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Raum ist Zeit

Zeitentfernungskarten als Orientierungssystem im städtischen Fußverkehr

Wilke, Henry

ISR Impulse Online (bis Bd. 50: ISR Graue Reihe)

Die Arbeit beschäftigt sich mit kartografischen Visualisierungen, die das Verhältnis von räumlicher und zeitlicher Distanz abbilden. Fokussiert werden dabei Isochronenkarten, auf denen alle Gebiete gekennzeichnet sind, die innerhalb einer bestimmten Zeit erreicht werden können. Die Arbeit untersucht verschiedene Isochronenkarten und -anwendungen für den Fußverkehr im Hinblick auf ihre Gestaltung. Außerdem werden weitere Methoden vorgestellt, mit denen Reisezeit und Raum-Zeit-Verhältnis visualisiert werden können. Gegenwärtig gibt es im Internet verschiedene Anwendungen, die Isochronenkarten erzeugen. Dabei kann zwischen verschiedenen Methoden der Darstellung und Gestaltung der Isochronen unterschieden werden. Die Frage dabei ist, auf welche Art und Weise und mit welchem Abstraktionsgrad die verschiedenen Isochronenzonen visualisiert werden. Orientierungskarten im öffentlichen Raum benutzen für diese Darstellung eine relativ abstrakte Methode. Ausgehend vom Standort des Betrachters werden lediglich konzentrische Kreise gezogen und mit einer Distanzangabe versehen. Die räumliche Distanz entspricht aber in den seltensten Fällen der Luftlinie. Denn Topografie, Straßenraster und Bebauung wirken sich auf dieses Verhältnis aus. Um die Frage zu beantworten, warum für Orientierungskarten ein höherer Abstraktionsgrad verwendet wird, werden einige theoretische Grundlagen der kartografischen Gestaltung näher erläutert. Generalisierungsprozesse erzeugen eine verständliche und leserliche kartografische Darstellung - auf Kosten der Detailtreue. Um die theoretischen Ausführungen durch empirische Erkenntnisse zu unterfüttern wurde eine nicht repräsentative Befragung durchgeführt. 40 Personen wurden zwei verschiedenartig gestaltete Zeitentfernungskarten gezeigt. Eine Darstellungsform basierte lediglich auf konzentrischen Kreisen, die andere Karte wurde mit einem geringeren Abstraktionsgrad gestaltet. Aus der Perspektive von Touristen bevorzugten etwa drei Viertel die kreisförmige Visualisierung. Begründet wurde dies mit einer besseren Übersichtlichkeit. Die Umfrage bestätigte, dass sich komplexe Darstellungen von Zeitkarten stets an dem eigentlichen Anwendungszweck und den Benutzern orientieren sollten. Desweiteren wurde gezeigt, dass für Orientierungssysteme ein hoher Abstraktionsgrad durchaus angemessen ist. Offen bleibt aber die Frage, welche Auswirkungen die ganz konkrete Gestaltung der einzelnen Isochronenzonen auf die Wahrnehmung und Lesbarkeit hat.
This thesis deals with cartographic visualizations depicting the relations between spatial and temporal distances. Isochronal maps which show areas that can be reached within a specific travel time are brought into focus. Different isochronal maps and applications for pedestrians with regard to their design will be examined. Furthermore, other methods to visualize travel time and the relations between spatial and temporal distances will be presented. There are currently various web-based applications which create isochronal maps. One can distinguish between different methods of illustration and the design of the isochrones. The thesis analyzes how and with which degree of abstraction the several isochronal areas are presented. Map-based orientation systems in public space use a relative abstract method to depict this. Starting from the location of the viewer, concentric circles are drawn and provided with distance information. However, the spatial distance does not always correspond with the linear distance. Topography, street grids and buildings affect this relation. Some theoretical principles of cartography and graphic design have to be explained to tell why a higher degree of abstraction is used in map-based orientation systems. Generalization creates comprehensive and more readable illustrations – (at times) at the expense of attention to detail. To complement the theoretical remarks with empiric results, a non-representative survey was conducted. Two time distance maps with different designs were shown to 40 people. One illustration was based solely on concentric circles. The other map was composed with a lower degree of abstraction. According to the results, a map that can easily be understood and read is preferred over a detailed, realistic and thus more complex one. This applies especially to tourists and people who are unfamiliar with the depicted area. The survey confirmed that complex illustrations of time maps should consider its intended use and its users. Furthermore, for map-based orientation systems, a high degree of abstraction is appropriate. How the specific design of the isochronal zones affects the perception and readability has yet to be answered.
Published by Universitätsverlag der TU Berlin, ISBN 978-3-7983-2439-8 ISSN 1864-8037