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Geologie und deutsche Ölpolitik, 1928 bis 1938

Die frühe Karriere des Erdölgeologen Alfred Theodor Bentz

Kockel, Titus

Für den Zeitraum des Achnacarry-Kartells - des ersten globalen Kartells der größten Ölkonzerne Esso, Shell, Anglo-Iranian und anderer - untersucht die Arbeit den Einfluß technologisch-wissenschaftlicher Neuerungen auf die deutsche Ölpolitik. Auf der Basis neuer Quellen vor allem des preußischen geologischen Dienstes und des Vierjahresplanbeauftragten für die Förderung der Erdölgewinnung, Alfred Bentz, untersucht sie vor allem die heimische Erdölexploration der preußischen Erdölkonzerne und des sie betreuenden geologischen Dienstes, ihre wissenschaftliche Methodenbildung und ihre politischen Lobbyarbeit. Preußische Staatsgeologen und preußische Erdölkonzerne waren symbiotisch aufeinander angewiesen. So usurpierten sie die lagerstättentheoretische Grundsatzdiskussion der frühen Dreißiger Jahre, um ein gigantisches Subventionsprogramm zur Ölerkundung durchzusetzen. Wirtschaftsinteressen steuerten die vermeintlich objektive naturwissenschaftliche Argumentation. Als Lobbyist der preußischen Ölkonzerne und nach Übersee reisender Ölexperte von Schwerindustrie, Kriegsmarine, Wirtschaftsministerium und Vierjahresplan erwarb Bentz schließlich die Steuerungsgewalt für natürliches Erdöl in Görings Kriegswirtschaft. Dieses technokratische Element der deutschen Ölwirtschaft wird zu den Substitutionsinteressen der IG Farbenindustrie AG, den überseeischen Ölprojekten der rheinisch-westfälischen Schwerindustrie, den Absatzinteressen der Achnacarry-Konzerne und der amerikanischen und britischen outsiders in Beziehung gesetzt und der Machtpolitik der deutschen Regierungsinstanzen gegenübergestellt. Der Weg in Autarkie und Kriegsvorbereitung, den die deutsche Ölpolitik unter dem Einfluß der IG Farbenindustrie AG beschritt, war weder vorgezeichnet noch geradlinig. Auch war die deutsche von der internationalen Entwicklung keineswegs abgekoppelt, die Auseinandersetzung zwischen Achnacarry-Konzernen und outsiders spielte stets maßgeblich in die Ölpolitik des Dritten Reichs hinein. Unter dem Einfluß entgegengesetzter in- und ausländischer Industrieinteressen, die mit unterschiedlichsten Verfahren den deutschen Kohlenwasserstoffmarkt besetzen wollten, vollzog die deutsche Ölpolitik zwischen 1928 und 1938 mehrere radikale Richtungswechsel.
Based on sources of the prussian geological survey and the Four Years Plan plenipotentiary for petroleum, Alfred Bentz, the impact is anlysed, which scientific an technological debate had on German oil politics between 1928 and 1938. This period is marked by the the existence of the first world oil cartel under the Achnacarry and As Is-agreements between Standard Oil of New Jersy, Royal Dutch-Shell, Anglo Iranian and other global oil companies. The state geologist Bentz and the prussian oil companies were tied by the bonds of symbiosis. Geological and economic yields in view, both sides lobbied for the same oil interests whereby the scientific debate lost the rest of its alleged independence. Yet as an oil diplomate on behalf of the heavy industry and by order of Navy, Ministry of Economics and Four Years Plan, Bentz gained autonomy from the prussian companies and worked his way up in the complex system of Nazi oil politics. In 1938, Göring bestowed upon him the power to regulate the German petroleum sector to prepare for war. This element of technocracy is fitted into the complex whole of Nazi oil economics. They were marked by rivalling industrial interests on the german hydrocarbons market. Whereas IG Farbenindustrie AG pushed for oil substitution and autarcy, German heavy industry pursued petroleum interests in the Middle East and Latin America, and both Achnacarry companies and outsiders struggled to keep their foot in the door of Germany s constantly motorizing economy. In this complex and ever-changing setting of German oil politics, the course was altered radically more than once.