Die Inschriften des Landkreises Passau bis 1650 II

1. Vorwort, Vorbemerkungen und Benutzungshinweise

Vorwort

Nachdem im Jahre 2010 der erste Teilband der Inschriften des Landkreises Passau (DI 80) vorgelegt werden konnte, folgt nun endlich der zweite und letzte Teilband zu diesem facettenreichen Bearbeitungsgebiet. Anders als beim ersten Band, den ich im Rahmen meiner Doktorarbeit erstellt hatte, haben wir den zweiten Teil in unserem bewährten Team – Dr. Christine Steininger und ich –, das bei der Arbeit an der Stadt Passau (DI 67) zum ersten Mal zustande kam, bewerkstelligt.

Mit dem vorliegenden Band schließt sich der Kreis um Passau. Somit werden auch die von der Union der Akademien in jüngerer Zeit geforderten Themenbrücken Stadt – Umland und Bischofsstädte sowie Klosterlandschaft bedient. Die „Brücken“ führen also nicht nur über Donau und Vils oder Rott und Inn, sondern auch zu den Prälatenklöstern Aldersbach, Asbach und St. Salvator sowie zum Kollegiatsstift Vilshofen. Nördlich der Donau und entlang des Inns um Aigen erstrecken sich noch Teile des Hochstifts Passau. Das bischöfliche Einflussgebiet manifestiert sich im Schloss Rathsmannsdorf. Dem stehen die beiden bayerischen Gerichte Vilshofen und Griesbach und die reichsunmittelbare Grafschaft Ortenburg gegenüber.

Somit vereint der Landkreisbestand sehr unterschiedliche historische Einheiten. Leider wird es in der verbleibenden Planung des laufenden Inschriftenprojektes, das 2030 enden soll, keine Gelegenheit mehr geben, einen bayerischen Landkreis zu bearbeiten.

So vielschichtig die Arbeit an einem Landkreis ist, so umfangreich gestalten sich auch die Danksagungen an Personen, die die Unternehmung in irgendeiner Form unterstützt haben.

Zunächst gilt Dank dem engeren Kollegenkreis, allen voran Dr. Tanja Kohwagner-Nikolai, die neben vielen Hinweisen und Anregungen als Textilexpertin naturgemäß kompetente Auskünfte zur Kleidung der dargestellten Personen gab und besonders die Kößlarner Kasel (Nr. 151) bearbeitete. Nicht weniger richtet sich unser Dank an Dr. Franz-Albrecht Bornschlegel, der uns ebenfalls mit Rat und Tat zur Seite stand und wichtige Einschätzungen besonders bei der Frage der zeitlichen Einordnung der Aldersbacher Gedenkplatten gab. Ein besonderer Dank gilt auch unseren Heidelberger Kollegen, allen voran Dr. Harald Drös, für seine Hilfe bei heiklen heraldischen und genealogischen Fragen sowie auch für die Hilfe bei aufwendigen lateinischen Texten. Bei Übersetzungen und bei ungewöhnlichen Versen unterstützte uns Dr. Ilas Bartusch aus Heidelberg. Ebenso trug unser Mainzer Kollege Dr. Rüdiger Fuchs das eine oder andere besonders bei der Einschätzung der Aldersbacher Gedenkplatten bei. Sowohl moralisch als auch philologisch stand uns an manchen Stellen unser Münchner Kollege Dr. Christian Friedl bei. Unsere Nachwuchskraft Mirjam Göth M.A. unterstütze uns mit Korrekturarbeiten. Anselm Steininger fertigte für uns dankenswerter Weise Detailaufnahmen von Denkmälern.

Weiterer Dank gilt Institutionen sowie Ihren Mitarbeitern für die gute Zusammenarbeit. Herrn Kunstreferenten der Diözese Passau, Alois Brunner M.A., sei für die Bereitstellung von Informationen besonders bezüglich der Kößlarner Kasel gedankt. Die Mitarbeiter des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, namentlich Dr. Markus Hundemer und Kerstin Goller M.A., haben uns wie gewohnt unproblematisch und kompetent unterstützt. Ebenso erteilten uns die Mitarbeiter des Archivs des Bistums Passau, besonders Dr. Herbert W. Wurster und Martin Lang, Hinweise und Hilfestellungen für unsere Arbeiten.

Für die Unterstützung vor Ort möchten wir ganz herzlich den zahlreichen Denkmalbesitzern, Pfarrern sowie Mesnern und Mesnerinnen danken, die uns Zugang zu den Inschriften gewährt haben und in so manchen Fällen auch ihr Einverständnis für Archivrecherchen und Abbildungsveröffentlichungen gegeben haben. Für zusätzliche Hinweise und auch die Zusammenarbeit vor Ort sei namentlich Eberhard Brand, Wilhelm Löffler und Herbert Reinhart (Heimatpfleger Rotthalmünster), Rudolf Drasch (Heimatpfleger Vilshofen), Dr. Ludger Drost (Kößlarn), Heinrich Graf zu Ortenburg (Tambach/Ortenburg) und Stefan Wild (Ortenburg) sowie Ludwig Silbernagel (Kirchenpfleger Vilshofen) gedankt.

Zuletzt gilt unser Dank Herrn Prof. Dr. Egon Boshof (Mitglied des Beirates des Inschriften-Projektes), Dr. Helmut Böhm (Vorsitzender des Vereins für Ostbairische Heimatforschung) [Druckseite 8] sowie Christian Eberle (Kulturreferent des Landkreises Passau) für die wohlwollende Förderung des Gesamtprojektes.

 

In der Karwoche 2018

Ramona Baltolu

Vorbemerkungen und Benutzungshinweise

Der vorliegende Band enthält die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Inschriften der heute zum Landkreis Passau gehörigen Teile der ehemaligen Bezirksämter Vilshofen und Griesbach bis zum Jahre 1650. Die Edition folgt den Richtlinien des deutschen Inschriftenwerks, wie sie 1991 von Walter Koch für die Münchener Reihe zusammengestellt worden sind.

Die Edition umfasst sowohl die im Original erhaltenen als auch die nicht mehr original, sondern nur mehr in ungedruckten oder gedruckten Quellen sowie auf Photos oder in Nachzeichnung überlieferten Inschriften. Vollständigkeit der Erfassung wurde soweit als möglich angestrebt. Objekte, die sich heute in öffentlichen oder privaten Sammlungen des Bearbeitungsgebietes, aber auch in Kollektionen außerhalb des Erfassungsraumes befinden, aber nachweislich aus demselben stammen, wurden in vertretbaren Einzelfällen berücksichtigt, wenn sie erst nach dem Erfassungszeitraum aus dem Bearbeitungsgebiet verbracht wurden. Grundsätzlich ausgeschlossen blieben Inskriptionen auf Münzen, Medaillen, Siegeln bzw. Typaren, ferner auch Punzierungen sowie schriftliche Äußerungen epigraphischen Charakters, die Bestandteil von Handschriften, Druckwerken oder deren Einbänden sind. Marken, Haus-, Künstler- und Meisterzeichen sowie Monogramme und Einzelbuchstaben sind nur erfasst, wenn sie mit einer Inschrift oder Jahreszahl in Verbindung stehen. Graffiti werden nur geboten, wenn sie mit einer Datierung verbunden sind. Denkmäler mit heute völlig zerstörten und nirgends sonst überlieferten Inschriften sowie Nachrichten über verlorene Inskriptionen ohne Textüberlieferung wurden nicht berücksichtigt.

Die Inschriften werden im Katalogteil in chronologischer Folge geboten. Ihre Präsentation erfolgt nach einem einheitlichen Schema.

Die Kopfzeile gibt links die laufende Nummer im Rahmen der Edition an. Ein lateinisches Kreuz neben der Zahl kennzeichnet nicht mehr im Original erhaltene Inschriften. In der Mitte der Kopfzeile ist der heutige bzw. der letzte bekannte Aufstellungsort der Inschrift angegeben. Am rechten Ende der Kopfzeile steht die Datierung. Sie ist nach Möglichkeit dem Inschriftentext entnommen. Bei offenkundigem Auseinanderklaffen zwischen einem im Text angegebenen Datum und der tatsächlichen Entstehungszeit der Inschrift werden beide Termine – durch Schrägstrich getrennt – angeführt. Erschlossene Daten sind zwischen runde Klammern gesetzt. Können Denkmäler nur einer bestimmten Zeitspanne zugeordnet werden, sind sie – gegebenenfalls mit Fragezeichen versehen – jeweils am Ende des ermittelten Zeitraumes eingeordnet.

In dem auf die Kopfzeile folgenden beschreibenden Teil finden sich zunächst die Nennung des Inschriftentypus und gegebenenfalls von Personen, denen er zugeordnet werden kann, des Inschriftenträgers, ferner die präzise Angabe des Standorts, Hinweise auf frühere Standorte, eine Kurzbeschreibung des Inschriftenträgers sowie Bemerkungen zu Material, Anbringung der Inschrift und Erhaltungszustand des Denkmals. Stehen mehrere Inschriften auf einem Träger, so werden diese mit römischen Zahlzeichen bezeichnet. Die Beschreibung des Inschriftenträgers erfolgt vom Betrachter aus. Nur bei Wappenbeschreibungen wird nach den Regeln der Heraldik verfahren. Die Beschreibung schließt mit Maßangaben zu Inschriftenträger und Inschrift ab. Die Schrifthöhe ist nach dem Normalwert des Buchstabens N bzw. n angegeben. Erhebliche Schwankungen werden durch die Angabe der Extremwerte vermerkt. Die Angabe der Schriftart ist typisierend. Vor der Textedition kopial überlieferter Inschriften ist die maßgebliche Quelle genannt.

In der Textedition sind Zeilenumbrüche durch Schrägstrich gekennzeichnet. Doppelte Schrägstriche markieren die Unterbrechung des Textes oder seinen Übergang auf ein anderes Inschriftenfeld. Metrische oder gereimte Texte sind versweise geboten. Gekürzte Wörter sind in originalen Inschriften nach Möglichkeit zwischen runden Klammern aufgelöst, wobei das Kürzungszeichen selbst entfällt. Worttrennzeichen sind durch Punkte in halber Höhe wiedergegeben und gegebenenfalls in Apparat oder Kommentar beschrieben. Darunter gesetzte Bögen kennzeichnen Nexus litterarum, Ligaturen und Bogenverbindungen. Erhaltene, aber in ihrer Lesung nicht ganz sichere Buchstaben sind unterpunktiert. Zur Kennzeichnung zerstörter Textteile dienen eckige Klammern. Ist eine Ergänzung nicht möglich, wird die ungefähre Anzahl der ausgefallenen Buchstaben [Druckseite 10] durch Punkte innerhalb der Klammern wiedergegeben. Bei umfangreicheren oder in ihrer Dimension ungewissen Verlusten sind drei Gedankenstriche gesetzt. Ursprünglich freigelassene Stellen sowie nachträgliche Ergänzungen sind durch spitze Klammern gekennzeichnet.

An den Wortlaut der Inschrift schließt sich der textkritische Apparat, gegebenenfalls der Nachweis von Zitaten sowie die Übersetzung der fremdsprachigen Texte an. Es folgt die Auflösung der nicht nach der fortlaufenden Tageszählung angegebenen Datierungen und die Benennung bekannter und unbekannter Wappen.

Der Kommentar enthält gegebenenfalls notwendige Hinweise zu Schrift, Sprache, Formular, kunsthistorischen Fragestellungen und zur chronologischen Einordnung, insbesondere aber Erläuterungen zu den genannten Personen und zum historischen Umfeld.

Es folgt ein Anmerkungsapparat, der Zitate aus der Literatur, Nachweise und ergänzende Erläuterungen zu Beschreibung und Kommentar sowie die Blasonierung unbekannter Wappen bietet. Abgeschlossen wird jede Katalognummer durch ein Literaturverzeichnis, das in chronologischer Folge Abschriften, Abdrucke sowie Abbildungen und wesentliche Arbeiten über die Inschrift nachweist.

2. Historischer Überblick

Der zweite Band der Inschriften des Landkreises Passau umfasst die Denkmäler der heute im Landkreis Passau gelegenen Teile der ehemaligen Bezirksämter Vilshofen und Griesbach. Es handelt sich damit um den südwestlichen Teil des Landkreises Passau.

Das ehemalige Bezirksamt, der spätere Landkreis Vilshofen1), wurde bei der Gebietsreform 1972 zum größten Teil dem Landkreis Passau zugeschlagen, nur die westlichen Teile des Landkreises um die Stadt Osterhofen gehören heute zum Landkreis Deggendorf. Ebenso wurde mit dem Landkreis Griesbach im Rottal2) verfahren, hier wurden die heutigen Gemeinden Bad Birnbach und Bayerbach dem neu entstandenen Landkreis Rottal-Inn zugeschlagen, das restliche Gebiet in den Landkreis Passau eingegliedert.

Im Gegensatz zum hauptsächlich durch das Hochstift Passau geprägten ersten Teil der Bearbeitung des Landkreises gehörte der größte Teil dieses Landkreisteiles zum Herzogtum Bayern. Im Landkreisteil liegt jedoch auch die Reichsgrafschaft Ortenburg, der vor allem seit der dort 1563 eingeführten Reformation ein gewisser Sonderstatus zukommt. Als zentrale Orte können die Städte Vilshofen, Rotthalmünster und Griesbach gelten. Prägend sind außerdem die Abteien Aldersbach und Asbach sowie das Stift St. Salvator. Lokale Bedeutung für die Inschriftenlandschaft haben einige Adelsfamilien, so die Closen, die Eckher und die Ruhstorfer auf ihren Sitzen.


Aigen am Inn, Gde. Bad Füssing

Aigen am Inn liegt auf uraltem Siedlungsgebiet; auf dem heutigen Ortsgebiet fanden sich archäologische Reste bereits aus der Urnenfelderzeit. Die mittelalterliche Siedlung mit dem Namen Aufhofen war zunächst im Besitz der Grafen von Katzenberg, wurde um das Jahr 1010 durch Kaiser Heinrich II. dem Kloster Niedernburg geschenkt und 1161 von Friedrich Barbarossa mit dem Kloster dem Hochstift Passau übereignet. 1470 wurde Aufhofen zur Hofmark erhoben, der heutige Name Aigen setzte sich erst ab ca. 1700 durch. Er leitet sich wohl von der Ortsangabe Aufhofen im Aigen (im Eigen(tum) des Hochstifts Passau) ab. Aigen war Sitz eines fürstbischöflichen Pfleggerichts.

Für die Inschriftenüberlieferung bedeutend ist die Wallfahrtskirche St. Leonhard, eine der ältesten Leonhardiwallfahrten in Bayern. Grundlage der Wallfahrt war eine im Inn angeschwemmte Figur des Hl. Leonhard. Der erste Kirchenbau ist bereits für das späte 12. Jahrhundert belegt, die erste Kirchweihe datiert 1256. Die heutige Wallfahrtskirche ist ein spätgotischer Bau aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, der bereits im Zuge der Erbauung erweitert wurde. Eine durchgreifende Barockisierung und Neueinrichtung der Kirche erfolgte bereits um die Mitte des 17. Jahrhunderts.

[Druckseite 11]

Erhalten sind dort eine Reihe von Grabplatten von Priestern (z.B. Nr. 364), von denen drei aus dem 15. Jahrhundert als Altarmensen zweitverwendet wurden (Nr. 32, 54 und 58).


Aldersbach

Als Inschriftenstandort ist in Aldersbach das gleichnamige Zisterzienserkloster von Bedeutung3).

Kloster Aldersbach wurde zunächst wohl bereits um 1120, sicher aber vor 1134 als Augustinerchorherrenstift begründet4). Die Stiftung ging wohl von Adeligen der Umgebung aus; nicht genau geklärt ist die Rolle des Bischofs Otto I. von Bamberg. Durch die Initiative Bischof Ottos wurde das Kloster jedenfalls 1146 von Zisterziensern aus dem Kloster Ebrach übernommen. Die Augustinerchorherren gingen ins nahegelegene Reichersberg (Pol. Bez. Ried i. Innkreis/OÖ.). Während die ältere Forschung diesen Übergang in der größeren Befähigung der Zisterzienser zum Landesausbau begründet sah, liegt der Grund nach neueren Erkenntnissen in der Bedeutung der Zisterzienser für die staufische Territorialpolitik5). Bereits 1147 bestätigt Papst Eugen III. die Einrichtung der Zisterze, deren Besitzungen schon in dieser Zeit erheblich erweitert wurden. Aldersbach selbst begründete die Tochterklöster Fürstenzell (1274) (Lkr. Passau), Fürstenfeld (1258) (Lkr. Fürstenfeldbruck/OB.), Gotteszell (1285) (Lkr. Regen) und in wesentlich späterer Zeit Walderbach (1669) (Lkr. Cham). Aldersbach wurde in seiner Gründungsurkunde durch Bischof Otto freie Vogtwahl zugesichert, trotzdem hatten zunächst die Herren von Cham und nach einer kurzen Unterbrechung die Grafen von Ortenburg die Vogtei inne, ehe sie 1256 an die Wittelsbacher überging. 1283 wurde die Abtei landsässig und blieb es bis zur Auflösung in der Säkularisation. Obwohl die Zisterzienser einen Kirchenbau von den Augustinerchorherren übernehmen konnten, begannen sie gleich mit dem Neubau einer Kirche, die 1207 geweiht wurde. Die alte Kirche wurde nun als Pfarrkirche genutzt. Aldersbach gedieh in den ersten beiden Jahrhunderten seines Bestehens. Im 13. und frühen 14. Jahrhundert beherbergte es ein Zentrum der Buchmalerei und der Goldschmiedekunst (vgl. Nr. 1†). Nach einer Zeit des Niedergangs, die durch die Exkommunikation des Klosters wegen seiner Haltung zu Ludwig dem Bayern und eine strittige Abtswahl hervorgerufen wurde, erholte sich die Abtei unter den Äbten Johannes Pluetl (1442–48) (vgl. Nr. 49), der die Pontifikalien erhielt, und dem aus Ebrach stammenden Reform-Abt Johann Pluer (vgl. Nr. 68), den Abt Wolfgang Marius den zweiten Gründer Aldersbachs nannte, wieder. Nach einem kleinen Rückschlag unter Abt Simon (1486–1501) (vgl. Nr. 170) gelangte die Abtei unter Abt Wolfgang Marius (1514–44) (vgl. Nr. 224) zu neuer Blüte. Von ihm stammen die Aldersbacher Annalen, die bis heute die Grundlage der Klostergeschichte im Mittelalter bilden6). Sein Nachfolger Bartholomäus Madauer (1552–77), ein bedeutender Astronom (vgl. Nr. 239), hatte in der Führung des Klosters eine weniger glückliche Hand. Nach seiner Absetzung folgten ihm jedoch mit Andreas Haideker (1579–87) (vgl. Nr. 298(†)), Johann Dietmayr (1587–1612) (vgl. Nr. 339) und Michael Kirchberger (1612–35) (vgl. Nr. 378) tüchtige Äbte nach, die in Aldersbach eine Periode hoher Gelehrsamkeit und monastischer Disziplin einleiteten, die bis zur Säkularisation anhalten sollte. Die Äbte von Johann Dietmayr an waren fast durchwegs die von Citeaux eingesetzten Visitatoren der bayerischen Zisterzienserklöster. In dieser Zeit begann auch bereits die bauliche Erneuerung der Klostergebäude und der Kirche. So ließ Abt Michael den Chor der alten Klosterkirche einreißen und neu errichten, das Langhaus wurde erst im 18. Jahrhundert neu errichtet und erhielt durch die Gebrüder Asam die heutige berühmte Barockfassung. Im 30-jährigen Krieg war Aldersbach zunächst Zuflucht für Mönche und Nonnen aus anderen Zisterzen, ehe es 1646 selbst durch Franzosen- und Schwedeneinfälle in Mitleidenschaft gezogen wurde. Bereits die Äbte der unmittelbaren Nachkriegszeit konnten jedoch mit der Neuerrichtung der Konventsgebäude beginnen. Unter den Äbten des späten 17. und 18. Jahrhunderts finden sich zahlreiche gelehrte Männer, die Aldersbach zu einem Zentrum zisterziensischer Gelehrsamkeit machten. Abt Theobald Grad (1705–34) ließ den Fürstensaal und das Langhaus der Kirche errichten, unter Abt Theobald Reitwinkler (1745–79) feierte das Kloster mit großem Aufwand sein 600-jähriges Bestehen. Bis zur Auflösung des Klosters in der Säkularisation standen Kunst und Wissenschaft in hoher Blüte. Nach der Säkularisation wurde die Klosterkirche zur Pfarrkirche, die Konventsgebäude wurden [Druckseite 12] von den Freiherren von Aretin erworben, die die florierende Klosterbrauerei weiterführten. Das Abtsgebäude diente als Weinschenke und Schulhaus. In den nächsten Jahren ist im Zuge der anstehenden Renovierung eine durchgreifende Bauuntersuchung der Aldersbacher Kirche geplant. Für einige Fragen zu den Aldersbacher Inschriften – zum Beispiel zur Datierung der Gedenkplatten der frühen Neuzeit (Nr. 417ff.) – ist durch die Bauuntersuchung Klärung zu erhoffen.


Asbach

Der genaue Verlauf der Gründung des Klosters Asbach lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Am wahrscheinlichsten erscheint, dass das Kloster bereits um 1090 von Christina, der Witwe eines Grafen Gerold, gestiftet wurde. Die ersten Mönche kamen vermutlich aus dem Stift Lambach7). 1125 hat Bischof Otto I. von Bamberg das Kloster vermutlich gekauft und es 1127 an Prüfening8), von dem es aber nur kurze Zeit abhängig war, gegeben. Das Kloster war wirtschaftlich nie besonders gut ausgestattet und erlebte bereits im 13. Jahrhundert zwei Zerstörungen. 1336 kam das Kloster unter die Vogtei der bayerischen Herzöge. Asbach erholte sich nur langsam, einen gewissen Aufschwung brachte der Anschluss an die Melker Reform. 1468 erlangte Asbach unter Abt Johannes Rughalm (vgl. Nr. 80) das Recht der Pontifikalien. Zur Blüte kam die Abtei nach erneuten Rückschlägen in der Folge des Bayerischen Erbfolgekrieges erst unter Abt Wolfgang Faber (1584–1604), dem sog. Goldenen Prälaten (vgl. Nr. 329). Die Klosteranlage wurde nach dem 30-jährigen Krieg barock erneuert. Die Kirche ist ein Neubau des François de Cuvilliés. Die bis heute erhaltenen Grabdenkmäler des Mittelalters und der frühen Neuzeit sind daher alle sekundär aufgestellt, teilweise bereits im Zuge der barocken Erneuerung, teilweise erst nach der Säkularisation. Die Klosterkirche wurde im Zuge der Säkularisation zur Pfarrkirche. In den Klostergebäuden wurde eine Brauerei eingerichtet. Die Konventsgebäude dienten teilweise als Schule und Lehrerwohnung. Seit 1973 kümmert sich der Kulturkreis Kloster Asbach um die Erhaltung der Gebäude. Sie beherbergen ein Zweigmuseum der Bayerischen Nationalmuseums.


Grongörgen, Gde. Haarbach

Der Inschriftenstandort Grongörgen verdankt sich der Begründung einer Wallfahrt zum Hl. Papst Gregor dem Großen durch die Prämonstratenser von St. Salvator. Bischof Leonhard von Layming inkorporierte 1437 die Pfarrei Uttlau dem Prämonstratenserstift. Grongörgen, zu dieser Zeit Steinhaarbach genannt, gehörte zu dieser Pfarrei. Die Prämonstratenser ließen eine Wallfahrtskirche zum Hl. Gregor dem Großen errichten. Als Baumeister nennt sich am Kirchengebäude mehrfach Meister Thomas von Braunau (vgl. Nr. 86, 87). Weitere Inschriften durchwegs aus der Zeit der Hochblüte der Wallfahrt, dem späten 15. und frühen 16. Jahrhundert, belegen die Wallfahrtstätigkeit (vgl. Nr. 106, 112) und die Stiftertätigkeit von Adeligen der Umgebung (Nr. 150). Nach dem Niedergang der Gregorswallfahrt im 17. Jahrhundert wurde die Wallfahrtskirche im 18. Jahrhundert dem populäreren Viehpatron Leonhard gewidmet, zu dem bis heute eine Wallfahrt besteht.


Hartkirchen, Gde. Pocking9)

Hartkirchen wird im Jahre 1143 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Schon im Mittelalter verfügte der Ort über Marktrechte (belegt 1235). Die Pfarrei St. Peter in Hartkirchen war von 1144 bis 1803 dem Kloster St. Nikola in Passau inkorporiert. Sie ist vermutlich die Urpfarrei der Gegend um Pocking. Inschriftenstandort in Hartkirchen ist die Pfarrkirche, die Denkmäler von Pfarrern (vgl. Nr. 6, 76, 139) und der Adelsfamilie der Ottenberger (Nr. 98, 141) birgt.

[Druckseite 13]

Hilgartsberg und Hofkirchen

Hilgartsberg befindet sich ab der Mitte des 13. Jahrhunderts im Besitz der bayerischen Herzöge10). Es ist zeitweise Sitz eines herzoglichen Pflegers, zeitweise wird es mit den zugehörigen Besitzungen an Adelige verpfändet. 1531 wird Johann Weißenfelder mit der Herrschaft Hilgartsberg belehnt, von diesem Zeitpunkt an bleibt Hilgartsberg herzogliches Lehen zunächst im Besitz der Weißenfelder (vgl. Nr. 303, 304), dann im Besitz der Fugger zu Kirchberg und Weißenhorn.

Hofkirchen wird 1005 das erste Mal urkundlich erwähnt11). Nachdem es im 13. Jahrhundert zunächst im Besitz der Bischöfe von Passau ist, erhalten die bayerischen Herzöge 1262 die Herrschaft über den Ort. Bereits um die Wende zum 14. Jahrhundert wird Hofkirchen in Urkunden als Markt bezeichnet, eine Verleihung von Marktrechten ist jedoch erst unter Herzog Albrecht II., 1387, nachgewiesen. Hofkirchen stand stets in enger Beziehung zur Herrschaft Hilgartsberg. Bereits 1421 wurde Hofkirchen zum erstem Mal gemeinsam mit Hilgartsberg an einen bayerischen Landsassen verpfändet, wurde aber zwischenzeitlich wieder herzoglicher Markt und erhielt weitere Rechte. 1531 kam der Markt Hofkirchen12) mit der Herrschaft Hilgartsberg an die Weißenfelder, damit verlor Hofkirchen endgültig seine Eigenständigkeit. Im Weiteren führte die Stellung des Marktes Hofkirchen häufiger zu Konflikten mit den Herren über Hilgartsberg. Erst mit der Übernahme der Herrschaft durch die Fugger 1626 beruhigte sich die Situation. Das Präsentationsrecht auf die Pfarrei Hofkirchen hatte der Landesherr, die Investitur oblag dem Passauer Bischof, die Vogtei und damit die letztliche Entscheidung lag beim Herrn von Hilgartsberg.

Die heutige Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt ist ein spätgotischer Bau (Kirchweihe 1498), bereits im bayerisch-böhmischen Krieg wieder zerstört, mehrere Kirchenbrände beschädigten den Bau immer wieder. Die Ausstattung ist heute neugotisch. Erhalten haben sich einige Grabdenkmäler im Umfeld der jeweiligen Herren von Hilgartsberg (vgl. Nr. 123, 340).


Karpfham, Gde. Bad Griesbach

Karpfham wurde 903 zum ersten Mal urkundlich erwähnt13). 1083 erfolgte die erste urkundliche Erwähnung einer Pfarrei. Die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Karpfham14) war die für den Sitz des Pflegers in (Bad) Griesbach zuständige Pfarrkirche. Deshalb diente sie auch zahlreichen Amtsinhabern und ihren Familienmitgliedern als Bestattungsort (vgl. z.B. 85, 129†, 201, 206).

Der heutige Bau stammt aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, spätere Veränderungen wurden durch eine purifizierende Restaurierung unter Bischof Heinrich von Hofstätter im 19. Jahrhundert wieder entfernt, die heutigen Kirchenausstattung ist neugotisch. Ein großer Teil der ehemals an den Außenwänden der Kirche befestigten Grabdenkmäler wurden anlässlich der letzten Restaurierung in den neben der Kirche gelegenen Pfarrstadel verbracht.


Kößlarn

Zentrum des Marktes Kößlarn ist die spätmittelalterliche Kirchenburg, die die Wallfahrtskirche zur Hl. Dreifaltigkeit umgibt. Der Ursprung des Marktfleckens ist in der ab 1364 belegten Marienwallfahrt zu suchen15). 1488 erhielt der Ort durch den bayerischen Herzog Marktrechte. Die Betreuung der Wallfahrt erfolgte zunächst durch Rotthalmünster, später durch das Kloster Aldersbach. Die Kirche entstand in der Mitte des 15. Jahrhunderts. Baumaßnahmen sind jedoch auch in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, der Bau des Chores im 16. Jahrhundert belegt. Ende des 19. Jahrhunderts erfolgte der Anbau eines Seitenschiffs, der die heutige Kirchengestalt prägt. Zur inschriftlichen Ausstattung sind die Marienfigur (Nr. 125) sowie einige Grabplatten, unter anderem von Aldersbacher Konventualen, die zum Teil im 18. Jahrhundert renoviert wurden (Nr. 127 und 203), zu zählen.

[Druckseite 14]

Kriestorf, Gde. Aldersbach

Kriestorf ist durch Bodenfunde bereits in der Jungsteinzeit als Siedlungsort belegt. Um 1140 ist in den Urkunden ein Adeliger greifbar, der sich von Kriestorf nennt. Als Edelmannssitz ist Kriestorf 1558 belegt. Besitzer waren die Grafen Goder. Sie gelten auch neben einem Adeligen Namens Beer als Hauptstifter der 1512 bis 1515 errichteten Kirche St. Otmar (vgl. Nr. 180, 186).


Malching

Malching wird bereits im 8. Jahrhundert zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Im Mittelalter befand sich in Malching eine Schranne der Pflege Erneck16). Ernecker Pfleger sind daher als Stifter in der Malchinger Kirche anzutreffen (vgl. 11†, 15). 1448 wird eine Hofmark Malching genannt17). Die Pfarrkirche St. Ägidius wird um die gleiche Zeit errichtet. Die aus dieser Zeit für Malching überlieferten Inschriften stehen alle in Zusammenhang mit den Hofmarksherren, seien es Grabinschriften (vgl. 172), seien es Stifterinschriften (vgl. 317(†), 328).


Mittich, Gde. Neuhaus am Inn

Mittich18) gehörte ursprünglich zum Besitz der Grafen von Vornbach, die den Sitz einem Ministerialengeschlecht überließen, das sich nach dem Ort nannte. Mitte des 15. Jahrhunderts befindet es sich im Besitz der bayerischen Herzöge, die es einem Hans von Thurn als Lehen gaben, der es seinerseits den Rottauern verkaufte. Aus deren Besitz erwarb es Sebulon Fränking (vgl. Nr. 261, 267). Mittich ging dann aus seinen Händen in den Besitz der Freiherren von Schönbrunn über, die es bis zum Ende des alten Reiches besaßen.


