Hintergrund: Die Auswirkungen von gesundheitlichen Interventionen sind häufig komplex. Es wird argumentiert, dass sie mehr umfassen als reine Veränderungen in den klinischen Parametern. Die Aspekte des Behandlungsprozesses, so genannte „benefits beyond health“, werden bei der Evaluierung von gesundheitlichen Interventionen oft übergangen, können jedoch von Bedeutung für den Patienten sein. Zielsetzung: Ziel dieser Studie war es, die Präferenzen von Patienten und ihre Zahlungsbereitschaft hinsichtlich des Behandlungsprozesses und seiner Merkmale zu erheben. Dabei wurden die Behandlungssettings der Akupunktur, Homöopathie und Allgemeinmedizin betrachtet. Methoden: Eine systematische Literatursuche, sechs halbstrukturierte Interviews und ein Stakeholder Involvement wurden durchgeführt, um die Merkmale des Behandlungsprozesses zu ermitteln. Fünf Prozessmerkmale und ein Kostenmerkmal wurden verwendet, um das experimentelle Design der Discrete-Choice-Analyse (DCA) (6 × 3), welche eine Querschnittserhebung ist, zu konstruieren. Die Patienten wurden von niedergelassenen Ärzten aus Berlin und München rekrutiert. Die Prozessmerkmale wurden effektkodiert und die Daten in einem „conditional“ Logit-Regressionsmodell analysiert. Ergebnisse: Die Daten von 263 Patienten wurden ausgewertet. Die DCA-Ergebnisse zeigten, dass die Merkmale des Behandlungsprozesses „aktives Zuhören“ und „Zeit“ für alle Patienten am relevantesten waren. Die Präferenzen der Merkmale „ganzheitliche Behandlung“ und „Information“ schienen sich zwischen den Gruppen leicht zu unterscheiden. Ersteres war eher relevant für die Gruppen Akupunktur und Homöopathie und letzteres für die Allgemeinmedizin-Gruppe. Die Zahlungsbereitschaft war höher in den Gruppen Akupunktur und Homöopathie. Schlussfolgerungen: Die Zeit, die sich die Ärzte für die Patienten nehmen und das Ausmaß, in dem sie ihnen aufmerksam zuhören, sind für die Patienten aller Gruppen die wichtigsten Merkmale des Behandlungsprozesses. Beide Merkmale sind dabei von ähnlich großer Bedeutung für die Patienten. Diese Ergebnisse können einen Beitrag zur Debatte über eine patientenorientiertere Gesundheitsversorgung leisten. Sie sprechen für eine Stärkung der medizinischen Gesprächsleistung im deutschen Gesundheitswesen. Wir schlagen vor, den Ärzten die Möglichkeit zu geben, mehr Zeit für ihre Patienten aufbringen zu können. Dies könnte ggf. durch eine Änderung der allgemeinen Vergütungsbedingungen erreicht werden (z.B. die verbesserte Vergütung des ärztlichen Gesprächs).
Background: The effects of health interventions are often complex, and it is argued that they comprise more than pure changes in clinical parameters. Aspects of the treatment process, socalled ‘benefits beyond health’, are often overlooked in the evaluation of health interventions but can be of value to the patients. Objectives: The aim of this study was to assess patients’ preferences and willingness to pay regarding the treatment process and its attributes in patients using acupuncture, homeopathy or general medicine (GM). Methods: A systematic literature search, six semi-structured interviews and a stakeholder involvement were conducted to determine the attributes of the treatment process. Five process attributes and one cost attribute were used to construct the experimental design of the discrete choice experiment (DCE) (6 × 3), a cross sectional survey method. Patients were recruited by outpatient physicians practicing in Berlin and Munich, Germany. Process attributes were effects-coded. Data were analyzed in a conditional logit regression. Results: Data from 263 patients were analyzed. DCE results showed that the treatment process attributes ‘active listening’ and ‘time’ were most relevant to all patients. Preferences for the attributes ‘holistic treatment’ (more relevant to the acupuncture and homeopathy groups) and ‘information’ (more relevant to the GM group) seemed to differ slightly between the groups. Willingness-to-pay values were higher in the acupuncture and homeopathy groups. Conclusions: The time physicians take and the extent to which they listen attentively are most important and are equally important to all patients. These results may contribute to the debate about more patient-centered healthcare. They support a strengthening of medical consultations in the German healthcare system. We suggest giving physicians the opportunity to spend more time with their patients, which may be achieved by changing the general conditions of remuneration (e.g., improved reimbursement of medical consultations). German Clinical Trial Register DRKS00013160.