Neuronale Korrelate der Emotionsregulation im Kontext sozialer Ängstlichkeit

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2012

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Die vorliegende Dissertation beschäftigt sich mit neuronalen Korrelaten emotionaler Verarbeitungs- und Regulationsprozesse bei sozial ängstlichen Personen. Im Störungsmodell sozialer Ängste werden als Kernmerkmale ein gesteigerter Emotionsausdruck sowie Defizite in der Emotionsregulation diskutiert. Eine Hyperaktivität emotionsassoziierter limbischer Areale (z. B. Amygdala, Insula, dorsale anteriore cingulärer Cortex) und eine reduzierte Aktivierung präfrontaler Cortexregionen werden als zugrundeliegende neuronale Korrelate angenommen (Etkin &

Wager, 2007). Die klassische Furchtkonditionierung liefert ein zentrales Modell für die Entstehung dieses gesteigerten Emotionsausdrucks auf der Grundlage von initialen negativen sozialen Lernerfahrungen (Carleton et al., 2011; Erwin et al., 2006; McCabe et al., 2010). Untersucht wurden im Rahmen von zwei funktionellen Magnetresonanztomographie-Untersuchungen (fMRT) neuronale Korrelate der Emotionsverarbeitung und der -regulation. Dies erfolgte mittels einer sozial relevanten Konditionierungsstudie und eines Emotionsregulationsexperimentes. Die Stichproben beider Studien bestanden aus Probanden mit unterschiedlicher Ausprägung sozialer Ängstlichkeit. Erfasst wurde die Ausprägung über Selbstbeurteilungsinventare zur sozialen Angst. Neunundvierzig Studenten nahmen an einem zweitägigen differentiellen sozial relevanten Konditionierungsexperiment teil. Das Versuchsdesign umfasste drei Experimentalphasen: Furchtakquisition, Extinktion und Abruf der Extinktion am zweiten Untersuchungstag. Die differentielle Konditionierung wurde realisiert über Abbildungen von jeweils zwei Frauen und zwei Männern mit neutralen Gesichtsausdrücken (= konditionierte Stimuli) und unangenehmen (beleidigenden) Videokommentaren der zuvor präsentierten Personen (= unkonditionierte Stimuli). Der Lernprozess wurde anhand folgender abhängiger Variablen erfasst: affektive Beurteilungen im Hinblick auf die konditionierten Stimuli (evaluative Konditionierung), elektrodermale und neuronale Aktivität. Die subjektiven und die neuronalen Ergebnisse geben einen Hinweis darauf, dass die Konditionierung und Extinktion erfolgreich stattgefunden haben. Als Hauptergebnisse zeigten sich in der Furchtakquisition eine positive Korrelation zwischen sozialer Angst und konditionierter affektiver Beurteilungen sowie eine positive Korrelation zwischen sozialer Angst und Aktivierungen in der linken Amygdala und dem linken Hippocampus. Während der Extinktion zeigte sich eine signifikante negative Korrelation zwischen sozialer Angst und Aktivierung in der linken Amygdala. Als zentrales Ergebnis während des Extinktionsabrufs lässt sich eine tendenziell signifikante negative Korrelation zwischen sozialer Angst und Aktivierung im ventromedialen präfrontalen Cortex berichten. Die Ergebnisse dieser Studie liefern einen Hinweis auf die bedeutsame Rolle von Konditionierungs- und Emotionsregulationsprozessen und damit assoziierter Amygdala-Aktivität für die Entstehung und Veränderung sozialer Ängste. Die zweite fMRT-Studie zielte darauf ab, neuronale Grundlagen der emotionalen Verarbeitung und Regulation sozial relevanter und nicht-sozial relevanter Reize zu untersuchen. Insgesamt vierundzwanzig Studentinnen nahmen an dieser Studie teil. In einem Block-Design wurden den Probandinnen sozial und nicht-sozial relevante Stimuli mit unterschiedlichen Stimulusvalenzen (aversiv und neutral) präsentiert, mit der Instruktion diese Stimuli zu betrachten oder ihre Emotionen in Reaktion auf die aversiven Bilder zu regulieren. Letzteres erfolgte durch die Umbewertung der Bedeutung emotionaler Inhalte (= kognitive Strategie Reappraisal). Erfasst wurden affektive Beurteilungen des Befindens und die neuronale Aktivität. Untersucht wurden Unterschiede in der emotionalen Verarbeitung sozialer im Vergleich zu nicht-sozialen Stimuli. Ferner wurde der Einfluss sozialer Angst auf diese Prozesse untersucht. Die subjektiven Ergebnisse belegen einen Unterschied in der Verarbeitung sozialer im Vergleich zu nicht-sozialen Stimuli. Das Betrachten sozialer aversiver Stimuli wurde emotional negativer beurteilt. Als Hauptergebnis zeigte sich ein Einfluss sozialer Ängstlichkeit auf eine geringfügig erhöhte Aktivierung der Amygdala bei der emotionalen Verarbeitung aversiver sozialer Stimuli im Vergleich zu nicht-sozialen Stimuli. Zusammenfassend weisen die Ergebnisse darauf hin, dass vor allem unter sozial relevanter Stimulation veränderte emotionale Verarbeitungsprozesse bei sozial Ängstlichen bestehen. Dabei zeigten die Ergebnisse beider Studien, dass die Amygdala eine zentrale Schlüsselrolle in den neurobiologischen Grundlagen sozialer Ängste einnimmt. Insgesamt erweitern die Befunde unser Wissen über neuronale Grundlagen assoziativen Lernens und emotionaler Verarbeitungs- und Regulationsprozesse im Kontext sozialer Ängste.

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