Ortenburg

Ortenburg liegt im Wolfachtal. Der Ort ist geprägt durch die gleichnamige Adelsfamilie der Reichsgrafen von Ortenburg19). Die Ortenburger ließen sich zu Beginn des 12. Jahrhunderts in Ortenburg nieder und errichteten hier ihre Stammburg. Die Ortenburger gehörten ab der Mitte des 14. Jahrhunderts zu den bayerischen Landständen. 1521 wurde die Grafschaft als Reichsherrschaft in die Reichsmatrikel aufgenommen. Neben ihrem eigenen, relativ kleinen reichsunmittelbaren Territorium waren die Ortenburger ab dem 15. Jahrhundert auch Lehensmänner der bayerischen Herzöge. Joachim von Ortenburg (1530–1600) führte 1563 im reichsunmittelbaren Teil seiner Grafschaft die Reformation ein. Das Territorium wurde zu einer evangelischen Enklave im katholischen Niederbayern. In der zu Ortenburg gehörigen Kirche von Steinkirchen findet sich ein großer Bestand sicher dem lutherischen Bekenntnis zuzurechnender Grabdenkmäler20).


Rotthalmünster

Am Beginn der mittelalterlichen Geschichte (Rotthal)münsters steht ein zwischen 730 und 740 durch einen Adeligen namens Wilhalm begründetes Frauenkloster, dem keine lange Lebensdauer beschieden war. Bereits in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ist Rotthalmünster als Markt belegt21). Es war schon zu dieser Zeit Verwaltungsmittelpunkt eines vornehmlich herzoglichen Besitztums. Eine offizielle Verleihung der Marktrechte erfolgte 1348 durch Kaiser Ludwig den Bayern. Der Markt wurde durch einen inneren und äußeren Rat verwaltet und hatte eigene Rechte bezüglich der niederen Gerichtsbarkeit. Inschriftenstandort in Rotthalmünster ist die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt. Bereits 1158 ist eine Pfarrkirche in Rotthalmünster belegt. Ludwig der Bayer [Druckseite 15] übergibt die Patronatsrechte an das Kloster Aldersbach, ab 1476 ist die Pfarrei Rotthalmünster dem Kloster inkorporiert. Der heutige Kirchenbau stammt aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Es haben sich eine ganze Reihe an Grabdenkmälern erhalten, darunter einige von Rotthalmünsterer Bürgern (z.B. Nr. 235, 332).


St. Salvator

St. Salvator wurde von zwei Brüdern gegründet, die 1289 ein verlassenes Gut im Steinkart, einem Waldgebiet nördlich von (Bad) Griesbach, vom Kloster Osterhofen erwarben, um dieses zu bewirtschaften und dort ein gottgefälliges Leben zu führen. Gleichgesinnte schlossen sich an, sie bauten eine Kapelle, und ein kleines Doppelkloster entstand. 1309 schloss das Kloster sich dem Prämonstratenserorden an und wurde eine Propstei des Klosters Osterhofen. Kaiser Ludwig der Bayer schenkte dem Kloster den Steinkart-Wald. 1441 unter Propst Petrus Zistler (vgl. Nr. 56) wurde das Stift zur Abtei erhoben. 1632 brannte das mittelalterliche Kloster ab und wurde nach Plänen Bartolomeo Viscardis neu errichtet und dabei am Hang weiter nach oben verlegt. Nach einer Blütezeit im 18. Jahrhundert wurde das Kloster 1803 aufgehoben und in den Konventsgebäuden eine Brauerei errichtet. Die Klosterkirche wird seit 1899 als Pfarrkirche benutzt.


Ruhstorf an der Rott

Ruhstorf wurde 1188 das erste Mal urkundlich erwähnt. Bereits im späten 13. Jahrhundert befand sich der Ort im Besitz des Adelsgeschlechts der Ruhstorfer (Nr. 3†, 5†), wittelsbachischer Ministerialer. Sie hatten die spätere Hofmark Ruhstorf bis zu ihrem Aussterben im 18. Jahrhundert inne22). Inschriftenstandort in Ruhstorf ist die ehem. Pfarrkirche, heutige Filialkirche Mariä Himmelfahrt. Sie gehörte zu der dem Benediktinerkloster Vornbach inkorporierten Pfarrei Sulzbach, bis sie 1611 selbst Pfarrrechte erhielt. Mit dieser Pfarrei vereint wurde das im 15. Jahrhundert von Berengar Eckher von Pilham gestiftete Benefizium Beate Mariae virginis. Der heutige Kirchenbau stammt aus dem 18. Jahrhundert. Die in der Pfarrkirche aufgestellten Grabdenkmäler des Bearbeitungszeitraums befinden sich also alle nicht mehr an ihrem Ursprungsort, sondern wurden sekundär im Kirchenneubau aufgestellt. Es handelt sich hauptsächlich um Denkmäler aus der Familie der Ruhstorfer und ihrer Verwandten (vgl. Nr. 19, 29, 40, 110, 111, 121, 171, 194, 240) und von Adeligen der umliegenden Sitze (Nr. 209, 382, 387).


Vilshofen

Die erste urkundliche Erwähnung Vilshofens erfolgte im Jahr 776, als ein Hof Vilusa an das Kloster Mondsee übergeben wurde. Im 12. Jahrhundert war Vilshofen Teil des Hochstiftes Passau, das die Grafen von Ortenburg mit Vilshofen belehnte. Siedlungsort war damals das rechte Vilsufer. Die Ortenburger errichteten 1206 am linken Vilsufer einen befestigten Markt. 1241, endgültig 1262, bemächtigten sich die bayerischen Herzöge Vilshofens, das damit zum Grenzort zwischen dem Herzogtum und dem Hochstift wurde. 1258 wurde Vilshofen Sitz eines herzoglichen Pfleggerichts und damit zentraler Ort für ein Gebiet, das sich auf beiden Seiten der Donau und bis tief in den Bayerischen Wald erstreckte. 1276 kam es zur Gründung des Kollegiatsstiftes Vilshofen durch Heinrich Tuschl von Söldenau (vgl. Nr. 12†). An der Kirche dieses Kollegiatsstiftes errichteten die Schwarzensteiner eine Kapelle, die sie zu ihrer Familiengrablege bestimmten (vgl. Nr. 28†). 1345 bestätigte Kaiser Ludwig der Bayer die Stadtrechte. 1493 errichtete der Bürgermeister Peter Breu die Barbarakirche auf dem Friedhof (vgl. Nr. 413). Grundlage für Bedeutung und Aufstieg Vilshofens war auch die 1574 von Wilhelm V. eingerichtete Salzniederlage, die sich mit dem Bau einer Brücke über die Donau verband. Vilshofen wurde damit zu einer wichtigen Station auf dem Goldenen Steig, auf dem Salz von Reichenhall bis Prag transportiert wurde. Das städtische Selbstbewusstsein äußerte sich unter anderem im Neubau des Rathauses (1573) und in der Errichtung des neuen Stadtturms 1643–47, für den auch Uhr und Glocke angeschafft wurden (vgl. 408). Der tiefste Einschnitt in die Stadtgeschichte Vilshofens ist der Stadtbrand von 1794, in dem ein großer Teil der Stadt zerstört wurde und dem auch das Stadtarchiv zum Opfer fiel. Der Wiederaufbau [Druckseite 16] prägt bis heute das Stadtbild von Vilshofen. 1803 wurde das Kollegiatsstift aufgehoben, die Stiftskirche wurde zur Pfarrkirche, ihre Innenausstattung verdankt sie den säkularisierten Klöstern der Umgebung (St. Nikola in Passau und Aldersbach). 1818 wurde eine neue Vilsbrücke errichtet. Vilshofen erhielt wie zahlreiche andere Städte im 19. Jahrhundert eine magistratische Verfassung und war Sitz zunächst eines Bezirksamtes, später eines Landkreises. Mit der Gebietsreform der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts verlor es seine Funktion als Verwaltungszentrum.

3. Die nicht-originale Überlieferung der Inschriften

Von den überlieferten Inschriften des vorliegenden Bestandes sind knapp 15% nur kopial fassbar. Der Anteil der nicht im Original erhaltenen Inschriften ist damit noch geringer als beim ersten Landkreis-Band23). Dies liegt weniger am guten Erhaltungszustand der lokalen Bestände als vielmehr an der schlechten Überlieferungssituation. So gibt es beispielsweise für die Stadt und insbesondere für das ehemalige Kollegiatsstift in Vilshofen kaum Quellen (siehe unten).

Zu größeren Inschriftenverlusten kam es bereits in der Zeit des Barock. Den durchgreifenden Kirchenrenovierungen fiel ein großer Teil der mittelalterlichen Kirchenausstattung zum Opfer oder wurde aus seinen originalen Überlieferungszusammenhängen herausgerissen. Einen ähnlich tiefen Einschnitt brachte die Säkularisation, in der mit der Auflösung der Klöster und der Umnutzung der Gebäude ganze Kirchenausstattungen zu Grunde gingen. Verluste in jüngerer Zeit sind häufig auf Umwelteinflüsse zurückzuführen, zumindest Teile von Inschriften sind durch Verwitterung verloren. Immer wieder gibt es daneben Objekte, die heute unzugänglich angebracht sind, sodass auch in solchen Fällen kopiale Überlieferung – sofern vorhanden – herangezogen werden muss. Ein Beispiel hierfür wäre eine Grabplatte in Kößlarn, die sich heute hinter der festeingebauten Krippe befindet und von der sich noch eine Photographie in der Sammlung der Bayerischen Akademie der Wissenschaften erhalten hat (Nr. 196).

Einige Bestände im Landkreis Passau wurden in besonderem Maße in Mitleidenschaft gezogen. Allen voran ist hier sicherlich die Stadt und besonders das ehemalige Stift Vilshofen zu nennen. Hier wütete 1794 – am Vorabend der Säkularisation – ein verheerender Stadtbrand (vgl. Einleitung 15f.), der nicht nur Verluste von Originalen, sondern auch den kompletten Untergang der archivalischen Überlieferung für die Stadt mit sich brachte. In der Folgezeit wurden Denkmäler bzw. Reste von Grabmälern als Baumaterial zweitverwendet. Hiervon zeugt heute noch das Fragment einer Grabplatte eines Heinrich Stucze... aus dem 15. Jahrhundert, das Anfang der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts als Treppenstufe in einem Privathaus aufgefunden wurde (vgl. Nr. 155). Weitere Neufunde bei Baumaßnahmen sind hier zu erwarten und erfordern die Aufmerksamkeit der lokalen Denkmalschützer. Ein beklagenswertes Schicksal erfuhren zwei Stifterdenkmäler: Während die figurale Platte für den Stiftsgründer Heinrich Tuschl zu Anfang des 19. Jahrhunderts als Widerlager in eine Vilsbrücke eingebaut wurde, mitsamt der sie heute gänzlich verloren ist (vgl. Nr. 12†), wurde die Tumbadeckplatte des Stifters der gleichnamigen Kapelle, Andreas von Schwarzenstein, die die Wirren nach dem Stadtbrand und in der Säkularisation überdauert hatte, endlich 1883 an einen namentlich nicht bekannten Antiquitätenhändler verkauft (Nr. 28†), sodass auch dieses Stück heute verloren ist.

Handschriftliche Überlieferung

Bayerische Staatsbibliothek München

Clm 1448

Oberstainer Franciscus, Ortus et progressus Antiquissimi, ac Exempti Collegy Praemonstratensis Ad S: Salvatorem Iuxta Seriem Praepositorum, et Abbatum, Qui Ab Annô 1309 . usque ad annum 1752. et Sequentes Loco huic praefuere: una cum Synchronismo Summorum Pontificum, Episcoporum Pataviensium, Generalium Ordinis, Imperatorum, Ducum, et Electorum Bavariae, Rerumque aliarum hoc Collegium Concernentium Notitia

[Druckseite 17]

  • Handschrift, 1752
  • Einband (22 x 32 cm), Pappe mit Papierüberzug; Rücken: weißes Leder mit Aufkleber: Cod. bav. 448; Cod. lat. 1448; ORTUS & PROGRES: COLLEGII SALVATOR:.
  • Papier (20 x 31 cm), Vorblatt leer; erste sechs Blätter foliert (mit lateinischen Zahlzeichen); dann zeitgenössisch paginiert; bis p. 326 beschrieben, dahinter einige Seiten leer.

Bei der Handschrift handelt es sich in erster Linie um eine Klosterchronik, die u.a. die Gründungsgeschichte (p. 1) und auch Urkundenabschriften enthält. Es folgt ein umfangreicher Katalog der Pröpste und Äbte, die jedoch so gut wie keine Hinweise zu Inschriften enthalten. Einzig für Abt Michael Reyser sind beide, heute noch im Original erhaltenen Inschriften (Nr. 341 und 342) überliefert.

Cgm 1830

Franz Obersteiner, Chronik des Klosters St. Salvator24)

  • Handschrift, 1733
  • Einband: keiner vorhanden; blaues Paper als Umschlag
  • Papier (ca. 21 x 32,5 cm), ungebundene Bögen, zeitgenössisch paginiert; bis p. 56 beschrieben, es folgt ein weiteres leeres Blatt
  • Vorblatt (nicht paginiert) Titel: Des Exempten Praemonstratenser Collegiat=Stiffts zu Sanct Salvator kurtze Chronick oder Zeit=Schrifften, worinnen nicht allein Die Reyhe, oder Series aller Hochwürdigen Herren, Herren Pröbsten, und Abbten, samt deren Löblich: Verrichtungen, sondern auch andere Denckwürdigkeiten So sich von Anno 1289 bis auf das 1733. Jahr hindurch ereignet haben In möglichster Kürtze angezogen, und beschrieben durch Franciscum Obersteiner Canonicum ad Sanctum Salvatorem.
  • eingelegter Papierstreifen: Obersteiners Chronik von St. Salvator.

Auf einen historischen Vorspann (p. 1 bis p. 8) folgt eine Auflistung der Äbte bzw. Pröpste, wo in der Regel keinerlei Hinweise auf Inschriften erfolgten (ähnlich Clm 1448 s. oben). Allein zu Michael Reyser sind zwei, heute noch im Original erhaltene Inschriften überliefert (vgl. Nr. 341 und 342).

Cgm 2002

Ignaz Dominicus Schmid, Sepulchrographia Nobilitatis25)

  • Handschrift, 2. H. 18. Jh., mit drei Beilagen (1852)
  • Einband (34 x 21 cm): Pappe mit rotem Wolkenpapier und Schweinslederrücken; Rückentitel: Adeliche Grabmäler der Bajerischen Familien.
  • Papier (33,5 x 20 cm), 160 folierte Blätter; vor und nach fol. 1 leer und nicht foliert; nach fol. 160 von neuem foliert in Tinte (1–26) sowie mit Bleistift weiterfoliert bis fol. 189.
  • fol. 1r Sepulchrographia Nobilitatis potissimum Boicae. Adeliche Grabmäler der Bajerischen Familien.

Auf jeder Seite befindet sich ein roter Rahmen mit oben einer Zeile für die Überschrift (Name der Familie); darunter eingeteilt in zwei Spalten folgt die Auflistung der gesammelten Grabinschriften, unten befindet sich ein Feld für Anmerkungen.

Es handelt sich um Abschriften von Grabdenkmälern bayerischer Adelsfamilien, die alphabetisch nach Geschlechtsnamen geordnet sind. Im zweiten Teil folgen Abschriften von Denkmälern bayerischer Gelehrter. In den Anmerkungen wird in der Regel der Standort der Inschriften angegeben. Die Denkmäler werden weder genauer lokalisiert noch beschrieben oder abgezeichnet. Am Ende jeder Grabinschrift folgt eine Paginaangabe einer unbekannten Quelle, auf die sich der Autor bezieht.

Die Handschrift zitiert Inschriften, die sich meist auch bei Eckher (Cgm 2267) oder auch Prey (Cgm 2290) finden, ohne dass diese beiden die Vorlage bilden (vgl. andere Seitenangaben). Auf diese Weise finden sich in Cgm 2002 auch Objekte, die heute verloren sind, wie beispielsweise der Text des Denkmals für Heinrich Tuschl (Nr. 12†), ohne dass die Handschrift die einzige Quelle für diese Inschriften darstellt. Bei einigen Stücken weicht sie wesentlich von der Überlieferung Eckhers (Cgm 2267) ab, so beispielsweise bei der Grabinschrift für Ciriacus von Kamer (†1490?, [Druckseite 18] Nr. 129†): Cgm 2002 nennt ihn Ciriacus Hamer, der 1549 gestorben sei. Sowohl der Name als auch der Zeitansatz bei Eckher konnten jedoch von anderer Seite bestätigt werden, sodass die Angaben von Cgm 2002 wohl irrig sind.

  • Beilage 1: Ortsregister: Papier (28 x 21 cm) paginiert, Umschlag und 22 Seiten, Titel: Orts-Register zu (Schmidt) Sepulchrographia Nobilitatis Boicae. Cod. bav. 2002., darunter J. P. B. 1852, von späterer Hand aufgelöst als Beierlein.
  • Beilage 2: Personenregister: Papier (28 x 21 cm) paginiert, Umschlag und 18 Seiten, Titel: Namen-Register zu (Schmidt) Sepulchrographia Nobilitatis Boicae. Cod. bav. 2002., darunter J. P. B. 1852.
  • Beilage 3: Papier (35,5 x 22 cm), Einzelbogen Schmidt Sepulchrographia Nobilitatis potissimum Boicae. Adeliche Grabmäler der Bajerischen Familien., darunter Cod. bav. 2002 sowie Ortsregister.
  • Alle drei Beilagen zusammen in lila Karton (28,5 x 22 cm) Register der Namen und Orte zu (Schmidt) Sepulchrographia Nobilitatis Boicae. Cod. bav. 2002.; oben in der rechten Ecke Zu Cod. germ. Monac. 2002., unten links bearbeitet von Herrn Beierlein. praes. 2. Octob. 1852.

Cgm 2267

Johann Franz Eckher von Kapfing, Grabsteinbuch, 4 Bände26)

  • Handschrift, 1. V. 18. Jh.
  • Band 1: Cgm 2267/1, restauriert, neuer Einband: Pappdeckel mit Pergamentüberzug (35 x 22,5 cm; Tiefe 2,5 cm), früheres Rückenschild: Grabsteinpuech I, altes Ex-Libris: Ex libris Johannis Francisci Eckhers a Käpfing Decani Frisingensis anno 1693; Papier (restauriert 34,5 x 21,5 cm, ursprünglich 33 x 20 cm), neuere Paginierung in Rot, 142 Seiten, ältere Foliierung vorhanden. Der erste Teil dieses Bandes umfasst eine Art Skizzenbuch (bis ca. p. 80)27), bei dem die Grabinschriften in kleinen rechteckigen Feldern nachgezeichnet und teils auch durchgestrichen sind, wenn sie offenbar an anderer Stelle reingezeichnet wurden. Der folgende Teil enthält Reinzeichnungen, bei denen eine Seite in der Regel in vier hochrechteckige Felder, die die Nachzeichnung einer Grabplatte darstellen, eingeteilt ist.
  • Band 2: Cgm 2267/2, restauriert, neuer Einband mit altem Rückenschild: Pappdeckel mit Pergamentüberzug (34,5 x 23 cm; Tiefe 4 cm), auf dem Rückschild: Grabsteinpuech 2. Theil; Papier (33,5 x 21,5 cm), Band mit Reinzeichnungen, ähnlich dem hinteren Teil des ersten Bandes mit meist vier hochrechteckigen Feldern pro Seite, Foliierung, 173f. beschrieben, zusätzlich drei leere Blätter, hinten Index für den 1. Theil aus 8 Folioseiten, in zwei Spalten nach Orten alphabetisch geordnet.

Vier Bände umfassen das sogenannte Grabsteinbuch des Johann Franz Eckher von Kapfing, von denen zwei Bände für die vorliegende Arbeit interessant sind. Das Grabsteinbuch umfasst insgesamt über 2000 Grabinschriften, die in erster Linie aus Altbayern stammen. Mutmaßlich stellte es eine Vorarbeit zu einem Stammenbuch dar. Die ersten 80 Folioseiten des ersten Bandes hingegen kommen einem Skizzenbuch gleich28).

Für den Landkreis Passau ist in erster Linie der zweite Band relevant. Dort finden sich für diverse Orte Überlieferungen von Denkmälern. Dabei liegt der Fokus auf Grabmälern Angehöriger von Adelsfamilien. Es wird in der Regel nicht der gesamte Bestand einer Kirche überliefert. Besonders interessant sind Bestände, von denen sich nur wenig im Original erhalten hat, wie beispielsweise der ehem. Stiftskirche in Vilshofen, wo Eckher einige heute verlorene Denkmäler aufführt (vgl. z.B. Nr. 24†). Gerade bei diesem Standort bietet Eckher auch Nachzeichnungen im ersten Band, die im zweiten nicht enthalten sind (Nr. 193†). Über die bloße Überlieferung verlorener Stücke hinaus bietet Eckher auch Anhaltspunkte über ehemalige Standorte. So konnte mit Hilfe von Cgm 2267 im Falle der Wappengrabplatte für Sigmundt Waler von Hall und weiterer Familienmitglieder, die sich heute in Berlin im Bode-Museum befindet (Nr. 91), der Herkunftsort – Mittich – bestimmt werden.

Cgm 2290

Johann Michael Wilhelm von Prey, Bayrischen Adls Beschreibung, 33 Bände

  • Handschrift, Freising 174029)

[Druckseite 19]

Preys Adels-Beschreibung führt in alphabetischer Reihenfolge adlige Familiengeschlechter auf und gibt genealogische Angaben zu den jeweiligen Familienmitgliedern. Darin können sich unter Umständen auch Abschriften oder Nachzeichnungen von Grabmälern befinden.

In Prey finden sich einige Abschriften von Grabmälern für Adlige auch für den Bestand des Landkreises Passau. Meist handelt es sich dabei um Objekte, die sich auch schon im Grabsteinbuch Eckhers finden (vgl. Cgm 2267). In Prey sind jedoch auch Inschriften überliefert, die bei Eckher fehlen (vgl. z.B. Nr. 3†).

Cgm 5608

Grabsteinbuch des Klosters Aldersbach30)

  • Handschrift, 3. V. 17. Jh. / spätes 18. Jh.
  • Einband (22 x 32 cm), Pappe mit Lederüberzug, neu: Rücken innen Vermerk mit Bleistift Gebunden Oktober 1905 und Aufkleber Fritz Gähr Buchbinder München
  • Papier 31 x 21 cm; 52 foliierte Blätter, letztes Blatt leer

Die Handschrift trägt keinerlei Titel. Sie enthält Abzeichnungen von Grab- und Denkmälern aus dem Kloster Aldersbach, beginnend ab dem ersten Blatt. Jeweils auf der Rectoseite befindet sich die Nachzeichnung, auf der jeweiligen Versoseite finden sich Angaben zur in der Inschrift genannten Person. Der Aufbau ist analog zu den Inschriftennachzeichnungen im Aldersbacher Grund- und Stiftsbuch (vgl. BHStA KL Aldersbach 17). Der Unterschied ist, dass Cgm 5608 ein kleineres Format aufweist und ausschließlich die Nachzeichnungen enthält. Darüber hinaus wurden in Cgm 5608 auf den letzten Seiten die Grabmäler von Äbten aus dem 18. Jahrhundert nachgetragen, wobei der Aufbau gleich ist wie bei den anderen Abzeichnungen.

Das Grabsteinbuch ist leider nicht datiert, kann aber auf Grund der Ähnlichkeit mit den Nachzeichnungen in BHStA KL Aldersbach 17 in die gleiche Zeit eingeordnet werden.

Beide Handschriften stellen eine wichtige Quelle sowohl zu einigen heute nicht mehr erhaltenen Denkmälern (vgl. Nr. 74†) als auch zur zeitlichen Einordnung der Aldersbacher Gedenkplatten (vgl. hierzu Einleitung 47f.) dar. Ebenso dienen diese Überlieferungen zur Ergänzung heute noch im Original erhaltener Grabplatten, deren unterer Abschnitt jedoch vom heutigen Fußboden verdeckt wird (vgl. z.B. Nr. 49).

Bayerisches Hauptstaatsarchiv

BHStA KL Aldersbach 17

Grund- und Stiftsbuch

  • Handschrift, vor(?) 1708 (Datierung des Einbandes), mit Nachträgen aus dem 18. Jahrhundert.
  • Einband (31 x 44 cm), Holz mit dunkelbraunem Lederbezug, Goldprägnierung, vorne Mitte: drei Wappenkartuschen, darüber Jesusmonogramm, darunter Marienmonogramm; Wappen links: Aldersbach, rechts: Zisterzienser, Mitte: Abt Theobald Grader (1705–1734) mit Initialen FT//AA links und rechts der Mitra, darunter Jahreszahl 17//08; auf dem Buchrücken: GRVNDT . VND . STYFFT . BVECH .; Einband mit zwei Schließen versehen.
  • Papier (29 x 42 cm), leere Vorblätter (mit Bleistift paginiert bis VII), dann 668 pagnierte Seiten, dann Fortsetzung: mit Stempel paginierte Seiten zählend ab 469(!) bis 590, davon ab 578 leer.

Die Handschrift enthält kein Titelblatt. Sie beginnt auf p. 1 mit Alderspachische Stüfftung vnd Herkhomen aus Vralten Taflen vnnd Alderspachischen Cronic Herrn Abbtens Wolfgangi Hergenomen vnnd bewisen. Es folgen unterschiedliche Aufzeichnungen, Abschriften von Privilegien, Stiftungen, Urbaren etc. Diese Eintragungen sind einheitlich in derselben Schrift gestaltet. Dazwischen wurden Seiten für Nachträge freigelassen. Hier finden sich auch spätere Eintragungen wie beispielsweise ab p. 146 ein Tausch Contract von 1784. Die Handschrift endet mit einem Index (p. 563–577).

Für die Inschriftenedition interessant ist der Teil mit der nachträglichen Paginierung ab p. 469 (eigentlich p. 669). Hier finden sich Nachzeichnungen der Aldersbacher Grab- bzw. Gedenkinschriften. Auf der jeweiligen Rectoseite ist das jeweilige Denkmal abgezeichnet, auf der Versoseite folgen Notizen zu den in der Inschrift genannten Personen, wofür Klosterquellen (z.B. Seelgerätstifungen) ausgewertet wurden. Die Schrift dieser Notizen gleicht der Schrift der gesamten [Druckseite 20] Handschrift (mit Ausnahme der späteren Nachträge). Die Anlage der Nachzeichnungen ist analog zum Aldersbacher Grabsteinbuch (vgl. Cgm 5608). Es fehlen hier jedoch die Nachträge aus dem 18. Jahrhundert. Die Denkmäler für die Äbte Matthias Gschwendt (1635–1651) und Gerardus Hörger (1651–1669), die beide auf 1651 datiert sind, sind die jüngsten überlieferten Denkmäler.

Auch der Inhalt der gesamten Handschrift (mit Ausnahme von eindeutig erkennbaren Nachträgen) geht kaum über die 50er Jahre des 17. Jahrhunderts hinaus31). Es ist daher nicht eindeutig zu klären, ob die Handschrift – und auch die Inschriftennachzeichnungen – zusammen mit dem Einband auf 1708 zu datieren sind oder ob eine ältere Handschrift (3. Viertel 17. Jh.?) 1708 neu gebunden wurde. In jedem Fall sind die Nachzeichnungen nicht nach 1708 zu datieren. Dieser Zeitansatz stellt für die Beurteilung der Aldersbacher Gedenkplatten (vgl. Einleitung 47f.) einen Terminus ante quem dar.

Die Bedeutung der Handschrift für die Inschriftenüberlieferung liegt – neben der bereits erwähnten Datierungshilfe für die Aldersbacher Gedenkplatten – in der Überlieferung heute verlorener Denkmäler (siehe oben). Auch dient sie zur Ergänzung im Original erhaltener Platten, deren unterer Teil vom heutigen Fußboden verdeckt ist. Sie stellt dabei jedoch nicht die einzige Quelle dar, da dieselben Inschriften auch in dem mit dieser Handschrift in Verbindung stehenden Aldersbacher Grabsteinbuch (Cgm 5608) enthalten sind.

BHStA KL Aldersbach 76

Wolfgang Marius, Annales sive Chronicon domus Alderspacensis

  • Handschrift, 16. Jh.
  • Einband: neu (22 x 34 cm)
  • Papier (21 x 33 cm), Blätter jeweils von späterer Hand mit Bleistift oben paginiert, unten foliiert; beschrieben bis p. 153/fol. 79r; es folgt ein leeres Blatt; dahinter (von späterer Hand eingefügt) vier Blätter mit Index

Es handelt sich um eine Abschrift der Klosterannalen des Abtes Wolfgang Marius.

Für die Inschriftenüberlieferung von Bedeutung ist eine Beschreibung eines heute verschollenen Kreuzes aus dem Jahre 1302 mit Abschrift der Inschrift auf p. 39/fol. 20r (Nr. 1†).

Archiv des Bistums Passau

ABP OA Sammlung Stinglhamer/Krick 221

  • Loseblattsammlung.
  • Roter Aktendeckel (37 x 25 cm), Beschriftung auf Etikett in schwarzer Tinte: Grabstein= und andere Inschriften. Beschriftung auf dem Aktendeckel in Bleistift ABP OA Sammlung Stinglhamer/Krick 221. Beschriftung in rotem Kugelschreiber S 11. Lagen bzw. Loseblätter unterschiedlichen Formats mit Abzeichnungen von Denkmälern.
  • Lage zu Pleinting-Kirchbach (28 x 44 cm), 3 Blätter, mittig gefaltet, auf zwei Blättern Zeichnungen der Gotteshäuser Pleinting-Kirchbach, Seelenkapelle, auf dem dritten Blatt wohl die sog. Marktkirche in Grundriss und Aufsicht, daneben Abzeichnungen von Ausstattungsgegenständen, Sakramentshaus, Reste von Wandmalereien Anbetung der Könige mit leeren Schriftbändern, also bereits zur Zeit von Stinglhamer nicht mehr lesbar, und fünf beschriftete Denkmäler (Nr. 20†, 44, 51, 128, 165†). In den Lagen weitere Blätter in Pauspapier mit Durchpause der Papierblätter.
  • Einzelblatt Andre von Schwarzenstein (33 x 20,5 cm) mit Abzeichnung und Wiedergabe des Textes (Nr. 28†); Einzelblatt zu Ruhstorf (31 x 19 cm) (Matthäus Eckher Nr. 40, Sara von Ruhstorf, geb. von Schönburg Nr. 240, Elsbeth von Ruhstorf Nr. 194); Einzelblatt zu Ruhstorf (33 x 21 cm) (Wolfgang Ruhstorfer Nr. 121, Achaz Tüsslinger Nr. 209 sowie Joseph Ignaz Marian Frh. von Ruhstorff 1735); Einzelblatt (31 x 21 cm) Johannes Geiselperger Nr. 7; Einzelblatt (24 x 17,5 cm) Schwarzensteiner Begräbnis Nr. 181†; Einzelblatt (24,5 x 17,5 cm) Hausbach, Georg Ennser Nr. 144; Einzelblatt (25 x 16 cm) Andreas Stadelpek Nr. 26.
  • Roter Aktendeckel (25 x 18,5 cm), beschriftet auf Etikett Grabstein= und andere Inschriften enthaltend zwei Faszikel

[Druckseite 21]

  • Eines zu Inschriften in Hutthurm; ein Faszikel (21 x 16,5 cm), sieben modern paginierte beschriftete Seiten von vier Lagen, Überschrift auf Seite 1 Grabstein in Walxing Notizen mit vereinzelten Abzeichnungen von Schilden. Sammlung von Grabinschriften aus verschiedenen Teilen Niederbayerns darunter für diesen Band auf S. 1 zwei Inschriften aus Walchsing (Cunrad Walzinger Nr. 167† und Andres Pützner Nr. 50) und aus Ruhstorf (Nr. 171), S. 6 Vilshofen St. Johannes (Margaretha Beer Nr. 145†, Hans Beer Nr. 283†), S. 7 Asbach (Wernhard Sulzbeck Nr. 164†) und Weihmörting (Nr. 116†); Faszikel Obernzell.

