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Die Grenze der gebauten Stadt zur freien Landschaft. Inhalte von formellen und informellen Planwerken am Beispiel von Gemeinden des Münchner Umlandes.

Hartl, Johann

Städte und Dörfer haben aufgrund ihrer Umgebungsbeziehungen unterschiedliche Ränder. Während in der Dorferneuerung mit Scheunenlinien und Obstwiesen der Übergang in die Landschaft Thema ist, sind die Ränder größerer Orte oder auch funktional verstädterter Dörfer bisher kaum Gegenstand der Stadt- oder Landschaftsplanung. Das mag auch daran liegen, dass die Übergangszonen Wachstumserwartungen unterlagen. Demographische und wirtschaftliche Entwicklungen wie ökologische Ziele machen jetzt ge­ringeren Flächenverbrauch notwendig, regional ist auch ein Ende des Wachstums oder gar Siedlungsrückbau erkennbar. Dies ermöglicht, über die Chancen der Ränder als funktional wesentlicher Teil von Siedlungen nachzudenken, Konzepte für den bisher vernachlässigten Grenzraum zu entwickeln. Der Übergangsbereich von Siedlung und offener Landschaft kann gepflegt, entwickelt und in vielfacher Hinsicht nützlich werden. Als Siedlungsrand definiert er den Ort, verschafft ihm Identität von außen. Als Landschaftsrand wird er unter visueller Ein­beziehung der offenen Landschaft zur Ergänzung des innerstädtischen Grün- und Freiraum­systems. Die schmalen Ränder vernetzen unterschiedlichste Biotope der freien Landschaft und des Siedlungsgrüns und sind damit auch ökologisch hochwertig. Einführend werden die Entstehung und Entwicklung der Ränder bis jetzt, ihre Wahrnehmung in der Landschaft, ihr Nutzen und Möglichkeiten zur Verbesserung sowie Beispiele und Leit­bilder betrachtet. Raumordnerische und planungsrechtliche Grundlagen werden erörtert. Am Beispiel des wirtschaftlich und landschaftlich attraktiven Raums südöstlich von München wird der Frage nachgegangen, ob und wie die hier prosperierenden Gemeinden mit ihrem Siedlungsrand umgehen. Das vielgestaltige Untersuchungsgebiet (65 Gemeinden im Bereich München- Rosenheim- Bad Tölz bis zu den Alpen) zeigt die funktionellen Ansprüche des Verdichtungsraums und der Erholungslandschaft an Gestalt und Funktion der Ortsränder. Die von 37 Gemeinden beantwortete Umfrage belegt, dass die Ausbildung oder Bewahrung von Ortsrändern meist Ziele der gemeindlichen Entwicklung sind. Diese werden mit städte­baulichen und grünordnerischen Festsetzungen (B-Plan, Grünordnungsplan) gegenüber den Privatanliegern, aber auch mit Grünzügen auf öffentlichen Grundstücken verfolgt. In einer Vertiefung bei 13 Gemeinden werden exemplarische Planungen von der Ebene der vorbereitenden Bauleitplanung (FNP, integrierter und selbständiger Landschaftsplan) über die Ebene der verbindlichen Bauleitplanung (B-Plan, Grünordnungsplan) bis zur Realisierung (z.B. Siedlungen, Grünzüge) betrachtet. Dabei wird deutlich, dass das Bewußtsein für den Ortsrand bei örtlichen Planern und Entscheidungsträgern ausgeprägter ist als die in überge­ordneten Planungen oder gesetzlichen Grundlagen verankerten, in der Fachwelt diskutierten oder in der Literatur empfohlenen Ansätze vermuten lassen. Gestalterische Aspekte werden meist von der Landschaftsplanung eingebracht, selten von der städtebaulichen Planung. Aber eine unüberlegte 'landschaftliche Einbindung' und der Vollzug von Eingriffsregelungen konterkarieren vorhandene Potentiale und die Identität von Ort und Landschaft. Daher werden abschließend weiterführende Handlungshinweise für den gemeindlichen Umgang mit dem Siedlungsrand gegeben. Diese ausführlich begründeten, bausteinartigen Empfehlungen beruhen auf neuen oder bestätigten Erkenntnissen dieser Untersuchung und der Planungswissenschaften insgesamt, sind aber bei einer Anwendung immer mit den Erfordernissen des Einzelfalls und anderen Zielen abzuwägen.
It is interesting, how cities, suburbs and small, rural communities deal with the boundary between settlements and the open countryside. This is a subject that is rarely covered in any literature, either general or specific to town and country planning. It could be assumed that, both town and country planning disciplines, direct their attention to the area of expertise and ignore the mutual transition area. The separation of the disciplines, exacerbated by national legislation and by restrictions applied to local administrations, prevents an integrated view from being formed, to the detriment of all concemed. One of the fundamental differences between town and village is the historical view of a town having a city wall and a village surrounded by fruit orchards. However, creeping urban development has left no clear transition from one to the other. The prognoses for demographic and economic development open opportunities not only to redefine the boundaries of settlements but also to develop new concepts for the boundary regions from town and countryside. This survey covered 65 municipalities in the region to the south-east of Munich, as far south as the Alps, one of the most beautiful landscapes within Southem Bavaria. This is one of the last still-flourishing regions in Germany and of great interest, both economically and to tourism. In the first instance, a survey was sent out and answered by 37 mayors or local planning authorities. This was followed by a more detailed survey of 14 of these communities. The question was, how the boundary between the built-up area was treated, in relation to the surrounding country, in the town and landscape planning of the communities: - Zoning plan and landscape plan (for the entire municipal area) - legally binding land-use plan (local plan) and green open space structure plan (for smaller areas). Dependent upon local requirements, green areas tend to be planned on the edge of the conurbation. Natural green areas as well as recreational areas, such as playgrounds form a green belt around the settlements. Many aspects of their design, generally, have their origin in the visual quality of landscape, not in urban planning. Since basic guide-lines in planning and examples of well-planned settlement borders are missing, it is not possible to make complete use of the framework, which is offered by regional planning and building laws. In the central building law (BauGB), the fundamental principle is the separation of densely built settlement and open countryside. The transition between the two is not just simply ignored, but the entire principle is threatened by statutes for core areas and green-field site building areas (§§ 34, 35 BauGB). The law, relating to country planning (BNatschG), offers instruments to keep the boundary green, although the regulation of compensatory measures should be improved, first of all, regarding the demands of a natural landscape and it's usefulness to the local inhabitants. Finally, recommendations are made for the planning of the boundary areas between settlements and the open countryside. Special attention has been given to the visual aspects of the relationship between populated areas to the open land and vice versa.