Die "Großmutter-Hypothese" und genomische Konflikte : Konditionale Einflüsse von Großmüttern auf reproduktives Verhalten in Familien der ostfriesischen Krummhörn (1720-1874)

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2012

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Der "Großmutter-Hypothese" zufolge lässt sich menschliche Fortpflanzung als ein Drei-Generationen-Unternehmen beschreiben, in dem postmenopausale Mütter ihren Nachwuchs bei der Reproduktion unterstützen. Bisherige Studien zeigen allerdings eine hohe Variabilität in den Einflüssen postmenopausaler Mütter auf Fruchtbarkeit und Nachwuchssterblichkeit ihrer Töchter und Schwiegertöchter, die noch nicht gut verstanden ist. Um die Ursachen für diese Variabilität zu untersuchen, wurden rekonstituierte Familiendaten einer historischen Population in der ostfriesischen Krummhörn-Region analysiert. Den Ergebnissen zufolge müssen die Effekte von Großmüttern sowohl für unterschiedliche genetische Abstammungslinien als auch für unterschiedliche sozioökonomische Beschränkungen differenziert werden. Während aus großmütterlicher Sicht intergenomische Schwiegerkonflikte aus der asymmetrischen Verwandtschaft zwischen Angehörigen beider elterlicher Abstammungslinien resultieren, sind sexuell-antagonistische, intragenomische Konflikte eine Folge der vom restlichen Genom abweichenden, asymmetrischen Vererbung der väterlichen Geschlechtschromosomen. Im Falle der Krummhörn-Familienrekonstitutionsstudie eröffnet das Zusammenführen von Daten zu individuellen, sozioöokonomischen Beschränkungen mit Modellen zur Verwandtenökologie neue Perspektiven zur Untersuchung von konditionalen großmütterlichen Effekten. Dieser Überblicksartikel fasst kumulierte Ergebnisse und theoretische Entwicklungen zusammen, die sich in letzter Zeit innerhalb verschiedener Forschungszweige aus der ursprünglichen Großmutter-Hypothese entwickelt haben.


According to the "Grandmother Hypothesis", human reproduction can be described as a three-generation enterprise with postmenopausal mothers assisting their offspring in reproduction. However, previous studies have shown a high variability in the influences of postmenopausal mothers on offspring mortality and fertility of their daughters and daughters-in-law which is still not well understood. In order to investigate of what causes this variation in grandmaternal effects, reconstituted family data from a historical population in the East Frisian Krummhörn region has been analyzed. The results indicate that effects of grandmothers depend on differences in genetic relatedness and have to be differentiated according to socioeconomic constraints. While from a grandmother´s perspective, intergenomic in-law conflict results from relatedness asymmetries between descendents of the parental lineages, sexually antagonistic, intragenomic conflicts are due to the asymmetrical inheritance of the paternal sex chromosomes, which differs from the rest of the genome. In the case of the Krummhörn family reconstitution, merging of models of kinship ecology with data on socio-economic constraints of families offers new perspectives for the study of conditional grandmother effects. This review summarizes the accumulated findings and theoretical improvements that have occurred within different branches of research being recently developed from the intitial grandmother hypothesis.

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