Überlieferung in Druckwerken

Pamler (ca. 50er 19. Jh.)

Joseph Pamler, Diverse Pfarrchroniken32)

Joseph Pamler (1818–1861) war Pfarrer in Aidenbach und hat einige Pfarrchroniken für Kirchen im Landkreis Passau verfasst. Bei der Beschreibung von Kirchen geht Pamler teils auch auf Grabdenkmäler ein. Für den hier gesammelten Bestand ist in erster Linie die Überlieferung einer Gedenkinschrift für das Schloss in Dorfbach (Nr. 246†) und einer Grabinschrift für Walpurga Haypeck in Aidenbach (Nr. 322†) relevant, die beide heute nicht mehr im Original erhalten sind.

Scharrer, Chronik (1897)

Scharrer Franz S., Chronik der Stadt Vilshofen 791–1848. Vilshofen 1897.

Scharrer überliefert als Einziger die Stifterinschrift auf einem Trinkgefäß aus dem Jahre 1567 in Vilshofen (Nr. 249†).

Erhard, Topographie 1899–1905

Erhard Alexander (Sohn), Geschichte und Topographie der Umgebung von Passau. In: VHVN 35 (1899) 1–225 (1. Teil); VHVN 36 (1900) 3–258 (1. Teil, 1. Fortsetzung); VHVN 37 (1901) 3–159 (1. Teil, 2. Fortsetzung); VHVN 38 (1902) 199–302 (1. Teil, 3. Fortsetzung); VHVN 39 (1903) 227–304 (2. Teil); VHVN 40 (1904) 3–156 (2. Teil, 1. Fortsetzung); VHVN 41 (1905) 69–255 (2. Teil, 2. Fortsetzung); ND in zwei Bänden. Passau 1974.

Erhard überliefert an wenigen Stellen auch Inschriftentexte, jedoch meist von Objekten, die auch heute noch im Original erhalten sind.

Kdm 1926/1929

  • Kdm NB XIV. Die Kunstdenkmäler von Niederbayern. XIV. Bezirksamt Vilshofen. Bearbeitet von Felix Mader und Joseph Maria Ritz. München 1926.

und

  • Kdm NB XXI. Die Kunstdenkmäler von Niederbayern XXI. Bezirksamt Griesbach. Bearbeitet von Anton Eckardt. München 1929.

In den Kunstdenkmälerbänden werden an vielen Stellen auch Inschriftentexte abgedruckt. Auch hier gibt es immer wieder Objekte, die in der Zwischenzeit verloren sind und zu denen die Angaben in diesen Bänden die einzige Quelle sind (Nr. 4†, 11†, 20†). Ergänzt werden kann diese Überlieferung unter Umständen durch Photos aus der Sammlung des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege (s.u.).

Überlieferung durch Photographien

Photosammlung BLfD

Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, München, Bildarchiv

Das Bildarchiv des Bayerisches Landesamtes für Denkmalpflege erweist sich immer wieder als wichtige Fundquelle für Photos von Denkmälern, die heute entweder verloren oder erheblich [Druckseite 22] zerstört sind. So kann die Edition im vorliegenden Band dadurch beispielsweise um zwei Objekte in Asbach bereichert werden (Nr. 20† und 53†).

Photosammlung Inschriften BAdW

Bayerische Akademie der Wissenschaften, Inschriftenprojekt

Die für die Edition zu Grunde gelegten Photos stammen aus einer Photokampagne des Inschriftenprojektes in den Jahren 2003–2005.

Darüber hinaus finden sich auch in den Altbeständen der Photosammlung der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Inschriftenprojekt Photos einiger weniger Objekte, die heute nicht mehr erhalten sind (Nr. 104†, 290†).

Photosammlung Liedke

Bayerische Akademie der Wissenschaften, Inschriftenprojekt, Sammlung Liedke

Ebenso finden sich in der Sammlung Liedke einzelne Photos von heute nicht mehr erhaltenen Objekten (vgl. Nr. 181†).

Photosammlung Staatliche Museen zu Berlin

Auch die im Berliner Bode-Museum aufbewahrte Wappengrabplatte des Sigmund Waler und seiner Familie (Nr. 91) ist in erster Linie durch eine Photographie aus der Zeit vor 1945 überliefert, da das Original zwar noch vorhanden, aber im Zweiten Weltkrieg erheblich beschädigt wurde.

4. Die Schriftformen

Gotische Majuskel

Die älteste datierte und original überlieferte Inschrift im Erfassungsgebiet befindet sich auf der Grabplatte für Marquard Stein (†1303, Nr. 2) in Asbach. Sie zeigt eine eher breit angelegte Gotische Majuskel mit eindeutigen Bogenschwellungen und Ausrundungen der Serifen. Die teils befremdenden Formen legen den Schluss nahe, dass die Inschrift zu einem späteren Zeitpunkt zumindest überarbeitet worden sein könnte, was in jedem Fall durch eine nachträgliche farbige Fassung geschehen ist.

Im weiteren zeitlichen Verlauf finden sich nur noch wenige Inschriften in Gotischer Majuskel. Neben einem Bruchstück in St. Salvator, das nur noch eine fragmentarische Schriftprobe zeigt (Nr. 18), ist das einzige Exempel einer Gotischen Majuskel, die dem Originalbefund entsprechen dürfte, die figurale Grabplatte für den Vikar Heinrich in Hartkirchen (Nr. 6), die in die 30er oder 40er Jahre des 14. Jahrhunderts zu datieren ist.

Die einzige Gotische Majuskel, die nicht in Stein ausgeführt ist, ist eine Beschriftung auf einem Ortenburger Kelch, der jedoch 1573 überarbeitet wurde (Nr. 263). Die Schriftringe wurden hierbei zweitverwendet und sind daher nur fragmentarisch erhalten. Der Originalzustand und die Provenienz sind ungeklärt. Die erhaltene Schriftprobe zeigt eine in Kontur ausgeführte, flächige Beschriftung mit keilförmigen Verbreiterungen der Schäfte und Balken und ausgeprägten Serifen.

Im Kloster Aldersbach existiert eine figurale Grabplatte, die eine Beschriftung in „Gotischer Majuskel“ trägt, die jedoch nicht zeitgenössisch ist. Das 1341 datierte Denkmal für Albrecht und Ulrich von Closen stellt eine nachträglich angefertigte Gedenkplatte für Klostergönner dar (Nr. 428) und ist daher nicht als Gotische Majuskel zu berücksichtigen.

Anhand dieser wenigen Reste Gotischer Majuskel können zu dieser Schrift im vorliegenden Bestand keine wesentlichen Aussagen getroffen werden. Die eigentliche Schriftüberlieferung setzt erst mit der Gotischen Minuskel ein.

Gotische Minuskel

Die erste datierte Inschrift in Gotischer Minuskel im Erfassungsgebiet findet sich wiederum in Asbach auf der figuralen Grabplatte für den Abt Albertus II., der 1378 gestorben ist (Nr. 10). Sie zeigt eine Schrift mit kaum hervortretenden Ober- und Unterlängen und wenigen Versalien. Das zeitlich darauffolgende Stück mit einer vergleichbaren Schriftausprägung ist die Grabplatte für Albertus, den Nachfolger des Abtes Johannes Stückl, der 1389 verstorben ist (Nr. 13).

Bei zwei weiteren frühen Beispielen der Gotischen Minuskel ist der zeitliche Ansatz unsicher. Die Sterbedaten weisen noch ins 14. Jahrhundert, wurden jedoch nicht vollständig ausgeführt. Es handelt sich um die Grabplatte für Johannes den Geiselperger in Vilshofen (Zeitansatz: nach 1360; Nr. 7) und um die des Plebans Martin Hugo in Steinkirchen (Zeitansatz: nach 1390; Nr. 14). Während sich erstere mit einer kleinen Gruppe Passauer Inschriften um 1400 vergleichen lässt, bleibt bei letzterer eine Zuweisung schwierig, obwohl auch hier markante Details auftreten. Auffallend bei Hugo ist rundes s: die beiden Bögen werden im Mittelteil des Buchstabens nicht mehr gebrochen, sondern sind so spitz abgeschnitten, dass sich daraus eine diagonale Verbindung ergibt. Ein ähnliches s findet sich auch bei Geiselperger, jedoch dort nicht durchgängig verwendet. Der p-Schaft weist unten in der Unterlänge ein Quadrangel auf. Dieses Element erscheint auch bei der Geiselperger-Inschrift. Dagegen sind beispielsweise die g-Formen der beiden Inschriften vollkommen unterschiedlich – bei Geiselperger ist der Buchstabe in den Mittellängenbereich eingestellt, der untere Bogen ist abgeknickt, bei Hugo reicht der untere Bogen in die Unterlänge wird durch einen längeren, leicht geschwungenen Balken ausgedrückt –, was nicht für den selben Schrifttyp spricht.

In diesem Zusammenhang ist auch die Grabplatte für den Kaplan Andreas Stadelpek (Nr. 26) in Hausbach zu nennen. Sie ist ebenfalls nicht datiert (Stadelpek ist bis 1421 urkundlich belegt). Auch hier findet sich ein eckiges s, dessen Bögen im zentralen Bereich des Buchstabens nicht gebrochen sind, sondern spitz zulaufen. Es ist bei dieser Inschrift äußerst schmal. Weiters fällt e auf, das oben einen relativ langen abgeknickten Teil des Bogens aufweist. Der gebrochene Teil des Schaftes unten ist ebenfalls sehr lang. Diese Form erinnert an e auf der Geiselpergerplatte.

Es bleibt in der folgenden Zeit schwer, einen eindeutigen Schrifttyp auszumachen. Im Bearbeitungsgebiet finden sich viele Einzelbeispiele, die nicht unbedingt miteinander in Einklang zu bringen sind.

Eine erste Gruppe, die namentlich mit einer Werkstatt in Verbindung gebracht werden kann, tritt in den 40er Jahren des 15. Jahrhunderts auf. Die Beispiele zeigen Merkmale der Schrift des Straubinger Meisters Erhart33), der auch schon in der Stadt Passau nachgewiesen werden konnte34). Im Landkreis Passau weisen drei Denkmäler diesen Schrifttyp auf: die figurale Grabplatte für den Abt von St. Salvator, Petrus Zistler (vor 1453, Nr. 56), die figurale Grabplatte des Abtes Johannes Pluetl in Aldersbach (zw. 1444 u. 1448, Nr. 49) und die Priestergrabplatte für Eberhard Paur in Pleinting (†1448, Nr. 51)35). Alle drei weisen typische Elemente der Schrift auf, wie besonders die markanten Abschlussstriche beim oberen a-Bogen und beim t-Balken oder den relativ langen oberen Abschnitt des runden d.

Etwas schwieriger gestaltet sich die Zuweisung eines anderen Stücks an Meister Erhart. Hier sind die Bildelemente stilistisch wohl dieser Werkstatt zuzuordnen, die Schrift ist jedoch nicht vollkommen in Einklang mit dem markanten Schrifttyp zu bringen, der für Meister Erhart nachzuweisen ist36). Es handelt sich um die figurale Grabplatte für Abt Johannes Pluer in Aldersbach (†1463, Nr. 68). Die hier verwendete Schriftausprägung erinnert mehr an jene Inschriften, die als auffälliges Merkmal eine parallelogrammähnliche Grundform v.a. bei rundem d und o aufweisen (vgl. unten).

In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob es in der Werkstatt des Meister Erhart vielleicht zwei Ausprägungen der Gotischen Minuskel gegeben haben könnte oder ob ein zeitgleicher anonymer Meister bzw. eine Werkstatt mit ähnlichen bildlichen Stilmitteln gearbeitet haben könnte. Diese Frage kann im Rahmen dieses Einleitungskapitels jedoch nicht geklärt werden.

[Druckseite 24]

Wiederum in Aldersbach erscheint ein weiterer namentlich bekannter Meister: Volker Liedke schreibt die figurale Grabplatte Abt Georgs (†1486, Nr. 122) Hans Paldauf zu37). Paldauf ist 1458 urkundlich in Salzburg, 1459 in Passau genannt38).

Leider haben sich für ihn keine gesicherten Werke erhalten. In jüngerer Zeit wurden ihm aber u.a. die beiden Passauer Denkmäler für Hans Pykel und Seyfried Nothaft zugewiesen39). Vergleicht man nun mit diesen beiden Stücken die Grabplatte Abt Georgs in Aldersbach, so ergibt sich aus inschriftenpaläographischer Sicht keine zwingende Verwandtschaft. Sicherlich gibt es einige Anklänge, die ähnlich zu sein scheinen – wie beispielsweise die parallelogrammförmige Grundform bei rundem d und o. Gerade aber auffallende Formen in der Inschrift für Abt Georg – nämlich das doppelstöckige a mit dem weit nach unten reichenden oberen Bogen, dessen linker Teil die Form eines gebrochenen Schaftes aufweist (vgl. a(n)i(m)a), das etwas eckig ausfallende runde s, dessen unterer Bogen einmal (bei Ven(er)abilis) unten waagrecht endet, oder der A-Versal bei Alderspach, dessen geschwungener Deckbalken sich gleichsam in den Mittellängenbereich duckt – finden sich nicht bei den Hans Paldauf zugeschriebenen Werken.

Für die beiden Paldauf zugeschriebenen Passauer Stücke konnte als Hauptmerkmal die oben bereits erwähnte parallelogrammförmige Grundform der Buchstaben ausgemacht werden40). Derartige Grundformen können auch bei Beispielen aus dem Landkreis Passau konstatiert werden, ohne dass hier eine nähere Zuweisung zu Paldauf getroffen werden kann, zumal die Stücke meist auch noch vor der für Paldauf belegten Zeit datieren.

Eine kleine Gruppe kann um die Wappengrabplatte für Leonhard Poppenberger (†1437, Nr. 39) in Tettenweis gebildet werden. Auch hier ist besonders bei den Buchstaben d und o eine Parallelogrammform auszumachen. Die Ober- und Unterlängen der Schrift sind ausgeprägt. Als Anfangsversal dient H, das aus einer vergrößerten Minuskelform gebildet wird; der Schaft wird links von einer Punktereihe begleitet. Dieser Schriftausprägung können die beiden Wappengrabplatten für Konrad Schreibel (†1400, Nr. 16) und für einen Unbekannten sowie seine Ehefrauen (15. Jh., Nr. 154) zugeordnet werden. Ebenfalls ähnlich erscheinen die Inschrift auf der Wappengrabplatte für Jakob und Barbara Woppinger (1435, Nr. 38) und für Lienhard Smacz (†1466, Nr. 73: hier nur der Text ohne Datumsnachtrag!). Die Schrift wirkt bei Woppinger jedoch ein wenig stärker gestreckt als in den anderen Beispielen. Der H-Versal zeigt in beiden Inschriften die Punkteverzierung.

Ebenfalls ähnlich mutet die Schriftausprägung auf der Wappengrabplatte für Jörg Goder in Uttigkofen (†1444, Nr. 45) an. Auch hier bestehen die parallelogrammartige Grundform besonders bei o und rundem d und die relativ ausgeprägten Ober- und Unterlängen. Für eine Werkstattzuweisung reichen die Anhaltspunkte jedoch nicht aus. Höchstwahrscheinlich kann der Goder-Platte aber noch die figurale Grabplatte für Barbara von Fraunberg (†1463, Nr. 67) am selben Ort zugeordnet werden. Die beiden Stücke gleichen sich besonders auch beim A-Versal und bei dem das Relief rahmenden dreibogigen Feld.

Eine andere kleine Gruppe, die bereits in der Stadt Passau anzutreffen war, kann auch im Landkreis ausgemacht werden, namentlich bislang jedoch noch nicht mit einer Werkstatt in Verbindung gebracht werden. Eines der Hauptmerkmale ist das oben relativ weit – quasi „dacherlförmig“ – geschlossene doppelstöckige a41).

Als weitere Merkmale der Schrift können gelten: der t-Balken, der tendenziell den Schaft durchschneidet; gebrochenes rundes s, dessen Bögen ineinander verschoben sind; der A-Versal mit den senkrechten Schrägschäften, von denen der linke verdoppelt ist; ein anderer A-Versal in Form einer vergrößerten Minuskelform, bei der der obere Bogen relativ weit nach oben gezogen wird; M-Versal mit drei gebogenen Schäften. Die Versalien weisen links gerne dreieckige Ansätze auf.

Diese Gruppe ist vor allem in den 60er Jahren des 15. Jahrhunderts anzutreffen. Einziges figural aufwendiger ausgearbeitetes Stück ist die Grabplatte für den Asbacher Abt Johannes Rughalm (†1501, Nr. 80), der sich das Denkmal bereits zu Amtszeiten – wohl anlässlich der Verleihung der Inful 1468, mit der er auch dargestellt ist – anfertigen hat lassen. Neben der Schrift ist hier der obere Teil des Reliefs mit dem Maßwerk beinahe identisch mit der Wappengrabplatte für Adelheid [Druckseite 25] von Aichberg (†1467) im Vorraum der Domsakristei in Passau42). Der Gruppe sind noch folgende Inschriften zuzuweisen: die Wappengrabplatte für Christoph Smacz in Weihmörting (†1460, Nr. 63), die figurale Grabplatte für Abt Wolfgang in Asbach (†1463, Nr. 69), der Datumsnachtrag auf der Wappengrabplatte für Lienhard Smacz (†1466, Nr. 73), die Wappengrabplatte für Alex Güntzkofer (nach 1470, Nr. 84) und die Wappengrabplatte für Michel Rughalm (ohne Datum, Nr. 105).

Es finden sich zwei weitere Denkmäler, die gewisse Ähnlichkeiten mit dem eben beschriebenen Typ aufweisen, jedoch gerade das „dacherlförmige“ a vermissen lassen. Es sind dies die figurale Grabplatte für Johannes Kastner in Ruhstorf (70er Jahre 15. Jh., Nr. 108) und die Grabplatte für Georg Ennser in Hausbach (†1499, Nr. 144). In beiden findet sich der A-Versal aus der Minuskelform, dessen oberer Bogen relativ weit nach oben reicht. In beiden ist der Bogen des C-Versals relativ steil. Beide weisen das gebrochene runde s mit den ineinander verschobenen Bögen und t, dessen Balken den Schaft durchschneidet, auf. Auf der Ruhstorfer Platte ist ein Versal mit zackenförmigen Ansätzen links zu erkennen (P). Ob es sich bei diesen beiden Stücken um eine Art Spätphase des „Dacherl-a-Typs“ handelt, kann jedoch letztendlich nicht geklärt werden.

1501 datiert wieder ein figurales Denkmal für den Aldersbacher Abt Simon (Nr. 170). Der Bildteil mit dem Baldachin aus Stämmchen und Blattranken weist das Stück mit ziemlicher Sicherheit als eine Arbeit aus der Werkstatt des Passauer Bildhauers Jörg Gartner aus43). Die Inschrift ist jedoch nicht in der für Gartner charakteristischen Gotico-Antiqua (s. unten), sondern in Gotischer Minuskel realisiert. Dies wirft die Frage nach dieser Schrift bei Gartner auf.

Gartner konnte mit ziemlicher Sicherheit auch Inschriften in Gotischer Minuskel herstellen. Von kunsthistorischer Seite werden ihm diverse Stücke in dieser Schrift zugewiesen44). Für die inschriftenpaläographische Untersuchung werfen diese Beispiele jedoch das Problem auf, dass hier kein einheitlicher Schrifttyp ausgemacht werden kann.

Ein Versuch hierzu wurde im Rahmen der Inschriftenedition der Stadt Passau bereits unternommen, wo ein bestimmter Typ Gotischer Minuskel herauskristallisiert werden konnte, der über Zuschreibungen von anderer Seite mit Gartner in Verbindung gebracht wurde45). Auffallendes Merkmal dieses Schrifttyps ist eine Art Basisstriche, die besonders bei rundem d und o auftreten. Mit dieser Schriftausprägung kann im vorliegenden Bestand die Priestergrabplatte für Paulus Michaelis in Ortenburg in Zusammenhang gebracht werden (Nr. 168). Es bleibt hier jedoch zu überlegen, ob dieser Typ einer Gotischen Minuskel tatsächlich mit Jörg Gartner in Verbindung steht, oder ob es sich hier um Arbeiten einer anderen Werkstatt handeln könnte.

So stellt sich demnach die Frage nach der Gotischen Minuskel bei Gartner neu. Das bislang einzige Beispiel einer Grabplatte, die nicht nur den Gotico-Antiqua-Stil Gartners, sondern auch eine Inschrift in Gotischer Minuskel aufweist, ist die Wappengrabplatte für Marx und Wolfgang Sunzinger in Mining in Oberösterreich46). Es ist hier jedoch nicht auszuschließen, dass die Beschriftung in Gotischer Minuskel für den sieben Jahre später verstorbenen Wolfgang erst nachträglich von einem anderen Steinmetz ausgeführt worden ist.

Somit könnte das Grabmal für Abt Simon in Aldersbach, das kunsthistorisch für den Gartnerstil gesichert erscheint und eine Beschriftung ausschließlich in Gotischer Minuskel zeigt, tatsächlich den Schlüssel zu dieser Frage darstellen.

Die Schrift zeigt einen gewissen Kontrast zwischen dem für die Gotische Minuskel typischen gitterförmigen Charakter des Mittellängenbereichs und den Ober- und Unterlängenabschnitten, wo geschwungene Elemente zu überwiegen scheinen. Ergänzt werden diese durch geschwungene Ausprägungen besonders der Worttrenner im eigentlichen Schriftband. Auffallend sind auch die eindeutig gegabelten Unterlängen bei q und p. Ein weiterer Buchstabe, dessen Form die Streckung der Mittellängen durchbricht, ist das runde s: während der obere Bogen gebrochen ist, ist der untere weit aufgebläht, das untere Ende verschlungen. Auch findet sich ein tironisches et, das ebenso in der Beschriftung der figuralen Grabplatte für Simons Nachfolger, Abt Johannes Riemer (†1514, Nr. 182), auftritt. Auch dieses Werk wird Gartner zugeschrieben; es weist die charakteristische Gotico-Antiqua sowie den Blattwerkbaldachin auf. Die Schwingung des Balkens des tironischen et ist vergleichbar, der Schaft ist bei der Gotischen Minuskel – wohl in Anklang an das allgemeine Schriftbild – weniger durchgebogen. Der A-Versal ist bei beiden Stücken reich mit verschlungenen [Druckseite 26] Linien verziert, wobei die Grundform leicht voneinander abweicht: Bei der Inschrift Riemers ist das A schmäler gehalten, und das Dekor befindet sich ausschließlich an der linken Seite des Buchstabens.

Dieser Schriftausprägung lassen sich keine weiteren Beispiele direkt zuordnen.

Interessant ist jedoch, dass sich einige wenige Elemente in abgeschwächter Intensität in der Inschrift für Abt Wolfgang Marius (Nr. 224) finden. Marius folgte als Abt auf Johannes Riemer. Er starb 1544. Das Sterbedatum ist allerdings nachgetragen, sodass er sich das Denkmal bereits zu Amtszeiten (ab 1514) anfertigen ließ. Der Bildteil der Platte zeichnet sich durch bewusste Schlichtheit aus: Der Abt ließ sich nicht mit den Pontifikalien abbilden; der Hintergrund ist nicht ausgearbeitet; das Relief ist flach gehalten. Dafür ist die Umschrift in lateinischen Distichen formuliert. Die verwendete Gotische Minuskel geht mit Zierelementen weitgehend zurückhaltend um. Der A-Versal ist trotzdem mit Zierstrichen versehen und weist eine vollkommen andere Form als die bei Abt Simon auf. Das A des Anno erinnert jedoch in der Grundform an das auf der Platte für Simon. Es ist allerdings kaum ausgeschmückt. Ebenso findet sich bei Marius – jedoch nur an einer Stelle (salus) – das runde s, das oben gebrochen und unten aufgebläht ist. Die Unterlängen bei q und p sind – wenn auch nur leicht – gegabelt. Diese wenigen Elemente reichen nicht für eine Zuweisung, zumal andere Buchstaben voneinander abweichen: So reicht beispielsweise der senkrechte Teil des unteren Bogens beim doppelstöckigen a bei Abt Simon weiter nach oben als bei Marius. Bei Ersterem tritt parallel dazu eine Form des Kasten-a auf, die sich bei Letzterem nicht findet. Dagegen zeigt die Schrift bei Marius eine gewisse Tendenz zum Parallelogramm bei Buchstaben mit Bögen, die auf der Grabplatte für Abt Simon nicht konstatiert werden kann.

Während die beiden Aldersbacher Denkmäler für die Äbte Simon und Johannes Riemer einer Passauer Werkstatt zugewiesen werden können, führt die Spur für die etwa zeitgleichen Werke in Asbach, nämlich die figuralen Grabplatten für die Äbte Benedikt Ziegler (†1508, Nr. 175) und Adam Stöger (†1511, Nr. 177), nach Burghausen. Anton Eckardt weist diese Stücke Burghauser Werkstätten zu, das Stögerdenkmal namentlich Sigmund Rueder47). Das Werk Sigmund Rueders wurde erstmals von Karl Friedrich Leonhardt vorgestellt48). Er ordnet Rueder in die Nachfolge des Burghauser Bildhauers Franz Sickinger ein. Bereits Volker Liedke hält sich mit Zuschreibungen an Rueder zurück49). Die Identität Sigmund Rueders wurde in jüngerer Zeit von Andreas Zajic wohl zu Recht in Frage gestellt. Zajic konnte aber für Niederösterreich eine Reihe Grabdenkmäler der Werkstatt des sogenannten „Sigmund Rueder“ zuweisen50).

Betrachtet man die beiden Asbacher Platten, so ähneln sie sich im äußeren Aufbau. Die Schrift scheint jedoch nicht näher verwandt zu sein.

Eine genauere Zuordnung der Inschrift für Abt Benedikt Ziegler muss vorerst offenbleiben. Er scheint nicht direkt in Verbindung mit den oben genannten Burghauser Werkstätten zu stehen. Die Schrift erscheint wuchtig. Der Mittellängenbereich nimmt beinahe das ganze Schriftband ein. Auch die Versalien wirken teils relativ massiv: Sie sind breit angelegt; der linke Teil ist häufig verdoppelt, der linke Rand verziert, wobei so gut wie keine Haarstriche zum Einsatz kommen. Auffallendes Detail ist die gegabelte Unterlänge des p; der untere Bogenabschnitt ist waagrecht.

Die Zuschreibung des Denkmals für Abt Adam Stöger gestaltet sich ebenfalls schwieriger als gedacht. Folgt man der Spur „Sigmund Rueder“, so ist hier tatsächlich ein Schrifttyp in Gotischer Minuskel zu fassen, den Andreas Zajic für Werke in Niederösterreich herausgearbeitet hat und der sich auch auf Denkmälern im Landkreis Passau festmachen lässt (vgl. unten). Zajic verweist besonders auf die immer wiederkehrenden Gestaltungen der Versalien51). Leitform ist sicherlich A: bei Stöger erscheinen sehr ähnliche A-Versalien, wobei bei dem Asbacher Beispiel der charakteristische Doppelbalken aus zwei geschwungenen Schrägbalken fehlt. Ebenso findet sich sowohl bei den „Rueder“-Inschriften als auch bei Stöger das Element der beiden verschlungenen mittleren Schrägschäfte bei M. Auch gewisse Elemente im Bereich der Minuskeln sind vergleichbar: so beispielsweise der linke Teil des oberen Bogens beim doppelstöckigen a, der geschwungen in den unteren Bogen hineinläuft, der untere Bogenabschnitt des p, der diagonal verläuft, und das oben und unten gebrochene, relativ steile Bogen-r. Somit wäre eine Zuweisung zu der „Rueder“-Werkstatt durchaus möglich, aber nicht absolut sicher.

[Druckseite 27]

Denn genau die gleichen Merkmale der Gemeinen treten auch bei einer Inschrift auf, die den Blick auf den sogenannten Meister von Braunau lenkt, dessen Werk Volker Liedke in einem Beitrag herausgearbeitet hat52). Die Arbeiten dieses anonymen Meisters sind durchwegs mit Inschriften in einer eigenen Stilisierung der Gotico-Antiqua versehen (vgl. unten), von der sich auch Ausprägungen im Landkreis Passau, darunter in Asbach (vgl. Nr. 187), befinden. Typische Merkmale dieser Gotico-Antiqua sind u.a. Verbindungen mit dem Bogen-r, wobei der Buchstabe quasi in den vorhergehenden hineinragt, was besonders deutlich bei er wird, sowie der Wechsel zwischen schmalen, gestreckten Formen und Buchstaben mit leicht aufgeblähten Bögen. Genau diese Elemente finden sich – naturgemäß in abgeschwächter Form – auch bei dem einzigen Beispiel in Gotischer Minuskel, das Liedke diesem Meister zuordnet, nämlich dem figuralen Denkmal für Wolfgang Paumgartner in Mining in Oberösterreich. Ebenso treten hier Details wie der geschwungene linke Abschnitt des oberen a-Bogens, der in den unteren Bogen geführt wird, in Erscheinung. Genau diese Form kann auch bei dem Stöger-Denkmal konstatiert werden. Auch könnte man interpretieren, dass sich bei der Asbacher Inschrift das Bogen-r sehr stark an das vorausgehende t anlehnt, beinahe „hineinragt“ – die Buchstabenfolge er gibt es nicht in der Stöger-Inschrift, der Nachname wird dort nicht genannt. Die Grundform der A-Versalie bei Stöger, die sich stark an den typischen Leitbuchstaben „Rueders“ annähert, findet sich ebenfalls beim Meister von Braunau53). Ebenso könnten u.U. bildliche Merkmale für den Meister von Braunau sprechen. Eine sichere Zuweisung zum Meister von Braunau muss aber ebenfalls offenbleiben.

Ein Desiderat ist bislang sicherlich auch die Untersuchung einer näheren Verwandtschaft bzw. des gegenseitigen Einflusses zwischen den beiden Werkstätten des Meisters von Braunau und des „Sigmund Rueder“, der gut bestanden haben könnte, wie die Diskussion zum Stöger-Denkmal zeigt.

