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Das Reiseerleben als Handlungsfeld der Angebotsgestaltung im öffentlichen Verkehr

Schiefelbusch, Martin

Die Verkehrswissenschaft hat sich bisher nur wenig mit der Wahrnehmung des Unter-wegsseins durch die Reisenden und den daraus entstehenden Einflüssen auf das Mobi-litätsverhalten befasst. Neuere Arbeiten insbesondere aus der sozialwissenschaftlichen Mobilitätsforschung zeigen jedoch, dass Mobilität neben der reinen Ortsveränderung zahlreiche weitere Facetten aufweist und etwa psychologische, physiologische und soziale Bedürfnisse bedienen kann. Während diese Untersuchungen auf der analytischen Ebene zahlreiche Erkenntnisse geliefert haben, ist es bisher noch nicht gelungen, diese in den verkehrswissenschaftlichen Kontext zu überführen und etwa planerische Verfahren und Instrumente zu entwickeln, mit denen diese im weitesten Sinne „emotionalen“ Bedürfnisse berücksichtigt werden können. Im intermodalen Vergleich von öffentlichem Verkehr und Individualverkehr werden die Folgen dieses fehlenden Transfers besonders deutlich: Öffentliche Verkehrsangebote werden zu einem größeren Anteil im Voraus geplant und von den Verkehrsunternehmen für die Reisenden erstellt. Im MIV bestehen dagegen aus Sicht der Verkehrsteilnehmer deutlich mehr Möglichkeiten, die Fortbewegung selbst mit zu gestalten. Dadurch können auch viele „emotionale“ Bedürfnisse besser angesprochen und befriedigt werden. Marktumfeld und organisatorischer Kontext des öffentlichen Verkehrs tragen ebenso zur Vernachlässigung „weicher“ Angebotsmerkmale bei. Die Arbeit zielt daher darauf, das Themenfeld „Reiseerleben“ für die Verkehrsplanung allgemein und die Angebotsplanung im öffentlichen Verkehr im Besonderen zu erschließen. Hierzu wird in einem Theorieteil zunächst der Gegenstand der Arbeit konkretisiert und unterschiedliche Bereiche abgegrenzt, in denen Maßnahmen der Ange-botsgestaltung ansetzen können. In einem Rückblick auf die neuere Mobilitätsfor-schung wird der bisherige Umgang mit dem „Reiseerleben“ herausgearbeitet und Ansatzpunkte für ein Umdenken identifiziert. Der empirische Teil der Arbeit geht der Frage nach, wie das „Reiseerleben“ zur Zeit in Planung und Marketing öffentlicher Verkehrsangebote integriert wird. Über eine Medienauswertung identifizierte Beispiele werden zunächst inhaltlich strukturiert. Anhand von Fallstudien werden dann Genese, planerische und betriebliche Randbedingungen, Nutzerreaktionen und sonstige Erfahrungen analysiert und übergreifende Schlussfolgerungen entwickelt. Abschließend erfolgt eine vergleichende Analyse der Fallstudien. Dazu wurde ein Bewertungsverfahren entwickelt, das aus Kundensicht vor allem auf die „emotionalen“ Wirkungen des Angebots zielt, aus Anbietersicht Aufwand und mögliche Effekte berücksichtigt. Die Bewertung kann unterschiedlichen Bedürfnissen angepasst werden und erlaubt es, verschiedene Konzepte hinsichtlich ihrer Wirkung auf das Reiseerleben zu vergleichen.
Transport studies have so far paid little attention to the perception of being mobile by the travellers and the influences this perception has on mobility behaviour. Recent studies from social science mobility research in particular, however, indicate that mo-bility has wider implications than just being transported. It can serve, for instance, psy-chological, physiological and social needs as well. These studies have added much to understanding mobility on an analytical level, but so far there has been little progress in transferring these findings to the transport science environment. Hence planning procedures and instruments to date do not pay attention to these - in a wider sense - “emotional” needs. The consequences of this insufficient knowledge transfer become especially evident in an intermodal comparison between public and private transport: The former is a prod-uct planned almost completely in advance and by the providers for the passengers. On the contrary, private transport offers much greater possibilities for its users to shape their travel activities themselves. This allows them to address and satisfy much better their “emotional” needs. Public transport’s market and organisational environ-ment also contributes to the neglect of “soft” service elements. The dissertation therefore aims at making the “travel experience” accessible to trans-port planning in general and public transport service development in particular. To do so, the first part of the work provides a definition of the subject and structures the available design and service development options. A review of recent mobility research streams is used to identify today’s attitudes towards “travel experience”-issues as well as possibilities for a new approach. The empirical part of the study reviews how “travel experience” issues are currently incorporated in the planning and marketing of public transport services. An survey of media reports is used to identify examples and structure them based on their content. A series of case studies are then analysed regarding their genesis, planning and op-erational framework, user feedback and other experiences are then analysed for a series of case studies. The analytical part is completed by general conclusions and a comparative evaluation of the case studies. This makes use of an assessment proce-dure which combines the customers’ and provider’s perspective - using the “emotional features” in case of the former, resources and possible effects in case of the latter. The assessment can be adjusted to different needs and allows a comparative review of different concept’s effects on the travel experience.