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Know Hope

Ein Blick auf die Betrachtung und Verbindung von Kunstwelten

Katadzic, Irena

Seit dem Jahr 2000 rückt die Street-Art als eine globale, eigenmächtige künstlerische Praxis in urbanen Räumen zunehmend in das Zentrum der Kunstöffentlichkeit. Besonders die journalistischen Medien leiteten mit der Debatte um die individuelle Gestaltung und Einflussnahme auf öffentliche Räume eine Diskussion wieder ein, die Kunst im Straßenraum seit dem Beginn der Graffiti-Bewegung meist mit dem Stigma des Vandalismus behaftete. Der Street-Art ist es weitestgehend gelungen, diesen Ruf abzustreifen und als Gewinn für den New Urbanism und die Kunstgeschichte diskutiert zu werden. Während Graffiti im Allgemeinen keine Akzeptanz in breiteren Bevölkerungsschichten und im etablierten Kunstkontext sucht, gilt die Street-Art als „much more open“ für Stile, Mitglieder, sich durch sie abbildende Ziele und die allgemeine Öffentlichkeit. Parallelen und Gemeinsamkeiten zur institutionellen Kunst bilden nach der hier vertretenen Auffassung einen Aspekt ab. Es spricht viel dafür, dass die Street-Art über die Subkultur hinaus eine eigene Kunst-Welt nachbildet, in der sich sowohl Parallelen, als auch Unterschiede zur etablierten Kunst manifestieren, wobei ihr wesentliches Kennzeichen ist, dass sie auch unabhängig existieren kann. Anhand des Fallbeispiels des Künstlers Know Hope, der von Israel über die USA bis nach Europa die Kontexte von Straße bis White Cube wechselt, wird das Phänomen der Street-Art zwischen Subkultur und etablierter Kunst untersucht. Es wird hier die These aufgestellt, dass Know Hope die Kontexte aber auch miteinander verbindet, was wiederum seine Kunst charakterisiert. Der Rezeptionsprozess des Betrachters scheint in diese Methode involviert. Bei der Analyse der Werke Know Hopes wird der Fokus auf die Rezeptionssituation mit der Frage nach der Wirkungsästhetik gelegt. Denn es soll der Adressierung an den Betrachter nachgegangen werden, die sich als charakteristisch für Know Hopes Arbeiten zeigt. Es gilt durch die Werkanalyse herauszustellen, mit welchen Mitteln der Künstler den Betrachter zu involvieren versucht, beziehungsweise welche vom Werk ausgehenden Zeichen diesen Prozess der Rezeption auslösen. Ein Charakteristikum der Street-Art ist ihre Anbindung und ihr Erlebnis an den Ort der Straße, womit für sie die Konstanten von Raum und Zeit eine besondere Rolle spielen. Es geht somit erstens um die ‚äußeren Zugangsbedingungen’, mit denen der Betrachter an das Werk herantritt (Welche Konsequenzen hat der Ort für das Werk? Wie kann das Werk hier betrachtet werden?) und zweitens um die ‚inneren Rezeptionsvorgaben’, durch die Künstler und Werk den Rezeptionsprozess beeinflussen (Wie nimmt der Betrachter an der innerbildlichen Kommunikation teil? Inwiefern wird der Rezipient ‚stimuliert’, um sich am Werkaufbau zu beteiligen und inwiefern wird er dadurch zum Handlungsträger außerhalb des rezipierten Ortes?). Diese Arbeit geht daher nicht nur von einer Kunst aus, die die Kunstgeschichte auch in ihren Kontexten denken sollte, für die Street-Art wird vielmehr die These vertreten, dass der Kontext sie wesentlich konstituiert. Dieser steht nicht immer in Opposition zum etablierten Kunstkontext, muss aber auch nicht nur durch ihn verstanden werden. Er bildet eine eigene Welt ab, die aus der Subkultur des Graffiti erwachsen ist, sich jedoch mittlerweile in wesentlichen Punkten von ihr unterscheidet. Die Arbeit der Street-Artists auf der Straße bleibt darin ein konstituierendes Moment, denn der Raum ist nicht nur Umgebung, sondern auch ein Wahrnehmungsrahmen dieser Kunst. Wie kann der Kontext der Straße aber im White Cube erhalten bleiben? Die Frage zielt auf den Vorwurf, dass die Straßenkunst ihre Authentizität verliert, sobald sie sich dem Kunstkontext und seinen Regeln unterordnet. Der Übertritt in die Welt des White Cube, wenngleich toleriert, bringt eine Gradwanderung zwischen Street-Art als reinem Stilbegriff und einem mehr ihr Wesen erfassenden Kontextbegriff mit sich. Es gilt somit in dieser Arbeit die „Schnittstelle von ‚Kontext’ und ‚Text’“ zu suchen, um festzustellen, ob Know Hope als Repräsentant einer Richtung der Street-Art mit seiner Arbeit im White Cube noch als Street-Artists gelten kann, und wenn ja, warum.
Since about the year 2000, Street-Art as a global, unauthorized artistic practice in urban areas has increasingly moved toward the centre of the art world. The journalistic media, in particular, with the debate about individual design and influence on public spaces, has revived a discussion on the art of street space characterized with the stigma of vandalism since the beginning of the Graffiti movement. Street-Art has largely been able to cast off this reputation and has been discussed as a true contribution to the New Urbanism and the history of art. Whereas Graffiti does not generally seek acceptance in the wider population or the established art context, Street-Art is regarded as "much more open" for styles and aspiring street artists by its depicted aims and the general public. Parallels and similarities to institutional art depict one aspect of the perception represented here. There is much evidence that Street-Art, through the subculture, mimics an Art-World where both parallels and differences to established art are manifested, whereas their main characteristic is that they can also exist independently. The phenomenon of Street-Art between subculture and established art can be explored with the example of the artist Know Hope, who moves between Israel, the United States and Europe, his contexts switching between the street and the White Cube. Here, the thesis is proposed that Know Hope has inter-connected the contexts that each in turn characterize his art. The process of viewer perception appears to be involved in this method. Analyzing the works of Know Hope, the focus is on the condition of perception, applied with the question of effect aesthetics. It can be understood, in analysing the work, the means with which the artists tries to involve the viewer and from signals in the work that guide the process of perception. One characteristic of Street-Art is the experience with and connection to a particular location on the street, where the constants of space and time play a special role. It is in these “external conditions of access” where the viewer first approaches the work (What consequences does this location offer the piece? How can the piece be considered here?), and, secondly, the “inner requirements of perception,” by which the artist and the work influence the perception process (How does the viewer participate in the intra-visual communication? How far will the recipient be stimulated to engage in the composition of the work? To what extent will the recipient become an agent beyond of the place of perception?). This work is thus not just to be considered in the context of art history. For Street-Art, it is proposed that context is an integral part of the art itself. It is not always opposed to the established Art-World, but it cannot be fully understood through the art establishment alone. It depicts its own world that has grown out of the subculture of Graffiti, even as it has grown significantly apart from that subculture. The work of a street artist remains in an elemental moment as the room is not just the environment, but also crucial to how the art is perceived. How can the context of the street be maintained in the White Cube? This question proposes that Street-Art loses its authenticity when the art is subordinate to a new art context and its rules. This transition into the world of the White Cube, while tolerated, entails a tightrope walk between Street-Art as a pure concept of style versus its contextual conception. As such, the "Interface of ‘Context' and 'Text'" can be applied here to determine if Know Hope, with his work in the White Cube, represents a direction in Street-Art and qualifies as a street artist, and if so, why.
Published by Universitätsverlag der TU Berlin, ISBN 978-3-7983-2623-1