In den 20er Jahren des 16. Jahrhunderts lassen sich zwei Denkmäler ausfindig machen, die manche Merkmale gemeinsam haben und der soeben dargestellten Werkstatt des „Sigmund Rueder“ zugeordnet werden können. Es sind dies die Wappengrabplatte für Alban von Closen (†1524, Nr. 207) in Uttigkofen und die figurale Grabplatte für Wolf von Leublfing (†1530, Nr. 214) in Aldersbach. Das Grabmal des Wolf von Leublfing wurde von Halm der Werkstatt Jörg Gartners zugeschrieben, was aber aus Sicht des Schriftbefundes nicht gestützt werden kann54). Ausschlaggebend ist zunächst der in Schwellzüge aufgelöste A-Versal jeweils bei Anno: Der rechte Schaft ist geschwungen und endet unten in einer Schlaufe; der leicht linksschräge Deckbalken ist ebenfalls geschwungen; der mittlere Balken wird durch zwei relativ kurze Schwellzüge ausgedrückt. In der Inschrift für Alban von Closen finden sich noch mehr Versalien. Nennenswert hier ist das ebenfalls in Schwellzüge aufgelöste M, dessen Mittelteil aus zwei verschlungenen Linien besteht. Solch spielerische Details finden sich bei der Textschrift hingegen weniger. Hierbei handelt es sich um eine weitgehend nüchterne Gotische Minuskel. So wird beispielsweise der untere g-Bogen durch einen waagrechten Balken artikuliert. Der t-Balken ist kurz. Der e-Balken besteht aus einem unten sich einrollenden Zierstrich. Einen ähnlichen Zierstrich zeigt die auf ein Quadrangel reduzierte Fahne des r. Der linke Abschnitt des a ist geschwungen und wird in den Buchstabenkörper hineingezogen, wo er nochmal nach links umgebogen wird. Das gebrochene Bogen-r zeigt eine leichte Tendenz, in den vorhergehenden Buchstaben hineinzuragen (vgl. bes. der bei Wolf von Leublfing oder nyderlants bei Alban von Closen).

In St. Salvator befindet sich das Epitaph für Heinrich Greiner (†1518, Nr. 190). Auch wenn hier der Leitbuchstabe, das Versal-A mit den doppelten geschwungenen Balken, nicht zum Einsatz kommt, lässt sich auch diese Inschrift mit der Werkstatt „Sigmund Rueders“ in Verbindung bringen. Vergleicht man die Inschrift mit einem Rueder zugeschriebenen Werk (Grabplatte des Michael Een in Spitz55)), so ergeben sich hier einige Anlehnungspunkte: Der hier verwendete A-Versal, bei dem der linke Schrägschaft oben verkürzt ist, wird bei dem Spitzer Beispiel als Zweitform benützt. Auch die Formen B, E, H, S sind gleich aufgebaut. Ebenso lässt sich die Gestaltung des Achters in Einklang bringen.

[Druckseite 28]

Interessanterweise erscheinen vergleichbare Formen (A, V, 5) bei einer Inschrift, deren Ausgestaltung auf den ersten Blick fraglich erscheint: es ist dies die im 18. Jahrhundert überarbeitete Grabplatte für Ulrich Winter und Johannes Kranwider (Nr. 203).

1520 erscheint in Vilshofen ein eher markanter Typ einer Gotischen Minuskel, auf der Familiengrabplatte der Landauer in der ehemaligen Schwarzensteinerkapelle (Nr. 195). Auffälligster Buchstabe ist g mit den Deckbalken durchbrechendem Schaft. Der untere Bogen ist waagrecht gestaltet. Analog dazu wird der h-Bogen häufig unter der Grundlinie verlängert und nach links abgeknickt; dieser Abschnitt ist ebenfalls waagrecht ausgeführt. Der gebrochene untere Bogen des doppelstöckigen a ist teils sehr kurz, der gerade Abschnitt des oberen Bogens ist teils eher länger bzw. steiler. Der obere Sinus des Bogen-r ist gebrochen. Die Formen der Versalien sind meist in Schwellzüge aufgelöst. Nennenswert erscheint besonders H, das die unziale Grundform aufweist. Der Schaft ist in zwei Schwellzüge aufgeteilt und besitzt einen Deckbalken, der Bogen ist aufgebläht.

Sowohl diese charakteristischen Formen als auch der auf der Platte verwendete Gotico-Antiqua-Typ (vgl. unten) sprechen für eine Zuweisung des Stückes an einen in Vilsbiburg in Erscheinung tretenden – wie er sich selbst bezeichnet – Steinmetz Jörg Amberger, der dort 1525 die Bauinschrift der Heiligeistspitalkirche signiert56). Ihm kann über sein Steinmetzzeichen und auch über den Schriftvergleich noch die Bauinschrift an der Klosterkirche in Niederaltaich zugeschrieben werden57).

Der Steinmetz Jörg Amberger ist wohl nicht in Vilsbiburg selbst zu lokalisieren. Die Tatsache, dass er die Bauinschrift signiert hat, spricht eher dafür, dass er vor Ort nicht bekannt war und daher seinen Namen auf das Werk setzte. Mutmaßlich ist er in Landshut zu suchen, wo ihn u.a. auch schon Halm erwähnt58).

Annähernd ähnliche Buchstabenformen zeigt das sich ebenfalls in Vilshofen befindliche Relief mit Johannes dem Täufer (Nr. 197), das um 1520 zu datieren ist. Vergleichbar sind besonders g, Bogen-r, a und H.

Aus dem ersten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts findet sich in Kriestorf ein Bildfenster-Ensemble (Nr. 180 und 186), das dem Landshuter Maler Hans Wertinger zugeschrieben wird59). Vergleicht man die Schrift mit anderen, für Wertinger gesicherten Beispielen – wie den Bildfenstern für Mitglieder der Familie Paumgartner im Bayerischen Nationalmuseum München60) –, so kann sie durchaus in das Œuvre des Meisters eingeordnet werden.

Die Gotische Minuskel zeichnet sich durch ihren Ziercharakter aus. Die Schäfte stehen durchwegs auf Quadrangeln. Die Oberlängen sind gegabelt und umgebogen. Der untere g-Bogen ist mehrfach geschwungen und bildet eine Schleife. Auffallendes Detail, über das ein genauerer Schriftvergleich möglich ist, ist der obere Abschnitt des oberen g-Bogens, der gerundet ist. Unter den Versalien fällt M auf, dessen mittlere beiden Schrägschäfte gebogen und ineinander verschlungen sind.

In Rotthalmünster treten zwei Denkmäler in der zweiten Hälfte des fünften Jahrzehnts des 16. Jahrhunderts auf, die mutmaßlich aus derselben Werkstatt stammen: eine figurale Tafel mit der Darstellung der Veronika mit dem Schweißtuch (1546, Nr. 225) und das Epitaph für Matheus Hoffinger (1550, Nr. 228).

Beide Inschriften sind erhaben gearbeitet und weisen eine eher breit angelegte Gotische Minuskel auf. Sie unterscheiden sich in Details, beispielsweise in der Gestaltung des unteren g-Bogens: Beim ersten Beispiel ist der Bogen ausgerundet, beim zweiten gebrochen, wobei der rechte Abschnitt als Haarstrich gebildet ist. Das etwas klobig anmutende Schriftbild ist jedoch beiden Stücken gleich. Auch die Versalien sind ähnlich gebildet: Die jeweilige Initiale ist dekorativer, während die restlichen in ihrer Grundform zeitgenössische Versalien, die in Schwellzüge aufgelöst sind, darstellen, wobei die Schwellzüge sehr linear und starr realisiert sind.

Eine letzte anonyme Gruppe begegnet in Rotthalmünster in den 50er und 60er Jahren des 16. Jahrhunderts, einer für die Gotische Minuskel sehr späten Zeit. Es handelt sich um eine eher breit angelegte Schrift, das heißt, der Mittellängenbereich ist nicht mehr stark gestreckt. Das Schriftbild ist aber nach wie vor von Brechungen geprägt. Das doppelstöckige a weist einen relativ kurzen gebrochenen unteren Bogen auf; der linke Teil des oberen gebrochenen Bogens ist [Druckseite 29] als Haarstrich ausgeführt und wird geschwungen in den unteren Bogen gezogen. Der Balken des gebrochenen e ist ebenfalls als Haarlinie artikuliert und wird in der Regel nach unten gezogen und dort eingebogen; er berührt nicht den gebrochenen Bogen. Häufig anzutreffen ist ein A-Versal, der quasi eine vergrößerte Ausführung der oben beschriebenen Minuskelform darstellt. Er besteht rechts aus einem gebrochenen Schaft, der obere Bogen ist ein weit geschwungener Schwellzug, der untere Sinus wird durch einen an beiden Enden gebrochenen Schrägschaft ausgedrückt. Besonders bei den späteren Stücken fällt eine Kürzung auf, die als geschwungene Linie von der mittleren Mittellängenhöhe des letzten ausgeschriebenen Buchstabens zur Grundlinie gezogen wird und meist -en kürzt.

Dieser Gruppe können folgende Denkmäler zugeordnet werden: das Epitaph für Balthasar Hofinger in Rotthalmünster (†1552, Nr. 235), das Epitaph für Sara von Ruhstorf im gleichnamigen Ort (†1555, Nr. 240), die beiden Wappengrabplatten für Diepold Auer von Tobel mit Ehefrau (vor 1562, Nr. 242 und 1566, Nr. 247) und für Barbara Radlkofer (†1565, Nr. 245), alle in Rotthalmünster, und die Wappengrabplatte für Wolf vom Ross mit Familie in Würding (1571, Nr. 255) – bei Letzterer ist die Schrift mit schwarzer Farbe nachgezogen. Eben dieser Schrifttyp kann auch in der Stadt Passau nachgewiesen werden61).

Neben diesen Beispielen kann auch die Beschriftung der figuralen Platte für den Aldersbacher Abt Johannes Zanker (†1552, Nr. 233) mit dem eben beschriebenen Schriftstil in Verbindung gebracht werden.

Ein ganz ähnliches Stück findet sich auch in Ortenburg, die auf 1550 datierte Wappengrabplatte für Jakobea von Ortenburg (Nr. 229). Auch hier tritt bereits der charakteristische A-Versal auf.

Einige der hier aufgeführten Beispiele weisen auch Beschriftungen in Kapitalis auf (vgl. unten).

Mit dieser Gruppe an Inschriften in Gotischer Minuskel, die sogar noch bis in die 70er Jahre des 16. Jahrhunderts anzutreffen ist, klingt die Verwendung dieser Schrift endgültig aus. Ein anscheinend letztes Beispiel, bei dem der Datierungsansatz der Gotischen Minuskel jedoch fraglich ist, ist das Epitaph für den Asbacher Abt Gabriel Dorner (†1575, Nr. 268). Im Gegensatz zu früheren Beispielen, bei denen der eigentliche Text in Gotischer Minuskel, Beschriftungen an ausgezeichneten Stellen auch in Kapitalis realisiert wurden (vgl. oben), ist es hier genau umgekehrt: Beim Dorner-Epitaph findet sich die Gotische Minuskel nur mehr auf dem das Relief ergänzenden Schriftband, die Sterbeinschrift ist in Kapitalis gefertigt.

Gotico-Antiqua

Die Gotico-Antiqua ist keine gängige epigraphische Schrift. In Passau hat sich jedoch besonders in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts ein Zentrum von überregionaler Bedeutung für diese Schrift herausgebildet. Wie zu erwarten, finden sich auch einige Exemplare dieser Gattung im hier bearbeiteten Landkreisbestand.

Federführender und einzig namentlich bekannter Meister ist der Passauer Bildhauer Jörg Gartner62). Ihm konnte bereits die in Gotischer Minuskel gefertigte figurale Grabplatte des Aldersbacher Abtes Simon (†1501, Nr. 170) zugeschrieben werden (vgl. oben). Seinem Schriftstil können im Landkreis folgende Denkmäler zugeschrieben werden: die figurale Grabplatte für Magister Andreas Schachtner in Hausbach (nach 1506, Nr. 174), die Priestergrabplatte für Wolfgang Frueauf in Karpfham (†1510, Nr. 176), die Wappentafel der Schwarzensteinerkapelle in Vilshofen (1512, Nr. 181†), die figurale Grabplatte des Aldersbacher Abtes Johannes Riemer (†1514, Nr. 182), die Wappengrabplatte für Alban von Closen und seine Ehefrau Anna in Uttigkofen (†1515, Nr. 185), die Wappengrabplatte für Wolfgang und Andreas von Schwarzenstein in Vilshofen (†1519, Nr. 191), die Priestergrabplatte für Johannes Goder in Steinkirchen (†1496, 2. Jz. 16. Jh., Nr. 198), die Wappengrabtafel für Karius und Hieronymus Schachner in Tettenweis (†1521, Nr. 202) sowie das Fragment einer Priestergrabplatte in Karpfham (vor 1522, Nr. 205).

Bezeichnenderweise finden sich um 1520 zwei Objekte im südlichen Teil des Landkreises Passau, die das Formenrepertoire Gartners aufweisen, jedoch leichte Unsicherheiten in der Umsetzung verraten: Es sind dies die Wappengrabplatten für Elsbeth von Ruhstorf im gleichnamigen Ort (†1520, Nr. 194) und für Leopold Grotzler in Aigen am Inn (†1521, Nr. 199). Es muss hier [Druckseite 30] offenbleiben, ob es sich bei beiden Stücken um Arbeiten aus der Werkstatt Gartners, eines seiner Nachfolger oder eines Nachahmers handelt.

Von den in der Stadt Passau in der Folgezeit nach Gartner feststellbaren Gotico-Antiqua-Typen findet sich im hier bearbeiteten Landkreisbestand nur ein Denkmal, das dem Zimbstyp zuzuschreiben ist63). Hauptmerkmale sind das rotundaförmige a und das g mit s-förmigem Aufbau, dessen ursprünglicher Schaft verkürzt ist und in den oberen Bogen hinein spitz ausläuft.

Eine weitere Werkstatt, die zeitgleich zu Gartner eine charakteristische Ausprägung der Gotico-Antiqua ausbildet, ist die des von Volker Liedke vorgestellten sogenannten Meisters von Braunau64). Seine Werke sind nur im südlichen Landkreisteil anzutreffen. Seinem Gotico-Antiqua-Stil zuzurechnen sind die Beschriftungen auf den figuralen Grabplatten für Wolfgang Hofkircher in Tettenweis (†1512, Nr. 179) und für Gerg und Dorothea Reitmayr in Asbach (†1516, Nr. 187). Hauptmerkmale für diese Schrift sind unter anderem ein gewisser Wechsel von schmalen und eher breiten Formen, doppelstöckiges a mit runden Bögen und Bogen-r, das gerne in den vorhergehenden Buchstaben ragt bzw. sich an diesen anlehnt65).

Im Landkreis Passau tritt weiters ein Gotico-Antiqua-Typ auf, der bislang noch wenig Beachtung erlangt hat. Dies mag vor allem daran liegen, dass er nur in einer kleinen Schriftprobe zu finden ist: der kleinen Beischrift für Jacob Landauer auf der Familiengrabplatte in der ehem. Schwarzensteinerkapelle in Vilshofen, die 1520 zu datieren ist (Nr. 195). Die restliche Beschriftung ist in Gotischer Minuskel ausgeführt (vgl. hierzu oben).

Die Gotico-Antiqua gleicht in ihren Formen sehr stark dem in Passau um 1550 auftretenden Brunhofer-Typ66). Besonders das rotundaförmige a, dessen unterer Bogen durch ein alleinstehendes Quadrangel dargestellt ist, und die leicht spitzovalen Bögen sind sehr ähnlich. Jedoch spricht sowohl der Zeitansatz als auch die Lokalität dagegen, die Vilshofner Platte dem Passauer Schrifttyp zuzuweisen.

Die Spur führt in eine andere Richtung: Die Buchstabenformen lassen sich auch mit einer Handwerkersignatur in Vilsbiburg vergleichen. Dort befindet sich am Heiliggeistspital eine Bauinschrift in Gotischer Minuskel auf einer Wappenplatte. Sie ist mit einer Signatur in Gotico-Antiqua versehen. Es nennt sich Jörg Amberger (s. oben), Steinmetz, mit dem Jahr 1525. Beide Gotico-Antiqua-Inschriften weisen Rotunda-a mit dem als alleinstehendes Quadrangel ausgeführten unteren Bogen auf. Weiter relativ gleich sind e, Bogen-r und J.

Im Landkreis Passau finden sich noch weitere Ausfertigungen in Gotico-Antiqua, die von der Stadt Passau unabhängig zu sein scheinen.

Ein sehr markantes Beispiel zeigt die Wappengrabplatte für Hans von Closen in Uttigkofen (†1529, Nr. 211)67). Hier vermischen sich zum einen nach Manier der Gotischen Minuskel gestreckte Buchstabenkörper wie v.a. a, dessen unterer Bogen durch einen senkrechten, halbhohen Schaft ausgedrückt wird, und zum anderen sehr bewegte, schwungvolle Formen, wie sie rundes d und g zeigen.

Annähernd zur gleichen Zeit begegnen wir einem weiteren Gotico-Antiqua-Typ in zwei Beispielen, nämlich auf den Grabplatten für Margarethe Nothafft zu Aholming, geb. von Seiboldsdorf (†1533, Nr. 216)68), und für den Ortenburg Vikar Georg Ruettersthaymer (Nr. 223), dessen Sterbedatum freigelassen ist, der aber ab 1525 in Ortenburg nachweisbar ist69).

Die hier verwendete Schrift ist nicht identisch mit der auf der Wappengrabplatte für Hans von Closen, ihr aber sehr ähnlich.

Die Gotico-Antiqua auf der Closen-Platte ist als Umschrift weitläufiger gehalten und kostet den gesamten Spielraum der Schriftleiste aus. Die beiden anderen Beispiele sind im Rahmen eines gleichlaufenden Textes etwas anders spationiert. Unter den Einzelformen unterscheidet sich maßgebend a: Während bei der Closeninschrift das a mit dem aus einem senkrechten, halbhohen Schaft geformten unteren Bogen zur Anwendung kommt, erscheint bei den beiden anderen Objekten ein Rotunda-a. Die Behandlung des Schaftes und des oberen Bogens wären jedoch durchaus vergleichbar. [Druckseite 31] Auch andere Buchstaben ähneln einander, sodass hier zu überlegen wäre, ob die aufgeführten Schriftäußerungen aus derselben Werkstatt stammen könnten. Ähnlich sind der Aufbau des g mit rundem, oben jedoch schräg abgeflachtem oberen Bogen und geschwungenem unteren Bogen, des h mit unten gebrochenem Schaft und unter der Grundlinie geschwungenem Bogen und der Verbindung von Schaft-s und t: s endet auf der Grundlinie, ist oben gebrochen, wobei sich die Fahne mit dem oberen Ende des t-Schaftes verbindet, sodass eine Art „spitzes Dach“ zwischen den beiden Buchstaben entsteht. Vergleichbar ist außerdem der Aufbau von E (jeweils bei Edell bzw. Edl): Die Grundform ist die eines unzialen E, wobei der obere Bogenabschnitt abgeknickt ist und der geschwungene Balken den Bogen durchschneidet. Die beiden Schrifttypen unterscheiden sich jedoch – abgesehen von bereits besprochenem a – in Details: So weist b in der Closeninschrift am oberen Schaftende eine Brechung und einen Bogen auf, der auf der Nothaftplatte und bei dem Steinkirchner Beispiel nicht auftritt. Auch w zeigt einen etwas anderen Aufbau: Bei Margarethe Nothaft besteht der Buchstabe aus drei oben und unten umgebogenen Schäften, bei Hans von Closen tatsächlich aus vier Schrägschäften, wobei der vierte gebogen ist.

Einen gewissen Kontrast stellt eine zeitnahe Schriftäußerung dar, die ebenfalls als Gotico-Antiqua angesprochen werden muss. Die Schrift auf der Wappengrabplatte für Jörg Dietrichinger (†1537, Nr. 221) ist noch stark dem gitterförmigen Charakter der Gotischen Minuskel verhaftet; auch Buchstaben ohne Brechungen fügen sich proportional in dieses Bild ein. Zur Verwendung kommt gebrochenes einstöckiges a; Schaft-s steht auf der Zeile; g ist oben gebrochen, der untere Bogen ist gerundet. Das Beispiel lässt sich nicht direkt einer Gruppe zuordnen, ist in der Formgebung jedoch am ehesten den Schriften um den sogenannten Derrertyp in Passau vergleichbar70).

Frühhumanistische Kapitalis

Im vorliegenden Bestand spielt die frühhumanistische Kapitalis so gut wie keine Rolle. Die wenigen Inschriften, die in den frühhumanistischen Kontext gestellt werden können, treten ausschließlich auf Objekten aus Metall (Vasa sacra und Glocken) auf. Hierzu zählen ein Ciborium (1505, Nr. 173) und eine Taufschüssel (1. V. 16. Jh., Nr. 210) in Vilshofen und Glocken in Oberindling (1516 und 1521, Nr. 188 und 204) und in Mistlbach (1517, Nr. 189).

Einige frühe Schriftproben in Stein sind wohl schon eher der Kapitalis zuzurechnen.

Kapitalis

Die Kapitalis wird zunächst meist als eine Art Auszeichnungsschrift für Devisen oder Sprüche auf Denkmälern verwendet, wo der eigentliche Text in Minuskel ausgeführt ist (Gotico-Antiqua, Gotische Minuskel), ohne zwingend dem Bereich der frühhumanistischen Inschriften zugerechnet werden zu können. Häufig fehlen vielleicht auch wegen der Kürze der Schriftproben Formen, die als Leitbuchstaben für die Frühhumanistische Kapitalis angesehen werden können. Es zeigen sich jedoch häufig Buchstabenausführungen, die im weitesten Sinn einen Anklang an das frühhumanistische Formenrepertoire aufweisen, wie beispielsweise A mit Deckbalken (z.B. Fragmente der Wappengrabplatte für Christoph Pfaffenbeck in Karpfham, 1523, Nr. 206) oder konisches M (z.B. figurale Grabplatte für Johannes Riemer, Aldersbach, 1514, Nr. 182). Es bleibt jedoch zu überlegen, ob eine solche Inschrift auf Grund weniger Elemente dem frühhumanistischen Bereich zugeschrieben werden soll.

Interessant könnten derartige Inschriften sein, wenn sie sich auf Stücken befinden, die über die eigentliche Textschrift bzw. über den Bildteil einer Werkstatt zugewiesen werden können. Hinzuweisen ist hier auf die Kapitalisinschrift auf der figuralen Grabplatte für Abt Johannes Riemer (†1514, Nr. 182), die Jörg Gartner zuzuschreiben ist, sowie auf die Schriftbänder mit Beschriftungen in Kapitalis auf der Wappengrabplatte für Alban von Closen (†1524, Nr. 207) in Uttigkofen und dem Epitaph für Heinrich Greiner (†1518, Nr. 190), die beide der Werkstatt des sogenannten „Sigmund Rueder“ zugewiesen werden können (vgl. oben).

Hier könnte überlegt werden, ob sie im Einzelfall dazu dienen können, einen Kapitalisstil der jeweiligen Werkstatt herauszuarbeiten, was jedoch meist an besagter Kürze der Schriftproben scheitert. Darüber hinaus gibt es in dieser Zeit so gut wie keine reinen Kapitalis-Inschriften, so [Druckseite 32] dass sich die Frage nach einem individuellen Kapitalisstil der jeweiligen Werkstatt eigentlich nicht dringend stellt.

Derartige Kapitalisbeschriftungen finden sich im vorliegenden Bestand auch noch in den 50er und 60er Jahren des 16. Jahrhunderts, zumal sich hier die Gotische Minuskel als Textschrift ziemlich lange hält. Gerade bei einer letzten fassbaren Gruppe Gotischer Minuskel-Inschriften (vgl. oben) wird gerne Kapitalis für weitere Beschriftungen (Sprüche, Wappenbeischriften) angewendet. Allerdings scheinen hier gerade die Inschriften in Kapitalis keinen einheitlichen Stil zu haben. So unterscheidet sich beispielsweise R auf dem Epitaph für Sara von Ruhstorf (†1555, Nr. 240) von dem auf der Wappengrabplatte für Diepold Auer von Tobel (vor 1562, Nr. 242) in der Gestaltung der Cauda: Bei ersterem Beispiel ist sie geschwungen, bei letzterem gerade bzw. leicht nach unten durchgebogen. Bei einem dritten Beispiel (Wappengrabplatte für Diepold Auer von Tobel, 1566, Nr. 247) ist die Cauda des R ohne stärkere Schwingung eher nach oben durchgebogen.

Die Verwendung der Kapitalis als eigentliche Textschrift beginnt in den 40er Jahren des 16. Jahrhunderts mit der Grabinschrift für zwei Töchter des Sebastian Frueauf in Aldersbach (1547, Nr. 226). Es handelt sich um eine relativ klassische Kapitalis, bei der das leicht nach links geneigte O auffällt. Ein ähnlicher Schrifttyp konnte bereits in der Stadt Passau für den Zeitraum zwischen 1546 und 1561 konstatiert werden71).

Das zeitlich darauffolgende Stück erinnert in gewisser Weise ebenfalls an Passauer Kapitalisinschriften, auch wenn es auf Grund des Zeitansatzes nicht direkt zugewiesen werden kann: Es ist dies die Gedenkinschrift für den Abt Bartholomäus Madauer in Aldersbach (1552, Nr. 234). Bei ihr stechen die vielen Enklaven und Nexus litterarum ins Auge.

Im Kloster Asbach tritt Ende der 60er bis Mitte der 70er Jahre des 16. Jahrhunderts eine kleine Gruppe von Kapitalis-Inschriften rund um den Abt Gabriel Dorner auf. Es handelt sich hierbei um eine Kapitalis, die nicht sehr stark dem klassischen Vorbild verhaftet ist. Es findet weder ein signifikanter Wechsel zwischen breiten und schmalen Buchstabenformen noch zwischen Haar- und Schattenstrichen statt. Auffallender Buchstabe ist das durchgängig verwendete spiegelverkehrte N. Anstelle des kapitalen Q tritt eine dem Zweilinienschema angepasste Minuskelform. M zeigt grundsätzlich einen verkürzten Mittelteil. O weist an manchen Stellen eine beinahe spitzovale Form auf. R besitzt tendenziell eine leicht geschwungene Cauda. Aufgrund dieser Formen könnte hier von der gleichen Werkstatt ausgegangen werden. Zu dieser Gruppe sind folgende Inschriften zu zählen: die auf einer älteren Grabplatte nachgetragene Sterbeinschrift für den Vorgänger Dorners, Abt Markus Stauffer (†1569, Nr. 252), die Sterbeinschrift für Abt Gabriel Dorner (†1575, Nr. 268) sowie ein Bibelvers, der in Zusammenhang mit einem Relief und dem Wappen Dorners angebracht ist (1575, Nr. 270). Ein weiteres Epitaph für Abt Gabriel Dorner mit Kapitalisbeschriftung weist nicht denselben Schrifttyp auf (1575, Nr. 269).

Interessanterweise endet der Bibelvers mit den als Nexus litterarum ausgeführten Buchstaben HMB, von denen nicht sicher ist, ob es sich hierbei um eine Künstlersignatur handelt. Leider konnten die Buchstaben bislang noch keiner sinnvollen Deutung zugeführt werden.

In den 60er und 70er Jahren des 16. Jahrhunderts ist in Ortenburg das Bildhauer-/Steinmetz-Team Hans Pötzlinger und Christoph Stiber tätig. Für sie sind Arbeiten teils archivalisch belegt, teils werden ihnen weitere Stücke zugeschrieben, die alle Beschriftungen in Kapitalis aufweisen. Leider ist es nicht immer möglich, zu eruieren, wer für die Beschriftung zuständig war.

Vertraglich belegt ist im Falle des Wandgrabmals für Anton von Ortenburg (Nr. 272) Hans Pötzlinger, der eine „römische antiquische schrifften“ verwenden sollte72). Tatsächlich zeigt die Schrifttafel eine sehr klassische Ausprägung der Kapitalis.

Auch auf dem Hochgrab Joachims (Nr. 280) wird eine sehr klassische Kapitalis verwendet. Sie unterscheidet sich jedoch in Kleinigkeiten von der Inschrift für Anton. So ist hier beispielsweise die R-Cauda geschwungen, bei Anton jedoch stachelförmig.

Für die Bauinschrift auf dem Kamin im Rittersaal des Ortenburger Schlosses (Nr. 273) erscheint der Steinmetz Christoph Stiber als möglicher Fabrikant des Frieses mit der Inschrift. Ob die Inschrift selbst ebenfalls von ihm stammt, ist nicht sicher. Es handelt sich hier wieder um eine sehr klassische Kapitalis.

Christoph Stiber wird auch als Steinmetz der Bauinschrift im Hof des Schlosses konstatiert (Nr. 248). Diese Kapitalis unterscheidet sich jedoch von den anderen: Sie sticht mit einem Wechsel von geraden und schrägen Buchstaben und mit überstehenden Bögen aus dieser Gruppe heraus.

[Druckseite 33]

Für Pötzlinger ist wiederum die 1579 angefertigte Gedenktafel zur Einführung der Reformation (Nr. 284) gesichert. Sie weist wiederum eine sehr klassische Kapitalis auf. Die Anordnung der Schrift auf der Tafel ist zentriert. Sowohl die Formatierung als auch die Schrift erinnern an das fast zeitgleiche, von Joachim in Auftrag gegebene Wandgrabmal für Adelheid, Gräfin von Limburg (1580, Nr. 287), das auch von kunsthistorischer Seite mit Pötzlinger in Verbindung gebracht wird. Bei der Schrift ergeben sich Unterschiede in erster Linie beim M, das bei der Reformationsinschrift schräge Außenschäfte aufweist, während sie bei der Inschrift für Adelheid senkrecht gebildet sind.

Es kann bei den eben aufgeführten Kapitalisinschriften um Pötzlinger und Stiber kein einheitlicher Schrifttyp herausgearbeitete werden, über den eine inschriftenpaläographische Zuweisung möglich wäre73). Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Objekte nicht von genannter Hand stammen können. Möglich wäre, dass für die verschiedenen Ausfertigungen unterschiedliche Alphabete zu Grunde gelegt worden sind.

In der Zeit um 1600 finden sich in der Ortenburger Pfarrkirche zwei Denkmäler, die sich sowohl im äußeren Aufbau als auch in der Schrift sehr ähneln und mutmaßlich von derselben Werkstatt gefertigt wurden. Es sind dies die Wandgrabmäler für Joachim (1600, Nr. 316) und Heinrich von Ortenburg (1603, Nr. 327). Es handelt sich hier um eine sehr harmonische, elegante Kapitalis, die jedoch nicht mehr die strengen Anklänge an die klassische Ausprägung besitzt. Es findet nach wie vor die Verdickung der linksschrägen Schäfte statt. Die Cauden von R und Q hingegen sind leicht geschwungen, die von Q durchschneidet den Sinus. Die Außenschäfte des M sind senkrecht, der Mittelteil reicht bis zur Grundlinie. Bei der Inschrift für Heinrich wird meist U für den Laut ‚u‘ verwendet, während sich beim Joachimdenkmal kein U findet.

