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Die Hochstraße in Halle (Saale)

Relikt einer vergangenen Zukunft

Kasten, Benjamin; Seitz, Markus

ISR Impulse Online (bis Bd. 50: ISR Graue Reihe)

Mit der Hochstraße in Halle (Saale) wird auf ein Thema fokussiert, das Repräsentant eines stadtpolitischen und städtebaulichen Konflikts ist. Das wohl umstrittenste Zeugnis der sozialistischen Moderne in Halle steht dabei symptomatisch für eine Debatte, wie mit städtebaulichen Relikten einer als abgeschlossen geltenden historischen Epoche umgegangen werden kann. Ziel der Arbeit ist nicht nur eine mögliche Entwicklung für diesen Ort, sondern auch das Nachzeichnen einer Stadtentwicklung, die gegenwärtig zu einem gesellschaftlichen Konflikt geführt hat. Unsere Ausgangsposition ist es, der Hochstraße einen eigenen städtebaulichen/historischen/kulturellen Wert zuzubilligen. Es wird auf den Versuch abgestellt, den bestehenden gesellschaftlichen Konflikt um die Hochstraße zu entschärfen und eine zeitgemäße, nachhaltige, ressourcenschonende Lösung anzubieten. Die Arbeit gliedert sich in zwei Teile, einen Analyse- sowie Konzeptteil. Der Analyseteil zwischen Abrissphantasien und Unentbehrlichkeit gibt einführend einen Überblick über einige der konzipierten und realisierten Hochstraßenprojekte des 20. Jahrhunderts. Daran schließen Ausführungen zur Stadtbaugeschichte Halles an. Im dritten Teil der Analyse wird auf die Hochstraße selbst fokussiert und „über die Notwendigkeit einer Hochstraße in Halle“ berichtet. Hier wird die Frage gestellt, ob die Errichtung der Hochstraße ausschließlich mit verkehrlichen Erfordernissen zu erklären ist oder ob Gründe auch auf anderen Ebenen gefunden werden können. Darauf folgt eine Untersuchung der zeitgenössischen, gesellschaftlichen Debatte um die Hochstraße. Abschluss des Analyseteils bildet ein Bericht von einem Spaziergang, der persönliche Eindrücke von der Situation um die Hochstraße vermitteln soll. Der Konzeptteil Labor für eine andere Mobilität ist eine prozessorientierte Versammlung von unterschiedlichen Ideen für eine temporäre und kontinuierliche Bespielung der Hochstraße. Hier spielt ein gewandeltes Mobilitätsverständnis, das sich von den rein technischen Belangen einer traditionellen Verkehrsplanung lossagt, eine gewichtige Rolle. Das Konzept ist in drei thematische Aktionsfelder sowie in vier zeitliche Phasen gegliedert. Darin finden sich verschiedene Projekte, die über die Grenzen der Aktionsfelder und Phasen hinausreichen können. Darüber hinaus werden Aussagen zur Steuerung der Labors getroffen. Ziel ist es, mit dem Labor für eine andere Mobilität zur Erhaltung der Hochstraße als „Relikt einer vergangenen Zukunft“ beizutragen, um deren Zukunft unter verschiedensten Gesichtspunkten neu verhandeln zu können.
With the elevated highway in Halle (Saale) this work focuses on a subject representing a social and urbanistic conflict. The probably most controversial testimony of the Socialist modernism in the city of Halle is representative for a debate on how can be dealt with urban relics of a deemed historical epoch. The work aims not only to depict a possible development for this place, but also to trace a historical development that has resulted in a social conflict. Our position is to approve the urban/historical/cultural value of the flyover. It is placed on the attempt to defuse the existing social conflict and to provide a modern, sustainable, resource-saving solution. The work is split in two parts, analysis and concept. The analytical part, labeled Between fantasies of demolition and indispensability, outlines some flyover projects designed and implemented in the twentieth century, turning then to the history of the city of Halle. The third part of the analysis is focused on the elevated highway itself and its background. Here the question is asked whether the construction of the highway can be explained with traffic requirements only or which other reasons therefor can be found. This is followed by an examination of the contemporary, social debate about the flyover. A report from a stroll along the elevated highway, which aims to provide personal impressions of the situation around, is completing of the analysis part. The conceptual part, labeled Laboratory for another kind of mobility, shows a process-oriented aggregation of different ideas for a temporary and continuous display of the flyover. Here, a modified understanding of mobility away from the purely technical aspects plays an important role. The concept is structured in three thematic fields of action, as well as in four temporal stages. In these fields and stages various projects are explained. In addition, statements about the control of the laboratory are made. The aim of the laboratory is to preserve the flyover as a relic and memory of a bygone future in order to create the ability to renegotiate its future from a different perspective.
Published by Universitätsverlag der TU Berlin, ISBN 978-3-7983-2711-5 ISSN 2199-8728