige Fertilitätsraten bedingt durch eine alternde Bevölkerung.2. Die dörfliche Wirtschaft ist stark abhängig von externen Faktoren wie dem Andrang ausländischer Touristen und den Absatzmöglichkeiten für Äpfel auf den überregionalen Märkten. Veränderte Bedingungen in einem fragilen Hochgebirgs-Ökosystem und die politischen Unruhen in einem der ärmsten Entwicklungsländer können immer wieder zu wirtschaftlichen Problemen und damit zu erneuten Abwanderungswellen führen.


During the 20th century the village of Marpha situated in the Annapurna region of Nepal has shown changing patterns of mobility. Seasonal winter migration which helped the Thakali people to increase their living standard in the first half of the century had slowly changed to permanent and continuous out-migration. Due to political changes in the neighbouring region of Tibet in 1959 a suddenly deteriorating regional economy lead to severe population losses in Marpha and the surrounding Thak Khola region. People decided to move to the growing city of Pokhara and the developing markets of the Terai region close to the Indian border. Since the 1970s, positive economic developments have slowed down out-migration, and the migrated Marphali started coming back to the valley. Nowadays Marpha is one of the richest places in the Thak Khola, attracting high numbers of tourists which cross the "capital of apples" on their way around the Annapurna mountains. Despite a prospering economy, some of the young Marphali seek their fortune abroad in a globalised world where distances do not matter due to modern transportation and communication systems. As a result of earlier out-migration a spatial network of Thakali families has developed all over and as well outside the country, now creating its own volume of spatial movements. The village of Marpha, still the birthplace of many Mawatan Thakali, is losing its status as the centre of a people of merchants and businessmen that is willing to move further away from their origins these days.In regard of migration flows, their origins and consequences, the following problems were identified as factors threatening future demographic and economic developments in Marpha:1. The population structure has been subject to change in the past decades. The ethnical composition shows decreasing numbers of Mawatan Thakali hereby putting the heritage of the Thakali culture at risk and causing social and socio-economic problems. Mobility and the potential for out-migration seems especially high in the group of young educated males and females slowing down innovative economic developments. The population number is likely to decrease further in the next years due to continuous net-migration losses and as well low fertility rates which are suggested by an aging resident population.2. The village economy is highly dependent on external factors like the influx of tourists and the market conditions for apples - the village s main products. Changing conditions in a fragile mountain environment and the political instabilities in one of the poorest Third World countries may again result in economic imbalances and thus cause another exodus of the Marphali people.

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