Die Reihe an Denkmälern mit Kapitalisbeschriftungen und umfangreichen Texten in Ortenburg findet einen letzten Höhepunkt im Wandgrabmal für die zweite Ehefrau Joachims, Lucia, Gräfin von Ortenburg (vor 1626, Nr. 355). Es umfasst wiederum eine zentriert angeordnete, ausführliche Sterbeinschrift. Die Buchstaben wirken sehr harmonisch. Die linksschrägen Schäfte sind verstärkt. Die Außenschäfte des M sind senkrecht, der Mittelteil reicht auf die Grundlinie. Die Schrägschäfte bei M und N setzen tendenziell etwas weiter unten bzw. oben an den Außenschäften an. Die R-Cauda ist geschwungen. Die Serifen sind eher ausgeprägt.

Ein Beispiel für eine gekonnt ausgearbeitete Kapitalis, die nicht mehr dem klassischen Vorbild entspricht, wäre die auf dem figuralen Denkmal für den Asbacher Abt Wolfgang Faber (†1604, Nr. 329).

Neben solchen hochrangigen Denkmälern etabliert sich die Kapitalis gleichzeitig auch für lateinische Sterbeinschriften auf einfachen Bodenplättchen. Solche haben sich in größerer Zahl im Kloster Asbach erhalten, darunter einige aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts (Nr. 326, 330, 334, 336, 346, 347, 357, 379). Die Schrift bewegt sich hier durchaus auf unterschiedlichem Niveau zwischen relativ klassisch ausgearbeiteten Beispielen wie auf der Tafel für einen Frater I. C. (1602, Nr. 326) und nur eingeritzten Ausfertigungen wie auf der Tafel für Chrysostomus Vilsmair (1618, Nr. 347).

In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts ist die Kapitalis als epigraphische Schrift voll präsent, löst sich immer mehr von der klassischen Renaissanceschrift und findet sich auf diversen Niveaustufen bzw. in unterschiedlichen individuellen Ausprägungen.

Zu nennen wäre hier als Beispiel zunächst die Bauinschrift des Hans Wolf von Ruhstorf von 1610, die sich heute in Kleeberg befindet (Nr. 338). Die Schrift umfasst eher schmale Formen und eine eher flächige Strichstärke. Die Schäfte sind an manchen Stellen geradezu keilförmig verbreitert. A ist oben abgeflacht. O ist spitzoval. Der H-Balken weist eine Ausbuchtung nach oben auf.

Eine verhältnismäßig hochniveauige Kapitalis befindet sich auf der Schrifttafel eines ursprünglich mutmaßlich umfangreicheren Grabmals für Abt Michael Reyser in St. Salvator (1614, Nr. 341). Die R-Cauda ist geschwungen und unten häufig leicht eingerollt. Beim E erscheint meist der obere Balken als der längste. Der Bogen des D ist oben und unten abgeflacht. Beim S fällt teilweise der obere Bogen größer aus als der untere. Die annähernd gleiche Schrift findet sich auf der Schrifttafel eines ehemaligen Epitaphs für denselben Abt (Nr. 342).

Als eigenwillige Ausprägung erscheint in den 30er Jahren des 17. Jahrhunderts die Kapitalis auf dem Epitaphaltar Abt Michael Kirchbergers in Aldersbach (datiert 1635, Nr. 378). Die Kapitalis an sich ist sehr ausgewogen. Die Buchstaben sind tendenziell gleich breit. Die Formen sind die einer [Druckseite 34] Kapitalis des 17. Jahrhunderts. Die Schrift ist jedoch durchdrungen von schreibschriftlichen Elementen. In diesen Kontext ist wohl auch das hier verwendete epsilonförmige E zu setzen.

Ein vereinzeltes epsilonförmiges E erscheint zeitnah auch auf der Grabplatte für Martin Mair in Otterskirchen (1620, Nr. 353), ohne dass hier die Schrift weiter von schreibschriftlichen Elementen durchdrungen wäre.

Eine sehr harmonisch ausgewogene Kapitalis zeigte die heute leider nicht mehr erhaltene Schrifttafel mit einer Gedenkinschrift für Abt Maurus Mayer in Asbach (1637, Nr. 384†). Ein Photo dokumentiert die damals bereits beschädigten Verse. Zu erkennen ist eine beinahe noch klassische Schrift, die freilich die Zeichen der Zeit trägt. So ist die R-Cauda geschwungen und reicht an manchen Stellen unter die Grundlinie. Die römischen Zahlzeichen sind in der neulateinischen Art realisiert. Über einem Nexus litterarum aus O und E sind zwei Punkte angebracht.

Eine Gruftdeckplatte mit Sterbeinschrift für denselben Abt bietet ein anderes Bild. Hier ist die Kapitalis eher gestreckt. Die Cauda des R ist geschwungen und relativ steil gehalten. Der linke Schrägschaft des V ist senkrecht. Die Cauda des G ist unten gegabelt.

Eine Kapitalis, bei der U sowie häufiger Nexus litterarum verwendet werden, befindet sich auf dem Wandgrabmal für Philipp Persius von Lonsdorf in Steinkirchen (1644, Nr. 396). Hübsch ist hier die Verbindung aus H und R, die in den vorausgehenden C-Versal eingestellt ist.

Dagegen verleihen ein ins Zweilinienschema eingepasstes Minuskel-q und ein einmalig auftretendes s der humanistischen Kursive der Kapitalis auf dem Epitaph für Wolfgang Kröslinger in Aigen am Inn (1649, Nr. 411) eine individuelle Note.

Fraktur

In den 50er Jahren des 16. Jahrhunderts macht sich bereits vereinzelt die Fraktur bemerkbar, wobei diese Beispiele noch in eine Art „Vorfeld“ einzuordnen sind.

So zeigt die Bauinschrift des Benedikt Schätzl von 1554 (Nr. 238) zwar schon einstöckiges a. f und Schaft-s sind jedoch noch auf der Zeile gebrochen. Betrachtet man das gesamte Erscheinungsbild, beispielsweise auch die Versalien, so steht die Schrift noch der Gotischen Minuskel nahe.

Ein Jahr früher ist die Sterbeinschrift für Sebastian Frueauf in Aldersbach (1553, Nr. 236) zu datieren, sie zeigt eine für die Region Passau typische Frühform der epigraphischen Fraktur, die einstöckes a bietet und bei der bei f und Schaft-s der unter die Zeile reichende Schwellschaft nur angedeutet ist. Hier kann sogar ein bestimmter Schrifttyp herausgearbeitet werden, der auch in der Stadt und im nördlichen Landkreisteil anzutreffen ist74).

Dieser Ausprägung relativ nah ist die Grabinschrift für das Ehepaar Reitenbeck in Aldersbach (1569, Nr. 253). Allerdings präsentiert sich hier bereits ein weiter ausgeprägter Schwellschaft bei Schaft-s.

Die eigentliche Fraktur setzt zaghaft Ende der 60er Jahre des 16. Jahrhunderts ein, während sich parallel dazu noch lokal – besonders im südlichen Landkreisteil – die Gotische Minuskel hält.

Zu nennen ist für die Fraktur eine Bauinschrift Joachims von Ortenburg (1568, Nr. 250).

Eine der ersten vollausgeprägten Frakturinschriften im Bearbeitungsgebiet befindet sich auf dem Epitaph für Hans Geidinger und seine Frau Margareth in Steinkirchen (Nr. 241), das die Jahreszahl 1562 trägt. Dieses Epitaph wird von kunsthistorischer Seite Hans Pötzlinger zugeschrieben und in die Zeit zwischen 1577 und 1578 datiert75). Betrachtet man die oben geschilderte Entwicklung der Fraktur im Landkreis, so scheint dieser Datierungsansatz nicht unwahrscheinlich.

Die Schrift wirkt sehr elegant. Die Versalien sind verziert, jedoch nicht überladen. Die Buchstabenkörper, besonders von o, auch a, b, d und e tendieren zur Mandelform.

In den 70er Jahren des 16. Jahrhunderts etabliert sich dann auch die Fraktur als epigraphische Schrift im Erfassungsgebiet. Angefangen beim Epitaph für Erasmus Ernreytter und seine Ehefrau Helena in Ortenburg (1571, Nr. 256), über das Epitaph für die Familie Schachner in Tettenweis (1573, Nr. 260), hin zur Sterbeinschrift für Sebastian Schneidermayer mit seinen Ehefrauen Ursula und Barbara (1574, Nr. 264) beginnt die Überlieferung voll ausgeprägter Frakturinschriften.

[Druckseite 35]

Eine erste kleine Gruppe ist wohl in der Priestergrabplatte für Georg Tobler (†1575, Nr. 271) und der Wappengrabplatte für Barbara Peugersheimer (†1576, Nr. 274) zu erkennen. In beiden Fällen ist die Schrift im Mittellängenbereich eher schmal und gestreckt. Buchstaben mit Bögen zeigen kaum eine Mandelform, sondern senkrechte Abschnitte. Bogen-r besteht aus zwei gegenläufigen Bögen, die sich kaum berühren. Auch die Gestaltung der Versalien – allen voran der H-Initiale – sind ähnlich. Der Siebener weist einen analogen Winkel auf. Beide Inschriften weisen einen eher weichen Duktus auf.

Einen ebenfalls weichen Duktus, jedoch mit ausgerundeteren Bögen, weist die Wappengrabtafel für Hans Köttenacker und Georg Seidler in Steinkirchen (†1577, Nr. 279) auf.

In Steinkirchen gibt es in der ersten Hälfte der 80er Jahre des 16. Jahrhunderts fünf Frakturinschriften, die Ähnlichkeiten aufweisen76). Ausschlaggebend ist der gebrochene h-Bogen, der als Schaft gestaltet ist, jedoch unter der Grundlinie einen Bogen bildet. Meist ist auch der untere g-Bogen in ähnlicher Weise ausgeführt wie der Teil des h-Bogens in der Unterlänge. Die Schriften weisen einen eher eckigen Charakter auf, obwohl nicht alle dasselbe Schriftbild zeigen. Manche wirken harmonischer als andere. Daher muss dahingestellt bleiben, ob es sich bei diesen Objekten um Artefakte der gleichen – vielleicht in Steinkirchen angesiedelten – Werkstatt handelt.

Eine sehr gezierte Fraktur weist das Epitaph für Joseph Goder und seine Ehefrau Benigna von 1586 in Walchsing auf (Nr. 297). Laut Inschrift hat das Epitaph der Adlige selbst hergestellt. Ob die Inschrift somit auch aus seiner Hand stammt, geht daraus nicht sicher hervor, ist aber wahrscheinlich.

Die Fraktur auf der Grabplatte für mehrere Mitglieder der Familie Reitmaier (vor 1608, Nr. 332) wirkt noch sehr gitterförmig. o ist noch wie in der Gotischen Minuskel gebrochen. Analog dazu ist das einstöckige a gestaltet. Auch Buchstaben wie e erscheinen recht eckig: So sitzt am oberen Ende des senkrechten Teils sowie am Scheitel des oberen Bogenabschnittes jeweils ein kleiner Dorn. Beim genaueren Hinsehen lassen sich jedoch auch geschwungene Elemente ausmachen: Abgesehen von aus Schwellzügen gebildeten Versalien, weisen Schaft-s und f einen Schwellzug auf. Beim g ist der obere Abschnitt sowie der Schaft geschwungen. Bei v und p besteht der jeweils (rechte) Sinus aus zwei kleineren, übereinandergestellten Bögen.

Dagegen bietet die zeitgleiche Bauinschrift in Haidenburg (1608, Nr. 333) ein bewegteres Bild. Dies rührt wohl besonders von den verzierten Versalien her. Der Mittellängenbereich ist auch schmal und gestreckt, erscheint jedoch „lichtdurchlässiger“. Dies liegt wohl in erster Linie daran, dass Verbindungsbögen – beispielsweise bei m – nicht mehr gebrochen bzw. auf Quadrangel reduziert sind, sondern Anstriche aufweisen. Die Inschrift ist darüber hinaus von besonderen Einzelformen durchdrungen. So ist der a-Bogen an einer Stelle (Vralte) mittig unterbrochen, der obere Bogen(-teil) schwingt leicht nach außen, der untere biegt eher nach innen ein. Es findet sich eine dazu analoge g-Form. Ein s-Form, die auf das kursive s zurückzuführen ist, ist stark durchgebogen.

Ende der 20er / in den 30er Jahren des 17. Jahrhunderts tritt eine Gruppe von Wappengrabplatten in Karpfham auf, die starke Ähnlichkeiten aufweisen. Auch die Schrift erscheint sehr ähnlich. Allerdings sind die Platten teils erheblich abgetreten, sodass nicht bei jeder ein Schriftvergleich möglich ist. Zu der Gruppe sind zu zählen: die Wappengrabplatten für Veit Stegnmaier (1627, Nr. 356), für ein Kind des Georg Pfluegls (1630, Nr. 363), für Maria Pfluegl (1633, Nr. 371), für Hans Jakob von und zu Sickenhausen mit Ehefrau (1638, Nr. 386) und Adam Franziskus Pfluegl (1639, Nr. 388). Die Fraktur weist durchgehend vergleichbare Tendenzen auf: e zeigt am oberen Ende des senkrechten Teils einen kleinen Dorn, der rechte Schaft des v ist geschwungen, analog dazu auch beim w; a und der obere Teil von g sind gleich gestaltet, wobei der jeweilige Bogen auch leicht nach innen durchgebogen sein kann.

Miteinander vergleichbar erscheinen auch zwei Denkmäler in Ruhstorf an der Rott. Es handelt sich um die Wappengrabtafeln für Kinder des Georg Wilhelm Riederer von Paar (1637, Nr. 382) sowie für ihn selbst und seine Ehefrau Ursula Marina (†1639, Nr. 387). Es handelt sich bei beiden um eine eher gestreckte Fraktur. o ist gebrochen, der rechte Abschnitt ist geschwungen. Oft erscheinen die unteren gebrochenen Enden der Schäfte auf der Grundlinie sehr betont, wie eine Art „Füßchen“. Die Versalien bestehen aus Schwellzügen. Häufig bleiben hier Bögen dadurch offen, dass der Schwellzug den Bogen nicht schließt, sondern in die entgegengesetzte Richtung ausläuft, wie beispielsweise bei R (Riederer bzw. Rottau)

[Druckseite 36]

Das Phänomen der betonten Brechungen auf der Grundlinie erscheint in noch stärkerer Form auf der Wappengrabtafel für Katharina Gumpeltzhaimer in Steinkirchen (1643, Nr. 394).

5. Die Inschriftenträger bzw. Inschriftenarten

Von den sowohl original als auch kopial überlieferten Inschriften im vorliegenden Teil des Landkreises Passau sind rund 70% Inschriften des Totengedenkens. Das sind erheblich mehr als im ersten Teilband zum Landkreis77). Nächstgrößere Gruppe stellen Bauinschriften allgemein dar (ca. 9%), wozu auch eine beträchtliche Anzahl an Jahreszahlen zu zählen ist. Wand- bzw. Deckenmalereien (24 Nummern) und Glocken (22 Nummern) bieten ebenfalls einen nennenswerten Anteil (jeweils ca. 5%). Dies ist mit dem ersten Landkreis-Band vergleichbar. Anders als im ersten Teil hingegen haben sich im zweiten Band keine Flurdenkmäler erhalten. Als besondere Bestände sind im vorliegenden Katalog eine Gruppe an Gedenkplatten im Kloster Aldersbach (25 Stück, s.u.) sowie Einzelobjekte wie die Silbermadonna mit Künstlerinschrift in Kößlarn (Nr. 125), die Bechersonnenuhr mit Stifterinschrift des Aldersbacher Abtes Bartholomäus Madauer (Nr. 239) oder die Kassettendecke mit Gebetsinschrift im Schloss Ortenburg (Nr. 359) anzuführen.

Denkmäler des Totengedenkens

Im passauischen Teil der ehemaligen Bezirksämter Vilshofen und Griesbach überwiegen – wie bereits in der Stadt und den anderen Teilen des Landkreises – bei der inschriftlichen Überlieferung die Denkmäler des Totengedenkens. Die Überlieferung der Zeit vor 1400 weist neben einer nur kopial tradierten Stifterinschrift auf einem Silberkreuz (vgl. Nr. 1†) ausschließlich Sterbe- und Grabinschriften auf.

Einen Einzelfall stellt dabei die in Asbach erhaltene Grabplatte für Marquard Stein aus dem Jahre 1303 dar (vgl. Nr. 2), die unter einer zeilenweise angeordneten Inschrift in Gotischer Majuskel in Ritzzeichnung ein Lilienkreuz zeigt, das einem Löwen entwächst.

Figürliche Grabdenkmäler sind im Bearbeitungsgebiet fast ausschließlich Geistlichen vorbehalten. Von den drei überlieferten figürlichen Grabdenkmälern für Adelige sind die beiden älteren für Heinrich Tuschl von Söldenau (vgl. Nr. 12†) und Andreas von Schwarzenstein (vgl. Nr. 28†) nur in Abzeichnungen des 18. und 19. Jahrhunderts auf uns gekommen, sodass weder über die Gestaltung des Denkmals (bei Tuschl wohl Tumba oder Hochgrab) noch über die Ausgestaltung der bildlichen Darstellung genaue Aussagen gemacht werden können. Das einzige im Original erhaltene figürliche Grabmal für einen Adeligen ist die Platte für Wolf von Leublfing in der Aldersbacher Klosterkirche (vgl. Nr. 214)78). Die Platte zeigt einen geharnischten Mann, in der Rechten ein Rennfähnlein, die Linke am Schwertknauf, einen mit Federn geschmückten Helm mit offenem Visier auf dem Haupt. Zu seinen Füßen befinden sich zwei Vollwappen. Das Denkmal stammt mutmaßlich aus der Werkstatt des sog. „Sigmund Rueder“ (vgl. Einleitung 26f.).

Figürliche Denkmäler für Kleriker zeigen den Verstorbenen zunächst in Ritzzeichnung in Ganzfigur (vgl. Nr. 6). Die Geistlichen sind dabei in Messkleidung dargestellt und halten den Kelch in Händen. Bei Andreas Aichinger in Karpfham (vgl. Nr. 42) war dieser Kelch eingelegt. Der zweite Typus der figürlichen Grabdenkmäler für Geistliche zeigt den Kleriker, den Kelch in der Linken, ihn mit der Rechten segnend. Er findet sich zunächst in einem ungewöhnlichen Stück für einen 1445 gestorbenen Pleban Peter aus Tettenweis (vgl. Nr. 47). Die Umschriftenplatte zeigt im Feld in Flachrelief den Pleban Peter in Halbfigur unter einem abgeflachten Dreipassbogen, wobei unklar bleibt, ob diese Form der Darstellung intendiert war oder ob das Relief nicht fertiggestellt wurde. Ebenfalls in Tettenweis findet sich sechs Jahrzehnte später derselbe Darstellungstypus, jedoch mit deutlicher Trennung von Relief und Inschrift, die in zeilenweiser Gestaltung unter den Text gesetzt wird. Diese Grabplatte für Pfarrer Wolfgang Hofkircher kann stilistisch der Werkstatt des sog. Meisters von Braunau zugeschrieben werden (vgl. Nr. 179). Am Ende der Reihe [Druckseite 37] figürlicher Priesterdenkmäler der Typen Kleriker mit Kelch als Standeszeichen79) steht die sehr qualitätvolle Platte für Pfarrer Konrad Trandler in Hartkirchen, die den Priester in Ganzfigur zeigt (vgl. Nr. 139). Daneben finden sich auch vereinzelt Denkmäler, welche den Kleriker mit Buch in Händen zeigen (vgl. Nr. 57). Einen anderen Schwerpunkt bei seiner Selbstdarstellung setzt der Rektor der Kirche in Hausbach, Magister Andreas Schachtner (†1506, Nr. 174): Er lässt sich in Relief in Ganzfigur darstellen, jedoch nicht in seiner Funktion als Priester, sondern in der Tracht eines Gelehrten mit Doktorenschärpe, mit der Hand auf ein Buch weisend. Da die Form der Priestergrabplatte mit Kelch und Buch im Bearbeitungsgebiet schon verhältnismäßig früh zu finden ist (s.u.), erstaunt nicht, dass die Tradition figürlicher Grabdenkmäler, abgesehen von denen der Klostervorsteher, mit dem Beginn des 16. Jahrhunderts endet. Einzige Ausnahme ist eine Grabtafel mit der Halbfigur eines den Kelch segnenden Priesters in Aigen 1631 (vgl. Nr. 364). Eindeutig in das 17. Jahrhundert verweist diese Tafel die Darstellung von Vergänglichkeitssymbolen in der rechten oberen Ecke, die dem Vollwappen links (heraldisch rechts) gegenübergestellt sind. Zwei Epitaphtafeln und ein mehrgliedriges Epitaph für Pfarrer der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts (s.u.) ergänzen die Auswahl an Grabdenkmälern für den einfachen Klerus.

Klostervorsteher präsentieren sich ebenfalls in Messkleidung, jedoch mit ihren Amtsinsignien Buch und Stab (vgl. Nr. 13), bereits 1378 wird beim Denkmal des Abtes Albert von Asbach dabei das Haupt der Figur in Relief herausgearbeitet (vgl. Nr. 10). Die Inschrift der als Grabdeckplatten konzipierten Denkmäler ist umlaufend auf dem Rand des Denkmales angebracht. Das Denkmal des Abtes Johannes Pluetl von Aldersbach (Nr. 49) aus dem vierten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts, das mutmaßlich aus der Werkstatt Meister Erharts stammt, zeigt immer noch eine Umschriftenplatte, die Ganzfigur des Abtes im Feld ist nun ganz im Relief herausgearbeitet und zeigt ihn in Messkleidung mit seinen Amtsinsignien Mitra, Stab und Buch, das Haupt auf einem Kissen ruhend; ähnlich – wenn auch von einem Steinmetz wesentlich geringeren Könnens gestaltet – ist die Platte für den Abt Johannes Schreibel in Asbach (vgl. Nr. 52), hier wird über die Figur des wiederum auf einem Kissen ruhenden Verstorbenen eine Maßwerkarkade gesetzt. Die wenige Jahre später – wohl wieder von Meister Erhart – gefertigte Platte für den Prämonstratenserabt Petrus Zistler in St. Salvator (vgl. Nr. 56) zeigt nun zum ersten Mal auch ein persönliches Wappen des Verstorbenen. Zistler trägt abweichend von allen anderen Klostervorstehern nicht Messkleidung, sondern Albe und Almutia. Zehn Jahre später wird bei dem Aldersbacher Abt Johannes Pluer (vgl. Nr. 68) sowohl der persönliche Wappenschild als auch der des Klosters präsentiert. Das Denkmal stammt aus einer bislang nicht identifizierbaren Werkstatt, die jedoch wohl die Werke Meister Erharts vor Augen hatte. So finden sich eine ähnliche Maßwerkarchitektur und die Wappenschildhalter sowie auch die die Umschrift unterbrechende Kreuzblume beispielsweise auf der von Meister Erhart gefertigten figuralen Grabplatte für Ulrich von Ortenburg in Passau80). Über die Maßwerkarchitektur lässt sich die figurale Grabplatte für Abt Johannes Rughalm in Asbach (Nr. 80) einer anonymen Werkstatt zuschreiben, die ebenfalls in der Stadt Passau präsent ist81).

Der Typus der Abts- bzw. Propstgrabplatte ist ab der Mitte des 15. Jahrhunderts voll ausgebildet und bleibt bis in das 17. Jahrhundert so präsent; ab dem Beginn des 16. Jahrhunderts allerdings zunehmend unter Verzicht auf das Element des Kissens unter dem Haupt (vgl. Nr. 175). Dafür wird mehr und mehr Wert auf die Darstellung der liturgischen Gewänder gelegt, Mitra und Stab, aber auch Messkleidung oder Rauchmantel werden mit bildlichen Darstellungen gefüllt. So zeigt bereits 1508 die Mitra des Abtes Benedikt Ziegler von Asbach (vgl. Nr. 175), neben einer reichen Juwelenverzierung, eine Darstellung der Verkündigung; die Krümme des Pedums ziert eine Darstellung des Klosterpatrons Matthias. Die Gewänder sind mit einer den aktuellen Stoffen entsprechenden Verzierung versehen. Ebenso dicht mit Stoffmustern verziert sind die Kleider seines Nachfolgers Wolfgang Faber 1604 (vgl. Nr. 329) ausgestaltet. Unklar bleibt, ob hier tatsächlich vorhandenes liturgisches Gerät wiedergegeben wurde oder ob – wohl wahrscheinlicher – die Darstellung des verstorbenen Klostervorstehers neben besonderer Prachtentfaltung auch zur Vermittlung eines theologischen Programms jenseits der tatsächlich vorhandenen Paramente genutzt wurde.

Besonders auffällig unter den Prälatengrabdenkmälern ist auch aus diesem Grund das des Wolfgang Marius, der sich in einfacher Cuculla nur mit Stab in der Hand – also vordringlich als Mönch, [Druckseite 38] nicht als Prälat – darstellen lässt (vgl. Nr. 224). Hier handelte es sich sicher um eine bewusste Wahl des bedeutenden Abtes, die im Zusammenhang mit seiner Kritik am Gehaben seiner Amtsbrüder zu verstehen sein dürfte. Das Gedenkmal für seinen Nachfolger Bartholomäus Madauer mit dem Abt in Halbfigur mit gefalteten Händen (vgl. Nr. 234) steht in der gleichen Tradition. Die letzte figürliche Grabplatte für einen Klostervorsteher in der klassischen Darstellungsform ist die für den Asbacher Abt Wolfgang Faber (†1604) (vgl. Nr. 329). Sie könnte vom selben Meister stammen, der das Denkmal für Abt Christian Seßler im Kloster Vornbach geschaffen hat82). Erst im 17. Jahrhundert finden sich für die Prälaten der Klöster auch Epitaphien (s.u.).

Im Bearbeitungsgebiet bereits für das 14. Jahrhundert belegt sind die in Altbayern bei den Denkmälern des Adels und später auch des Bürgertums beliebten Wappengrabplatten. Das Fragment einer Grabplatte aus St. Salvator (vgl. Nr. 18) zeigt im Feld den Rest eines Schildes in Ritzzeichnung und auf dem Rand eine umlaufende Schrift, es ist also wohl dem Typus zuzurechnen, der im Feld einen Schild oder ein Vollwappen bot83). Die im Boden liegenden Platten mit Umschrift mit Wappendarstellungen bleiben zunächst der Standard. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts hat sich dabei eine Form herausgebildet, bei der das Vollwappen das eingetiefte Feld ziert, so zum Beispiel bei der Grabplatte für Wolfhart von Ruhstorf (†1402, Nr. 19). Die Gestaltung des Feldes beginnt im 15. Jahrhundert eine Wandlung. Sowohl der Wunsch, das eingetiefte Feld zu verkleinern, als auch dekorative Aspekte führen bei Beibehaltung der Umschrift zu Formen, in denen das Feld den äußeren Begrenzungen des Vollwappens entspricht; so zeigen mehrere Denkmäler für die Familie Eckher in Ruhstorf Felder, die oben durch einen durchbrochenen Rundbogen, dem eine Art Zwiebel zur Aufnahme der Helmzier aufgesetzt ist, abgeschlossen werden (vgl. Nr. 29, 40). Die Platten stammen mutmaßlich aus derselben Werkstatt. Ebenfalls als Bogen abgeschlossen ist das Feld des Denkmals für Leonhard Poppenberger in Tettenweis (†1437, vgl. Nr. 39). Das für Lienhard Smacz in Weihmörting (Nr. 73) verkleinert das einzutiefende Feld, indem es der breiteren Eintiefung für den Wappenschild eine schmalere für das Oberwappen aufsetzt; ebenso wird bei der Platte für Alex Güntzkofer in Aldersbach (Nr. 84) verfahren, wobei hier die obere Eintiefung bogenförmig abgeschlossen wird. In dieser Gestalt hält sich die Wappengrabplatte das ganze 15. Jahrhundert hindurch. Zum Vollwappen treten dabei häufig Beiwappen, sowohl die Wappen der Ehepartner als auch Ahnenwappen. So zeigt die Platte von Hans Ottenberger in Hartkirchen (vgl. Nr. 141) eine Umschrift, die in den vier Ecken durch Ahnenwappen unterbrochen ist. Über dem oben durch einen Kielbogen abgeschlossenen Feld beseiten den Kielbogen zwei weitere Rundmedaillons mit Wappenschilden.

Den Typus einer Wappengrabplatte mit Vollwappen unter Maßwerk und einer darunter gesetzten Inschrift präsentiert bereits das Denkmal für Hans Geiselperger (vgl. Nr. 7) an der Vilshofener Stadtpfarrkirche. Dieser Typus war von Anfang an für eine aufrecht stehende Anbringung an der Wand gedacht. Bei der Geiselperger Platte stellen sich jedoch bei der Datierung von Inschrift und Relief bezüglich der zeitlichen Einordnung vielerlei Fragen, sodass die Platte nur mit Einschränkungen an den Beginn der Reihe dieses Typus der Wappengrabplatte gestellt werden kann. Die erste fest datierte Platte ist die 1434 datierte für Jakob und Stefan Tobelhaimer (Nr. 35). Sie zeigt ein Vollwappen und vier Wappenschilde in einem durch einen dreifach gestuften Kielbogen abgeschlossenen, eingetieften Feld, darüber ist die deutsche Grabinschrift in gleichlaufenden Zeilen angebracht. Eingetieftes Feld mit Vollwappen und gleichlaufender Inschrift darüber ist die gängige Form der an der Wand aufgestellten Wappengrabplatte. Die Helmdecken werden dabei häufig als das Feld füllende Zierelemente ausgestaltet, Maßwerk oder Bogenelemente können das Wappenfeld nach oben abschließen. Inschriftensprache ist fast durchgängig deutsch. Erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts finden sich Platten, die zwei nebeneinandergestellte, gleichberechtigte Vollwappen zeigen, so das Denkmal für Sigmund Waler und seine Ehefrau Magdalena, geb. Rottau (vgl. Nr. 91). Diese meist für Ehepaare gewählte Form wird im 16. Jahrhundert, neben der für adelige Männer mit einem Vollwappen, zum Standard. Interessante Varianten bietet z.B. das Denkmal für die Familie Landauer in Vilshofen aus dem Jahr 1520 (vgl. Nr. 195), das der klassischen Wappengrabplatte unten eine Leiste mit Darstellung der betenden Familie vor einem Erbärmdechristus beigibt und so bereits auf das Wappenepitaph vorverweist. Das Stück stammt mutmaßlich aus der Werkstatt des Jörg Amberger. Anzumerken ist auch die fast zeitgleiche Platte für Maria Jakobe von Pienzenau in Karpfham (vgl. Nr. 201) mit zwei sich unter einem von Balustersäulen getragenen [Druckseite 39] Flachbogen befindenden Vollwappen, bei denen die Helmzier des heraldisch rechten Wappens den Bogen durchstößt und in die Schrifttafel, den Text unterbrechend, hineinragt. Neben den Wappengrabplatten finden sich ab den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts auch kleinere Wappengrabtafeln, oft für Stifter aus dem bürgerlichen Umfeld. Hier stehen Wappenschilde oder Vollwappen meist in einem Medaillon unter dem Inschriftentext, so z.B. auf dem Denkmal für Hieronymus Pierndorfer in Karpfham (vgl. Nr. 178) oder, in der zweiten Jahrhunderthälfte, für Sebastian Frueauf in Aldersbach (vgl. Nr. 236). Solche Wappentafeln werden im Bearbeitungsgebiet auch für früh verstorbene Kinder von Adeligen gewählt, so für die Söhne des Sigmund Schachner in Tettenweis (vgl. Nr. 202), für Jakobea von Ortenburg in der Ortenburger Marktkirche (vgl. Nr. 229) oder, noch im 17. Jahrhundert, für mehrere frühverstorbene Kinder der Familie Pfluegl in Karpfham (vgl. Nr. 363, 371, 388). In Safferstetten findet sich ein sehr abgetretenes Denkmal, das diese Form der Wappengrabplatte durch die Darstellung des verstorbenen Säuglings ergänzt (vgl. Nr. 415). Wappengrabplatten in zeilenweiser Gestaltung und besonders Wappengrabtafeln gehören bis zum Ende des 17. Jahrhunderts hindurch zu den beliebtesten Grabdenkmalformen, auch im evangelischen Ortenburg. Sie treten an die Seite der in dieser Zeit vorherrschenden Form des Epitaphs und stellen gerade für alleinstehende Männer und frühverstorbene Kinder eine Alternative zu aufwändigeren Denkmalformen dar. Attraktiv waren sie wohl nicht zuletzt, da sie durch die Darstellung der Wappen von Vater und Mutter das Gedenken an die frühverstorbenen Kinder mit einer Repräsentation der beiden Herkunftsfamilien verbanden.

Bereits um die Wende zum 15. Jahrhundert tritt im Bearbeitungsgebiet eine spezielle Form des Priestergrabmals jenseits der figürlich ausgeführten Denkmäler (s.o.) auf. Es handelt sich auch hier um Grabplatten mit Umschrift und der Darstellung eines Kelchs im Feld, so z.B. für den Pfarrer Martin Hugo in Steinkirchen (nach 1390, vgl. Nr. 14) mit Kelch in Ritzzeichnung und für Andreas Stadelpeck (†1421) in Hausbach mit Kelch mit darüber gestellter Hostie in Relief (vgl. Nr. 26). Ähnlich gestaltet ist auch die Platte für Johann Marstein in Aigen (†1431), hier ist die Inschrift allerdings zeilenweise gestaltet (vgl. Nr. 32). Eine zusätzliche Personalisierung kann das Denkmal durch die Kombination von priesterlichen Standeszeichen mit einem Wappen erhalten, so z.B. beim Denkmal für Eberhard Paur in Pleinting (vgl. Nr. 51). Am Ende des Jahrhunderts wird dem Kelch dann auch ein Buch beigegeben und damit die standardmäßige Ausgestaltung der priesterlichen Amtssymbolik erreicht, wie bei der Grabplatte für den Kaplan Georg Ennser (†1499) in Hausbach (vgl. Nr. 144). Dabei wird der Kelch meist dem Buch, das mit dem häufig mit Beschlägen dekorierten Umschlag auf der Seite stehend gezeigt wird, aufgesetzt. Dem Zeitgeschmack entsprechend variierend ist die Gestaltung der diese Kombination umgebenden Vertiefung. Während beim Denkmal Ennser die dem Relief folgende Vertiefung oben durch mit Kreuz bekröntem Kielbogen abgeschlossen wird, sind 1574 beim Denkmal Waldhofer in Weihmörting Buch und Kelch unter einen von Säulen getragenen Bogen gestellt (vgl. Nr. 265). Bis zum Ende des Bearbeitungszeitraums finden wir solche Priesterdenkmäler, stets mit einer Kombination von Buch und Kelch, teilweise zusätzlich mit Hostie. Auffällig ist, dass bereits 1520 das erste Denkmal eines Klerikers mit deutscher Beschriftung auftritt. Die Gestaltung der Platte für den Kaplan Stefan Ruckhenstein in Kößlarn (vgl. Nr. 196) zeigt dabei konservative Formen mit einer Anordnung von Kelch, Buch und Wappenschild im Dreipass. Diese Form ist noch 1563 bei der Tafel für Johannes Kroiß in Würding zu finden (vgl. Nr. 243). Wappen spielen dabei in der Selbstdarstellung des niederen Klerus eine immer geringere Rolle; auf der Tafel für Georg Tobler in Reutern 1575, die Kelch und Buch in Relief in einer bogenförmig abgeschlossenen Nische zeigt, wird der Wappenschild nur mehr in sehr flachem Relief auf dem rechten Rand (vgl. Nr. 271) präsentiert. Im 17. Jahrhundert treten zu den Elementen Kelch und Buch ergänzende Symbole; so wird der Kelch mit Hostie auf dem Denkmal für Martin Mair in Otterskirchen (vgl. Nr. 353) von einem Rosenkranz umkränzt, das Denkmal für Georg Walch in Rainding (vgl. Nr. 354(†)) zeigt neben Kelch und Buch Vergänglichkeitssymbole.

Neu im 17. Jahrhundert ist das Auftreten der in nahezu allen Klöstern Altbayerns zu beobachtenden Grabplättchen für Konventualen. Die quadratischen, ca. 40 auf 40 cm großen Plättchen wurden in den Kreuzgängen angebracht, wohl um das persönliche Totengedenken zu sichern. Sie sind stets zeilenweise beschriftet, gelegentlich werden sie auch auf die Spitze gestellt ausgerichtet, die Beschriftung erfolgt meist in Latein und in Kapitalis und enthält nur die Angaben, die notwendig waren, um die Memoria zu gewährleisten. Im Bearbeitungsgebiet haben sich vor allem in Kloster Asbach eine Reihe solcher Plättchen erhalten (vgl. Nr. 326, 330, 357).

Im 16. Jahrhundert tritt zu den bisher bekannten Grabmalformen neu das Epitaph. Im ländlich strukturierten Bearbeitungsgebiet kommt diesem Grabmaltyp nicht die gleiche Rolle zu wie in [Druckseite 40] den Städten, dennoch finden sich einige interessante Beispiele. Das älteste diesem Typus zumindest verwandte Denkmal ist die Epitaphtafel für Heinrich Greiner in St. Salvator von 1518 (Nr. 190), die mutmaßlich mit der Werkstatt des „Sigmund Rueder“ in Verbindung steht. Auf einer Rotmarmortafel findet sich hier über einer deutschen Inschrift ein in zwei Zonen gegliedertes Relief, das oben die Anbetung der Könige, darunter in einer eigenen Zone links – also auf der vornehmeren Seite – den stiftenden Sohn und Konventualen von St. Salvator, rechts den Verstorbenen, beide kniend mit gefalteten Händen, zeigt. Eine solche Zone mit der betenden Familie links und rechts einem Erbärmdechristus zeigt auch die oben bereits besprochene Wappengrabplatte der Familie Landauer in Vilshofen von 1520 (vgl. Nr. 195), die damit ebenso ein Bindeglied zwischen früheren Grabmalformen und dem Epitaph darstellt. Die Epitaphtafel bzw. -platte ist im ganzen 16. Jahrhundert der einzige Typ des Epitaphs im Bearbeitungsgebiet, sieht man von den mehrgliedrigen Epitaphien in Steinkirchen ab (s.u.), die durch die Sondersituation dieses Bestattungsortes sicher mehr der städtischen Sphäre zuzurechnen sind.

Stets wird eine meist aus dem einheimischen Rotmarmor gefertigte Platte oder Tafel durch Abtrennungen in mehrere Zonen geteilt, von denen eine, meist die unterste, von der Grabinschrift, die beiden oberen unten von der anbetenden Familie und darüber dem Andachtsbild eingenommen werden. Beispiele dafür finden sich mit der Tafel für Sara von Ruhstorf in Ruhstorf (†1555) (vgl. Nr. 240), dem Denkmal für die Familie Schachner in Tettenweis (vgl. Nr. 260) und dem Epitaphfragment der Familie Sextl in Aidenbach (vgl. Nr. 314(†)). Noch 1629 findet sich die prinzipiell gleiche Gestaltung bei der Epitaphtafel für die Familie Mayr in Rotthalmünster (vgl. Nr. 360). Auch die formale Weiterentwicklung entspricht dabei der der andernorts üblichen mehrgliedrigen Epitaphien; so finden sich auch hier Beispiele, bei denen die Trennung von Andachtsbild und Oranten aufgegeben ist, das heißt der Verstorbene in das Andachtsbild integriert wird. So zum Bespiel beim Denkmal für Abt Dorner in Asbach (1575, vgl. Nr. 269), bei dem Verstorbener und Wappen unmittelbar unter dem Kruzifix gezeigt werden, oder dem des Ehepaares Goder, das beide vor dem Sarkophag des Auferstehenden zeigt, an dem die Wappenschilde der Verstorbenen lehnen (vgl. Nr. 297). Wieso es bei der Form einer Platte oder Tafel bleibt, ob dafür die Nähe zu den Rotmarmorbrüchen des Salzburger Landes oder ein bloßes Verhaftet-Sein an der traditionellen Form der hochrechteckigen Platte ausschlaggebend ist, wird sich erst untersuchen lassen, wenn größere Bestände des südostbayerischen Raumes und der angrenzenden Gebiete Oberösterreichs und Salzburgs untersucht sind. Eine interessante Form dieser Epitaphplatten stellt das Denkmal für den Rotthalmünsterer Kämmerer Balthasar Hofinger von 1552 dar (vgl. Nr. 235). Hofingers Denkmal kombiniert die um diese Zeit außerhalb der figürlichen Denkmäler für Klostervorsteher schon sehr altertümliche Form einer Umschriftenplatte mit den Elementen des Epitaphs, die hier das durch eine Doppelleiste geteilte Feld der Platte einnehmen. Unten sehen wir rechts das die ganze Höhe des Feldes einnehmende Vollwappen, rechts den auf dem üblichen Block knienden Verstorbenen, den Hut in Händen, den Kopf stark zurückgelehnt, um zu dem in der oberen Zone links dargestellten Kruzifixus aufblicken zu können, die rechte Seite der oberen Zone füllt ein Schriftband mit einer leider fast zerstörten Gebetsanrufung. Das Epitaph gehört einer anonymen lokalen Gruppe an, die durch die Verwendung der Gotischen Minuskel ebenfalls konservativ erscheint (vgl. Einleitung 29). Auch im 17. Jahrhundert finden sich noch Epitaphtafeln dieses Typs. 1630 zeigt das Denkmal der Familie Reuhner (vgl. Nr. 362) in Rotthalmünster genau die oben beschriebene Form. Vom mehrgliedrigen Epitaph wurde einzig und allein übernommen, dass der untere Abschluss der Tafel nicht mehr gerade, sondern durch zwei Volutenbögen mit einem Engelskopf gebildet wird. Ebenfalls Anleihen beim mehrgliedrigen Epitaph nimmt die Tafel der Familie Mayr, ebenfalls in Rotthalmünster (vgl. Nr. 360). Auch hier wird die Teilung in Schrifttafel, Darstellung der Familie und Andachtsbild übernommen; das Andachtsbild wird jedoch unter einen Bogen gestellt, dem beidseitig eine Leiste mit Wappenschilden, Maskarons und Fruchtgehängen beigegeben ist, die hier für die Seitenhänge des mehrgliedrigen Epitaphs stehen können.

Aus dem 17. Jahrhundert haben sich auch zwei Epitaphe für Kleriker (vgl. Nr. 381, 411) erhalten, die ebenfalls dem Typus der Epitaphtafel zuzurechnen sind. Auch hier handelt es sich um eine hochrechteckige Platte bzw. Tafel, die in zwei Zonen geteilt ist; die untere nimmt in beiden Fällen eine Inschrift ein, darüber befindet sich das Andachtsbild jeweils mit dem Kleriker kniend unter dem Kruzifixus. Das ältere und aufwändigere Stück in Uttigkofen gibt der bildlichen Darstellung in der Schriftkartusche unten eine Gebetsinschrift bei und verschiebt die Sterbeinschrift in die Umschrift. Der Kleriker in reich gefälteltem Superpeliceum hält einen Rosenkranz in Händen und hat eine Wappenkartusche vor sich. Der Kruzifixus hat trotz der beigefügten Stadtlandschaft den Charakter einer Vision, was durch das Wolkenband, aber noch mehr durch den von [Druckseite 41] ihm ausgehenden Strahlennimbus betont wird (vgl. Nr. 381). Im weit einfacheren und kleineren Denkmal in Aigen ist die Trennung zwischen betendem Kleriker und Kruzifixus durch das Betpult angedeutet, an dem der Orant kniet (vgl. Nr. 411).

Mehrgliedrige Epitaphien finden sich im 17. Jahrhundert für zwei Äbte von Aldersbach (vgl. Nr. 339, 378). Hier stellten die Epitaphien vermutlich nicht das einzige Grabdenkmal, sondern eine Ergänzung zur Platte dar, die das Grab deckte. Während das Denkmal für den Abt Dietmeyer die klassische Form eines mehrgliedrigen Epitaphs mit Unterhang, Hauptzone und Aufsatz zeigt (vgl. Nr. 339), wählte Abt Kirchberger die aufwändigere Form eines Epitaphaltars (vgl. Nr. 378). Auch hier ist das Denkmal in drei Zonen geteilt, wobei die Inschriftentafel zwischen Abtswappen und Klosterwappen die untere Zone einnimmt, die Hauptzone wird von einem zentralen Bild, beseitet von zwei Ordensheiligen, beherrscht, den Aufsatz nimmt eine Darstellung Gottvaters ein. Das Mittelbild von 1635 zeigt eine Darstellung der Vision des Heiligen Bernhard und in einer zweiten Deutungsebene eine Darstellung der Trinität durch das Jesuskind auf dem Marienschoß, die Heiliggeisttaube darüber, von der die Vision ausgeht, und die Darstellung Gottvaters im Auszug. Nicht mehr zu klären ist die Frage, ob der Heilige Bernhard die Gesichtszüge des Abtes Kirchberger trägt und damit das Altarbild auch ein Portrait des Verstorbenen bietet. Nur mehr fragmentarisch erhalten ist ein Denkmal für den Abt Michael Reyser aus St. Salvator (1614, vgl. Nr. 341). Auch bei diesem Stück handelte es sich wohl um ein mehrgliedriges Epitaph, die Hauptzone mit dem Andachtsbild fehlt heute jedoch, erhalten haben sich nur Unterhang mit Inschrift, Sockelzone mit Darstellung des Verstorbenen und der Aufsatz, der ebenso wie beim Epitaphaltar in Aldersbach eine Darstellung Gottvaters enthält.

Mehrgliedrige Epitaphien für Mitglieder der Bürgerschaft und des Adels bleiben im Bearbeitungsgebiet, abgesehen von Ortenburg, die Ausnahme (vgl. Nr. 414). In Vilshofen findet sich 1615 ein sehr interessantes Denkmal für Christoph Sardter und seine Familie (Nr. 343). Die Formulierung der im Unterhang angebrachten Inschrift ordnet es eindeutig den Epitaphien als bürgerliche Familiendenkmäler zu. Genannt werden neben dem Verstorbenen und seiner Ehefrau auch die fünf gemeinsamen Kinder. Dieser Angabe entspricht auch die Darstellung der knienden Familie in der Sockelzone der zweigliedrigen, über den Unterhang gesetzten Tafel. Die Hauptzone zeigt ein Kruzifix zwischen Maria und Johannes dem Evangelisten, am Kreuzesfuß Maria Magdalena, zu Seiten des Gekreuzigten zwei Engel, die das Blut aus den Wundmalen auffangen, all dies vor einer Stadtlandschaft. Gewählt wurde also das Motiv, das wir am häufigsten auf Epitaphien in Altbayern finden, der Kruzifixus, jedoch ergänzt um mehr als die übliche Zahl von Assistenzfiguren. Das Bild steht zwischen zwei mit Beschlagwerk verzierten Rahmenleisten, die einen Bogen tragen. Interessant sind die Motive der Bogenzwickel. Gezeigt werden zwei der vier Evangelisten, die beiden anderen sind in die Sockelzone rechts und links der Familiendarstellung gesetzt. Dieses Motiv der vier Evangelisten ist auf einem Epitaph zumindest ungewöhnlich. Das einzige mehrgliedrige Epitaph für einen alleinstehenden Mann, der nicht dem geistlichen Stand angehörte, findet sich in Aldersbach. Dort ließ sich Sigmund Münch von Münchhausen 1620 ein Epitaph errichten, das in der zentralen Zone eine Darstellung des Gnadenstuhls, begleitet von Engeln mit Leidenswerkzeugen, zeigt; Sigmund selbst wird im Aufsatz durch sein Wappen und das Wappen seiner Ehefrau repräsentiert (vgl. Nr. 352(†)). Sigmund verstarb in Aldersbach und wurde wohl auch dort bestattet, die Setzung eines Epitaphs in der Klosterkirche entsprach wohl dem Repräsentationsbedürfnis seiner Familie, das sich im Rahmen der klösterlichen Grablege nicht hätte realisieren lassen.

Die Elemente des Epitaphs in einer allerdings überdimensionierten Form weisen die Wandgrabmäler für die Brüder Weissenfelder in Hofkirchen (vgl. Nr. 303, 304), für Hans Wolf von Schwarzenstein (vgl. Nr. 313) und Burkhard von Taufkirchen (vgl. Nr. 331) in Steinkirchen und für Wolf Friedrich von Closen und seine Ehefrau in Uttigkofen (vgl. Nr. 345) auf. Hier finden sich der bei den Epitaphien übliche Aufbau aus Unterhang, Hauptzone mit Seitenhängen und Aufsatz. Die Grabinschrift findet sich dabei stets im Unterhang, die Aufsätze zeigen Wappen. Das Andachtsbild, das die Hauptzone ziert, ist mit Ausnahme des Closen-Denkmals in Uttigkofen, das eine theologisch anspruchsvolle Darstellung der Allegorie des Miles christianus zeigt, dem Bild der Auferstehung vorbehalten. Das Uttigkofer Denkmal verzichtet daher auch im Aufsatz auf die Wappen, da der Platz für die Darstellung Gott-Vaters im Zusammenhang mit dem Bild der Hauptzone benötigt wird. Neben der schieren Größe der Denkmäler unterscheidet sie von den anderen Epitaphien die jeweils auf der Leiste zwischen Hauptzone und Seitenhang angebrachte, ausführliche Repräsentation der Abstammung durch Ahnenproben; bei den Weissenfeldern und den Schwarzensteinern eine Vier-Ahnen-Probe, bei Burkhard von Taufkirchen und seinen Ehefrauen sowie bei Wolf Friedrich von Closen und seiner Gattin eine Acht-Ahnen-Probe.

[Druckseite 42]

Eine Besonderheit unter den Grabdenkmälern des Landkreises stellen die in der Marktkirche von Ortenburg erhaltenen Grabdenkmäler der Reichsgrafenfamilie um Joachim von Ortenburg dar. Die Ortenburger hatten ihre Grablege ursprünglich in der Ortenburger-Kapelle am Passauer Dom84). Sie nutzten diese Grablege auch noch, nachdem die Reformation in der Reichsgrafschaft eingeführt worden war. So ließ Joachim von Ortenburg 1573 in der Ortenburgkapelle eine Gedenkplatte für seinen Sohn Anton setzen85). Nachdem Graf Joachim 1563 die Reformation im reichsunmittelbaren Teil seiner Herrschaft einführen ließ, begann er mit der Umgestaltung der Marktkirche, einer Wallfahrtskapelle im Ort Ortenburg, zur evangelischen Pfarrkirche und gleichzeitig zur Grablege der gräflichen Familie. Als Ort der Grablege sollte der Chor der Kirche dienen. Hier wurde eine Gruft ausgehoben, die heute wieder zugeschüttet ist. Als Erster wurde der 1573 bei einem Schiffsunglück auf der Donau verstorbene Anton in dieser Gruft beigesetzt. Die ältesten Denkmäler für die Grablege wurden von dem Regensburger Bildhauer Hans Pötzlinger geschaffen86). Pötzlinger schuf Grabdenkmäler in einer Form, die bis dahin im süddeutschen Raum noch nicht existiert hatte. Als Erstes ist hier das Wandgrabmal für Anton von Ortenburg zu nennen (Nr. 272). Das monumentale Wandgrabmal mit der Figur eines Demigisant wurde in eine extra für das Denkmal geschaffene Nische gestellt. Zentrum der Grablege bildet jedoch das unmittelbar danach geschaffene Hochgrab für Joachim (Nr. 280). Das Denkmal besteht aus einem auf einem hohen Sockel stehenden Tumbakasten, der mit Reliefs mit Darstellungen der Tugenden geschmückt und reich mit antikisierenden Elementen ausgestaltet ist. Auf der oberen Abschlussplatte ruht eine Liegefigur des Reichsgrafen. Die dritte Arbeit Pötzlingers ist das Denkmal für Joachims Schwiegermutter Adelheid Schenk von Limburg (Nr. 287). Auch hier handelt es sich um ein monumentales Wandgrabmal, das jedoch auf jeden figürlichen Schmuck verzichtet. Bestimmend für die Gestaltung des Denkmals ist die große Schrifttafel im Mittelfeld, die von Halbpilastern gerahmt und durch einen Beschlagwerkunterhang und einen Aufsatz über Gebälk ergänzt wird, die als Orte der Wappen dienen. Ebenso als monumentales Wandgrabmal mit zentraler Schrifttafel und ergänzenden Wappen im Aufsatz ist das Denkmal für Ulrich von Ortenburg (Nr. 293) gestaltet. Für dieses Denkmal wurde jedoch nicht mehr Pötzlinger herangezogen. Neu ist hier das bei den folgenden Denkmälern ebenfalls eingesetzte Element des rahmenden Stucks, in den Tafeln und Wappenmedaillons aus gefärbtem Kalkstein eingefügt werden. Bei den Wandgrabmälern für Joachim (Nr. 316) und Heinrich (Nr. 327) werden hier manieristische Formen sichtbar, so bei der Gestaltung der Wappenkartuschen und der das Denkmal rahmenden Engelshermen. Im Vergleich konservativ erscheint das Letzte der großen Wandgrabmäler, das für Lucia (Nr. 355). Viel stärker rückt in diesem Denkmal – sicher auch bedingt durch die historischen Umstände – der dynastische Anspruch der Lucia von Ortenburg in den Vordergrund, der sich in einer 32-teiligen Ahnenprobe und großen Vollwappen in der Sockelzone manifestiert. Aufrechterhalten wird auch hier das Element der zentralen Schrifttafel. Die Grablege der Ortenburger bildete bis zur Umgestaltung der Kirche im 18. Jahrhundert den Abschluss der Blickachse der Kirche, da für den Gottesdienst nach calvinistischem Vorbild nur ein einfacher Tisch diente. Die heutige Gestaltung weicht jedoch von der des 16. und frühen 17. Jahrhunderts in entscheidenden Punkten ab, so fehlen die Gitter, die sowohl das Grab Antons als auch das Hochgrab Joachims umgaben, die Totenschilde (vgl. Nr. 259), die heute den süd- und nordöstlichen Chorschluss verzieren waren an anderer Stelle montiert. In der Ursprungskonzeption zeigte Joachim von Ortenburg, auf den die Gestaltung der Grablege zurückgeht, sich und seine Familie als Patronatsherren der evangelischen Kirche in Ortenburg.

Glocken

Im Bearbeitungsgebiet haben sich 18 historische Glocken aus der Zeit vor 1650 erhalten87). Von vier weiteren kennen wir zumindest den Text. Die Glocken, deren Texte wir kennen, gingen meist bei der Glockenabgabe des Zweiten Weltkrieges verloren, daher traf es auch weitestgehend die jüngeren Glocken des 16. und 17. Jahrhunderts (vgl. 1533 Aidenbach Nr. 218†, 1596 Kühnham Nr. 311†, 1613 Gaishofen Nr. 344†). Auffällig ist, dass aus keinem der Klöster des Bearbeitungsgebiets [Druckseite 43] eine Glocke aus der Zeit vor 1650 auf uns gekommen ist88). Den ältesten Bestand historischer Glocken hält Kößlarn bereit, direkt gefolgt von Oberindling. Die älteste Glocke im Bearbeitungsgebiet (1404, vgl. Nr. 22) findet sich in Kößlarn, unzugänglich im Dachreiter der Leichenhalle, sie gehört aber zum ursprünglichen Bestand der Pfarr- und Wallfahrtskirche. Leider konnte ihre Inschrift nicht neu gelesen werden. Die in Kdm NB XXI (Griesbach) gebotene Lesung, die auch für diesen Band übernommen werden musste, befriedigt keinesfalls.

Die Glocke in Hausbach von 1421 (vgl. Nr. 25) bietet sowohl eine Gießerinschrift als auch eine Nennung von Heiligennamen. Die Gießerinschrift belegt zwei Gießernamen, Hanns Rothamer und Hans Foit, die bisher in der gängigen Literatur zu deutschen und österreichischen Glockengießern nicht belegt sind. Die Heiligennennung belegt die auf Glocken häufig nachzuweisenden Weisen aus dem Morgenland, zusammen mit der Gottesmutter und allen Heiligen, vgl. dazu auch die Glocke in Ortenburg aus der Kirche in Steinkirchen, ebenfalls mit einer Nennung der Weisen aus dem Morgenland neben Maria und dem Kirchenpatron Laurentius (Nr. 166). Die Nennung der Heiligennamen erfolgt auf beiden Glocken in Gotischer Majuskel, während auf der Hausbacher Glocke für die Gießerinschrift die modernere Gotische Minuskel gewählt wurde.

Die Glocke in Kößlarn von 1443 (Nr. 43) trägt neben der Datierung die traditionelle Anrufung des Rex Glorie89), so auch die Glocke in Reisbach (vgl. Nr. 158). Die jüngere Schwester im Kößlarner Geläut von 1475 (vgl. Nr. 93) bietet das erste Mal im Bearbeitungsgebiet das Ave-Maria-Gebet als Glockeninschrift und lässt sich durch die zusätzliche Nennung des Kreuzestitulus und die Glockenzier in Zusammenhang mit einer Glocke in Vornbach (vgl. DI 80 (Lkr. Passau 1) Nr. 44) bringen. Das Ave-Maria-Gebet trug auch die heute verlorene Glocke in Aidenbach von 1533 (vgl. Nr. 218†). Die Glocke in Neuhofen bietet die erste deutsche Gebetsanrufung auf einer Glocke (vgl. Nr. 157).

In den Jahren 1516 und 1521 erhielt der Kirchturm in Oberindling zwei neue Glocken (Nr. 188 und 204). Beide tragen lateinische Inschriften in Frühhumanistischer Kapitalis. Die Glockeninschrift ruft einmal den Hl. Petrus, einmal die Hl. Anna um Hilfe an, beide Glocken tragen neben den Angerufenen das Relief je eines weiteren Heiligen an ihrer Flanke. Das gleiche Beschriftungs- und Darstellungsschema zeigen auch die Glocke in Mistlbach (vgl. Nr. 189), die zeitlich zwischen den Oberindlingern liegt, und die in Egglfing (vgl. Nr. 217). Ob es sich hier um eine gemeinsame Produktionsstätte handelt oder diese Ähnlichkeit dem lokalen Zeitgeschmack geschuldet ist, bedarf noch der Klärung. Bleibt für Oberindling noch das etwas ältere Sterbeglöckchen zu nennen, das mit Buchstaben versehen ist, die sich keiner sinnvollen Lesung erschließen (Nr. 159).

1573 zeigt die Glocke von Rotthalmünster, dass neue Zeiten auch für die Texte auf Glocken angebrochen sind. Die Glocke der Pfarrkirche wurde mit einem Zitat aus dem Römerbrief versehen (vgl. Nr. 262). Erst 1643 wird dann bei einem Glockenguss in Aunkirchen wieder eine Gebetsanrufung – wohl im Zusammenhang mit den Ereignissen des Dreißigjährigen Krieges – auf einer Glocke angebracht (vgl. Nr. 395). Alle Glocken dazwischen tragen nur Gießerinschriften.

Die Glocke in Söldenau (vgl. Nr. 124) belegt durch ihre Gießerinschrift 1487 zum ersten Mal Passau als Gussort einer Glocke aus dem Bearbeitungsgebiet. Mit der heute verlorenen Glocke aus Walchsing (vgl. Nr. 227†) finden wir einen nachweisbaren Glocken- bzw. Gießerimport aus dem weiter entfernten München vor. Wolfgang der Ältere Steger, Büchsenmeister und Gockengießer, der mit Glockengüssen u.a. auch in Weilheim (vgl. DI 84 (Weilheim-Schongau) Nr. 97) und Augsburg (St. Ulrich und Afra) nachweisbar ist, goss laut Inschrift diese Glocke. Grundsätzlich bleibt es aber im 16. und 17. Jahrhundert bei Glockengießern aus dem nahegelegenen Passau. Dionys Schulthes zeigt sich für zwei Glockengüsse in Kühnham (vgl. Nr. 311†) und Gaishofen (vgl. Nr. 344†) verantwortlich, beide Glocken sind heute verloren. Mitglieder der Familie Seiser gossen die Glocke in Steinkirchen von 1601 (vgl. Nr. 325) und die Stadtturmglocke in Vilshofen von 1647 (vgl. Nr. 408), und Otto Heinrich Ableitner zeichnete die Glocke in Aunkirchen (vgl. Nr. 395).

Einer anderen Sphäre als die Kirchenglocken gehören die beiden Glocken auf dem Stadtturm in Vilshofen an, erfüllten sie doch keinen liturgischen Zweck. So ist die ältere Glocke von 1514 (vgl. Nr. 183) neben der Jahreszahl mit einem Wunsch nach Frieden für die (in die Stadt) Eintretenden versehen, die jüngere von 1647 (vgl. Nr. 408) nennt neben dem Gießer Christoph Seiser die Stadt als Auftraggeberin und die Funktion der Glocke als Uhrenglocke.

Inschriften an Gebäuden, Wandmalereien, (Bild-)Fenster

Im 15. Jahrhundert werden im Bearbeitungsgebiet eine große Zahl von Kirchen im Stil der Spätgotik neu gebaut oder umgebaut. Im Zuge dieser Kirchenbauten wurden die Decken der Kirchen mit Wandmalereien versehen. Dies betrifft zunächst einmal die Farbfassung der Gewölberippen und eine florale Dekoration der anliegenden Felder. Das zentrale Gewölbe wurde häufig zusätzlich durch figürliche Malereien – z.B. die Darstellung der Evangelistensymbole (vgl. Nr. 82) oder Heiligendarstellungen (vgl. Nr. 101, 102, 103) – herausgehoben. In den meisten Fällen wurden diese Malereien dem Zeitgeschmack entsprechend spätestens in der Zeit des Barock übermalt. Die Deckenmalereien wurden gerne bei den regotisierenden Renovierungsmaßnahmen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts wieder freigelegt und restauriert. Diese Restaurierungsmaßnahmen wurden meist von Kunst- und Kirchenmalern durchgeführt, die die Malereien übergingen und oft grundlegend veränderten, dies gilt nicht zuletzt für die Beischriften90). Ein besonders eindrucksvolles Beispiel für eine dem Zeitgeschmack des frühen 20. Jahrhunderts entsprechende Restaurierung oder, besser, übermalende Neuschöpfung stellen die ursprünglich in die Zeit um 1470 zu datierenden Deckenmalereien in Karpfham dar (vgl. Nr. 82). Der Restaurator, der vermutlich nur geringe Reste der Ursprungsbemalung vorfand, ließ sich gerade bei den Evangelistensymbolen Löwe, Adler und Mensch von frühgotischen Formen beeinflussen, die für die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts schon anachronistisch erscheinen, während er einen Stier wohl vor Augen hatte, sodass er bei dessen Darstellung aus seiner eigenen Stilisierung fällt. Zu den Ziermalereien treten häufig Stifterwappen, die nur selten mit erklärenden Beischriften versehen sind (vgl. Nr. 99). Selten findet sich auch eine bildliche Darstellung, die sich mit den Stiftern verbindet (vermutlich Nr. 215). Neben den Stiftern nennt sich auch manchmal der Baumeister, so Thomas von Braunau in Grongörgen und Steinkirchen (vgl. Nr. 87, 89) und noch 1519 ein Meister Cue.. aus Pfarrkirchen (vgl. Nr. 192). Neben diesen Deckenfassungen gibt es noch einzelne bildliche Darstellungen, Bilder in Wandmalerei, die mit einer Beischrift, meist einer Stifterinschrift, versehen sind. Nicht immer ist eine solche Stiftung mit dem Anliegen der Memoria verbunden. Ein Malereiprogramm, das der nachtridentinisch-gegenreformatorisch ausgerichteten Kirchenausstattung verpflichtet ist, zeigen die Deckenmalereien in Hilgartsberg (vgl. Nr. 301). In der Pfarrkirche zu Malching finden sich zwei wandfüllende Malereien des frühen 17. Jahrhunderts, beide Darstellungen wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts von einem Kirchenmaler völlig übergangen und – wie der Befund zeigt – dabei auch entstellend verändert. Bei dem einen Bild handelt es sich vermutlich um eine Gedenkinschrift für ein Ehejubiläum (vgl. Nr. 317(†)), bei der anderen um das Stiftungsbild der Malchinger Allerseelenbruderschaft (vgl. Nr. 328).

Eine gewisse Schwierigkeit bei der Inschriftenaufnahme der Wandmalereien stellt die große Zahl von bloßen Jahreszahlen, besonders aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, dar91). Diese Jahreszahlen sind häufig von großer Bedeutung für die Baugeschichte einzelner Gotteshäuser und müssen daher auf jeden Fall geboten werden. Andererseits ergaben die Autopsie vor Ort sowie auch Recherchen im Landesamt für Denkmalpflege häufig, dass die Zahlen bei Freilegungen und Restaurierungen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts oft unsachgemäß, teilweise sogar willkürlich nachgezogen und verändert wurden, sodass in einzelnen Fällen sogar von einer Neuschöpfung des Restaurators ausgegangen werden muss. Da für die Restaurierungen dieser Zeit oft keine Restaurierungsakten mehr vorliegen, muss bei der Bewertung der einzelnen Jahreszahlen, besonders im Hinblick auf eine Ankerfunktion bei der Baudatierung, dringend zur Vorsicht geraten werden.

Zu Bauinschriften sind die oben bereits erwähnten Jahreszahlen zu zählen.

Die älteste überlieferte Bauinschrift stammt aus dem Jahre 1404 und nennt den Vilshofener Bürger Hans Preu (Nr. 20†). Die heute nicht mehr erhaltene Tafel zeigte neben der Inschrift den Stifter sowie sein Wappen.

In den allermeisten Fällen stehen Bauinschriften zusammen mit dem Wappen des Bauherrn in Verbindung. Zu unterscheiden sind hier einfache Wappensteine wie die Bischof Urbans von Trenbach in Schloss Rathsmannsdorf (Nr. 275, 276, 277) sowie ausführlichere Nachrichten mit Nennung des Auftraggebers und der jeweiligen Baumaßnahme, wie beispielsweise im Schloss Ortenburg (Nr. 248). Solche Bauinschriften stehen meistens im Zusammenhang mit Umbauten oder Renovierungen [Druckseite 45] adliger Hofmarksherren, wie die Baunachricht Wolf Friedrich von Closens im Schloss Haidenburg von 1608 (Nr. 333) oder die Rudolfs von Pötting von 1636 (Nr. 380). Letztere belegt auch sehr schön die Problematik von dislozierten Inschriften: Die ursprünglich zum Schloss in Kading gehörige Tafel befindet sich heute in Stetting und ist somit aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang gerissen.

Anstelle des Bauherren führt eine Tafel in Grongörgen den leitenden Baumeister – Thomas von Braunau – mit seinem Wappen auf. Als Bauinschrift einer Kirche wird hier auch explizit auf die Tagesdatierung des Baubeginns und -endes eingegangen (Nr. 86).

Die Bauinschrift des Eberhard Paur in Pleinting von 1444 (Nr. 44) hingegen besteht aus einer einfachen Tafel, die nur den Text trägt. Sie berichtet vor allem von der neuen Weihe der Kapelle und des Altares.

Von dem ehemals sicher bei weitem größeren Bestand an Glasgemälden haben sich im Landkreis nur wenige Exemplare erhalten. Die Scheiben fielen dem Glasbruch und der ab dem 16. Jahrhundert modernen Blankverglasung zum Opfer. Die erhaltenen Objekte stammen – mit Ausnahme der mit der Familie Ortenburg zu verbindenden Wappenscheiben (s.u.) – aus dem letzten Viertel des 15. und dem ersten Viertel des 16. Jahrhunderts. Bei den Beschriftungen handelt es sich um Bildbeischriften, Stifterinschriften und den Stiftern beigegebene Gebetsanrufungen. Die ältesten, zumindest mittels einer Amtszeit zu datierenden Scheiben sind die des Abtes von St. Salvator Johannes IV. (1483–1494) in Wolfakirchen (vgl. Nr. 134). Die wohl im Zusammenhang mit dem dortigen Kirchenneubau gestifteten Scheiben zeigen den Abt, seinen Namenspatron Johannes, die Kirchenpatronin Maria und den Klosterpatron Christus als Salvator mundi. Wie bei allen im Original erhaltenen Scheiben des Bearbeitungsgebietes kann auch bei diesen Scheiben nicht als sicher gelten, dass die heutige Anbringung dem Originalbefund entspricht. Sicher nicht mehr im originalen Kontext finden sich die Scheiben in Grongörgen (vgl. Nr. 160), die heute in zwei Fenstern der Langhausverglasung in jeweils zwei Reihen und einem Chorfenster in drei Reihen in die Bahnen der Blankverglasung eingefügt sind. Auch diese Scheiben zeigen einerseits Heilige, hier in Paaren geordnet, sowie Wappen und Darstellungen der Stifter, denen eine Gebetsanrufung beigefügt ist. Dem Typus der Stifterinschriften sind die Scheiben des Michael Beer 1512 und der Gebrüder Goder 1515 auf den heute in die Blankverglasung des Langhauses eingefügten Bildfenstern in Kriestorf zuzuordnen (vgl. Nr. 180 und 186). Michael Beer, der Kirchenstifter, wird als Ritter in Rüstung kniend dem Kirchenpatron Otmar gegenübergestellt, die Goderbrüder in gleicher Gestaltung dem Namenspatron des Älteren Christoph. Während bei Michael Beer jedoch explizit auf die Kirchengründung 1512 hingewiesen wird, werden die Goderbrüder nur genannt. Beide Scheibenpaare werden von der Forschung der Landshuter Glasmalerwerkstatt des Hans Wertinger zugeschrieben.

Die meisten Wappenscheiben, die im Bestand bearbeitet wurden, stammen aus dem Umfeld der Familie Ortenburg. Neben zwei Scheiben in der Pfarrkirche von Ortenburg, die Christoph von Ortenburg und seine beiden Ehefrauen, Anna, geb. Holup, und Anna, geb. Firmian, repräsentieren (Nr. 266), haben sich einige Stücke im Schloss in Erbach (Nr. 320), wo sie allerdings erst 1805 museal und leider aus dem ursprünglichen Zusammenhang gerissen in ein größeres Fenster eingefügt wurden, und im Schloss in Tambach (Nr. 321(†)) erhalten. Es handelt sich bei den meisten wohl um Teile größerer genealogischer Reihen, die die Familie vorstellen sollten.

Kirchliche Ausstattung

Zwei bemalte Emporenbrüstungen finden sich im Bearbeitungsgebiet. Beide Brüstungen zeigen Tafelmalereien. Dargestellt ist in Vilshofen Christus als Salvator mundi zwischen Maria und der Kirchenpatronin Barbara und eine Apostelreihe (vgl. Nr. 413). Die Brüstung der Wallfahrtskirche in Sammarei zeigt Szenen aus dem Marienleben (vgl. Nr. 407). In Vilshofen tragen die einzelnen Aposteltafeln Beischriften mit Namensnennungen, unter den zentralen Mittelbildern ist zudem jeweils eine Gebetsanrufung angebracht. Daneben finden sich auf den Tafeln auch Stiftervermerke. Die einzelnen Tafeln wurden von verschiedenen Stiftern bezahlt, die Wappen und Inschriften auf ihren Stiftungen anbrachten. In Vilshofen handelt es sich leider nur um Initialen. Währen der Hauptstifter, der Stadtpfarrer Rohrmayr, mittels der Initialen identifiziert werden konnte, ist eine Auflösung der einzelnen Stifterinitialen auf Grund der ungünstigen Überlieferungslage zu den Vilshofener Bürgern leider nicht gelungen. Eine Hierarchisierung der Stifter ist jedoch wohl feststellbar, von innen nach außen finden sich Stifter, denen Vollwappen zugeordnet sind, Stifter, die nur Schilde führten bzw. gar kein eigenes Wappen hatten, sondern nur das Wappen ihrer Zunft [Druckseite 46] anbringen konnten oder diese Zunft (vielleicht als Vierer?) bei der Stiftung vertraten. Gestiftet wurden die Emporenbilder also wohl von Mitgliedern der Oberschicht der Stadt, sei es in der Stadt oder in ihrer Nähe ansässigen Adeligen, sei es Mitgliedern der städtischen Führungsschicht. Auf den Einzelbildern in Sammarei sind vollständige Namen genannt. Auch hier konnte jedoch nur ein Stifter belegt werden, es handelt sich um einen Offizier des Kurbayerischen Heeres. Da die anderen genannten Stifter nicht mit lokalen Familien in Verbindung gebracht werden konnten, liegt es nahe, dass es sich um die gemeinsame Stiftung von Soldaten des Heeres, die vielleicht in der Gegend stationiert waren, handelte.

Leider nicht mehr im Original vorhanden ist eine Orgel aus dem Jahre 1595, die sich im Chor der Pfarrkirche in Rotthalmünster befand. Von ihr zeugt eine an die Wand gemalte Stifterinschrift (Nr. 309). Die Inschrift stellt das einzige Zeugnis für dieses Instrument dar.

Die Zahl der erhaltenen Vasa Sacra im Bearbeitungsgebiet ist erwartungsgemäß klein. Von besonderem historischem Interesse ist der Abendmahlskelch der evangelischen Gemeinde in Ortenburg (vgl. Nr. 263), eine Stiftung des Reformationsstifters Joachim von Ortenburg. Den Kern des heutigen Stücks bildet ein katholischer Messkelch. Der Nodus zeigt daher Heiligenfiguren und Beischriften. Bei der Stiftung – vermutlich anlässlich der Anerkennung der Reichsunmittelbarkeit der Grafschaft 1573 – ließ der Graf auf den Fuß sein Wappen und die Jahreszahl setzen. Eine ausführliche Stifterinschrift trägt die von der Allerseelenbruderschaft finanzierte Turmmonstranz in Otterskirchen von 1593 (vgl. Nr. 307). Sie trägt ein Passauer Beschauzeichen. Eine Augsburger Arbeit ist der Kelch aus Ottenberg, der die Initialen der Stifter, der Hofmarksherren der Gemeinde, trägt (Nr. 324).

Einziges erhaltenes Parament im Bearbeitungsgebiet ist ein Kaselstab aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts mit Beischriften zu einer Mariendarstellung, die sich heute im Kirchenmuseum in Kößlarn befindet (Nr. 151).

Gedenkinschriften

In der Wallfahrtskirche zu Sammarei hat sich eine Gruppe von elf Votivtafeln aus der Zeit von 1631 bis 1647 erhalten. Die Überlieferung der Votivtafeln setzt damit in Sammarei relativ früh ein. In der Regel haben sich in bayerischen Wallfahrtsorten erst Tafeln aus der Zeit des Barock erhalten. In der Bearbeitungszeit des Deutschen Inschriftenwerks finden sich nur vereinzelt frühe Belege dieses Denkmaltyps92). Der größte Teil der Tafeln aus Sammarei zeigt den Votanten in betender Haltung vor dem Gnadenbild. In drei Fällen ist das Gnadenbild in einen Wolkenkranz gestellt (Nr. 370, 393, 403). Auffällig ist, dass das Christuskind bei der letzten Darstellung dieses Typs bekleidet dargestellt ist. Eine besondere Form dieses Darstellungstyps zeigt die Votivtafel der Barbara Feller (Nr. 369), hier ist die Votantin unmittelbar vor der Figur der Muttergottes gezeigt. Muttergottes und Kind wenden sich direkt ihr zu. Drei weitere Tafeln zeigen als Zentralbild nur die Muttergottes mit dem Kind (Nr. 368, 374, 400), wobei bei der mittleren Darstellung unter dem Gnadenbild die drei Votanten in einem eigenen Register dargestellt sind (Nr. 374), die jüngere Tafel zeigt eine stehende Muttergottesdarstellung mit Krone und Szepter mit einem bekleideten Christuskind mit Sphaira und Segensgestus, entspricht also nicht dem Typus der Muttergottes von Sammarei. Diese drei Tafeln sind die einzigen, die nur den Namen des Votanten bzw. seine Initialen und eine Jahreszahl nennen. Daneben gibt es noch eine Tafel, die das Sammareier Gnadenbild überhaupt nicht zeigt und nur auf Grund der Nennung des Wallfahrtsortes in der Inschrift sicher nach Sammarei verortet werden kann. Es zeigt nur den knienden Votanten in einer Landschaft (Nr. 402).

Die meisten der frühen Sammareier Votivbilder wurden anlässlich von Krankenheilungen gestiftet (Nr. 369 – tödliche Krankheit, keine nähere Angabe, Nr. 370 – Augenleiden, Nr. 393 – Kleinmütigkeit, vermutlich eine depressive Störung, Nr. 402 – Kopfschmerz, Nr. 403 – unleserlich), die Tafeln dokumentieren dabei nicht immer eine vollständige Heilung, sondern vielfach auch nur eine Besserung der Leiden (Nr. 370, 402 bösser worden, Nr. 393, 403 zur Bösserung gewendet). Bei allen Krankenheilungstafeln wird darauf hingewiesen, dass neben der Stiftung der Votivtafel auch eine Wallfahrt (Kirchfahrt) nach Sammarei, meist auch ein Opfer bzw. eine Messe gelobt worden ist.

[Druckseite 47]

Neben den Tafeln, die keinen Votationsgrund nennen und den Heilungs-Tafeln gibt es noch zwei Tafeln, die anlässlich des glücklichen Ausgangs eines Sturzes eines Kindes gestiftet wurden. Diese Tafeln unterscheiden sich von den übrigen, da bei ihnen der Vorgang des Unglücks dargestellt wird, einmal sieht man ein Kleinkind am Fuße der Treppe liegen (Nr. 365), einmal ein Mädchen im Fallen aus dem Fenster (Nr. 401). Während bei diesem jüngeren Bild die Gottesmutter von Sammarei über dem Haus in einem Wolkenkranz abgebildet und die Wallfahrtskirche im Hintergrund zu sehen ist, ist bei dem älteren, künstlerisch anspruchsvolleren Bild die Gottesmutter in einem Gemälde, das zur Ausstattung des Raumes gehört, präsent. Bei diesem Bild ist zudem die von Vollwappen begleitete Votivinschrift auf einem als Pergamentrolle gestalteten Schriftband eingefügt. Das Bild stammt im Gegensatz zu den meisten anderen Votivbildern aus einem adeligen Stiftungskontext, das gerettete Kleinkind stammt aus der Familie Ginger/Pfluegl (vgl. Nr. 388).

Nicht um Votivbilder im strengen Sinn handelt es sich bei den von Philipp von Wolfen (Nr. 406) und Anna Reisinger (Nr. 412) gestifteten Bildern. Bei beiden Stücken fehlt in der Inschrift ein Grund für die Votivgabe. Sie enthalten streng genommen nur Stifterinschriften. Bei der Tafel der Anna Reisinger zeigt die bildliche Darstellung jedoch ein stehendes Gnadenbild der Jungfrau mit Kind auf einer Wolke und zwei kniende Votanten, zwischen denen ein Haus abgebildet ist, sodass es abgesehen vom Inschriftentext formal dem Typus des Votivbildes genau entspricht, wenn es auch nicht das Sammareier Gnadenbild zeigt. Das Gemälde des Philipp von Wolfen zeigt den Stifter kniend im Harnisch vor einem in der Landschaft stehenden Kruzifix, im Hintergrund sein Pferd. Es fehlt hier also sowohl der entsprechende Inschriftentext mit Votationsgrund und Widmung an das Gnadenbild als auch eine entsprechende Abbildung. Der Standort Sammarei legt jedoch auch für diese beiden Bilder einen Votivzusammenhang nahe.

Unter den Gedenkinschriften sind zwei Hochwassermarken zu nennen. Die ältere (Nr. 169) erinnert an das große Hochwasser von 1501, das im Bestand der Stadt Passau eine große Rolle gespielt hat. In der jüngeren (Nr. 308) wird ein Hochwasser bzw. ein Eisgang erwähnt, der sich auch in der Stadt bemerkbar machte. Auch äußerlich ähneln die Tafeln stark Passauer Inschriften93).

Ebenfalls interessant ist eine Gedenkinschrift, die an die Einführung der Reformation durch Joachim von Ortenburg in seinem Territorium erinnert (Nr. 284).

An dieser Stelle zu erwähnen ist das bereits unter den figürlichen Grabdenkmälern für Klostervorsteher aufgeführte Denkmal für Abt Bartholomäus Madauer (Nr. 234), das anlässlich seiner Wahl, auf die der Text explizit eingeht, angefertigt wurde.

Im Kloster Aldersbach hat sich ein beachtlicher Bestand an Gedenkplatten erhalten. Gedacht wird Gönnern, aber auch Äbten des Klosters. Der genaue Zusammenhang ist unklar.

Offenbar bestand in Aldersbach eine gewisse Memorialtradition um einen größeren Kreis an Wohltätern. In einer Handschrift (Cgm 5609) findet sich eine umfangreiche Liste aus dem 15. Jahrhundert mit Namensnennungen von Personen, die dem Kloster etwas gestiftet hatten94). Einige Namen finden sich auf den Gedenkplatten wieder – wie beispielsweise Gerhard Schauer (Nr. 430). Für andere, wie Alex Güntzkofer (Nr. 84), haben sich originale Denkmäler erhalten. In der Liste werden bei weitem mehr Personen geführt, als in den erhaltenen bzw. überlieferten Gedenkinschriften erscheinen.

Ebenso gibt es im Kloster ein relativ ausführliches Necrologium (BHStA KL Aldersbach 8), das im ausgehenden 16. Jahrhundert aus älteren zusammengestellt worden ist95). Auch hier findet sich ein Großteil der bedachten Personen wieder.

Es ist wohl davon auszugehen, dass die meisten dieser Gönner auch im Kloster bestattet worden sein dürften. Erhalten haben sich aber fast ausschließlich die später angefertigten Gedenkplatten. Unklar ist, ob es sich hierbei um Neuanfertigungen anstelle älterer Denkmäler96) handelt oder ob Gedenkinschriften überhaupt erst aus anderen Klosterquellen zusammengestellt worden sind. Für beide Vorgehensweisen gibt es Argumente.

Formulierungen wie obiit circiter annos (Nr. 430) oder qui ecclesiam nostram liberaliter dotavit (Nr. 434) und dedit nobis ius patronatus (Nr. 420), die beide aus Quellen aus dem Bereich der Traditionsnotizen schöpfen dürften, weisen einige Stücke eindeutig als Gedenkinschriften aus. Inschriften wie die für Heinrich von Jahenstorf (Nr. 440) belegen explizit eine Familiengrablege. Das Formular [Druckseite 48] entspricht nicht den üblichen Grabinschriften. Es handelt sich hierbei also ebenfalls um eine Gedenkinschrift.

Daneben sind auch Überarbeitungen zu erkennen: Die originale Wappengrabplatte Wilhalm von Rottaus (Nr. 23) wurde zu einem späteren Zeitpunkt besonders im Bereich des Reliefs erneuert. Die für Abt Heinrich (Nr. 422†) überlieferten Verse dürften aus seiner Zeit stammen, sein Sterbevermerk hingegen ist sicherlich jüngeren Datums.

Unsicher ist, ob alle Platten zum selben Zeitpunkt angefertigt wurden. Möglich erscheinen auch mehrere Phasen.

Sowohl die Schrift – (Renaissance-)Kapitalis und Fraktur – als auch das Formular – Epitheta, Wortwahl beim Sterbevermerk (vgl. z.B. Nr. 425 und 439) oder Schlussformel (Nr. 435†) – weisen in die frühe Neuzeit, nicht vor die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts.

Da die Platten jedoch schon in einer Handschrift (Cgm 5608), die ins dritte Viertel des 17. Jahrhunderts datiert wird97), abgezeichnet sind, müssen sie zu diesem Zeitpunkt bereits existiert haben.

Daher wurden die Denkmäler im Katalog mit einem möglichst weiten Zeitansatz in die zweite Hälfte des 16. bzw. in das 17. Jahrhundert eingeordnet.

Zu unterscheiden sind verschiedene Typen:

Es gibt einfache Schrifttafeln (Nr. 419, 421, 423†, 424, 426, 433 und 438) sowie meist größere Platten mit Wappenrelief (Nr. 418, 420, 430, 431, 432, 434, 435†, 437, 439 und 440). Sonderformen stellen die Wappengrabplatte für Ulrich von Leublfing (Nr. 425: Kreuzrelief), die Grabplatte für Abt Christian (Nr. 427: Relief Abtsstab), die figurale Grabplatte für Albrecht und Ulrich von Closen (Nr. 428: Ritter in Ritzzeichnung und historisierende Gotische Majuskel) und die Gedenktafel für die Familie Rottau (Nr. 441†: Auflistung der Familienmitglieder) dar.

Bei den meisten Inschriften handelt es sich um Sterbeinschriften (Nr. 417†, 418, 419, 421, 423†, 424, 425, 426, 427, 428, 429†, 430, 431, 433, 434, 436†, 438, 439) – oft mit biographischen Ergänzungen wie ex nostra congregatione eligitur (Nr. 417†), fundator cellae principum (Nr. 419) oder quondam plebanus s. pauli in patavia (Nr. 421). Daneben gibt es auch Grabbezeugungen meist mit Sterbevermerk (Nr. 432, 435†, 437, 440), eine Gedenkinschrift ohne Sterbevermerk (Nr. 420), Grab- oder Gedenkinschriften in Versform (Nr. 422†, 423†, 424) sowie die Auflistung der Mitglieder der Familie Rottau (Nr. 441†), die inhaltlich stark an das eingangs erwähnte Verzeichnis der Klostergönner in Cgm 5609 aus dem 15. Jahrhundert erinnert.

Da leider weder die Klostergeschichte – bis auf die Frühzeit98) – noch die Baugeschichte der Abtei bislang ausreichend aufgearbeitet sind, muss eine nähere zeitliche Einordnung der Gedenkplatten bis auf weiteres unterbleiben. Die hier vorliegende Arbeit kann die Denkmäler nur auflisten, beschreiben und grob beurteilen. Vor welchem historischen Hintergrund sie angefertigt wurden, ist weiterhin ein Desiderat der Forschung.

Ein ähnliches, jedoch jüngeres Phänomen findet sich in Kößlarn. Hier wurden – wiederum unter der Regie des Klosters Aldersbach – im 18. Jahrhundert Gedenkplatten für Aldersbacher Professen, die in Kößlarn als Vikare tätig waren, angefertigt. Die Objekte stammen aus der Zeit um 1738 von dem Obernberger Bildhauer Johann Michael Jörg99). Dabei wurden auch ältere Grabplatten überarbeitet, mit neuen Reliefs und ergänzenden Inschriften im Stil des 18. Jahrhunderts versehen (vgl. Nr. 127 und 203).

6. Nicht aufgenommene Inschriften

Bei der Bearbeitung der Inschriften der heute im Landkreis Passau gelegenen Teile der Bezirksämter Vilshofen und Griesbach wurde – wie für alle Bände des Deutschen Inschriftenwerks gefordert – größtmögliche Vollständigkeit angestrebt. Dennoch wurde bewusst auf die Aufnahme einiger Stücke verzichtet. Um dem interessierten Leser die Möglichkeit zu geben, auch diese Stücke in eigene Überlegungen einzubeziehen, werden sie hier aufgelistet. Aufgezählt werden auch einige Stücke, die in der Literatur für den Bearbeitungszeitraum reklamiert werden, aber inzwischen sicher später datiert werden müssen, ebenso verzeichnet wurden Stücke, deren Provenienz für das Bearbeitungsgebiet nicht als hinreichend gesichert gelten kann. Ein besonderes Problem im Bearbeitungsgebiet [Druckseite 49] stellen die Wandmalereien dar, von denen viele in späterer Zeit so stark überarbeitet wurden, dass von einer Neuschöpfung gesprochen werden muss. Hier wurde im Einzelfall über die Aufnahme in den Katalog entschieden, nicht im Katalog verzeichnete Specimina sind hier aufgelistet. Nicht aufgeführt werden Stücke, deren Provenienz oder Entstehungszeit eine Aufnahme in den Inschriftenband unstrittig ausschließen.

Stark überarbeitete Inschriften (besonders Wandmalereien)

– Aunkirchen, Stadt Vilshofen, Pfk. Heiligkreuzauffindung

Beischriften zu Wappenschilden (1545). Innen, im Chor, am Gewölbe. Im Feld zwischen dem Ostjoch und dem nordöstlichen Joch. Inschrift in gemaltem Schriftband, darunter Wappenschild, darunter Jahreszahl 1545; im Feld zwischen dem Ostjoch und dem südöstlichen Joch Inschrift, darunter Wappenschild. Die in Gotischer Minuskel ausgeführten Beischriften, vermutlich Inschriften von Stiftern, wurden bei der Restaurierung so stark verfälscht, dass kein sinnvoller Text mehr rekonstruiert werden kann. Die Wappenbilder zeigen einmal einen Elefanten, einmal einen Blütenkranz, auch hier ist jedoch mit stark verfälschenden Eingriffen des Restaurators zu rechnen.

– Kößlarn, Pfk. und Wallfahrtsk. Hl. Dreifaltigkeit

Beischriften zu Deckenmalereien des Chores (vgl. Kdm NB XXI (Griesbach) 161). Der Chor der Pfarrkirche zeigt Deckenmalereien mit einer Darstellung des Lamm Gottes und der vier Evangelistensymbole. Sowohl die Malereien als auch die Beischriften sind deutlich als Werk der Renovierung von 1912 erkennbar. Die Ausführung der Gotischen Minuskel ist sehr ungelenk. Die den Symbolen beigefügten Evangelistennamen weisen die für die Erbauungszeit anachronistische Abkürzung St. für Sankt auf. Der Ursprungsbefund ist nicht mehr rekonstruierbar.

– Kriestorf, Gde. Aldersbach, Fk. St. Otmar

Kreuztitulus. Innen, Langhaus, Nordwand, im ersten Joch von Osten. Kruzifixus mit Maria und Johannes, am Kreuz Titulus. Die heutige Fassung der Darstellung verdankt sich eindeutig dem Restaurator des Jahres 1913. Ob es vorher bereits ein Wandgemälde gab, kann nicht geklärt werden.

– Kriestorf, Gde. Aldersbach, Fk. St. Otmar

Beischriften zu zwei Rundscheiben, Hl. Georg und Hl. Martin. Innen, Langhaus, Südseite, erstes Fenster von Osten: zwei in zwei Bahnen nebeneinander angebrachte Rundscheiben, jeweils mit Darstellung des Ritterheiligen zu Pferd mit Drachen bzw. Bettler und Umschrift in Gotischer Minuskel. Wohl anlässlich der Kirchenrestaurierung von 1913 restauriert. Die beiden Scheiben sind stark überarbeitet, die bildliche Darstellung wurde ohne Rücksichtnahme auf die Beschriftung ergänzt, sodass der Originalbestand der Beschriftung nicht mehr rekonstruiert werden kann.

– Mittich, Gde. Neuhaus am Inn, Pfk. Mariä Himmelfahrt

Beischrift zu einer Deckenmalerei auf einem Schriftband. Innen, Langhaus, zweites Joch von Westen. Die Schrift wurde bei der Restaurierung so entstellt, dass zwar die angezielte Schriftart, eine Gotische Minuskel, zu erkennen ist, die Einzelformen wurden jedoch so nachgezogen, dass kein Text, ja kaum mehr einzelne Buchstaben nachvollzogen werden können.

– Rotthalmünster, Pfk. Mariä Himmelfahrt

Bauzahl 1473. Innen, südliches Seitenschiff, Ostwand. Arabische Zahl mit Vierer in Form eines halben Achters und aufgerichtetem Siebener. Da die Form des aufgerichteten Siebeners in der Zeit im Bearbeitungsgebiet sonst noch nicht belegt ist, ist die Jahreszahl verfälschend restauriert, der Originalbefund nicht mehr erkennbar.

– Rotthalmünster, Pfarrkirche Maria Himmelfahrt

Bauzahl 1479. Innen, am Chorbogenscheitel. Arabische Zahl mit Vierer in Form eines halben Achters und lambdaförmigem Siebener. Der Originalbefund erscheint unsicher. Kdm berichten von einer Jahreszahl 1452 an derselben Stelle, die jedoch zur Aufnahmezeit übertüncht war. Mutmaßlich [Druckseite 50] bezieht sich Kdm auf ein älteres Photo100). Die Form der Jahreszahl auf diesem Photo entspricht wohl nicht dem Originalbefund: Erkennbar ist an der Zehnerstelle ein Zeichen in Form einer sich öffnenden spitzen Klammer. Eine solche Form ist mit keiner gängigen Ausprägung einer arabischen Ziffer in Einklang zu bringen. Bei späteren Restaurierungsarbeiten wurde die Jahreszahl in der heutigen Form angebracht. Unklar ist, ob hierfür die Freilegung eines Originalbefundes als Vorlage diente101) oder ob es sich um eine Neuschöpfung handelt.

– Rotthalmünster, Pfarrkirche Maria Himmelfahrt

Bauzahl M479. Innen, im nördlichen Seitenschiff, an der Ostwand. Das Baudatum zeigt eine Kombination aus dem römischen Zahlzeichen M für Tausend – hier in Form eines Versals aus dem Bereich der Gotischen Majuskel – und arabischen Ziffern. Als charakteristische Formen des 15. Jahrhunderts findet sich Vierer in Form eines halben Achters und lambdaförmiger Siebener. Da die obenstehenden Jahreszahlen in Frage gestellt wurden, ist auch bei diesem Baudatum Vorsicht geboten. Es kann nicht als gesichert gelten, dass die Zahl auf einem Originalbefund beruht.

Inschriften ungesicherter Provenienz

– Buchenöd, Gde. Aidenbach, ehem. Wallfahrts-, heutige Friedhofskirche Maria Himmelfahrt

Glocke mit Inschrift in Gotischer Minuskel, datiert 1482 (Kdm NB XIV (Vilshofen) 21). Die heutige Friedhofkirche Maria Himmelfahrt wurde 1717–1722 errichtet. Eine Wallfahrt ist seit 1670 belegt. Die Glocke kann daher nicht ursprünglich für die Kirche in Buchenöd gegossen worden sein und wurde auch erst nach dem Bearbeitungszeitraum hierhin verbracht. Die Provenienz ist unbekannt.

– Haidenburg, Gde. Aldersbach, Schlosskap. St. Anna

Bildbeischrift und Künstlernennung des Johannes Seidl in Fraktur auf einem Altarbild Anna Selbdritt (Kdm NB XIV (Vilshofen) 141). Im Chor, an der Wand über dem Tabernakel. Die Provenienz des als Leihgabe aus dem Besitz der Familie von Aretin in der Kapelle befindlichen Bildes konnte nicht geklärt werden. Die Aretin besaßen Haidenburg erst ab 1806, ob sie das Bild nach Haidenburg mitbrachten oder ob es zum Bestand des Schlosses gehörte, ist unklar. Eine Anfertigung für Haidenburg oder eine Verbringung in das Schloss im Bearbeitungszeitraum ist damit nicht gesichert.

– Kronberg, Stadt Griesbach, Wallfahrtsk. Maria Schutz

Glocke, datiert 1442 (vgl. Kdm NB XXI (Griesbach) 179). Die Wallfahrtskirche Maria Schutz auf dem Kronberg ist ein neugotischer Bau (Baubeginn 1847, Kirchweihe 1852). Der Ursprung der Wallfahrt ist in die Mitte des 17. Jahrhunderts zu datieren, eine erste einfache Holzkapelle ist für 1686 nachgewiesen, sie hat im Laufe des 18. Jahrhunderts mehrere Umgestaltungen und Neubauten erfahren. Die von Kdm belegte Glocke aus dem Jahr 1442 muss aus einer anderen Kirche in die Wallfahrtskirche umgesetzt worden sein. Ihre Provenienz ist noch ungeklärt.

– München, Bayerisches Nationalmuseum

Bet- bzw. Tischpult102) mit Gebetsanrufung und Namensnennung Etzels, Graf von Ortenburg (nachweisbar von 1378 bis 1446103)). Inv.-Nr. MA 2629. Vom Bayerischen Nationalmuseum 1859 wohl aus dem Kunsthandel erworben104). Die Provenienz des Stückes ist unklar. Eine eindeutige Zuordnung nach Ortenburg auf Grund des mobilen Charakters des Stückes und der Lebensgeschichte Etzels ist nicht vorzunehmen.

[Druckseite 51]

– Tambach, Schloss

Im Schloss zu Tambach werden einige Gemälde mit Beischriften aufbewahrt, die Mitglieder der Familie Ortenburg zeigen105). Die Herkunft ist nicht gesichert. Zu nennen sind: ein Gemälde Joachims von Ortenburg, das 1590 datiert ist und ihn ausdrücklich CHVRPFÄLTZISCHER STATTHALTER / ZV AMBERG bezeichnet. Dieser Beisatz macht eine Provenienz aus Amberg wahrscheinlich. Ein Gemälde Graf Antons von Ortenburg mit Beischrift in Kapitalis stammt sicher aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Der Zusatz EINE ZIER SEINES GESCHLECHTS weist es vermutlich als ein Medium im Kontext einer Eheanbahnung aus, sodass auch hier der ursprüngliche Standort unklar ist.

– Ortenburg, Schloss

Beischriften zu zwei Kaisertondi (16. Jh. ?). Innen, Südflügel, erstes Obergeschoß, Treppenraum vor der Schlosskapelle, Ostwand. Runde Medaillons (Dm. 60 cm) mit Umschrift und Kaiserbüste in antikisierender Tracht im Hochrelief. Provenienz und Material unklar, evtl. Gipsabgüsse. Eine Identifizierung mit zwei der von Pötzlinger geschaffenen 53 „Rundöl“ (vgl. Dinzinger, Hans Pötzlinger 163, die eine solche Zuschreibung nicht vornimmt) erscheint willkürlich. Die Provenienz und der Zeitpunkt, zu dem die Tondi in das Ortenburger Schloss kamen, ist unklar.

Nach dem Bearbeitungszeitraum zu datierende Inschriften

– Aidenbach, Gasthaus zur Kirche

Scheitelstein am Portal mit Jahreszahl 1616, Hausmarke und Initialen W und E. Neu nach altem Vorbild (?); auf den beiden Bogensteinen daneben BA // 1950.

– Kößlarn, Pfk. und Wallfahrtsk. Hl. Dreifaltigkeit

Grabinschrift für die Aldersbacher Professen Georg und Sigismund (vgl. Kdm NB XXI (Griesbach) 170). Innen, im nördlichen Seitenschiff, im ersten Joch von Westen, an der Nordwand. Die Grabplatte bietet eine Umschrift mit dem Todesdatum 1483 in einer stark stilisierten Gotischen Minuskel, die Gestaltung des Reliefs und die Gestaltung der Inschrift im Bildfeld weisen die Platte eindeutig in das 18. Jahrhundert. Auch die Gotische Minuskel zeigt Schriftformen, die in das 18. Jahrhundert weisen. Die Platte verdankt sich vermutlich den Bemühungen des Aldersbacher Conventualen und Pfarrers von Kößlarn Simon Gensöder (Vikar 1736–1740), der noch weitere vom Bildhauer Jörg geschaffene Platten in der Klosterkirche stiftete.

– Mittich, Gde. Neuhaus am Inn, Pfk. Mariä Himmelfahrt

Jahreszahl 1498 auf der Rückseite eines Tafelbildes (Kdm NB XXI (Griesbach) 204). Innen, Langhaus, Chorbogenwand, Nordseite. Tafelbild, Maria mit dem Kind, von einem Flügelaltar, der 1498 von dem Passauischen Landrichter der Abtei Karl von Rottau und seiner zweiten Ehefrau Sibilla, geb. Messenbeck zu Schwend, gestiftet wurde (vgl. Rutz, Land an der Rott 152). Die Rückseite zeigt eine Darstellung des Schweißtuchs, darunter die Jahreszahl. Unklar ist, ob die Bemalung der Rückseite und die Jahreszahl im Zusammenhang mit der Bemalung der Vorderseite entstanden ist, daher auch, ob die Jahreszahl zeitgenössisch oder im Sinne eines Gedenkens an die Altarstiftung später angebracht wurde. Für eine spätere Datierung spricht die Form des Vierers, der im Gegensatz zu allen anderen zeitgleichen Vierern des Bearbeitungsgebietes bereits aufgerichtet ist.

– Söldenau, Gde. Ortenburg, Privatbesitz

Reste einer Spruchinschrift auf dem Fragment mutmaßlich eines Altars oder Epitaphs. Vermutlich aus Schloss Söldenau, heute in Privatbesitz106). Reste eines Frieses, Gebälks und Kapitels eines Pilasters aus einem Stück Rotmarmor. Auf dem Fries sichtbar sind die Enden von zwei Zeilen einer Beschriftung in Kapitalis, mutmaßlich von einem Spruch. Auf Grund der Gestaltung des [Druckseite 52] Fragments und der Ausführung der sehr linearen Kapitalis scheint eine Datierung in die zweite Hälfte des 17. oder in das 18. Jahrhundert wahrscheinlich.

– Tambach, Schloss

Im Schloss in Tambach gibt es eine Reihe Gemälde von Mitgliedern der Familie Ortenburg (s.o.). Einige davon dürften von einer Ahnengalerie aus Ortenburg stammen107). Die Beischriften auf diesen Bildern sind jedoch auf Grund des Schriftbefundes jüngeren Datums und wurden daher nicht aufgenommen.

– Würding, Gde. Bad Füssing, Pfk. Mariä Himmelfahrt

Sterbeinschriften für Martin Poganus und Martin Pardt auf je einer Priestergrabtafel (vgl. Kdm NB XXI (Griesbach) 340f.). Außen, am Chor, an der südöstlichen Wand, erste Platte von Westen, zweite von oben (Poganus) bzw. an der Westseite des östlichen Pfeilers (Pardt). Beide Tafeln tragen Beschriftungen in einer Gotischen Minuskel des 19. Jahrhunderts. Während das Täfelchen für Martin Poganus, das in der Mitte einen Kelch in Ritzzeichnung trägt, zum Bestand des 17. Jahrhunderts gehört haben kann, ist die Tafel für Pardt eine Neuschöpfung. Eine etwaige Ursprungsbeschriftung ist auf der Tafel Poganus nicht erkennbar.

Inschriftenreste

– Ortenburg, ev. Pfarrkirche (Marktkirche)

Reste von Beischriften zu Fragmenten einer Wandmalerei. Innen, Chor, Nordwand, erstes Joch von Westen. Madonna im Strahlenkranz, darüber Jahreszahl 1512 und Schriftband mit Inschriftenresten, noch lesbar M[---], links davon Blume, deren Stängel von Schriftband umwunden ist, keine Beschriftung mehr erkennbar, rechts Baum, ebenfalls von Schriftband umwunden, Inschriftenreste, erkennbar [---]d[---]. 1573 übermalt, durch eine später eingefügte Wandnische zum größten Teil verloren, im 20. Jahrhundert freigelegt.

– Mittich, Gde. Neuhaus am Inn, Pfk. Mariä Himmelfahrt

Reste eines Kreuztitulus (16. Jh.). Innen, in der Vorhalle an der Westwand. Drei Kruzifixe, in der Mitte Christus am Kreuz mit Resten des Titulus in Gotischer Minuskel, links und rechts die beiden Schächer, im Hintergrund Bäume und bergige Landschaft. Unter dem Kreuz Christi Maria und Johannes der Evangelist. Malerei stark verblasst, in der Mitte senkrecht ein Streifen mit fast vollständigem Verlust.

– St. Salvator, Privathaus

Inschriftenreste auf dem Fragment einer Rotmarmorplatte (vgl. Huber, Mittelalterliche Klosteranlage Abb. 14). Im Privatbesitz. Vermutlich unterer Rand einer Rotmarmorplatte mit dem Rest eines Wappenschildes und einiger Schaftoberteile von in Gotico-Antiqua ausgeführten Buchstaben.

– Steinkirchen, Gde. Ortenburg, ev. Kirche

Reste eines Kreuztitulus (1474–1518) (Kdm NB XIV (Vilshofen) 309, Fig. 247). Innen, Chor, Südwand, erstes Joch von Westen. Zwei Reihen mit Darstellung der Vierzehn Nothelfer, darüber Kruzifixus mit Maria und Johannes, am Kreuz Reste des Titulus in Gotischer Minuskel.

Unzugängliche Inschriften

– Maierhof, Gde. Ortenburg, Kap. St. Lucia

Glocke, 15. Jh.‒16. Jh. (Kdm NB XIV (Vilshofen) 198). Kdm belegt eine Glocke mit einer Beschriftung in „spätgotischer Minuskel“, die auch zur Zeit der damaligen Erfassung nicht autopsiert werden konnte. Die Glocke befindet sich unzugänglich im Dachreiter der Kapelle, die Inschrift konnte deshalb nicht erfasst werden.

Texte ohne gesicherte inschriftliche Ausführung

– Gedenkinschrift für Abt Wolfgang Marius, von seinem Nachfolger, Bartholomäus Madauer, verfasst. Überliefert nur von Nessel, Supplementum Bruschianum p. 84. Dort der Hinweis, Madauer habe die inschriftliche Ausführung veranlasst. Die Angabe zur inschriftlichen Ausführung ist bei Brusch häufig, auch für Texte, die nie als Inschriften existierten. Keine andere Quelle überliefert, dass Bartholomäus Madauer ein Denkmal für seinen Vorgänger schaffen ließ.

Text nach Nessel, Supplementum Bruschianum.

Wolffgangus Marius hoc marmore conditur Abbas
Lux studij et vera Relligione parens.
Cui semper pietas, cultus, reverentia, virtus,
Candida pax, mores complacuere graves.
Huic igitur merito constructa est ista tabella,
Quae reddat memores nominis usque sui.
Occidit ut lustres vitae ter tempora quinque
Contigit: Et gelido reddidit ossa solo.

– Grabinschrift (Epitaph) für den Abt Simon. Von Abt Wolfgang Marius verfasster Text für seinen Vorgänger, überliefert in Clm 1851 fol. 159v. Nessel, Supplementum Bruschianum p. 82 gibt an, der Text sei „Saxo insculptum“ gewesen, dies ist der einzige Anhaltspunkt für eine mögliche inschriftliche Ausführung, die anderen Quellen belegen dies nicht. Standort im Kloster Aldersbach unbekannt. Inschriftliche Ausführung unwahrscheinlich. Marius verfasste mehrere Grabgedichte, die nie inschriftlich ausgeführt waren, so auch für den Abt Johannes Riemer (vgl. Clm 1851 fol. 160v).

Text nach Gloning, Gedichtesammlung.

Anno milleno quingentenoque primo,
Septembrisque die undena venerabilis Abbas
Symon grandeuus mortales deserit auras
Membris his gelidus sub Christi pace sepultus
Cui Christus requiem donet pius ipse perennem

– Gedenkinschrift für die Klostergründung des Abtes Wolfgang Marius, mehrfach in Aldersbacher Quellen überliefert (BHStA KL Aldersbach 15 p. 11; BHStA KL Aldersbach 17 p. 12; BHStA KL Aldersbach 68b fol. 1r), jedoch nur in einer Handschrift des 18. Jahrhunderts, BHStA KL Aldersbach 68b, mit einem Hinweis auf eine inschriftliche Ausführung an der bereits nicht mehr vorhandenen Fassade der Klosterkirche.

Text nach BHStA KL Aldersbach 15.

Sustulit Ecclesiam nostram dignissim(us) Otto
Babenbergensis Praesul sub origine prima
Tunc licet exiguo censu uel iure refertam
Praeposito Ascuinno Fundator credidit atque
Ad Superos Anno Sanctus migrauit eodem
Canonici paucis sedem tenuere diebus
Secedunt moniti: mox coepta ubi templa relinquunt
Ordo subintrauit Bernardi clar(us) in orbe
Qui tunc per mundu(m) primo surgebat ab ortu
Virtutum et radios late spargebat in omnes

Sonstiges

– Karpfham, Gde. Bad Griesbach, Pfarramt

Seelenverzeichnis von 1562 (vgl. Gruber, Michael, Geschichtliches von Karpfham. In: Niederbayerische Monatsschrift 3 (1914) 33–37. Mit Edition des Textes). Holzbretter mit Papier in Buchform verbunden. Beschriftungen in Schreibschrift.

– Rottersham, Gde. Ruhstorf an der Rott, Fk. St. Nikolaus

Bemalung der Emporenbrüstung. Die Emporenbrüstung zeigt eine monochrome Bemalung mit buchstabenähnlichen Zierzeichen. Es handelt sich um reine Zierformen, nicht um eine Beschriftung.

– Vilshofen, Kapuzinerkloster (abgegangen)

Nachricht über die Grundsteinlegung (1644) (Loseblatt in BHStA KL Fasz. Vilshofen 797/25). In einem Akt über den Bau des Kapuzinerklosters findet sich ein Blatt mit Angaben zu dem Grundstein beigefügten Unterlagen, genannt sind Unterlagen in Charta und in Plumbo. Ungesichert ist, wie die beigefügten Unterlagen gestaltet waren, ob es sich um ein beschriftetes Bleitäfelchen oder ein in einem Bleibehältnis verpacktes Blatt handelte. Die Länge des Textes legt eine schreibschriftliche Ausführung, ob in Papier, Pergament oder Blei, nahe, ebenso der im gleichen Faszikel aufbewahrte Bericht des Johann Warmund von Pienzenau, der von dem Grundstein eingelegten Reliquien und Unterlagen spricht.

– Vilshofen, Pfk. St. Johannes der Täufer

Eckher (Cgm 2267/1 p. 22) überliefert eine Gedenkinschrift für die Klosterstifter Heinrich und Schweiker Tuschl, die jedoch mutmaßlich erst nach dem Erfassungszeitraum angefertigt wurde. Zudem erscheint der Text fehlerhaft.

  1. Zur Geschichte des ehemaligen Bezirksamtes vgl. HAB Altbayern I, 29 (Vilshofen). »
  2. Zur Geschichte des ehemaligen Bezirksamtes vgl. HAB Altbayern I, 27 (Griesbach). »
  3. Zur älteren Literatur zur Klostergeschichte vgl. Lübbers, Rechnungen 23*f., der zu Recht eine wissenschaftlich fundierte Klostergeschichte als Desiderat der Forschung bezeichnet. »
  4. Zur Frühgeschichte des Klosters vgl. Boshof, Anfänge passim. »
  5. Vgl. Lübbers, Rechnungen 37*f. »
  6. Vgl. Hartig, Annalen, passim. »
  7. Vgl. Geier, Traditionen Asbach 23*-36*, zusammengefasst auf 33*. Stift Lambach, Benediktinerabtei/Pol. Bez. Wels-Land/OÖ. »
  8. Prüfening, ehem. Benediktinerabtei, heute Stadt Regensburg. »
  9. Zur Geschichte Hartkirchens vgl. Festschrift Hartkirchen. »
  10. Zur frühen Geschichte Hilgartsbergs, die für den Inschriftenstandort nicht relevant ist, vgl. HAB Altbayern I,27 (Deggendorf) 248–251. »
  11. Zu Hofkirchen vgl. HAB Altbayern I, 27 (Deggendorf) 296–302, zum Edelsitz im Markt 287. »
  12. Vgl. HAB Altbayern I,27 (Deggendorf) 254. »
  13. Zur Geschichte Karpfhams vgl. Gruber, Geschichtliches von Karpfham. »
  14. Vgl. Rutz/Asenkerschbauer, Mariä Himmelfahrt. »
  15. Vgl. HAB Altbayern I,19 (Griesbach) 87. »
  16. Vgl. HAB Altbayern I,31 (Pfarrkirchen) 117. »
  17. Vgl. HAB Altbayern I,31 (Pfarrkirchen) 332–335. »
  18. Vgl. HAB Altbayern I,19 (Griesbach) 106. »
  19. Zur Geschichte der Ortenburg vgl. Hausmann, Grafen passim. »
  20. Vgl. dazu Steininger, Evangelisch doch passauisch, passim. »
  21. Vgl. HAB Altbayern I,19 (Griesbach) 83–87. »
  22. Vgl. HAB Altbayern I,19 (Griesbach) 115. »
  23. Vgl. DI 80 (Landkreis Passau 1) XXXII»
  24. Vgl. Schmeller, Deutsche Handschriften 1, 238 http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/bsb00008214/images/index.html?id=00008214&fip=193.174.98.30&no=&seite=246 »
  25. Vgl. Schmeller, Deutsche Handschriften 1, 249 http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/bsb00008214/images/index.html?id=00008214&groesser=&fip=193.174.98.30&no=&seite=257 »
  26. Vgl. https://www.bayerische-landesbibliothek-online.de/grabsteinbuch»
  27. Vgl. hierzug auch Hubensteiner, Eckher von Kapfing 139. »
  28. Vgl. zu Johann Franz Eckher von Kapfing Hubensteiner, Eckher von Kapfing, darin zum Grabsteinbuch 138f. »
  29. Vgl. hierzu https://www.bayerische-landesbibliothek-online.de/prey»
  30. Beschreibung bei Kudorfer, Deutsche Handschriften 114ff. »
  31. Eine der jüngsten Datierungen findet sich auf p. 77 unter dem Jahr 1660. »
  32. Vgl. genauer hierzu online Geschichtsprojekt Joseph Pamler (https://www.pamler.aidenbach.de/pfarrchroniken.html). »
  33. Zu Meister Erhart vgl. Halm, Süddeutsche Plastik I, 88–97 und Seufert, Preu/Zeller-Epitaph passim. »
  34. Vgl. hierzu DI 67 (Stadt Passau) XLII»
  35. Die beiden ersteren hat bereits Volker Liedke in seinem Nachlass in einem Ordner zu Meister Erhart gesammelt. »
  36. Zwei signierte Werke Meister Erharts weisen denselben Schrifttyp auf, der auch schon in der Stadt Passau für Erhart konstatiert werden konnte, vgl. zu Passau DI 67 (Stadt Passau) XLII, zu den signierten Platten vgl. Seufert, Preu/Zeller-Epitaph 321–326: der signierte Wappenstein der Judner ist für die Schriftbeschreibung irrelevant, da er außer dem E der Signatur keine Inschrift aufweist. »
  37. Liedke, Zisterzienserabtei 25, Abb. 19. »
  38. Halm, Süddeutsche Plastik I, 28; auch Czerny, Spätgotische Grabplatte 28f.; Miller, Meister 144f.; Liedke, Zisterzienserabtei 25. »
  39. Vgl. hierzu Miller, Meister 145; ihm folgt wohl Liedke, Zisterzienserabtei 25; zu den Denkmälern vgl. DI 67 (Stadt Passau) Nr. 172 und 196»
  40. Vgl. DI 67 (Stadt Passau) XLIII»
  41. Vgl. DI 67 (Stadt Passau) XLIIf. »
  42. DI 67 (Stadt Passau) Nr. 173, Abb. 74. »
  43. So auch Halm, Süddeutsche Plastik I, 231; Kdm NB XIV (Vilshofen) 40f.; Liedke, Zisterzienserabtei 25. »
  44. Vgl. bes. Liedke, Marginalien passim, dort bes. zum Frühwerk sowie zu den Werken zwischen 1500 und 1512 44–57. »
  45. Vgl. DI 67 (Stadt Passau) XLIIIf. »
  46. Vgl. Liedke, Marginalien Abb. 15. »
  47. Kdm NB XXI (Griesbach) 53. »
  48. Leonhardt, Salzachgebiet 99–112. »
  49. Liedke, Burghauser Sepulkralskulptur passim, besonders 128 und 138: er nennt in Zusammenhang mit der Nachfolge Sickingers keinen Sigmund Rueder. »
  50. DI 72 (Niederösterreich 3: Pol. Bez. Krems) LXIII-LXVII»
  51. DI 72 (Niederösterreich 3: Pol. Bez. Krems) LXIV: Tabelle mit Nachzeichnung der Versalien. »
  52. Liedke, Paumgartner-Epitaph passim, zum Denkmal Wolfgang Paumgartners 42ff., Abb. 13 und 16; im Nachlass Liedke, im Ordner zum Meister von Braunau, gibt es eine handschriftliche Liste Liedkes, in der er das Asbacher Stögerdenkmal unter den Werken der „Braunauer Werkstatt“ auflistet. »
  53. Vgl. hierzu bes. Liedke, Paumgartner-Epitaph Abb. 2 (Epitaph für Doktor Wolfgang Paumgartner in Stubenberg, Oberösterreich). »
  54. Vgl. Halm, Süddeutsche Plastik I, 246 (mit falscher Namensnennung); ihm folgt Kdm NB XIV (Vilshofen) 45, vgl. hierzu auch Nr. 214»
  55. DI 72 (Niederösterreich 3: Pol. Bez. Krems) Nr. 184, Abb. 102. »
  56. Kdm NB V (Vilsbiburg) 276, Fig. 206. »
  57. Kdm NB XVII (Deggendorf) 221, Fig. 185; zur Zuschreibung vgl. Kdm NB V (Vilsbiburg) 276. »
  58. Halm, Süddeutsche Plastik II, 180f. »
  59. Ehret, Hans Wertinger 63–65; Um Leinberger 273. »
  60. Vgl. Ehret, Hans Wertinger 69–71; Liedke, Hans Wertinger Abb. 6 und 7. »
  61. Vgl. DI 67 (Stadt Passau) XLIV sowie Nr. 531 und 660»
  62. Vgl. zur Gotico-Antiqua bei Jörg Gartner Epp, Epigraphische Minuskel 173–183. »
  63. Vgl. hierzu Epp, Epigraphische Minuskel 183–185. »
  64. Liedke, Paumgartner-Epitaph passim. »
  65. Vgl. hierzu Epp, Epigraphische Minuskel 188–190. »
  66. Vgl. hierzu Epp, Epigraphische Minuskel 185f. »
  67. Vgl. hierzu auch Baltolu, Rolle Fraktur 353f. »
  68. Vgl. hierzu auch Baltolu, Rolle Fraktur 353. »
  69. Dieser Gruppe könnte eventuell auch die Inschrift für Abt Lienhart (Leonhard) Rosnperger (†1534) im Zisterzienserstift in Wilhering, Pol. Bez. Linz-Land/OÖ, zugewiesen werden. Das Material ist momentan im Rahmen der Deutschen Inschriften in Bearbeitung. »
  70. Vgl. hierzu Epp, Epigraphische Minuskel 194f. und DI 67 (Stadt Passau) Lf. »
  71. Vgl. DI 67 (Stadt Passau) LII»
  72. Vgl. hierzu Dinzinger, Hans Pötzlinger 49. »
  73. Vgl. hierzu auch diverse von Joachim in Auftrag gegebene Gedenktafeln in der Ortenburger Kapelle am Dom in Passau, wo ebenfalls kein einheitlicher Schrifttyp herausgearbeitet werden konnte, vgl. DI 67 (Stadt Passau) LIIf. »
  74. Vgl. hierzu DI 67 (Stadt Passau) LV und besonders Nr. 544, Abb. 149 (Grabplatte des Wolf Huber 1553) und DI 80 (Landkreis Passau 1) XLIX und Nr. 102 (Grabplatte des Sigismund Pleuer 1557). »
  75. Vgl. hierzu Dinzinger, Hans Pötzlinger 181–185. »
  76. Vgl. Nr. 289 (Epitaph für Hans Steuber 1581), 291 (Wappengrabplatte für Johannes Volmetius †1584), 293 (Epitaph für Hans Teichstetter †1585), 294 (Wappengrabtafel für Hans Teichstetter), 295 (Epitaph für Andreas Hofmann †1585). »
  77. Vgl. DI 80 (Landkreis Passau 1) LI: Dort entfielen rund 51% auf Inschriften des Totengedenkens. »
  78. Zum Sonderfall der Platte für Albrecht von Closen vgl. Nr. 428»
  79. Die Übergabe des Kelches galt seit dem frühen Mittelalter als zentraler Akt der Ordination der Priester, mit der traditio calicis verband sich die Übertragung der priesterlichen potestas. »
  80. Vgl. DI 67 (Stadt Passau) Nr. 150, Abb. 70; vgl. zu den Einflüssen Meister Erharts bei diesem Stück auch Einleitung 23»
  81. Vgl. die Wappengrabplatte für Adelheid von Aichberg DI 67 (Stadt Passau) Nr. 173, Abb. 74; vgl. hierzu auch Einleitung 24f. »
  82. Vgl. DI 80 (Landkreis Passau 1) Nr. 115, Abb. 61. »
  83. Vgl. z.B. DI 67 (Stadt Passau) Nr. 39, Abb. 19 für eine Platte mit Helm im Feld und Nr. 43, Abb. 21 für eine Platte mit Vollwappen. »
  84. Das älteste dort erhaltene Grabdenkmal ist die Tumba für Heinrich IV. von Ortenburg, vgl. DI 67 (Stadt Passau) Nr. 111»
  85. Vgl. DI 67 (Stadt Passau) Nr. 637»
  86. Vgl. zu Pötzlinger und seinem Schaffen in Ortenburg Dinzinger, Hans Pötzlinger, passim. »
  87. Für Auskünfte zu den Glocken sei dem Glockensachverständigen der Diözese Passau, Herrn Rudi Bürgermeister, herzlich gedankt. »
  88. Zumindest zwei jüngere Wallfahrtskirchen im Bearbeitungsgebiet, Maria Himmelfahrt in Buchbach und Maria Schutz Kronberg, Stadt Griesbach, haben ältere Glocken, deren Provenienz ist jedoch ungeklärt (vgl. Kapitel „Nicht aufgenommene Inschriften“). »
  89. Vgl. dazu zuletzt DI 62 (Weißenfels) Nr. 9 und DI 64 (Querfurt) Nr. 7†. »
  90. Inschriften, die soweit entstellt wurden, dass eine Rekonstruktion der ursprünglichen Beschriftung nicht mehr möglich ist, werden im Kapitel „Nicht aufgenommene Inschriften“ der Einleitung aufgelistet. »
  91. Im deutschen Inschriftenwerk werden bloße Jahreszahlen bloß bis zum Ende des 15. Jahrhunderts erfasst. »
  92. Vgl. z.B. DI 67 (Stadt Passau) Nr. 860 (Maria Hilf Passau). »
  93. Vgl. allgemein DI 67 (Stadt Passau) LXIII»
  94. Vgl. Cgm 5609 p. 53–54. »
  95. Vgl. hierzu MGH Necrologia Germaniae IV, 3f. »
  96. Vgl. Vorschlag Maders in Kdm NB XIV (Vilshofen) 51 zum Denkmal für Abt Christian (Nr. 427) und 55 zum Denkmal für Gebhard von Hirschbergs (Nr. 420). »
  97. http://www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/projekt-BSB-cgm-pdfs/Cgm%205608.pdf »
  98. Vgl. Lübbers, Rechnungen passim. »
  99. Vgl. hierzu Kdm NB XXI (Griesbach) 166f. sowie diverse Künstlersignaturen auf Denkmälern in der Kirche. »
  100. Kdm NB XXI (Griesbach) 244; für die Übersendung einer Kopie des älteren Photos sei Herbert Reinhart und Eberhard Brand, Rotthalmünster, herzlich gedankt. »
  101. Eine eingehende Restaurierung der Raumschale fand 1984 statt, vgl. BLfD Ortsakten Rotthalmünster, Rechnung des Restaurators Hans Mayrhofer, München, vom 2.10.1984: hierin allgemein „Die Rankenmalerei in den Gewölbezwickeln: Durch Abnehmen der Übermalung und noch vorhandenen Kalkschichten freigelegt, einretuschiert, Schadstellen und fehlende Malerei in Caseintechnik ergänzt.“ Unklar ist, ob davon auch die Jahreszahl betroffen war. »
  102. Für die Hilfe bei der Untersuchung des Stückes sowie bei der Provenienzforschung gilt unser Dank Herrn Dr. Sybe Wartena, Bayerisches Nationalmuseum München. »
  103. Hausmann, Grafen 26 (IX.6). »
  104. Vgl. hierzu BNM Doku. 2-Renn. 31.1 sowie ebenda Zettelkatalog MA 2501–3000. »
  105. Für den Hinweis und die Hilfe bei der Bearbeitung sei Stefan Wild, Ortenburg, sowie Heinrich Graf zu Ortenburg, Tambach, herzlich gedankt. »
  106. Herrn Stefan Wild, Ortenburg, Herrn Wolfgang Huber, Söldenau und Herrn Jörn Geisler, Ortenburg, sei für den Hinweis auf das Fragment, den Zugang zu dem Stück und die Anfertigung photographischer Aufnahmen herzlich gedankt. »
  107. Für Hinweise dazu sei Stefan Wild gedankt, vgl. zur Ahnengalerie auch Wild, Ahnensaal passim. »